von lütfen
Hermine ließ sich auf ihre Couch fallen und legte ihren Kopf auf die Rückenlehne. „Weißt du, ich hab nie gewusst, wie man sich fühlt, wenn man von seinem Date sitzen gelassen wird und es mit einem anderen Kerl verschwindet.“ Hermine stöhnte. „Sorry Harry. Ich bin ein furchtbarer Mensch!“ Harry rollte seinen Stuhl neben die Couch und nahm eine ihrer Hände in seine. „Wieso werde ich das Gefühl nicht los, Hogwarts ist für dich ein Ort der Tragik geworden. Was ist passiert?“
Hermine nuschelte absichtlich so, dass Harry sie nicht verstand. „Wie bitte?“ „Ich hatte Sex mit Remus.“ Harrys Mund stand offen. „Remus Lupin? Wie in unserem alten Verteidigungslehrer Remus Lupin?“ Hermine nickte. „Aber WARUM? Ich meine, es ist Remus. Unser väterlicher Freund. Das ist...widerlich.“ Hermine seufzte. „Danke Harry, du hast mich wirklich aufgemuntert. Und er ist dein väterlicher Freund. Nicht meiner. Remus und ich sind nur Freunde.“
Harry hatte das Gesicht immer noch angeekelt verzogen. „Aber, REMUS, ich meine Snape war schon wirklich nah an der Grenze, aber Remus. Wieso. Was ist passiert?“ Hermine stöhnte. „Ich weiß es doch selber nicht. Er war so fertig gestern und ich hab mir Sorgen gemacht. Ich bin in seine Wohnung gegangen und wir haben geredet. Weißt du eigentlich, wie einsam er ist?“ Harry runzelte die Stirn? „Das heißt du hattest Sex mit ihm, um ihm zu zeigen, dass er nicht einsam ist? Ich weiß nicht, ob das die Sache besser macht.“ Hermine schaute ihn das erste Mal seit dem Beginn ihres Gespräches an.
„Natürlich nicht. Wir haben einfach geredet. Ich hab ihm erzählt, wie ich mich fühle und umgekehrt und irgendwie führte eins zum anderen. Aber das ist nicht das schlimmste, Harry. Remus und ich wissen, dass es ein Fehler gewesen ist und es wird nicht nochmal passieren, wenn es nach uns geht.“ Harry zog die Augenbrauen hoch. „Ganz ehrlich, ich sehe nicht, wie die Sache noch schlimmer werden könnte. Ich meine, das war Remus. Und du sagst, er fühlt sich einsam. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass diese ganze Sache das besser gemacht haben soll. Im Gegenteil, ich kann mir kaum schlimmeres vorstellen, außer natürlich Snape erfährt was davon. Ich glaub, das wäre wirklich DAS Schlimmste. Remus hat mir erzählt...“ Er hielt inne, als er Hermines verzweifelten Gesichtsausdruck sah.
„Was? Sag mir nicht, er weiß es schon!“ Hermine nickte. „Er kam einfach in Remus Wohnung und hat uns auf Remus Couch gesehen.“ Harry stützte seinen Kopf auf seine Hände. „Merlin Mine, ist dir klar, was ihr angerichtet habt? Remus hat gesagt, er und Snape wären beinahe so was wie Freunde. Wenn er euch gesehen hat, wird er das Remus nie verzeihen. Nie! Du weißt es am besten. Du kennst Snape.“ Hermine nickte. „Ich weiß Harry. Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht, aber Severus hat kein Recht mehr, wegen solchen Dingen böse zu sein. Er hat Schluss gemacht. Sozusagen.“
Harry verdrehte die Augen. „Ich bitte dich Hermine, wir wissen doch beide, dass Snape seine Gründe hatte und er dich immer noch liebt. Und mit seinem einzigen Freund zu schlafen...“ Hermine sprang von der Couch. „Man Harry, ich weiß, dass das ein Fehler war. Ich brauche dich nicht dafür, mir meine Fehler noch zusätzlich vorzuhalten. Hilf mir lieber eine Lösung für den Schlamassel zu finden.“
Harry seufzte. „Ich weiß nicht, was ich in deiner Situation tun würde, okay. Ich mein... sprich erstmal mit Snape. Ich weiß, dass eure Beziehung vorbei ist, ging von ihm aus, aber er ist verletzt und ich denke, er hat sich Hoffnungen gemacht, vor allem weil du dich um sein Alkoholproblem gekümmert hast. Und du hast mir selber erzählt, dass er mit dir reden wollte. Wer weiß, vielleicht hatte er ja einen Grund für sein beschissenes Verhalten.“
Hermine ließ ein verzweifeltes Wimmern von sich. „Er hat schon mit mir geredet, Harry. Gestern, um genau zu sein. Er hat mir erklärt, warum er getan hat, was er getan hat.“ Harry nickte ihr auffordernd zu. „Und?“ „Er meinte, dass er mich schützen wollte. Er hat gedacht, es wäre besser für mich, weil er so zerstört ist und ich etwas besseres verdient hätte, als ihn.“
Harry seufzte. „So ungern ich das sage, sprich mit Snape.“ Hermine sah ihn ungläubig an. „Seit wann bist du denn zu seinem Befürworter geworden, hä? Er hat mich abgeschossen. Auf grausamste Weise. Ich hab nichts falsches getan.“ Harry sah sie zweifelnd an. „Wenn das so ist, wieso fühlst du dich dann so schlecht?“ Hermine grummelte und ging ins Bad. „Warte nicht auf mich, Potter. Ich bin in Hogwarts.“ Harry lachte und rollte zurück in sein Zimmer.
