von lütfen
„Sie haben es mir versprochen! Sie haben mir zugesagt, dass Sie warten würden, bis ich meine Antwort von der Uni erhalten habe. Sie haben es versprochen.“
„Hermine, es tut mir leid, aber dieses Paar hat Simeon mehr zu bieten, als Sie es können.“ „Nein! Sie wissen genau, dass das nicht stimmt. Das einzige, dass Simeon von ganzem Herzen will, ist mit seinem Bruder zusammen zu sein und das verwehren Sie ihm. Ich verstehe nicht warum.“
„Ich bin froh für jedes Kind, das neue Eltern bekommt Hermine.“
„Sie bekommen neue Eltern. Mich! Ich bin alles, was die Kinder brauchen.“
Severus klappte das Buch zu und verließ leise das Zimmer. „Meine Damen, wären Sie so freundlich und würden ihr Gespräch auf ein anderen Ort verschieben. Die Kinder schienen erschöpft.“ Hermine sah ihn aufgelöst an. Es schmerzte ihn, sie so zu sehen. Fast, als wäre ihre Welt untergegangen. „Sie nimmt mir Simeon weg Severus. Sie gibt ihn einfach weg. „Hermine, seien Sie vernünftig. Es ist nicht sicher, dass Sie den Platz an der Uni bekommen und selbst wenn doch, sie sind im Prinzip noch ein Kind.“
„Mrs Jonas, richtig? Ein Kind, dass Ihnen eine beachtliche Summe in ihr Waisenhaus gebracht hat, wobei ich mich frage, wo das Geld hin fließt. Ich kenne Lucius gut, ich hätte mehr erwartet, aber wenn ich mir ihre Schuhe und ihre Ohrringe so ansehe, beantwortet sich meine Frage von selbst. Ich darf wohl auch annehmen, dass Paar, dass den jungen Simeon aufnehmen will, ist nicht ohne Mittel. Ich bin ziemlich sicher, wenn ich jetzt in ihr Büro gehe und in die oberste Schublade ihres wahrscheinlich neuen Schreibtisches sehe, entdeckte ich dort einen Scheck, auf dem ich sicherlich den Namen dieses Paares fände, oder?“
Ungläubig schaute Hermine die Frau an. Jetzt, da Severus es erwähnte, sah auch Hermine, wie edel sie aussah. Nichts war mehr zu sehen von der heruntergekommenen ausgezerrten Frau. Ihr Blick wanderte zu ihrem Gesicht. Einem schuldbewussten, ertappten Gesicht.
„Das...wie..nein! Wie konnten Sie? Ich habe Ihnen vertraut. Lucius hat Ihnen vertraut. Ich...Das wird nicht ohne Folgen für sie bleiben. Ist Ihnen klar, dass das Verkaufen von Kindern eine Straftat ist? Sie...“ Mrs Jonas Gesicht wurde hart. „Falsch! Ich habe lediglich eine Spende entgegen genommen, nichts weiter. Diese Leute sind die perfekten Eltern für Simeon.“ Hermine lachte spöttisch. „Es gibt keine perfekten Eltern! Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass Sie sich dringend nach einem neuen Job umsehen sollten.“ Mrs Jonas lächelte. „Ach Hermine, sind Sie sicher, dass Sie das tun wollen? Denken Sie, wenn jemand anderes das Waisenhaus leitet, haben Sie auch nur entfernt eine Chance, die Kinder zu bekommen?“
Hermine schluckte. „Sie sprechen sich immer für Moral und Recht aus, aber im Grunde sind Sie genauso korrupt, wie jeder Normalsterbliche. Oder haben Sie nicht darauf gebaut, die Kinder zu bekommen, weil Sie Lucius Malfoy ins Spiel gebracht haben, weil Sie Harry Potters Freundin sind, weil sie an der Vernichtung an ihm dessen Namen nicht genannt werden darf, beteiligt waren? Doch, ich denke, genau das haben Sie.“
