von lĂĽtfen
Dieses Mal hatten sie keine Chance. Mit Charlie, der sich kaum auf den Beinen halten konnte und Hermine, die erschöpft war und noch immer Probleme mit ihrem Zauberstab hatte, sah es mehr als schlecht aus. Hermine stellte sich schützend mit erhobenem Zauberstab vor Charlie und versuchte die Zauberer , die sie umzingelten, im Auge zu behalten.
Einer der Todesser nahm seine Maske ab und Hermines Herz sackte hinunter, als sie ihn als McNair erkannte, den Todesser, den sie unter Toms Beobachtung gefoltert hatte. Ein widerliches Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus, ehe er seinen Zauberstab direkt auf sie fixierte und leise, jedoch klar und deutlich „Crucio“ flüsterte.
Hermine sackte zusammen und krümmte sich am Boden vor Schmerz. Sie biss sich auf die Unterlippe, um sich vom Schreien abzuhalten und schmeckte schon bald den eisenartigen Geschmack ihres eigenen Blutes. Der Schmerz hörte abrupt auf, sie schwebte vom Boden und knallte mit ungeheurer Wucht gegen eine große, breite Eiche. Sie schrie laut auf vor Schmerz, ehe sie erneut gegen den Baum geschleudert und anschließend zurück zu Charlie levitiert wurde und grob am Boden aufprallte.
Charlie bückte sich sofort und versuchte ihr aufzuhelfen, doch er selbst war bereits viel zu schwach und hatte Problem selbst aufrecht stehen zu bleiben. Hermine kroch so gut sie konnte näher zu Charlie und zog ihn hinter sich. Vielleicht würden die Todesser sie foltern, aber keiner würde die Gefahr eingehen, sie zu töten, wenn Tom ihnen nichts dergleichen befohlen hatte. Hermine spürte, wie sie mehr und mehr in die Ohnmacht abdriftete. Sie sah noch, wie die Todesser näher kamen und wie einer von ihnen die Hand nach ihr ausstreckte.
Ehe sie vollends in der Dunkelheit versank, sah sie Severus vor sich und einen Moment lang bildete sie sich ein, seine wütende Stimme zu hören.
Sie lächelte, dann wurde es schwarz.
XXXXX
Charlie hielt Hermine aufrecht, so gut er eben konnte. Er spĂĽrte, wie sie mehr und mehr zusammensackte und das Bewusstsein verlor. Sein Zauberstab lag mehrere Meter entfernt und die Todesser liefen auf ihn und Hermine zu. Seine Gedanken ĂĽberschlugen sich. Er hatte sich bereits gedacht, warum Hermine ihn hinter sich gezogen hatte und fragte sich, wie sie in diesem Moment noch an ihn denken konnte.
Die Todesser wollten ausschließlich Hermine lebend. Wenn Hermine nicht permanent direkt neben ihm gestanden hätte, wäre er bereits tot. Die Gefahr, Hermine mit einem todbringendem Fluch zu treffen, anstatt ihn, schien zu groß zu sein, um so ein Risiko einzugehen. Ein Todesser streckte den Arm nach Hermine aus, doch ehe er zupacken konnte, donnerte eine wütende Stimme durch den Wald, ein Fluch traf den Todesser mit solcher Wucht, er flog zur Seite weg und prallte gegen einen am Boden liegenden Stein.
Auch die anderen Todesser, die sich panisch umsahen, trafen Flüche, die sie betäubten und anschließend fesselten.
Die imposante Gestalt von Severus Snape schritt durch die dichten Bäume des Waldes auf sie zu, trat einen der Todesser zur Seite und ging neben Hermines bewusstloser Gestalt zu Boden.
Charlie beobachtete einen Moment, wie er Hermine vorsichtig auf seine Arme hob und mit ihr zurĂĽck in die Richtung lief, aus der er gekommen war.
Als er sie nicht mehr sehen konnte, sah Charlie die anderen Personen, die ihn und Hermine gerettet hatten.
Bill eilte auf ihn zu und half ihm auf die Beine. Remus Lupin, Kingsley und drei weitere, ihm unbekannte sammelten die Todesser ein, ĂĽberzeugten sich, dass es ihm gut ging und verschwanden dann ebenfalls.
