Die Hexenwoche - Oktober 2004
Politik
von Ulrike Pammer
Wir wissen kaum etwas darĂŒber, wie das politische System in der Zaubererwelt funktioniert. Auf den ersten Blick scheint das politische System, dass die Zauberer haben nicht sehr stark von dem unseren abzuweichen, wenn man allerdings nĂ€her hinsieht, dann tut es das gewaltig.
Wie funktioniert das politische System in der Zaubererwelt?
Was wir wissen ist, dass es ein Zaubereiministerium gibt, und dass Cornelius Fudge Zaubereiminister ist. In Band 3 wird auch erwĂ€hnt, dass Fudge Kontakt zu Muggleministern hatte, um sie von der Flucht von Sirius Black zu informieren. Mehr erfĂ€hrt man aber nicht darĂŒber, in welchem VerhĂ€ltnis das Zaubereiministerium zu den Muggelministerium steht.
GrundsÀtzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie das VerhÀltnis zwischen den Muggeleministerien und dem Zaubereiministerium aussehen könnte:
1) Das Zaubereiministerium ist total unabhÀngig von den Muggleministerien und der Muggelregierung. Das Zaubereiministerium arbeitet nur mit den Muggleministerien zusammen wenn dieses unbedingt nötig ist. (Wie es bei Sirius war.)
2) Das Zaubereiministerium ist eines von vielen Muggleministerien. Das wĂŒrde bedeuten, dass der Vorgesetzte von Cornelius Fudge der britische Premieminister ist.
Ich finde, dass die erste Möglichkeit viel wahrscheinlicher ist als die zweite. Denn erstens kann ich mir kaum vorstellen, dass die Zauberergemeinschaft, die gröĂtenteils Muggel gegenĂŒber eher skeptisch eingestellt ist, sich von Muggelregierung oder Ministerien irgendetwas anordnen lassen wĂŒrde und zweitens sieht man in Band 5 eindeutig, dass Fudge sein Verhalten anscheinend vor keinem Vorgesetzten rechtfertigen muss. In der ganzen Reihe war es immer Fudge allein, der die Entscheidungen getroffen hat. (z.B. die Entscheidung, dass er Hagrid in der KdS nach Askaban schickt, wurde von Fudge allein getroffen.) AuĂerdem sagt Dumbledore im Fk, dass Fudge derjenige sein wird, der die Verantwortung fĂŒr Voldemorts erneuten Aufstieg ĂŒbernehmen muss, wenn er nicht handelt. Das alles deutet darauf hin, dass Fudge allein seine Entscheidungen trifft. Offen ist auch, wie man Zaubereiminister wird. In den BĂŒchern wird z.B. nie etwas von Wahlen erwĂ€hnt.
Klar ist allerdings, dass man als Zaubereiminister (fast) grenzenlose Macht besitzt. WĂ€hrend des fĂŒnften Bandes gelingt es Fudge, den Tagespropheten so zu manipulieren, dass er nur das schreibt, was Fudge will. AuĂerdem deutet Dumbledore in Band 5 an, dass Fudge wĂ€hrend des Sommers einige Gesetze nach seinen Vorststellungen geĂ€ndert hat (OdP, S. 179). Der Zaubereiminister hat anscheinend auch das Recht, jemanden ohne Gerichtsverfahren nach Askaban zu schicken so wie es Fudge mit Hagrid in der KdS getan hat. Obwohl das Ministerium eigentlich kaum Einfluss auf Hogwarts haben sollte, erlĂ€sst Fudge mit Umbridges Hilfe mehrere ErlĂ€sse, die Harry das Leben schwer machen. GrundsĂ€tzlich kann man also sagen, dass der Zaubereiminister unzĂ€hlige Möglichkeiten hat die Zauberergemeinschaft zu beeinflussen. Fudges Verhalten in Band 5 erinnert stark an ein diktatorisches Regime. Er kontrolliert die Medien und lĂ€sst seine politischen Gegner unglaubwĂŒrdig machen. AuĂerdem droht er jeden, der im Ministerium arbeitet und Dumbledore glaubt, die KĂŒndigung an.
Warum der Zaubereiminister soviel Macht hat, kann ich mir nur dadurch erklĂ€ren, dass dies Notwendig war, als Voldemort an der Macht war. Der Zaubereiminister musste damals in der Lage sein, schnell wichtige Entscheidungen allein zu treffen. Allerdings ist es einigen Zauberern offensichtlich egal, dass sie gegen die Gesetze des Zaubereiministeriums verstoĂen. AuĂerdem gibt es viele Beispiele dafĂŒr, dass kriminelle Handlungen von Zauberern nicht geahndet werden. Ein Beispiel hiefĂŒr ist beispielsweise dass Mundungus Fletcher mit gestohlenen und verbotenen Waren handelt und anscheinend noch nie vom Ministerium geschnappt wurde. Obwohl der Zauberminister ziemlich viel Macht hat, kann er anscheinend schnell abgelöst werden, wenn das die Zauberer und Hexen wollen.
Wer kommt als neuer Zaubereiminister in Frage?
Im "World Book Day"-Chat (4. MĂ€rz 2004) sagte Jo, dass es in Band 6 einen neuen Zaubereiminister geben wird. Ich hoffe, dass man dadurch etwas mehr darĂŒber erfahren wird, wie der Zauberminister gewĂ€hlt/bestimmt wird. Auf ihrer offiziellen Homepage sagte Jo auch, dass Mr. Weasley nicht der nĂ€chste Zaubereiminister sein wird. Ich weiĂ, dass - nachdem man gesehen hat, wie sich Fudge im OdP und im FK benommen hat - versucht ist zu denken, dass jeder besser fĂŒr diesen Posten geeignet ist, als Fudge. Doch das stimmt meiner Meinung nach nicht.