XXXXX
Umgezogen und halbwegs gefasst, wanderte Hermine durch die Gänge Hogwarts. Sie überlegte, ob sie zuerst Remus besuchen sollte, um zu fragen, wie es ihm ging, doch sie entschied sich dagegen. Bei ihrem Glück würde Severus sie dort sehen und die Situation war schon verfahren genug. Außerdem war das lediglich ein Versuch, der Konfrontation einen Augenblick länger aus dem Weg zu gehen und das brachte nichts. Es war an der Zeit, vernünftig mit Severus zu sprechen. Verdammt. Mit klopfendem Herzen stand sie vor seiner Tür.
Klopfen oder nicht klopfen, das war die große Frage. Sie klopfte.
Es dauerte einen Moment, ehe ihr die Tür geöffnet wurde. Dann fand sie sich dem Zaubertrankprofessor gegenüber. „Hi!“ Jap, definitiv der perfekte Anfang für ihr Gespräch. Hermine wusste, wie es ging. „Guten Tag Hermine.“ Hermine verzog nachdenklich den Mund. „Kann ich rein kommen?“ Severus zögerte einen Moment, dann trat er zur Seite und hielt die Tür weiter auf. Hermine betrat seine Räume und war erleichtert, sie diesmal in einigermaßen ordentlichem Zustand vorzufinden.
Severus schloss die Tür und folgte ihr weiter in sein Wohnzimmer hinein. Hermine wartete, bis er ihr anbot, sich zu setzen und ließ sich dann auf die Couch fallen. Stille trat ein bis Severus sie nach endlos scheinenden Minuten durchbrach. „Was willst du hier Hermine?“ Hermine holte tief Luft. „Ich weiß nicht genau...Ich weiß, ich will mich eigentlich nicht entschuldigen, weil ich absolut nichts falsch gemacht habe. Wir sind nicht mehr zusammen, mit wem ich schlafe, geht dich nichts mehr an, aber es tut mir leid, dass du es mit ansehen musstest und dass es Remus war auch.“
Severus zog die Augenbrauen hoch. „Ich weiß nicht, wieso du denkst, es würde jetzt noch irgendeine Rolle spielen, mit wem du schläfst! Du hast es ziemlich deutlich gemacht, dass du keinerlei Interesse hegst, unsere Beziehung eine weitere Chance zu geben.“ Hermine verdrehte die Augen. „Und wessen Schuld ist das? Wohl kaum meine Severus.“ Severus stand auf. „Hör mal zu Hermine, ich habe einen Fehler begangen und ich habe mich dafür entschuldigt. Ich habe dir versucht meine Gründe zu erklären, aber sie haben dich nicht interessiert. Warum du mir den einzigen Freund nehmen musstest, weiß ich nicht, aber ich denke, dadurch sind wir quitt.“
Hermine stand ebenfalls auf. „Ganz ehrlich Severus, diese ganze Selbstmitleidsnummer steht dir nicht. Und ich habe auch genug davon. Gott, du denkst alles dreht sich nur um dich, oder?“ Severus trat einen Schritt näher. „Wie kannst du es wagen, Hermine. Du hast keine Ahnung, was ich alles geopfert habe, für das große Ganze! Für das Wohlergehen aller anderen.“
Hermine lachte humorlos. „Denkst du, du bist der einzige. Denkst du, da draußen sind nicht auch andere, die in den letzten Jahren gelitten haben? Ich weiß, du hast für den Fehler, den du in deiner Jugend begangen hast bezahlt und ihn mehr als wieder gut gemacht, aber es gibt Menschen, die haben nichts getan, um all das Leid zu verdienen, dass über sie gekommen ist. Hast du die Augen zusammengekniffen, als du im Waisenhaus warst?