Bill trug ihn halb durch den Wald, bis er an einem kleinen Bach ankam und mit ihm apperierte.
XXXXX
Hermine und Charlie wurden sofort in den Krankenflügel gebracht und von Madam Pomfrey versorgt. Nach ein paar Stärkungstränken und nachdem seine Wunden behandelt worden waren, war Charlie wieder einigermaßen fit.
Hermine war noch immer bewusstlos.
Bill hatte gewartet, bis seine Eltern und der Rest der Familie den Krankenflügel wieder verlassen hatten, erst dann erzählte er seinem Bruder, was passiert war. „Es tut mir so leid, Charlie. Ich hätte daran denken müssen, dass die Koboldbanne uns davon abhalten würde zurück zu kommen, aber…“
Charlie schüttelte nur den Kopf. „Das ist Unfug, Bill, weder Hermine, noch ich hätten in dem Moment an so etwas denken können. Wir hatten alle unsere Hände voll zu tun und konnten uns nicht auf was anderes konzentrieren.“
Bill sah ihn noch immer schuldbewusst an, dann schweifte sein Blick zu Hermines Bett, an dem Severus und Harry saßen und besorgt zu ihr schauten. „Wird sie wieder?“ Charlie nickte. „Madam Pomfrey sagt, sie hat in den letzten Monaten schlimmere Verletzungen gehabt und ist schneller wieder auf den Beinen gewesen, als sie es für möglich gehalten hätte. Sie sagt, Hermine wacht in den nächsten paar Stunden auf.“ Bill nickte und sagte dann mit zynischem Lächeln: „Was für eine tolle Weise seinen Geburtstag zu beginnen.“
XXXXX
Hermines Ohnmacht war inzwischen zu Träumen geworden. Träume von Mira, Träume von einem Leben ohne Tom…
Träume von einem Leben OHNE Tom führten zu Träumen über Tom. Träume von Folter. Träume von ihr an seiner Seite. Träume, in denen sie an seiner Seite, ihre Freunde folterte und … Schlimmeres.
Diese Träume ließen ihren schlafenden Körper zittern und nur eine große, warme, etwas raue Hand, die sich um ihre kleine schloss, beruhigte sie wieder und sie träumte von schönen Dingen.
Zum Beispiel von Severus. Und in einer dieser Träumereien traf sie ganz ohne Vorwarnung die Erkenntnis.
Hermine lag eng angekuschelt und schwer atmend neben dem ebenso schwer atmenden Severus im Bett. Er streichelte ihr zärtlich den Kopf und platzierte dann und wann kleine Küsse auf ihrem Schopf. Ein Lächeln zierte ihr Gesicht.
Die Szene änderte sich. Hermine befand sich mit Severus in seinem Labor und sie arbeitete an irgendwelchen Tränken. In einem der Kessel gab es ein ´puff `, woraufhin er sie in den Arm nahm und leidenschaftlich küsste. Er lachte befreit auf und flüsterte: „Ich liebe dich.“ Hermine lächelte, zog ihn in einen erneuten Kuss und erwiderte. „Ich liebe dich auch.“
In ihren Träumen war das so selbstverständlich, sie fragte sich, wieso sie solange daran gezweifelt hatte, obwohl es doch ganz klar war, dass sie ihn liebte. Von ganzem Herzen.
XXXXX
Severus beobachtete die schlafende Hermine und wich nicht von ihrer Seite. Eine zeitlang hatte Potter an ihrer Seite gesessen, doch als der Auserwählte, der kurz vor der Erfüllung seines Schicksals stand, gab es Wichtiges zu tun, weshalb er schweren Herzens von ihrer Seite gewichen war.
Severus war egal, wer ihn brauchte. Er hatte im Laufe der Jahre genug für das größere Wohl getan. Es gab inzwischen Wichtigeres. Er musste über ihren Schlaf wachen, der wieder und wieder durch irgendwas oder irgendwen gestört zu werden schien. Immer wenn er sah, wie sie sich herumwarf und zu zittern begann, griff er nach ihrer Hand und fuhr kleine Kreise mit seinem Daumen darüber.
Das schien sie zu beruhigen und ab und an bildete er sich ein, ein Lächeln auf ihren Lippen zu sehen.