Einige Fans glauben, dass der nĂ€chste Zaubereiminister ein AnhĂ€nger Voldemorts sein wird. Ich bin nicht dieser Ansicht, da Dumbledore, der Orden und alle Voldemort Gegner jetzt sicher jemanden als Zaubereiminister haben wollen, von dem sie hundertprozentig wissen, dass er auf ihrer Seite steht. Zum GlĂŒck macht es nĂ€mlich den Anschein, dass die Mehrheit der Hexen und Zauberer auf der Seite des Ordens stehen. Doch selbst die Tatsache, dass jemand auf der Seite des Ordens steht, bedeutet nicht, dass derjenige das Richtige tut. Das beste Beispiel dafĂŒr ist Barty Crouch senior, der zwar auf der Seite des Orden war, aber Unschuldige ohne Beweise und Gerichtsverfahren nach Askaban bringen lieĂ (z.B. Sirius Black).
Sirius sagte im Fk, dass dunkle Zeiten bei manchen Menschen das Beste zum Vorschein bringen und bei anderen das Schlimmste. Deswegen reicht es nicht, dass der neue Zaubereiminister auf der richtigen Seite steht und gute VorsÀtze hat. Er sollte die Grenze ziehen können, die Barty Crouch senior nicht ziehen konnte. Denn eins ist klar: Wer immer der neue Minister sein wird, er und alle Hexen und Zauberer haben noch dunkle Zeiten vor sich. Aber die Inhaftierung von Unschuldigen wird an dieser Tatsache nichts Àndern.
Es gibt viele Spekulationen darĂŒber, wer der nĂ€chste Minister sein wird. Ich glaube, dass es jemand sein wird, der dem Orden nahe steht, aber kein Mitglied des Ordens ist. Denn erstens sollte der neue Minister unabhĂ€ngig sein und zweitens wĂŒrde das Chaos ausbrechen, wenn der Minister getötet oder verletzt werden wĂŒrde, was ausschlieĂt, dass er gleichzeitig ein aktives Mitglied im Orden und Minister ist. Wie gefĂ€hrlich es sein kann, ein aktives Mitglied im Orden zu sein, ist uns in Band 5 ja schmerzhaft klar gemacht worden.
Cornelius Fudges Entwicklung von Band 1 bis 5
Ich möchte noch einmal auf Cornelius Fudge zurĂŒckkommen. Er hat sich innerhalb der ersten 5 BĂŒcher ziemlich weiterentwickelt (leider nicht zum Besseren). In Band 1 sagt Hagrid folgendes ĂŒber ihn:
"Deshalb hat Cornelius Fudge die Stelle bekommen. Gibt keinen gröĂeren StĂŒmper. Schickt also Dumbledore jeden Morgen ein Dutzend Eulen und fragt ihn um Rat." (SdW, S. 74)
Obwohl sich Dumbledore bis zum Ende von Band 4 nie abschĂ€tzig ĂŒber Fudge Ă€uĂert, lĂ€sst Hagrids Bemerkung darauf schlieĂen, dass Dumbledore schon im ersten Band nicht sehr viel von Fudge hĂ€lt. Denn Hagrid wĂŒrde sich kaum abschĂ€tzig ĂŒber jemanden Ă€uĂern, den Dumbledore schĂ€tzt. In der KdS lĂ€sst Fudge Hagrid verhaften, obwohl es keine Beweise gibt, die gegen Hagrid sprechen. Im Grunde hat Fudge Hagrid nur verhaften lassen, weil er nicht wollte, dass man ihm vorwerfen kann, er hĂ€tte nichts getan. Fudge ist egal, ob er einen unschuldigen Mann nach Askaban schickt oder nicht, solange er damit seinen Posten absichert. In Band 3 glaubt er Harry nicht, weil das das Einfachste ist. Wenn Fudge zugegeben hĂ€tte, dass das Ministerium Sirius Black 13 Jahre grundlos gejagt hat und den wahren Verbrecher einen Orden verliehen hat, dann hĂ€tte das einige Probleme mit sich gebracht. Im Grunde tut Fudge immer dass, was fĂŒr ihn am einfachsten und bequemsten ist. Er fragt sich nicht, was richtig ist, sondern was er tun kann um möglichst lange im Amt zu beleiben und was ihn und dem Ministerium die wenigsten Probleme verursacht.
Ich habe vor Band 4 immer gedacht, dass Fudge im Grunde harmlos ist. Es hĂ€tte zwar bessere Kandidaten fĂŒr den Posten des Ministers gegeben, aber Fudge machte seine Sache ganz gut bis auf einige Fehler, fĂŒr die er nichts konnte. Im Nachhinein gesehen hĂ€tte man schon in Band 2 und 3 sehen sollen, dass Fudge alles tut um seinen Job zu behalten, und dass das eine sehr gefĂ€hrliche Entwicklung ist.
Wer immer der nÀchste Zaubereiminister sein wird: ich hoffe instÀndig, dass er seinen Job besser als sein VorgÀnger macht. Denn Fudge hat in Band 5 ganz deutlich gezeigt, was man als Zaubereiminister anrichten kann.
Wie viele Fans bin ich der Meinung, dass Dumbledore einen hervorragenden Zaubereiminister abgeben wĂŒrde. Allerdings bin ich mir sicher, dass er einen triftigen Grund hat, dass er nicht Minister werden will. Klar, er will Hogwarts nicht verlassen, aber das ist sicher nicht der einzige Grund. Was immer der Grund dafĂŒr ist, wir werden ihn sicher noch erfahren und ich kann es kaum erwarten bis es soweit ist.