Diese Kinder haben absolut nichts getan, um das zu verdienen. Oder Harry. Er hat sein ganzes Leben für die magische Welt gegeben. Er hat seine Kindheit bei furchtbaren Menschen verbringen müssen und wurde in eine Welt geschleudert, in der ihm ein Schicksal auferlegt wurde, dass wirklich niemand verdient hat. Und jetzt, wo er endlich frei von dieser bescheuerten Prophezeiung ist, steht er vor den Scherben seiner Träume. Ja Severus, du bist wirklich der einzige, der in diesem Krieg etwas geopfert hat.“
Severus kniff wütend die Augen zusammen. Es überrascht mich, dass du überhaupt mitbekommen hast, dass ich da war, wo du doch so beschäftigt mit Lucius warst. Und was Mister Potter betrifft, irre ich mich, oder wurde ihm erst kürzlich ein Posten hier angeboten. Ich denke, sein Heldenstatus kommt ihm da sehr gelegen, meinst du nicht Hermine?“ Hermine schnaubte. „Hör dir mal selber zu Severus. Harry hatte nicht das geringste Verlangen, Lehrer hier zu werden. Er wollte Auror werden oder Quidditch spielen, aber weißt du was? ER hat sich damit abgefunden, dass er nicht kann.“
„So rührend das alles klingt, wüsste ich nicht, was das mit der derzeitigen Situation zu tun hat. Ich wollte nicht einmal Zeit meines Lebens, die Profession eines Quidditschspielers oder Aurors aufnehmen, Vielen Dank.“ Hermine schüttelte den Kopf. „Lehrer wolltest du allerdings auch nie werden, Severus. Und wenn ich ehrlich bin, du erscheinst mir alles andere als glücklich mit deinem derzeitigen Beruf zu sein.“
„Und woher, wenn ich fragen darf, willst du das wissen. Hast du deine empathischen Fähigkeiten eingesetzt, um das herauszufinden...oh ach ja, du bist ja zu feige, sie zu benutzen.“ Hermine lachte. „Das hat weniger mit Feigheit, als mit Respekt vor anderer Leute Privatsphäre zu tun. Aber wo wir gerade beim Thema Feigheit sind, Severus. War nicht Feigheit der Grund, wieso du dir diesen famosen Plan hast einfallen lassen, um unsere Beziehung zu beenden. Damit du dich nicht mit eventuellen Problemen auseinandersetzen musst, die eine Verbindung zwischen uns mit sich bringen würde. Schließlich war unsere Beziehung bisher immer unter dem Schutz dieses Schlosses. Oh, und ist nicht genau diese Feigheit der Grund, wieso du immer noch Lehrer hier bist, anstatt etwas zu tun, was du wirklich magst? Erzähl du mir nichts von Feigheit, solange du dich hinter den Mauern Hogwarts versteckst.“
Severus sah aus, als würde er jeden Augenblick platzen vor Wut. „Und wärst du auch so nett, da du doch alles zu wissen scheinst, was mich außerhalb des Schlosses erwartet?“ Hermine schwieg. „Dachte ich mir. Und wärst du auch so gut, mir zu verraten, wessen Privatsphäre es schädigen würde, wenn du deine außergewöhnlichen Fähigkeiten dazu nutzen würdest, deinem besten Freund, deiner Familie, dem Mann, der in seinem Leben schon ach so viel opfern musste, das Laufen zu ermöglichen? So weit ich mich erinnere liegt das sehr wohl in deiner Macht, oder Hermine. Vielleicht kommt da doch eine Spur Feigheit bei der vorbildlichen Gryffindor zum Vorschein.“
Hermine wich einen Schritt zurück. „Lass deinen Zynismus stecken Severus, ich weiß selbst, dass ich nicht alles richtig mache, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, dich so unausstehlich zu verhalten. Es ist mir ehrlich gesagt scheißegal, ob du hier arbeitest und im Schloss versauerst, oder eben nicht, aber ich wäre nur ungern dafür verantwortlich, dass Remus und du nicht mehr miteinander auskommt.“ Severus lachte falsch auf. „Deine Besorgnis um Remus ist wirklich rührend, Hermine. Keine Sorge, ich stehe euch beiden nicht im Weg. Nicht mehr.“
Hermine seufzte und ließ sich wieder auf das Sofa fallen. „Hör mal, ich weiß, du bist sauer auf mich und auf Remus und auf die ganze Welt, aber Remus und ich haben einen Fehler gemacht. Und wir wissen es. Wir waren beide einsam und wollten wieder das Gefühl haben, geliebt zu werden. Und so schwer dein Leben auch war, du hast die Einsamkeit gewählt, Remus nicht.“ Severus hatte sich ebenfalls wieder beruhigt und setzte sich auf den Sessel, der schräg gegenüber der Couch stand. „Hermine, mir entgeht der Grund, wieso du dich ungeliebt fühlen solltest. Stunden zuvor hatte ich dir versucht zu erklären, wie es um meine Gefühle steht.“
Hermine schnaubte. „Du hast mir viele Male gesagt, wie stark deine Gefühle für mich sind, was dich nicht davon abgehalten hat, mein Herz in tausend Stücke zu zerschmettern und mich willentlich zu verletzen, nur weil du es für das beste hieltest.“ Severus stöhnte. „Ich habe dir bereits mehrmals mein Bedauern darüber ausgesprochen und meinen Fehler eingestanden.“
Hermine seufzte. „Das weiß ich und ich versuche das zu akzeptieren, aber es fällt mir schwer. Ich...Mein Vertrauen dir gegenüber, obwohl du mich nicht betrogen hast, ist einfach sehr angeschlagen. Und vielleicht warst du nicht im Unrecht, als du dachtest, wir beide wären nicht füreinander geschaffen. Ich kenne doch nichts von der Welt, magisch und muggel, außer das Schloss und ein bisschen von London. Vielleicht sollte ich einfach mehr sehen, mehr kennen, als das, bevor ich mich in eine so feste Beziehung begebe, wie mit dir.“
Severus blieb die Luft weg. Was sollte das bedeuten? Dass sie sich in ihren Gefühlen geirrt hatte, als sie ihm ihre Liebe gestanden hatte? Dass würde sicherlich auch erklären, wieso sie sich solange vor einer Aussprache gedrückt hatte. Vielleicht war sie insgeheim froh, dass sie so leicht aus einer Beziehung mit ihm entkommen war.