Es war bereits früher morgen, das ganze Schloss war kampfbereit und wartete auf den Angriff. Lucius Malfoy war zu seinem Herrn zurückgekehrt, schlicht und einfach aus dem Grund, dass es mehr als auffällig gewesen wäre, wenn er während des Angriffs nicht bei seinem Meister sein würde.
Hermine vertraute ihm und das schien allen Beweis genug, dass er sie nicht verraten wĂĽrde.
Severus schaute wieder auf Hermine und ihre ineinander verschränkten Hände. Ihm wäre es am Liebsten, würde man sie einfach von hier weg, in eines der sicheren Verstecke schaffen, in denen sie sicher war und sich erholen konnte. Doch abgesehen davon, dass Hermine es ihm nie verzeihen würde, hatten sich viele ihrer Freunde geweigert, sie wegbringen zu lassen. Severus fragte sich, ob ihnen ihre Sicherheit egal war, doch Harry hatte ihm versucht zu erklären, dass Hermine sich nie verzeihen könnte, sollte sie nicht mit denen, die sie liebt Seite an Seite kämpfen.
Und egal wie unlieb ihm der Gedanke einer geschwächten Hermine auch war, er musste ihm recht geben.
Er spürte Druck auf seiner Hand und sah wieder auf ihrer beider Hände. Sie drückte seine Hand. Er schaute in ihr Gesicht und sah, wie sie ihre Augen fest zusammenkniff, die Stirn runzelte und schließlich die Augen weit aufriss. Sie blickte sich in dem Raum um, bis ihr Blick schließlich auf ihn fiel, sie lächelte und in einen Kuss zu sich runter zog.
Severus war mehr als überrascht und verpasste es anfangs, ihren Kuss zu erwidern, schließlich gab er sich ihr hin, legte seine Hand, die nicht mit ihrer verbunden war, an ihre Wange und erwiderte ihren Kuss leidenschaftlich. Er bemerkte kaum, wie er sich immer weiter zu ihr ziehen ließ, bis er schließlich halb neben halb über ihr auf dem Krankenbett lag und sie immer weiter küsste, bis ein Räuspern sie unterbrach.
Harry stand verlegen vor dem Bett, sah verlegen weg und gab Severus damit Zeit, sich wieder gesittet auf einen der Stühle zu setzen. „Mann, egal wie oft ich das noch zu sehen bekommen werde, daran gewöhnen werde ich mich nie.“
„Ich warne dich, Potter, deine ständigen Unterbrechungen werden kein Normalzustand werden, ist das klar?!“ Grummelte Severus. Harry grinste bloß, wandte seine Aufmerksamkeit von ihm ab und schaute Hermine glücklich an. Sie grinste, breitete die Arme aus und empfing Harry mit einer festen Umarmung.
Er küsste sie auf den Scheitel, drückte sie von sich weg und betrachtete ihre Form. „Du siehst gut aus, Hermine.“
„Ich fühl mich auch gut. Richtig gut. Ausgeruht und fit! Ich werde den Todessern gewaltig in den Ar…allerwertesten treten, sobald ich die Gelegenheit dazu habe.“ Harry lächelte leicht und begann dann in seinen Taschen herumzukramen, bis er ein kleines Paket hervorzog und ihr entgegen streckte.
„Hier, ich musste es alleine verpacken, weil sowohl Mrs. Weasley als auch Ginny weg sind und, na ja, ehe ich Ron frage, pack´ ich es lieber selber ein. Alles gute zum Geburtstag, Hermine.“ Hermine lachte fröhlich auf, nahm das kleine Paket entgegen und zog Harry für eine erneute Umarmung an sich. „Das hätt ich fast vergessen, danke Harry.“
„Freu dich nicht zu früh, noch hast du es nicht gesehen.“ Hermine wischte seine Bemerkung mit einer Handbewegung zur Seite und begann das unordentlich eingeschnürte Paket zu öffnen.
