Warwick Davis
im Interview
Neben Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson ist er einer der wenigen Schauspieler, die bisher in jeder Harry-Potter-Verfilmung mitgespielt haben.
Er wirkt unscheinbar, ist oft hinter einer dicken Schicht Make-up verborgen und trotzdem sind es seine Szenen, die beim Publikum ein Schmunzeln hervorrufen. Wir haben Warwick Davis, Darsteller des Professor Flitwick, in London getroffen, um herauszufinden, ob er auch im siebten Harry-Potter-Film, "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes", wieder mit von der Partie sein wird.
Wieso er darüber hinaus Krawatten verkaufen möchte, warum er noch immer an den Weihnachtsmann glaubt und weshalb Daniel Radcliffe und Co bessere Schauspieler sind als viele Erwachsene, mit denen er schon zusammen gearbeitet hat - das und vieles mehr verrät Warwick Davis im exklusiven Interview mit Harry Potter Xperts:
Du hast deine Karriere 1981 mit Star Wars angefangen. Seitdem hat es große Fortschritte in der Welt der Spezialeffekte gegeben. Wie war das für dich?
Stimmt, seitdem ich angefangen habe zu schauspielern hat sich die Technik sehr verändert. Das Interessante daran ist, dass Filmemacher heute alle diese Techniken zur Verfügung haben, aber trotzdem nie nur eine davon benutzen. Sie verwenden eine Vielzahl von Techniken, um ein Ergebnis zu erzielen, ähnlich wie ein Magier zaubert. Ein Magier benutzt auch nicht nur eine Methode bei einem Zaubertrick, sondern verschiedene, damit das Publikum weiter raten muss. Gerade als sie dachten sie hätten es herausgefunden, benutzt der Magier eine andere Methode.
Wenn ich heute eine Maus angucke auf einem Tisch, bin ich viel freier in der Art wie ich sie anschaue und mit ihr agiere als früher. Ich bin nicht mehr so eingeschränkt, weil die meine Hand am Computer sogar so weit bearbeiten können, dass es so ausschaut, als würde ich die Maus tatsächlich in der Hand halten. Früher musste ich meine Hand dagegen ziemlich genau positionieren, um einen Charakter hochzuheben, weil sie es ansonsten nicht hinbekommen hätten. Es erlaubt mir also mehr Freiheiten.
Bist du immer damit einverstanden wie sie arbeiten?
Ja, meistens sieht es super aus, oder nicht? Obwohl ich nicht glaube, dass man so lange so weiter machen sollte bis man uns Schauspieler mit computergenerierten Versionen unserer selbst ersetzt, egal wie realistisch das aussehen mag. Ich glaube einfach, dass das Publikum einem das nicht abkauft. All diese Technologien haben ihren Platz, aber wenn sie Oberhand nehmen, dann erkennt das Publikum das sofort.
Erzähl mal, ist es schwierig mit noch jungen Schauspielern zu arbeiten?
Das werde ich häufiger gefragt. Ich bin als Schauspieler aufgewachsen seit meinem elften Lebensjahr also war ich selbst in der Situation, in der sie sich jetzt befinden, auf Filmsets zu sein und diesen außergewöhnlichen Lifestyle zu haben.
Lass‘ uns erst über Daniel Radcliffe und Co in Harry Potter sprechen. Sie sind einige der professionellsten Schauspieler, mit denen man sich wünschen könnte zu arbeiten. Als Neulinge wollten sie einfach ihr Bestes geben. Sie wollten ihre Eltern stolz machen und sie wollten die Leute, für die sie arbeiten, stolz machen. Also wussten sie immer ihren Text, waren immer voll da und waren immer pünktlich.