„Versteh mich nicht falsch, ich habe dich geliebt, von ganzem Herzen, und diese Gefühle verschwinden nicht einfach, aber du musst doch zugeben, dass das alles ein bisschen schnell ging. Wir haben uns in einer extremen Situation befunden. Unter extremen Umständen. Nicht, dass ich nicht glücklich war in unserer Beziehung, aber sie glich beinahe einer Ehe. Ich mein, wir haben zusammen gelebt, das Bett geteilt, wir hatten die Verantwortung für ein Kind und sein wir ehrlich unser Sexleben war ziemlich rar, obwohl wir erst so kurze Zeit zusammen waren. Wie oft haben wir schon miteinander geschlafen? Einmal die Woche wenns hochkommt, manchmal viele Wochen gar nicht.“
Severus erhob sich von seinem Platz und ging zur Tür. „Du hast natürlich recht. Trotzdem wir sehr glücklich waren, verlief unsere Beziehung nicht nach dem Lehrbuch. Das können wir natürlich nicht haben, oder.“ Der Sarkasmus in seinem Ton war selten sarkastischer. „Ich denke, es ist besser, du gehst jetzt, Hermine. Ich weiß nicht, ob ich länger in einem Raum mit dir sein kann. Nicht so, wie du im Moment bist. Geh!“ Hermine schluckte und ging dann zur Tür. Bevor sie ganz hinaustrat, drehte sie sich nochmal zu ihm. „Das tut weh, oder?“
Er schloss leise die Tür hinter ihr.
XXXX
Harry war ganz und gar nicht glücklich mit ihr, als sie ihm von ihrem Gespräch erzählte. „Das heißt also, ihr habt größtenteils geschrien, euch beschuldigt und verbal verletzt? Klasse Hermine, genau das war der Grund, wieso du hingegangen bist. Um ihn noch mehr zu verletzen.“ Hermine schnaubte. „Pah, als wenn ich die einzige gewesen wäre, die etwas übertrieben hat. Dein Schatzi-Sevvie war auch nicht unbedingt freundlich zu mir.“
Harry knurrte. „Werd nicht lächerlich Hermine, du musst zugeben, er hat eine Menge durchgemacht in seinem Leben.“ Hermine verdrehte die Augen. „Ja, das hat er und ich gebe zu, ich habe ein wenig überreagiert, aber dieser Mann macht mich wahnsinnig.“ Harry grinste. „Kennst du den Spruch, was sich neckt, das liebt sich. Ich weiß auch nicht, wieso mir das gerade jetzt einfällt.“
„Hahaha. Witzig Harry.“ Sie seufzte tief und schaute dann unsicher zu Harry. „Weißt du, vielleicht war es ein bisschen extrem, aber es war nicht gelogen. Ich bin einundzwanzig und habe mit Severus beinahe eine EHE geführt. Ich meine, das ist doch nicht normal, oder?“ Harry seufzte. „Warst du denn unglücklich?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich, aber hätte ich die Chance, alles nochmal zu machen, würde ich das ändern. Ich habe nach ein paar Monaten praktisch bei ihm gelebt. Das alles ging einfach zu schnell, ob ich glücklich war oder nicht. Ich will mehr von einer Beziehung. Ich will richtige Verabredungen und ich will umworben werden. Mit Severus war alles so anders. Der Start unserer Beziehung war unsicher, wir sind nie ausgegangen, ich weiß, es war kaum möglich im Krieg, aber ich will das nicht nochmal.“
Harry nickte verstehend. „Also kannst du dir durchaus vorstellen, wieder mit ihm zusammen zu kommen?“ Hermine zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich meine, er hat echt Mist gebaut und mich wirklich verletzt, aber...ich weiß dass er mich liebt und ich liebe ihn auch noch.“ Harry grinste. „Du und dein Liebesdrama.“ Hermine lachte nur und griff nach Harrys Hand. „Du bist ein wirklich toller Freund, Harry. Severus kann sich glücklich schätzen, dich zu haben.“ Er verzog angewidert das Gesicht. „Das ist nicht lustig, Hermine. Wehe, du erzählst das jemandem.“ Sie lachte nur.
XXXXX
Zwei Wochen waren wieder vergangen. Es war Anfang März und Hermine stand in ihrem
Buchladen und sortierte eine neu gelieferte Bestellung in die richtigen Regale ein. Die Türglocke läutete und Hermine drehte sich um. „Hallo Hermine.“ Sie lachte und fing Simeon auf, der sich fröhlich in ihre Arme warf. Silas, der noch an der Tür stand, verdrehte die Augen. „Du tust so, als hättest du sie Wochen nicht mehr gesehen. Wir waren vorgestern erst hier.“ Hermine grinste ihn an. „Ach tu nicht so cool. Ich weiß, du hast mich auch vermisst, also komm her und umarm mich.“ Sie streckte die Arme nach ihm aus und er setzte sich in Bewegung und umarmte sie kurz.