Nachdem sie das Papier abgerissen hatte, nahm sie die kleine Samtschatulle in die Hand und sah Harry gespielt gerührt an. „Oh Harry, damit hätte ich nie gerechnet. Das kommt so unerwartet.“ Harry grinste breit, stieg jedoch auf ihr Spiel ein. „Hermine, du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, ohne dich fühle ich mich leer und unvollkommen. Bitte erweise mir die Ehre und heirate mich.“ Er war inzwischen vor ihr auf die Knie gegangen, schaute sie verliebt an und griff nach ihrer Hand. „Also Hermine, was sagst du?“
Hermine kicherte leicht. „Ja Harry, nichts was ich lieber täte.“ Ein Grummeln riss sie aus ihrem Spiel und sie schauten beide, noch immer mit verschränkten Händen, zu Severus.
„Seid ihr fertig mit euren Kindereien? Dann würde ich empfehlen, du öffnest Potters Geschenk, damit er wieder verschwindet.“ Hermine sah Harry schelmisch an und öffnete dann die Schatulle. Sie griff nach der kleinen Haarnadel und sah sie bewundernd an. „Oh Harry! Die ist wunderschön. Ich danke dir.“ Sie zog ihn in ihre Arme und küsste ihn geräuschvoll auf die Wange. Harry kratzte sich verlegen am Kopf und vermied es Severus, der verärgert über die Vertrautheit der beiden schnaubte, anzusehen.
Hermine steckte sich, nachdem sie ihr Geschenk eingehend betrachtet hatte, ein paar Strähnen ihrer langen lockigen Haare hoch und grinste die beiden Männer breit an. „Na, wie seh´ ich aus?“ Harry lachte und tätschelte Hermines Kopf. „Wie Hermine mit einer Haarnadel im Haar.“ Sie zog einen Schmollmund und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. „Sei doch mal ein wenig charmanter Harry. Langsam wirst du schon so stumpf wie Ron!“ Harry lachte wieder, drückte Hermine einen Kuss auf den Scheitel und verließ dann das Krankenzimmer.
Severus rutschte wieder näher zu Hermine und streichelte zärtlich ihre Wange. „Du siehst hübsch aus, Hermine.“ Hermine lächelte, legte ihre Hand über seine und zog ihn mit der anderen Hand für einen Kuss zu sich. „Oh, ´tschuldigung, ich wollt nicht stören.“ Severus stöhnte genervt auf, zog sich wieder auf einen der Stühle zurück um darauf zu warten, dass der Gast, der soeben eingetroffen war, wieder verschwand.
„Charlie! Wie geht’s dir?“ Charlie kam langsam und unsicher ihrem Bett näher. Er war eben erst aufgewacht und hatte Hermines Stimme gehört, weshalb er die Gelegenheit mit ihr reden zu können, nutzen wollte. „Danke, mir geht’s super. Und…dir?“ Hermine schaute verwirrt über Charlies Unsicherheit in sein Gesicht. „Mir geht’s ausgezeichnet, und du musst dir auch absolut keine Vorwürfe machen, Charlie. Weder du noch ich hätten in irgendeiner Form anders reagieren können, okay?“
„Aber ich hätte mehr tun müssen, Hermine. Ich bin derjenige, der sich hätte vor dich stellen müsse, um dich zu schützen, nicht umgekehrt. Ich bin älter. Ich habe mehr Kampferfahrung. Ich bin der Mann!“ Severus nickte zustimmend, während Hermine missbilligend ihren Kopf schüttelte. „So ein Unsinn. Hätte ich mich nicht vor dich gestellt, hätten sie dich ohne zu zögern getötet. MICH wollten sie lebend! Ich war keine Sekunde in ernsthafter Gefahr.“ Ehe die beiden Männer ihr widersprechen konnten, hob Hermine ihre Hand und gebot ihnen, zu schweigen.
„Ich will darüber nichts mehr hören. Ich habe recht und das ist alles, was zählt!“ Hermine setzte ein breites Grinsen auf, worauf hin beide sich einen Blick zuwarfen, seufzten und die Sache tatsächlich auf sich beruhen ließen. Charlie verzog noch immer schuldbewusst sein Gesicht, trat näher an ihr Bett heran und lehnte sich vor um einen Kuss auf ihrem Scheitel zu platzieren. „Ich wünsch dir alles Gute zum Geburtstag, Hermine.“ Damit drehte er sich um und verließ den Krankenflügel.