Erst wenn man älter wird als Schauspieler, neigt man dazu ein bisschen selbstgefälliger zu werden. So nach dem Motto „Die können jetzt mal auf mich warten…“. Dann ist man automatisch auch weniger professionell. Deshalb finde ich sie fantastisch, ich meine wirklich wirklich gut. Sie alle haben einen großartigen Sinn für Humor, sind sehr vernünftig und dasselbe gilt auch für die Pevensie-Kinder in Narnia. Sie waren ebenso enthusiastisch, motiviert und professionell und lieben das, was sie tun genau so. Das stellt andere Schauspieler, mit denen ich zusammengearbeitet habe, weit in den Schatten. Die sind mittlerweile eher so drauf wie „Oh, das Wort sage ich aber nicht! Das mache ich auf keinen Fall und das hier ziehe ich nicht an.“ Macht doch einfach euren Job…
Du bist einer der erfahrensten Schauspieler in "Prinz Kaspian". Hast du den Jungschauspielern irgendwelche Ratschläge geben können?
Die haben offenbar gar keine gebraucht! Sie hatten ja schon "Der König von Narnia" gemacht, kannten also jeden und wirkten einfach so als hätten sie sich schon sehr gut eingelebt. Das war ziemlich faszinierend mit anzuschauen.
Welchen Rat kannst du denn all denen geben, die selbst Schauspieler werden wollen?
Das hört sich jetzt langweilig an, weil ich wie ein Elternteil klinge: Nicht mit der Schule aufhören, das ist sehr wichtig. Schauspielern ist ein sehr harter Beruf. Manchmal bekommt man keine Aufträge oder Leute sagen, dass man schlecht ist, und wenn man dann nicht wirklich mit Herz und Seele dabei ist, gibt man zu leicht auf. Man muss an sich selbst glauben und es einfach versuchen. Aber glaube nicht, dass es über Nacht geschieht. Und mache es nicht nur, weil du berühmt werden willst. Das ist der falsche Weg. Tu es, weil es dir Spaß macht. Der Ruhm ist nur ein Nebenprodukt der Schauspielerei.
Ein gutes oder ein schlechtes?
Manche sagen ein gutes, manche sagen ein schlechtes. Das hängt davon ab, wie du es betrachtest. Für mich ist es in einer Art gut. Nur selten mischt sich die Schauspielerei so sehr in mein Leben ein, dass ich nicht mehr weiß, wie ich damit umgehen soll. Es ist einfach einer der Nebeneffekte von dem, was ich als Schauspieler mache, und manchmal ein sehr schmeichelhafter und netter. Ist es nicht toll, durch eine Stadt zu laufen, in der du noch nie warst, und jemand sagt: „Hi Warwick!“ Das ist total seltsam, aber es passiert. Die Leute fangen an zu wissen, wer du bist, und du weißt nicht, wer sie sind. Und natürlich ist es super, immer einen Tisch in einem Restaurant zu bekommen (lacht)!
Also nie seinen Traum aufgeben?
Genau, gib nie deinen Traum auf! Vergewisser dich, dass du leidenschaftlich bei der Sache bist und wirklich Schauspieler werden willst, aber zur selben Zeit gehe weiterhin zur Schule. Weil, selbst wenn du älter und ein erfolgreicher Schauspieler bist, gibt es immer noch Zeiten, in denen du keine Arbeit hast. Und das sind dann die Momente, in denen du dich auf deine Ausbildung verlassen kannst und sie benutzt, um andere Dinge zu machen, so lange du auf Aufträge wartest. Du musst also dazu in der Lage zu sein, zwei Sachen gleichzeitig zu tun.
War das bei dir genau so?
Ja, ich leite eine Agentur nebenbei, die andere kleine Schauspieler repräsentiert. Ich produziere auch Shows. Meine Geschäfte konzentrieren sich also auf den Entertainment-Bereich.
Ich habe aber total viele Ideen! Ich will zum Beispiel anfangen, Krawatten zu verkaufen. Für einige Menschen, die richtig groß sind, sind Krawatten nämlich zu kurz. Sie ziehen sie an und es sieht einfach komisch aus, findest du nicht? Oder sie versuchen sie länger zu machen, aber dann ist sie zu dünn, weil sie dafür den dünnen Teil verwenden müssen. Und für mich ist eine Krawatte einfach zu groß. Wenn ich eine anziehe, dann ist der Krawattenknoten riesig, weil ich das dickere Ende benutzen muss. Also denke ich mir, dass ich doch Krawatten produzieren könnte, die für sehr große und sehr kleine Menschen gedacht sind.