„Aber nur, weil du nett bist.“ Hermine wuschelte ihm durch sein Haar. „Und weil ich dir Zugang zu allen Büchern ermögliche.“ Silas grinste und setzte sich dann an seinen Stammplatz hinter der Theke. Mittlerweile war er fast eine Hilfe für Hermine. Ab und an sagte er Kunden, wo sie das eine oder andere Buch finden konnten und half ihnen, das richtige Regal zu finden. Anfangs hatte er beinahe zu jedem Buchverkauf eine weniger nette Bemerkung für den Käufer parat gehabt.
Besondere Highlights für Hermine waren die korpulente Frau mittleren Alters, die sich mehrere Selbsthilfebücher gekauft hatte. „Abnehmen wie von Zauberhand“, „Magische Wege Leicht gemacht“ und „Zauberhaft leichte Gerichte“. Silas hatte dazu folgendes zu sagen. „Wenigstens sehen Sie es ein.“ oder „Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.“ und ihr persönlicher Favorit „Merlin hab Erbarmen, Sie habens nötig.“
Und das alles in wenigen Minuten. Die Frau war glücklich gewesen. Hermine hatte sich ein Lachen verkneifen müssen. Es war nicht nett und sie selbst hätte so etwas nicht einmal gedacht. Aber dieser kleine Kerl war so...severus-esk. Das einzige, das gefehlt hat, war, dass die Frau, den Laden Tränen überströmt verlässt. Hermine hatte hinterher natürlich mit ihm darüber geredet, so nicht mit den Kunden zu reden und ab da hatte er sich sichtlich Mühe gegeben, freundlich...er zu sein.
Simeon war da um einiges einfacher. Er war einfach nur niedlich. Wenn die beiden sie besuchen kamen, war er meistens bei ihr. Er half ihr Bücher einzuräumen, so weit er das konnte, erzählte ihr Geschichten aus dem Heim oder von seinen Träumen oder sie lasen zusammen, wenn Hermine mal weniger zu tun hatte. Was immer seltener vorkam. Die meiste Zeit war sie alleine im Laden. Der Besitzer tauchte kaum noch auf und andere Mitarbeiter gab es keine mehr. Es fühlte sich wirklich so an, als wäre es Hermines Laden. Sie kam morgens als erste, meistens auch letzte, schloss den Laden auf, kümmerte sich um Bestellungen und das Einsortieren der Bücher, verkaufte, beriet, half und schloss das Geschäft abends wieder ab.
Und weil ihr Chef alle anderen Angestellten entlassen hatte, hatte sie seit anderthalb Wochen keinen Tag mehr frei gehabt, was ziemlich kräfteraubend war, bedachte man, dass sie von früh bis spät in dem Laden stand und alles alleine machte. Das war nicht, was Hermine gewollte hatte. Sie hatte eine kurzfristige Anstellung gewollt, die sie nach ein paar Wochen kündigen konnte, um einer langfristigen Beschäftigung nachzugehen. Aber mittlerweile war sie regelrecht gebunden an den Buchladen und hatte ein schlechtes Gewissen zu kündigen.
Sei seufzte und Silas schaute fragend von seiner Lektüre auf. „Was ist?“ Hermine schüttelte nur lächelnd den Kopf. Er war unglaublich sensibel. Er merkte immer, wenn sie was beschäftigte und sie fürchtete, er würde es falsch auffassen, wenn sie ihm sagte, dass sie mit ihrem Job nicht mehr zufrieden war und gemeinsam mit Harry studieren wollte. Am Ende glaubte er noch, sie wollte ihn und seinen Bruder nicht mehr sehen und das konnte kaum mehr entfernt von einer Lüge sein.
„Also, wieso habt ihr zwei mich gestern nicht besucht. Ich saß hier und habe eine halbe Ewigkeit gewartet, aber keiner kam. Wir wollten W bis Z lernen, Simeon. Und du Silas. Keiner hat mit mir die neuen Bücher sortiert. Ich ...“ Sie stoppte, als die Türglocke erneut läutete und schaute zu der Person, die ihren Laden betreten hatte. Ihr Mund war leicht geöffnet und erst als Silas, der auf einem Stuhl neben ihr hinter der Theke saß, eine Hand unter ihr Kinn legte und ihren Mund schloss, schnappte sie aus ihrer Starre.
XXXXX
Sehr viel früher an diesem Tag.
Harry rollte seufzend zum Eingangstor des Schlosses und fragte sich immer noch, wieso zur Hölle er hier war. Was ging ihn das Drama zwischen Hermine und Snape an? Er war kein Stück daran beteiligt und war nicht verpflichtet, sich in irgendeiner Form einzumischen. Und doch war er hier. Er musste sich nicht anmelden, Dumbledore hatte ihm als zukünftiges Mitglied des Lehrerkollegiums uneingeschränkten Zutritt gestattet, weshalb er ohne Umwege auf die Kerkertreppen zusteuerte und sich von den Treppen hinab tragen ließ.
Er hatte sich spontan zu einem Besuch hier entschieden, als er Hermines morgendliches Prozedere beobachtet hatte. Er war schon wach gewesen und hatte den Morgenpropheten gelesen, als Hermine aus ihrem Zimmer kam, ihm ein Guten Morgen zu murmelte und im Bad verschwand. Anschließend war sie hinausgekommen, hatte sich ein Toast und einen Kakao genommen, hatte einmal von dem Toast abgebissen und es dann auf seinen Teller gelegt, hatte ihre am Abend bereitgestellte Tasche genommen, ihm ein Tschüss zu gemurmelt und war verschwunden.