Severus kam erneut zu ihrem Bett und beugte sich zu ihr. Kurz bevor sich ihre Lippen trafen, wandte er sich ab und sah zur Tür des Krankenflügels. „Hey, was soll das?“ Hermine zog einen Schmollmund, ehe sie seinen Kopf in ihre Richtung drehte. Severus grinste. „Ich wollte nur sichergehen, dass wir nicht erneut gestört werden.“ Damit überbrückte er den Abstand zwischen ihnen und presste seine Lippen verlangend auf ihre.
Hermine schlang ihre Arme um seinen Hals und zog ihn auf sich. Severus löste sich mit einem besorgten Gesichtsausdruck von Hermine und versuchte sein Gewicht mit seinen Armen zu tragen, um Hermine nicht zu verletzen. „Hermine, wenn dir das zu viel ist…“ Hermine machte lediglich eine abwertende Bewegung mit ihrer Hand. „Papperlapapp, mir geht es fantastisch und wenn sich das ändern sollte, bist du der erste, der davon erfährt. Und jetzt…Küss mich!“ Er lächelte und fing erneut ihre Lippen mit seinen ein.
XXXXX
Severus und Hermines Zweisamkeit hielt nur bedingt lange an. Die Tatsache, dass Hermine wach war, schien sich wie ein Lauffeuer im Schloss verbreitet zu haben. Es war mehr als früh am Morgen, vielleicht drei oder vier Uhr früh, doch aufgrund des nahenden Kampfes war die mehr als die Hälfte des Schlosses auf den Beinen mit Vorbereitungen beschäftigt. Jeder Moment, den die Schlossbewohner nicht für den Kampf verwandten, nutzten sie, um sich auszuruhen oder eben um Hermine zu besuchen.
Die Weasleys, oder die, die im Schloss verblieben waren und Draco, der abwesend wirkte, waren die ersten, die in den Krankenflügel stürmten, um nach ihrem Rechten zu sehen und ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Sie waren auch diejenigen, die ihre Schmusestunde mit Severus unterbrachen und den Moment zerstörten, in dem Hermine ihre Neugewonnene Erkenntnis, ihre Liebe, mit ihm teilen wollte.
Trotz des unpassenden Zeitpunkts freute Hermine sich über die Jungs (Verzeihung, Männer!) und nahm ihre Geschenke mehr als gerne entgegen. Ron präsentierte ihr stolz das erworbene Kochbuch, mit der Erklärung, ihr fehle schließlich jegliches Talent im Bereich Kochen. Hermine konnte nicht anders, als laut zu lachen. Manche Dinge, und dazu gehörte Rons erschütternde Ehrlichkeit und jegliches Fehlen von Takt, änderten sich einfach nie.
Von Draco bekam sie eine ziemlich elegante und hübsche Uhr. Zierlich, mit kleinen Edelsteinen besetzt. „Merlin Draco, die muss ein Vermögen gekostet haben. Die kann ich unmöglich annehmen.“ Sie betrachtete sie bewundernd, ehe sie sie sich um ihr Handgelenk band und in die Runde grinste. Draco schüttelte nur den Kopf. „Hast du nicht gerade gesagt, du kannst sie nicht annehmen?“
„Ach, das hab ich nur so gesagt. Ich wollte nicht unverschämt wirken, aber ich bin davon ausgegangen, dass du mir sagst, dass es gern geschehen ist, du eh mehr Geld hast, als du jemals ausgeben können wirst und die Uhr eine Kleinigkeit wäre. Ich dachte, ich erspare uns das Ganze.“
Draco zuckte zustimmend mit den Schultern und wandte sich den anderen im Raum zu.
Die Weasleys entschuldigten sich, dass sie keine Geschenke für sie hatten, doch normalerweise tat das Molly für sie und es war einfach so viel zu tun in der letzten Zeit. „Leute, das ist doch kein Problem. Ich freue mich, dass ihr hier seid.“ Fred und George grinsten sich an und präsentierten ihr, wie Harry zuvor, eine kleine samtene Box. Allerdings mit viel mehr Trara. Sie gingen beide vor ihrem Bett auf die Knie, hielten ihr gemeinsam die Box hin und setzten eine hingebungsvoll Mine auf. „Hermine,…“ begann Fred.
„…du weißt, was du uns bedeutest…“ fuhr George fort.