Hermine schaute sie fassungslos an. Was war mit dieser Frau plötzlich los? Sie war so freundlich gewesen und hatte sich so gut um die Kinder gekümmert und jetzt kam heraus, dass sie korrupt war? Hermine wandte den Blick ab. Sie konnte die Frau nicht ansehen. „Sie können sich nicht annähernd vorstellen, wie enttäuscht ich von Ihnen bin Mrs Jonas. Nicht annähernd. Ich gebe zu, ich habe meine Verbindungen ausgenutzt, aber ich habe diesem Waisenhaus damit helfen wollen. Lucius Unterstützung sollte den Kindern ein besseres Leben ermöglichen, nicht Ihnen! Es sollte andere Menschen darauf aufmerksam machen, wie viele Kinder unter dem Krieg gelitten haben und Ihnen nicht helfen, korrupte Geschäfte zu machen, um die Kinder zu verkaufen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie hier raus fliegen Mrs Jonas. Und ich werde Silas und Simeon trotzdem adoptieren. Und wenn ich dafür meine Verbindungen nutzen muss, dann wird das so sein.“
Hermine schaute die Frau kein einziges Mal an, Severus schon. Er sah die Furcht in den Augen der Frau, die nicht erwartet hatte, dass Hermine trotz der Gefahr Silas und Simeon nicht zu bekommen, gegen sie vorgehen würde. Hermine war zu nett, um anderen Menschen schaden zu wollen. Jedenfalls glaubten das viele Menschen, weshalb so viele versuchten, diese Eigenschaft auszunutzen.
Severus wartete bis Hermine im Zimmer der Kinder verschwunden war, dann drehte er sich zu der Waisenhausleiterin um. „Sie sollten packen gehen. Ihren Job sind Sie los. Es gibt kaum etwas, dass Hermine nicht bekommt, nicht nur dank ihrer guten Verbindungen, sondern auch, weil sie eine sehr mächtige Frau ist. Sie haben sich wirklich die falsche zum Feind gemacht, meine Liebe.“ Mrs Jonas weitete erschrocken die Augen. „Seien Sie nicht dumm. Wenn ich hier nicht mehr bin, dann hat sie keine Chance die Kinder zu bekommen.“
Severus zog die Brauen hoch. „Haben Sie die Kinder nicht bereits an andere Eltern verhökert? Glauben Sie mir, Hermine wird diese Kinder adoptieren!“ Er drehte sich um und lief ebenfalls zum Zimmer der Kinder, um auf Hermine zu warten.
XXXXX
Hermine stand vor den schlafenden Kindern und schaute ihrem ruhigem Schlaf zu. Sie beugte sich zu Simeon herunter und streichelte über seinen Kopf. Er streckte sich ein wenig, drehte sich dann allerdings zur anderen Seite und schlief weiter. Sie drehte sich zu Silas um und erschrak, als sie seine offenen Augen sah, die sie ruhig beobachteten. Sie setzte sich auf sein Bett und fuhr ihm durch sein schwarzes Haar. „Es klappt nicht, oder?“ Hermine schüttelte den Kopf. Er sank zusammen und drehte sich von ihr weg.
Hermine legte ihre Hände auf seine Wangen und drehte ihn zurück. „Silas, es tut mir so leid.“ Er schnaubte. „Silas bitte! Ich werde nicht aufgeben. Ich hole euch zu mir, koste es, was es wolle. Es dauert nur ein wenig länger.“ Ein Hoffnungsschimmer erschien in seinen Augen. „Versprichst du es?“ Hermine nickte. „Ich verspreche es!“ Silas legte seine kleinen Arme um sie und ließ sich von ihr umarmen. Hermine küsste seine Stirn. „Ich muss jetzt gehen, aber ich verspreche dir, ich komme bald wieder.“
Sie küsste ihn ein letztes Mal auf die Stirn und verließ dann das kleine Zimmer. Ohne ein Wort zu verlieren, lief sie an Mrs Jonas vorbei und steuerte auf den Ausgang zu. „Hermine! Wir können doch darüber reden. Ich bin mir sicher, es gibt eine Möglichkeit, dass du eines der Kinder adoptierst.“ Sie antwortete nicht und verließ dicht gefolgt von Severus das Waisenhaus.