Und dieses Prozedere hatte Harry über mehrere Tage hinweg mitangesehen. Was sie tat, war ungesund. Das war kein Leben. Sie unterhielt sich kaum noch mit ihm, weil sie morgens schnell weg musste und abends zu müde war und früh ins Bett ging, weil sie morgens zeitig raus musste. Sie hatte keine Freizeitbeschäftigung mehr, außer dem Buchladen und was Harry für eine Übergangsphase gehalten hatte, entwickelte sich mehr und mehr zum normalen Tagesablauf.
Sie aß kaum noch. Ihr gewaltiger Appetit litt unter ihrer schlechten Laune und stressigem Tag. Und an Tagen, an denen die Waisenkinder sie nicht besuchten, war es sogar noch schlimmer.
Das war nicht mehr Hermine. Diese Frau hatte keine Ziele und Interessen mehr. Sie funktionierte nur noch.
Und deshalb stand er jetzt vor Snapes Tür und dachte darüber nach, zu klopfen. Nach einem tiefen Atemzug tat er es.
„Was?!“ Harry verdrehte die Augen, als Snape in seiner Augenhöhe nach einem Störenfried suchte, bis sein Blick hinab auf ihn fiel. Er rümpfte die Nase. „Ich wiederhole mich ungern Potter, WAS?!“ Harry schaute an ihm vorbei in die Wohnung und Snape, widerwillig, ließ ihn ein.
„Ich wünsch Ihnen auch einen guten Morgen, Sir.“ Snape verschränkte die Arme vor der Brust und bewegte sich keinen Millimeter. „Was zur Hölle wollen Sie, Potter. Wieso müssen Sie meinen Tag bereits so früh am Morgen zerstören?“ Harry grinste. „Ich hab sie so lange nicht mehr gesehen und hielt es mal wieder für Zeit.“ Snape knurrte. „Potter.“ Harry hob beschwichtigend die Hände. „Ganz ruhig, Snape, ich bin hier, weil ich Ihnen...helfen will. Gucken Sie nicht so skeptisch. Ich weiß genau, Ihr Leben ist auch ohne einen früh morgendlichen Besuch von mir beschissen und ich bin hier, um das zu ändern.“
Einen kurzen Moment blitzten Severus Augen auf und Harry hoffte, das war wegen seiner Neugier oder Hoffnung, er könnte ihm tatsächlich mit Hermine helfen und nicht wegen seiner Wut auf ihn. „Ich weiß von Ihrem Streit mit Hermine. Sie war ziemlich fertig deswegen und ist es noch. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ihr Leben läuft nicht, wie es sollte.“ Severus atmete tief ein. „Ich weiß nicht, was mich das angeht Potter, aber ich versichere Ihnen, dass Hermines Situation, wie auch immer sie sein sollte, nichts mit meiner Person zu tun hat. Sie hat mir deutlich gemacht, was sie von ihrer Beziehung mit mir hält.“
Harry sah die Tatsache, dass Snape ihn noch nicht rausgeworfen hatte, weil er sich in Dinge einmischte, die ihn bei Weitem nichts angingen, für ein Plus. „Hören Sie, Hermine mag bescheuerte Dinge zu über Sie und ihre Beziehung gesagt haben, aber die meinte sie nicht alle so. Sie war glücklich mit Ihnen. Das hat sie mir selbst gesagt. Nur im Nachhinein betrachtet, stand ihre Beziehung nicht unter dem besten Stern.“ Snape schwieg und Harry fuhr bedächtig fort.
„Ich weiß, dass mein Einmische ein Fehler ist. Mich geht dieser ganze Mist zwischen Hermine und Ihnen nichts an und ich bin sicher, sie kann auch mit einem anderen Mann an ihrer Seite glücklich werden, aber tief in ihrem Inneren will sie Sie. Und egal, wie verletzt Sie nach dem sind, was Hermine zu Ihnen gesagt hat, und ich kann mir ehrlich vorstellen, dass sie das getroffen hat, Hermine ist noch so jung. In unserem Alter stellt man sich Liebe noch sehr romantisch vor und mit Ihnen ging das alles für sie zu schnell. Sollten Sie noch Gefühle für sie haben, und ich bezweifle das nicht, dann gehen Sie die Sache diesmal anders an. Langsamer.“
Als Severus wiederholt nichts sagte, wusste Harry nicht, ob er ihm damit die Erlaubnis erteilte, weiter zu reden oder ihm einfach keine Antwort würdigte und hoffte, durch sein Schweigen dieses peinliche Gespräch schneller hinter sich zu bekommen.
„Ich hoffe wirklich, Sie und Hermine schaffen Ihre Differenzen aus der Welt. Ich meine, wenn sie es nicht als Paar schaffen, dann vielleicht als Freunde oder wenigstens ohne Konflikte zwischen Ihnen.“ Severus verzog den Mund. Freunde. Er wollte definitiv keine Freundschaft mit Hermine. Das wäre beinahe schlimmer als ihr jetziges Verhältnis. Als Potter aus seiner Wohnung rollte, weil von ihm keine Antwort auf das Gesagte kam, überlegte Severus, was er mit seinem jetzigen Wissen anfangen konnte.