„…wir lieben dich über alles…“ Fred
„…und auch wenn es gewisse…“ George
„…Schwierigkeiten in unserer Beziehung gibt,…“ sie schauten gezielt zu Severus.
„…die unser Zusammensein behindern…“ George zwinkerte und fuhr fort
„…versichern wir dir, dass…“ Fred setzte ein.
„…wir WIRKLICH ALLES dafür tun um dich zu befriedigen und…“
„GENUG!“ Severus schickte den Zwillingen mörderische Blicke zu, doch Hermine lachte nur. Severus grummelte. „Wenn heute nur noch eine Person mit so einer bescheuerten Ringbox kommt…“ Er beendete seinen Satz nicht, schockte jedoch alle, mit seiner minderwertigen Ausdrucksweise. Hermine nahm dankend die Box entgegen und öffnete sie erwartungsvoll. Als sie sah, was sich darin befand, brach sie in Gelächter aus. Sie lachte so sehr, ihr kamen die Tränen und Severus, gegen seinen Willen neugierig, trat näher und warf einen Blick auf ihr Geschenk.
Er konnte nichts außergewöhnliches an dem Ring, wieso schenkten diese Clowns ihr einen verdammten Ring, feststellen und sah fragend auf die noch immer tränenlachende Hermine. Diese versuchte sich wieder zu beruhigen und schaffte es nur „Stimmungsring!“ herauszupressen, ehe sie erneut zu lachen begann. Um Erklärung bittend, schauten alle zu Fred und George. Die beiden grinsten und freuten sich, dass ihr Geschenk ihre Zustimmung fand, ehe sie sich erklärend an die Umstehenden wandten. „Wie unser geliebtes Minchen bereits so eloquent mitteilte, handelt es sich bei diesem Schmuckstück (Hierbei ernteten sie ein Schnauben von Draco, der etwas von `Plastik´ murmelte) um einen Stimmungsring.“
„Dieser Ring hat die unglaubliche Gabe, in verschiedenen Farben zu leuchten.“
„Die Farben wechseln je nachdem, wie sich der Träger des Ringes fühlt.“
„Jede Farbe steht für ein bestimmtes Gefühl…und momentan scheint hier jemand mehr als zufrieden zu sein.“ Hermine hatte sich inzwischen wieder beruhigt und betrachtete bewundernd ihren Ring.
Die Weasleys verabschiedeten sich kurz danach wieder von ihr und nur ab und an kamen andere Besucher, wie Remus, Tonks, Beatus oder Minerva McGonnagal. Albus schneite ebenfalls für einen Augenblick herein und brachte Hermine ein ganz besonderes Geschenk. „Ein Zauberstab? Albus, ich will wirklich nicht undankbar erscheinen, aber ich besitze bereits einen Zauberstab. Albus nickte nachdenklich und fuhr sich durch seinen langen Bart.
„Nun, dieser Zauberstab war aber für dich bestimmt, bevor du eine Empathin wurdest. Ich bezweifle, dass er deine Wünsche noch so gut erfüllt, nachdem deine Magie sich verändert hat.“ Severus betrachtete den Stab eine Weile und nahm ihn dann mit fachmännischer Mine auf. „Und was macht dich so sicher, dass dieser Stab für Hermine geeignet ist? Der Stab sucht sich den Zauberer Albus.“ Albus lächelte und Hermine sah das altbekannte Zwinkern in seinen Augen.
„Sagen wir so, auch ich habe ab und zu meine Epiphanien. Ich glaube, der Zauberstab wird perfekt für dich sein…oder vielleicht wirst auch du perfekt für den Zauberstab sein?“ Hermine nahm den Stab aus Severus Hand und hielt ihn einen Moment einfach nur fest. Es stimmte schon, der Stab fühlte sich besser in ihrer Hand an, als ihr vorheriger, aber ob er wirklich so anders wirken würde? „Accio Schokolade!“ Ein unglaublich gutes Gefühl durchströmte Hermine und es hatte absolut nichts mit der Schokolade zu tun.
