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Rufus Beck im Interview - Teil 1

Weiß Rufus Beck mehr als wir nach dem sechsten Harry-Potter-Buch? Ob er ein wahrer Harry-Potter-Fan ist und darüber, wie es für Harry ist, nie ein Kind sein zu dürfen.


Wie würden Sie das sechste Harry-Potter-Buch beschreiben?

Das sechste Harry-Potter-Buch ist als ob man ein riesiges Werk in der Mitte durchschneidet und sagt „Das ist das eine Buch und das andere Buch kommt nächstes Jahr.“ Dieses Buch ist wie der Zwischenband vor dem großen Showdown. Der Prolog, bevor es wirklich zum Abschluss kommt. Es wirft lauter Fragen auf und ich habe keine Ahnung, wo das alles hinführen wird. Ich weiß nicht, was aus Harry wird. Ich weiß nicht wie es mit Dumbledore weitergeht. Ich weiß schon gar nicht, was mit Snape und Malfoy geschehen und was mit Voldemort sein wird? Was wird aus der Menschenwelt? Was wird aus der Liebe zwischen Ginny und Harry? Was wird aus den anderen? Was wird aus der Schule? Stellen wir uns mal vor, Joanne K. Rowling würde jetzt alle umkommen lassen und das Böse würde gewinnen. Dann wären alle entsetzt. Wahrscheinlich würde es dem Buch auch schaden. Daher ist es schon enorm wichtig wie diese Geschichte aufhört. Vielleicht wird sie auch so aufhören, dass sie offen bleibt. Vielleicht macht Joanne K. Rowling keinen Schlusspunkt. Ich weiß es nicht. Und gerade diese Tatsache, dass man eben nicht genau weiß, was passieren wird, macht die Geschichte so spannend.


Sie scheinen ja richtig mit den Charakteren mitzufiebern. Demnach sind Sie ein waschechter Harry-Potter-Fan?

Das lässt sich leicht beantworten. Ich mache nur die Dinge, die ich gerne tue und von denen ich überzeugt bin. Und wenn ich nicht von den Harry-Potter-Romanen überzeugt wäre, dann würde ich die Hörbücher zu ihnen sicherlich nicht machen.


Was fasziniert Sie so an den Romanen über den Zauberlehrling?

Mich fasziniert an ihnen, dass man durch sie über sieben Jahre lang das Leben von Menschen beobachtet und daran teilhat. Und dass die Helden als Kinder angefangen haben und als Erwachsene aufhören werden. Mit der Zeit hat sich aber auch das Genre dieser Literatur verändert. Alles fing mit einem Kinderbuch an, ging über Fantasy, Abenteuer und Märchen weiter zu einem Entwicklungsroman bis hin zum Politkrimi. Das finde ich von der Dramaturgie her sehr interessant.


Wenn sie die Harry-Potter-Geschichten charakterisieren müssten, welchen Hauptgedanken sähen Sie in ihnen?

Als Leitmotiv empfinde ich bei Harry Potter die Suche nach seiner verlorenen Kindheit. Er konnte nicht Kind sein, als er seine Eltern verloren hat, denn erst sie lassen einen Kind sein, und er konnte nicht Kind sein, als er nach Hogwarts kam. Stattdessen hat Harry eine Aufgabe und trägt große Verantwortung. Die Eltern nehmen einem solch eine Verantwortung normalerweise ab. Sie geben einem gewisse Grenzen, innerhalb derer man spielen darf und das Kind muss nicht vernünftig sein. All das, was Kindheit bedeutet, die Naivität, das Sorglose und das Unschuldige, hat Harry vermisst. Der Leitgedanke bei Harry Potter ist die Suche nach dieser Kindheit und damit letztendlich auch die Suche nach seinen Eltern, nach dem Warum. Harry versucht zwar, das Böse auszuschalten und die Macht Voldemorts zu brechen, aber Voldemort ist als Mörder seiner Eltern auch gleichzeitig der Grund dafür, dass er keine Kindheit hatte. Und ohne Kindheit kann niemand wirklich erwachsen werden. In Hogwarts musste Harry trotzdem immer erwachsen, verantwortungsbewusst und ein Held sein. Das ist ein sehr schönes und berührendes Thema, sozusagen die Meta-Ebene der Harry-Potter-Romane. Das muss man nicht marktschreierisch herausbrüllen, aber das schwingt in den ganzen Geschichten mit. Und nicht etwa der Zauberersport Quidditsch oder die Kämpfe, weder die Muggel- noch die Zaubererwelt. Das ist einzig und allein die Geschichte von diesem Jungen, der als Säugling, seinem Tod davongekommen, ausgesetzt wurde und davon, was er bewirkt. Man verfolgt diese Geschichte bis er Adoleszent ist und in der Erwachsenenwelt aufgenommen wird. Das wird im nächsten und letzten Harry-Potter-Band sein.


 
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