XXXXX
„Ryan? Wie...wie geht’s dir?“ Hermine schaute den Mann vor ihr erstaunt an. Sie hatte ihn so lange nicht mehr gesehen und es war verwirrend. Er hatte eine getönte Brille auf und einen langen Stock in der Hand, den er locker neben sich hingen ließ. „Hey Granger. Mir geht’s gut und selbst?“ Hermine schluckte. „Ähm..mir auch, danke. Wo...Wie..geht es Melody?“ Ryan lächelte in ihre Richtung. „Ihr geht es gut Granger!...Sag mal, kann es sein, dass du dich unwohl fühlst?“
„Ähm...ne..nein, ich meine...“
„Bist du blind? Natürlich fühlt sie sich unwohl.“ Hermine schloss die Augen. Wie konnte dieser Junge nur so unsensibel sein, wenn sein Bruder doch so ein süßer, lieber Junge war? Ryan drehte sich in Silas Richtung. „Ehrlich gesagt, ja, ich bin blind junger Mann.“ Er wandte sich wieder an Hermine. „Sag mal, hast du einen unerschütterlichen Vorrat an Kindern, Granger? Du und Severus, ihr habt die Weasley Zwillinge nicht ernst genommen und angefangen, sie zu züchten. Der Bengel klingt verflucht nach jemandem, den ich kenne.“
Hermine lachte nervös. „Das ist Silas, Ryan. Er und sein Bruder Simeon...“ „Hallo!“
„kommen mich manchmal in meinem Laden besuchen.“ Silas warf ihr einen fragenden Blick zu. „Wenn wir manchmal kommen, was bedeutet für dich häufig? Wir sind jeden Tag hier.“ Hermine stöhnte. „Wieso musst du ausgerechnet jetzt so gesprächig sein, Silas? Sonst sprichst du nur, wenn du die Kunden beleidigst und selbst dann sind deine Sätze nie länger als nötig.“
„Jetzt mal ehrlich, habt ihr Severus geklont?“
„Das ist nicht witzig, Ryan.“
„Wieso, weil es wahr ist? Ich kann ihn nicht sehen, aber ich stelle ihn mir wie eine kleinere Version von Severus vor.“ Hermine musste lachen. „Gott, wie kannst du das wissen, wenn du nichts siehst? Du siehst doch nichts, oder?“
„Nein Granger, du kannst ganz ruhig bleiben, ich sehe nichts. Absolut gar nichts.“ Hermine legte die Stirn in Falten. „Ich..ähm...tut mir leid.“
Ryan schnaubte. „Man, was ist los mit dir? Seit wann bist du so...mir fehlen die Worte...“ Silas schaute von seinem Buch auf und öffnete den Mund, doch bevor auch nur ein Ton herauskam, warf Hermine ihm einen warnenden Blick zu. Ryan seufzte. „So unterhaltsam ich das auch finde, ich habe einen Grund, wegen dem ich hier bin.“ Hermine sah ihn abwartend an. ...Was er nicht sah...doch er sprach dennoch. „Ich will heute Abend mit dir Essen gehen.“
Hermine blinzelte. „Ähm...warum?“ Silas stöhnte. „Sei doch froh, dass mal jemand mit dir weggeht.“ Hermine drehte sich zu ihm um. „Kannst du aufhören, mich so verzweifelt klingen zu lassen? Danke!“ Ryan lachte. „Keine Sorge Granger, ich habe kein plötzliches romantisches Interesse an dir gefunden, allerdings ist mir deine verrückte, ehrliche Art ans Herz gewachsen.“ Hermine lachte nervös. „Ähm... na gut, lass uns essen gehen.“
XXXXX
Ryan verließ den Buchladen und kehrte später zurück. Hermine schloss den Laden und brachte die Kinder gemeinsam mit Ryan zurück ins Waisenhaus. Anschließend suchten sie ein Lokal in der Nähe, suchten sich einen abgelegenen Platz und bestellten die Getränke. „Also Granger, was ist passiert?“ Hermine runzelte die Stirn und schaute ihn fragend an, bis sie sich erinnerte, dass er sie nicht sehen konnte. „Was meinst du?“ Ryan schaute genervt. „Ich meine, was ist aus deiner vorlauten Klappe geworden? Deinem Grips, der deine Unsportlichkeit wenigstens in Teilen wett gemacht hat? Wo ist Hermine Granger?“
Hermine schwieg. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Und das passierte ihr häufig in den letzten Wochen. „Pass auf, ich mag nichts mehr sehen, aber dass mit dir was schief läuft und ich meine nicht deine angeborene Verrücktheit, das sieht ein Blinder mit nem Krückstock.“ Hermine lachte und nahm einen Schluck von ihrem Saft. „Du arbeitest in einem Buchladen, Granger.“
„Ich mag meinen Job.“ Ryan schanubte.