Es fühlte sich an, als würde sich der Zauberstab mit ihr verbinden, als würde er eine Verlängerung ihres Armes werden. „Wow! Der fühlt sich unglaublich an.“ Dumbledore lächelte nur wissend und klopfte Hermine auf die Schulter. „Ich denke, ich lasse euch zwei noch ein paar Minuten die Zweisamkeit genießen. Ich erwarte euch in spätestens einer Stunde in der großen Halle.“ Die beiden nickten und Dumbledore verschwand.
„Oh Mist! Ich hab vergessen ihn zu fragen, woraus der Stab besteht.“ Severus zuckte die Schultern. „Solange du mit ihm zaubern kannst!“
Er legte sich neben sie auf das Bett und zog sie in seinen Arm. Zärtlich streichelte er ihren Kopf. Sie schmiegte sich dicht an ihn und sog tief seinen Duft ein. „Schnüffelst du an mir?“ Hermine nickte und legte besitzergreifend einen Arm über seinen Bauch. „Du riechst verdammt gut. Nach …Kräutern und ich weiß nicht wonach noch, aber ich mag den Geruch.“
Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn als sie zu ihm hochsah und ihn anlächelte. Plötzlich breitete sich ein Stirnrunzeln bei ihr aus. „Wieso bist du eigentlich die ganze Zeit hier? Hast du keine Aufgaben?“ Severus rückte ein Stück von ihr ab und runzelt ebenfalls die Stirn. „Willst du mich loswerden?“ Sie schüttelte den Kopf. „So ein Unsinn, aber in letzter Zeit hatten wir kaum Zeit füreinander und wir hatten beide unsere Aufgaben. Es ist ungewöhnlich, dass du ausgerechnet heute nichts zu tun hast und deiner kranken Freundin zur Seite stehen kannst.“
Severus lächelte. „Ich kenne meine Aufgaben, Hermine und du auch. Nutzen wir die letzten…achtunddreißig Minuten Ruhe, ehe das Chaos endgültig losbricht.“ Sie blieben so eng aneinander gekuschelt liegen und klammerten sich aneinander, als würden sie sich fürchten, einander nie mehr wieder zu sehen. Als ihre Zeit abgelaufen war, standen sie auf, Hermine kleidete sich an, packte ihre Sachen zusammen und ergriff Severus Hand.
Sie liefen hinab in die große Halle, doch bevor sie die Tür durchqueren konnten, hielt Severus sie zurück. Er zog sie in eine etwas dunklere und kaum sichtbare Nische, griff in seine Umhangtasche und zog ein kleines Päckchen hervor. Er sah es einen Moment nachdenklich an und reichte es dann an sie weiter. Hermine nahm das Paket entgegen und öffnete es vorsichtig. Zum Vorschein kam eine zierliche Kette mit einem Medaillon als Anhänger. Sie öffnete es vorsichtig.
Links und rechts befand sich je ein Bild. Auf dem rechten strahlten sie Harry, Ron und sie selbst an, Arm in Arm und wirkten glücklich und zufrieden. Auf dem linken Bild waren sie, Severus und Mira zu sehen. Hermine hatte ihre Arme von hinten um Severus geschlungen, während Mira auf seinem Schoss saß, mit vollgestopften Wangen und einem Grinsen auf den Lippen. „Oh Severus, das ist…“ Hermine fehlten die Worte.
Dieses Geschenk, es war so persönlich und…schön. Die Menschen, die ihr am meisten bedeuteten so nah an ihrem Herzen tragen zu können… Sie fiel ihm um den Hals und verteilte Küsse über seinem ganzen Gesicht. Severus lächelte leicht und schob sie ein Stückchen von sich weg. „Kein wirklich einfallsreiches Geschenk, gemessen an der Tatsache, dass alle deine Freunde es als Notwendigkeit ansahen, dir ebenfalls Schmuck zu schenken.“
Hermine betrachtete überglücklich die Kette. „Machst du Witze? Das ist das beste Geschenk, das mir je jemand geschenkt hat. Ich bin allen wirklich dankbar für ihre Geschenke, Severus, und das bleibt unter uns, aber ich finde dein Geschenk schlägt alle anderen um Längen.… Bis auf Rons Kochbuch vielleicht!“ Severus schnaubte nur, ließ es zu, dass sie ihm einen leidenschaftlichen Kuss gab, half ihr, ihr Medaillon anzulegen und ging dann Hand in Hand mit ihr in die große Halle.
TBC
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