Krawatten Extrem.
Krawatten Extrem, genau! Ich wollte das eigentlich Groß Klein Krawatten nennen, aber Krawatten Extrem gefällt mir auch.
Wirst du im nächsten Harry-Potter-Film dabei sein?
Ich hoffe doch! Nächsten Februar fangen die Dreharbeiten an und bis dahin hoffe ich, dass Flitwick es bis ins Skript schafft. Ich bin mir sicher, er wird es. Es wäre einfach schön, in allen Filmen dabei zu sein.
Wurdest du denn schon gefragt?
Noch nicht. Aber ich kenne da eine Menge Leute und es schaut gut aus.
Viel Glück!
Danke! Ich freue mich schon darauf, den sechsten Film zu sehen. Haben den vor Ewigkeiten abgedreht (lacht).
Stimmt. Die Harry-Potter-Filme sind ein wenig wie ein Märchen für Erwachsene. Glaubst du selbst noch an Zauberei, den Weihnachtsmann und all das?
Na klar! Ich glaube an Zauberei, an Wunder, einfach an alles! Zumindest fühlt sich mein Leben so an. Ein bisschen denke ich immer „Gott, ich bin echt ein Glückspilz!“.
Gibt es eine Rolle, die du unbedingt einmal spielen möchtest?
Ich wäre sehr gerne in der Filmversion von "Der kleine Hobbit", wenn sie den machen. Ich weiß, dass sie es tun und das wäre schön. Was noch? Ich mache gerne Comedy, also würde mir Comedy auch gefallen. Ich versuche schon immer, ein wenig Humor mit Flitwick in Harry Potter einzubringen. Es gibt da immer lustige Szenen, weil ich einfach gerne Spaß habe, und die scheinen auch ganz gut anzukommen.
Du hast mal in einem Interview gesagt, dass man Schauspieler aus ihrer comfort zone heraus bewegen muss, damit sie sich öffnen. Wie wäre es also, wenn ich dir, um dich aus deiner comfort zone zu bewegen, jetzt zehn Sekunden gebe, um mir etwas von dir zu verraten, das du noch nie zuvor in einem Interview preisgegeben hast?
Wow, das ist eine gute Frage. Zehn von zehn Punkten dafür! Etwas, das ich noch nie jemandem in einem Interview erzählt habe… hmm. Was sag ich bloß? (ein wenig später) Wirklich sehr gut, die Frage… hmmmm. (noch ein wenig später) Ich reise gerne im Wohnwagen!
Wie kommt’s?
Dafür habe ich nicht nur einen interessanten, sondern auch einen guten Grund. Als Schauspieler bin ich immer in Hotels. Wenn wir also Urlaub machen, dann sind Hotels für mich keine Besonderheit mehr. Also nehmen wir den Wohnwagen mit, denn der ist auch ein zu Hause. Und macht Spaß!
Habt ihr einen eigenen Wohnwagen?
Ja, mit Fernseher, Satelliten-TV, Duschen, Toiletten, alles sehr schön! Einfach an ein Auto hängen und los geht’s, das ist super! Und wenn man ankommt, kann man den Wohnwagen abkoppeln und die Gegend mit dem Auto erkunden!
Wohin fahrt ihr denn am liebsten?
Wir fahren gerne in den Lake District im Nordwesten Großbritanniens. Nur in Europa waren wir noch nie.
Dies hier ist Europa…
(lacht) Warum habe ich das nur gesagt?! Ich habe noch nie den Reiz verspürt, in ein anderes europäisches Land zu fahren, meinte ich – so ist besser, danke. Und jetzt weißt du auch, warum hierüber noch nie jemand berichtet hat!
to the English version of this interview
© Harry Potter Xperts 2008