„Ich bitte dich, der Job ist lächerlich. Weißt du, damals, als ich dich trainiert habe, habe ich dich geschont.“ Jetzt war es an Hermine, zu schnauben. „Ich dachte „das verfressene, verrückte Mädchen legt keinen Wert auf Sport, sie ist eher der belesene Typ und wird damit eines Tages ihren Weg finden“ und jetzt sehe ich, dass du dich einfach weiter hinter Büchern versteckst.“
„Ich verstecke mich nicht!“ Ryan schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln. „Doch, das tust du. Du versteckst dich und hast aufgehört, du zu sein. Ich meine, sein wir ehrlich, diese Kinder, die heute bei dir waren, die lieben dich. Aber du...sind sie nur ein Ersatz für Mira?“ Hermine sah ihn ungläubig an. „Wovon zur Hölle sprichst du? Ich hab die beiden wirklich gern. Sie sind fast jeden Tag bei mir.“
„Im Buchladen?“
„Ja, da verbringe ich nun mal den größten Teil meiner Freizeit.“
„Das allein sollte dir schon zu denken geben. Merlin Mädchen, du bist zwanzig Jahre alt und führst dich auf, als hättest du dein Leben schon hinter dir. Und das, obwohl du absolut nichts erreicht hast.“ Hermine schluckte schwer. Im Moment hatte sie überhaupt kein Miteid mehr mit ihm. „Hör mal Ryan, ich weiß nicht, wieso du denkst, du könntest plötzlich auftauchen und mein Leben kritisieren...“
„Da gibt es nicht viel zu kritisieren, Granger, denn du hast kein Leben. Du distanzierst dich von deinen Freunden, du hast keine Beziehung und einen beschissenen Job. Das ist kein Leben, das ist eine Schande.“
Hermine stellte ihr Glas ab und betrachtete ihn eingehend. Was dachte sich dieser Kerl nur, einfach aufzutauchen und ihr so einen Mist an den Kopf zu knallen. Natürlich lebte sie. Sie hatte Freunde. Sie hatte Harry und Ginny und Draco und...Hermine schloss betroffen die Augen....und sie hatte sie alle schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Sie lebte mit Harry zusammen, doch sie redete kaum mit ihm. Sie hatte keine Ahnung, wie Ginnys und Dracos Sohn mittlerweile aussah, weil sie kaum Kontakt zu ihnen hatte. Ron und die Wealseys im Allgemeinen, sie hatte kaum an sie gedacht.
„Woher weißt du das alles? Ich habe dich seit über einem Jahr nicht mehr gesehen, also woher weißt du das alles?“ Ryan lachte. „Weil du dich nicht bei mir gemeldet hast, Granger. Ich weiß, wir waren nicht die besten Freunde, aber wir waren gute Bekannte. Du hast mir Mira anvertraut und entgegen der Allgemeinen Meinung, ich bin ein guter Menschenkenner. Du hast dich komplett aufgegeben. Du kämpfst nicht mehr.“ Hermine lachte humorlos. „Ich habe genug gekämpft.“ Ryan legte den Kopf schief. „Hast du in deinen mickrigen zwanzig Jahren auch genug gefühlt? Das hast du schließlich auch aufgegeben.“
Hermine zuckte zusammen. „Ich gebe den Leuten nur ihre Privatsphäre. Oder findest du es schön, jedes deiner Gefühl vor einer Person zu offenbaren?“ Ryan zog die Augenbrauen hoch. „Und indem du uns Privatsphäre gibst, hast du aufgehört zu fühlen. Du hast es verlernt.“ Hermine schaute ihn ungläubig an. „Was? Ryan, nur weil ich nicht mehr in den Gefühlen anderer herum schnüffle, bedeutet das nicht, dass ich selbst nichts mehr fühle. Ich will nur nicht das fühlen, was sie fühlen.“
Ryan schwieg. Er nahm seine Hände vom Tisch, als er den Kellner hörte, der ihnen das Essen servierte und schwieg. Das Schweigen hielt an, bis sie fertig waren. Hermine nippte an ihrem Glas. „Und was...was soll ich jetzt tun?“ Ryan zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Ich bin nicht du.“ Hermine schnaubte. „Schön, dass du das jetzt schon bemerkst.“ Ryan seufzte. „Hör mal Granger, du hast eine Menge durch gemacht. Emotional wahrscheinlich mehr, als alle anderen, aber jetzt ist das vorbei. Bau dir ein Leben auf und lass dich nicht so hängen.“
Nachdem Ryan und sie sich voneinander verabschiedet hatten, apperierte Hermine nach Hause. Als sie im Bett lag, dachte sie darüber nach, was er gesagt hatte. Und so sehr sie es auch versuchte, schön zu reden, sie konnte nicht bestreiten, dass er recht hatte. Sie hatte kein Leben. Sie hatte ihre Freunde vernachlässigt, sich nicht um einen ordentlichen Job bemüht, sie hatte keinen Mann in ihrem Leben...
Und das schlimmste war, dass sie nun auch noch begann, das Leben von Silas und Simeon kaputt zu machen. Die beiden waren so häufig bei ihr, sie konnte nicht leugnen, dass sie sich emotional an sie banden. Und das wiederum hinderte sie daran, endlich aus diesem Waisenhaus heraus zu kommen.
Sie wusste mit einer plötzlichen Sicherheit genau, was sie tun musste.
TBC
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