XXXX
Sie apperierten in Hermines Wohnung, in der Hermine sich sofort auf das Sofa fallen ließ. „Ich bin so wütend! Diese Person kann sich nicht vorstellen, wie knapp sie mit ihrem Leben davon gekommen ist.“ Severus war unsicher. Sie hatten sich gut verstanden, niemand hatte dem anderen irgendwelche Beleidigungen an den Kopf geworfen, aber das hieß nicht, dass alles wieder war, wie früher. Vorsichtig legte er ihr einen Arm um die Schultern. Erschöpft sah sie auf.
„Weißt du, wie enttäuscht Silas war? Seine Augen...Severus, sie waren so voller Enttäuschung.“ Severus streichelte ihren Arm. „Ich bin sicher, du findest einen Weg, die beiden doch noch zu dir zu holen.“
Hermine lachte bitter. „Da bin ich mir nicht so sicher. Diese unsägliche Frau hat Recht. Niemand wird mir die beiden zusprechen. Nicht in meiner Situation. Studenten sind nicht abgesichert.“
Severus seufzte. Er wusste, es war ein Fehler, ihr diesen Vorschlag zu machen, doch er konnte nicht anders. „“Und wenn jemand für dich bürgt? Jemand, der abgesichert ist?“ Hermine sah überrascht auf. „Was?“ „Wenn jemand im Falle von Problemen für euch sorgen könnte, was wäre dann?“
Hermine stand auf und sah ihn nachdenklich an. „Severus, ich...das kann ich von niemandem verlangen. Das ist eine ungeheure Verantwortung und ich bin überrascht, dass du diesen Vorschlag überhaupt machst, bedenkt man, dass du meine Idee für furchtbar gehalten hast.“ Severus sah ihr fest in die Augen. „Hermine...ich...“ Er brach ab, unfähig, seine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. „Ich bin kein Mann, der frei über seine Gefühle spricht. Ich habe jahrelang genau darauf verzichten müssen. Aber mit dir...Ich habe dir ehrlich gesagt, was ich empfinde, ich habe dir gezeigt, was ich empfinde und viel wichtiger, ich war beinahe immer ehrlich zu dir.“
Hermine runzelte die Stirn. „Ähm..beinahe?“ Severus ignorierte sie. „Tatsache ist, dass ich in deiner Gegenwart ein anderer bin. Ich tue Dinge, die ich nie für möglich gehalten hätte, zu tun. Ich tue diese Dinge für dich. Und genauso würde ich alles dafür tun, dir dabei zu helfen, diese Kinder zu dir zu holen.“ Hermine war baff. So baff, dass sie nicht sprechen konnte und ihn nur anstarrte. „Äh...“
Severus wartete geduldig, bis sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. „Das ist...nett. Ich meine...wow! Wirklich wow.“ Sie schwieg wieder und setzte sich wieder neben ihn. Einen Moment sah sie den Boden an, ehe sie nach seiner Hand griff und ihm ins Gesicht sah.
„Das bedeutet mir wirklich viel. Du hast keine Ahnung, wie viel. Aber...“ Sie runzelte die Stirn. „Ich kann das nicht tun. Ich kann dich da nicht b´mit reinziehen, jedenfalls nicht auf so bindende Art. Das...es wäre falsch, so etwas von dir anzunehmen. Wir sind nicht mehr zusammen, Severus.“
Tja, vielleicht sollten sie diesen Fakt einfach ändern! Er biss sich auf die Zunge, um zu verhindern, dass er seinen Gedanken nicht laut aussprach. Noch nicht. Er musste ihr Zeit geben. Musste ihr die Möglichkeit geben, ein eigenes Leben...Seine Gedanken stoppten und wanderten in eine andere Richtung. Natürlich wollte sie nicht, dass er ihr half. Sie wollte ein eigenes Leben. Sie wollte Selbstständigkeit und wenn er ihr half, dann würde er ihr diese Selbstständigkeit nehmen.
Hermine sah ihn erwartungsvoll an. Wieso sagte er nichts? Wieso konnte er nicht sagen, dass er wieder eine Beziehung mit ihr wollte? Jetzt, wo sie darüber gesprochen hatten...
Wieso konnte er nicht einfach mit ihr reden. Ihr das gleiche Recht zugestehen, wie ihm selbst? Entweder er traf alle Entscheidungen oder es passierte nichts?
Hermine zögerte. Sollte sie etwas sagen? Eigentlich war es nicht fair von ihr, immer von ihm zu verlangen auf sie zuzukommen. Er war wieder und wieder zu ihr gekommen und hatte sie um eine weitere Chance gebeten und immer wieder war sie es gewesen, die ihn von sich gestoßen hatte. Allerdings hatte es bisher auch nicht den richtigen Moment gegeben. Viele Dinge zwischen ihnen waren unausgesprochen gewesen und hätten eine langfristige Beziehung erschwert.
Schweigend standen sie sich gegenüber und musterten sich. Beide nicht wissend, was zu tun war. Hermine nahm ihren Mut zusammen und streckte ihre Hand nach seiner aus. „Ich...“ Sie verstummte wieder. Was sollte sie sagen. `Ich will wieder mit dir zusammen sein, aber mein Leben geht dich trotzdem nichts an!´?
Severus drehte seine Hand in ihrer herum, so dass sich ihre Handflächen berührten. Vorsichtig verschränkte er seine Finger mit ihren. Hermine beobachtete die Bewegungen ihrer Hände genau. Mit neu gewonnener Entschlossenheit sah sie auf und fixierte ihn mit ihrem Blick. „Gib mir noch eine Chance!“ Innerlich fluchte sie. Damenhaft Hermine! Wirklich damenhaft. Fordernder ging es wohl nicht. „Ich meine...Bi..Bitte.“ Severus schaute sie überrascht an.
„Aber, ich dachte du fühlst dich nicht bereit dafür. Für uns.“ Hermine schnaubte. „Das tu ich immer noch nicht, Severus. Wenn du und ich...wenn wir ein wir sind, dann...wirst du mich hassen.“ Severus zog eine Augenbraue hoch, hörte ihr aber weiter zu. „Ich hab mein Leben nicht annähernd geordnet. Nichts steht. Ich bin unentschlossen, zeitweilig depressiv und neurotisch. Ich versuche mit aller Kraft meinen Willen durchzusetzen, egal was dafür oder dagegen spricht. Ich glaube, dass meine Empathie mir Rechte einräumt, die niemandem sonst zustehen und ich verfluche mich und diese Kräfte dafür, denn ich sehe sie nicht als Gabe, sondern als Last. Ich glaube nicht, dass ich in der Lage bin, andere Menschen in meine Entscheidungen mit einzubeziehen und auch dafür gebe ich die Schuld der Empathie. Und ich weiß, dich zu bitten, mir eine weitere...uns eine weitere Chance zu geben, ist ein Fehler, weil du es bereuen wirst, solltest du es tun.“
Severus schwieg und verarbeitete ihre Worte. Das war nichts Neues für ihn. Hermine hatte sich verändert seit er und sie zusammen gekommen waren. Sie war reifer geworden, ernsthafter und oft hatte er sich gewünscht, sie könnte ihre unbeschwerte, alberne Art zurück bekommen. Sie das alles sagen zu hören, überraschte ihn und ängstigte ihn. Er wollte sie zurück, doch er wusste, weder er noch sie würden unter diesen Umständen glücklich werden.
Also sagte er etwas, dass er nie für möglich gehalten hatte, je zu sagen. Sein Inneres verkrampfte sich und alles in ihm sträubte sich dagegen.
XXXXX
TBC
Hohoho...Leute, ihr werdet mich in diesem Moment so hassen...
Ich sitze gerade vor meinem Pc und denke mir:"Hm...Fahre ich morgen in den Urlaub und belasse es vorläufig bei diesem Ende oder schreibe ich heute Abend schnell ein Stückchen weiter, damit meine Leserinnen und Leser mich nicht hassen???"
Dann schaue ich auf die Anzahl der Reviews, die ich für das letzte Kapitel bekommen habe(1!) und denke mir...mal sehen!
Also, bis zum nächsten Mal, wann auch immer das sein wird.
LG lütfen
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel