von lütfen
Severus hatte eine halbe Ewigkeit gebraucht, Potter und Weasley dazu zu bringen, irgendwo anders hinzugehen. Ohne ihn. Was er tun wollte, war einfach zu privat. Er brauchte diese beiden Teenager nicht, die ihn bei seinem heiklen Vorhaben beobachteten. Er atmete tief ein und trat dann in das Geschäft ein.
„Willkommen in der magischen Bijouterie, was kann ich für Sie tun, Sir?“
XXXXX
„Mister Malfoy, was führt Sie hier her? Allein?“ Sie war sich sicher, dass er allein war. Auch ohne ihre Fähigkeit konnte sie seine Nervosität spüren, die Unsicherheit sehen. Seine Augen, die, die Dracos so ähnlich waren, hatten ein unruhiges Hellgrau angenommen. Wenn man genau hinsah, hinter die Fassade seines distanzierten Verhaltens, dann sah man die Angst, die der Aristokrat offensichtlich hatte.
„Nun Miss Granger, was macht Sie so sicher, ich wäre allein hier? Was versichert Ihnen, dass nicht ein Dutzend Todesser hinter mir im Wald lauern und auf meinen Befehl warten, Sie erneut in unsere Gewalt zu bringen?“ Hermine lächelte des offensichtlichen Bluffs wegen. Was er konnte, konnte sie auch. „Das Selbe, das mir sagt, dass ein sehr intelligenter Mann vor mir steht, der eine richtige Entscheidung getroffen hat.“
„Und das wäre?“
„Mein Gefühl, Mister Malfoy.“
„Ah…Ihr berühmtes Gefühl.“ Sie lächelte leicht und sah bedeutungsvoll zum Schloss hinauf. „Ich denke, es wird Zeit, dass Sie mit Professor Dumbledore sprechen.“
„Ich denke nicht, Miss Granger. Man mag Ihnen und Ihren Fähigkeiten trauen, doch ich habe keinesfalls vor, mich in dieses Flüchtlingslager zu begeben und mich zu verstecken. Ich mag eine Entscheidung getroffen haben, Miss Granger, dennoch werde ich mich nicht an den Plänen, die zur Vernichtung meines Herren führen, beteiligen. Ich bin lediglich aus einem Grund hier. Ich mag meine Frau verloren haben, wie Sie richtig erkannt haben, meinen Sohn und meinen Enkel jedoch werde ich mit allem mir möglichen schützen.
Der dunkel Lord wird sich erheben, Miss Granger. Er wird in zwei Tagen angreifen. Ein Geschenk an Sie.“ Hermine weitete schockiert die Augen. Sie versuchte ruhig zu bleiben, doch tief in ihr zog sich alles zusammen. Tom würde bereits in zwei Tagen angreifen. An ihrem Geburtstag. Sie riss sich zusammen und konzentrierte sich auf Malfoy. „Was gedenken Sie zu tun? Werden Sie fliehen? Oder kämpfen Sie auf der Seite Toms?“ Malfoy zögerte, das helle Haar wehte noch immer im Wind. „Ich bin noch zu keines Entscheidung gekommen, Miss Granger.“
„Sie wissen, dass es auch die Option gibt, mit uns zu kämpfen? Mit Draco zu kämpfen.“
Ein spöttischer Ausdruck legte sich über sein Gesicht. „Mit Draco kämpfen? Glauben Sie wirklich, er würde mich an seiner Seite dulden? Vor Ihnen mag ich meine Gefühle für Ihn nicht verbergen können, vor Draco habe ich es immer geschafft. Ich war kein … guter Vater.“ Hermine empfand tiefes Mitgefühl für ihn. Dieser Mann hatte nichts mehr. Er stand vor einem Trümmerhaufen. Er war offensichtlich zu dem Schluss gekommen, dass die Werte seines Meisters falsch waren. Ansonsten stünde er kaum vor ihr. Sie war seiner Ansicht nach ein Schlammblut. Unrein, unwürdig, schwach, unwichtig. Und dennoch hatte Tom sie an seiner Seite gewollt. Er richtete sogar den Tag seiner vermeintlichen Machtübernahme nach ihr.
Wie sollte, oder vielmehr konnte dann jemand, vor allem ein so kluger Mann wie Lucius Malfoy, dann noch an das glauben, für was dieser Mister stand?
Malfoy hatte mit Sicherheit eingesehen, dass es sich für diese Seite nicht zu kämpfen lohnte, doch was sollte ein Mann, der sein Leben lang an solche Werte geglaubt hatte, tun, wenn diese Werte sich als falsch erwiesen? Der anderen Seite beitreten? Er war der Meinung, sein Sohn hasste ihn, seine Frau war wer weiß wo und sollte der Krieg gewonnen werden, erwartete ihn dennoch eine Haft in Askaban. Der Sieg beider Seiten brachte im nichts ein.
„Mister Malfoy?“
„Ja, Miss Granger?“
„Bleiben Sie! Ich glaube, Sie unterschätzen Draco. Er ist sehr klug und hat ein gutes Herz. Sie sollten ihm die Chance geben, sich Ihnen zu beweisen, ehe Sie eine falsche Entscheidung treffen.“ Unschlüssig, nicht wirklich überzeugt, folgte er Hermine zurück ins Schloss.
XXXXX
Mit sich mehr oder weniger zufrieden, sammelte Severus seine zwei Gehilfen ein und machte sich auf den Weg zurück nach Hogwarts. Er war noch immer unsicher, inwieweit Hermine auf sein Geschenk reagieren würde, doch er hatte sich entschlossen, es zu riskieren und was ein Severus Snape einmal beschlossen hatte, setzte ein Severus Snape auch durch. Er war sich seiner Gefühle immerhin sicher.
Kaum im Schloss angekommen, begab er sich auf die Suche nach Hermine und versteckte dabei auch sein Geschenk für sie. Er traf sie weder in der Wohnung, noch in der Küche und auch nicht in der großen Halle oder bei Mira, Melody und Ryan. Den Geräuschen nach zu urteilen, die aus dem Raum gedrungen waren, war er sich auch ziemlich sicher, sie war nicht bei Draco und Ginevra. Die beiden hatten scheinbar nie etwas von einem Stille- Zauber gehört. Aber was erwartete er von dem Mann, der nicht in der Lage war, anständig zu verhüten?
Ein wenig ratlos stand er auf einem der Türme, die in Richtung See zeigten und dachte darüber nach, wo Hermine sonst noch sein konnte. Sein Blick schweifte zum Verbotenen Wald und zum See. Er erhaschte einen Blick auf Hagrids Hütte und fragte sich wiederholt, wie jemand in dieser Hütte leben konnte. Es war weniger die Tatsache, dass sie zu klein war, immerhin lebte ein Halbriese darin, als vielmehr der Fakt, dass es nur einen Raum gab. Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer, alles in einem Raum.
Ein Runzeln überzog seine Stirn. Wo war eigentlich das Badezimmer? Gut, Hagrid sah nicht unbedingt gepflegt aus, aber er würde doch wohl ein Bad ha…
Seine Gedanken fanden ein Ende, als sein Blick auf zwei sich bewegende Punkte, nahe des Waldes, fiel. Ganz offensichtlich handelte es sich bei den Punkten um Personen. Eine mit braunem, langem Haar und eine mit weiß-blondem Haar. Langem, weiß- Blondem Haar.
Panik ergriff ihn, als er die Personen als Hermine und Lucius ausmachte. So schnell er konnte, lief er die Stufen des Turms herunter, durchquerte den langen Korridor, der zu den Haupttreppen führte. Er eilte hinunter in die Eingangshalle und erreichte die Tür zeitgleich mit Hermine und dem unerwünschtem Besucher. Er richtete seinen Zauberstab auf Lucius Kehle und zog Hermine hinter sich. Lucius sah ihm ruhig in die Augen und schwieg. Nicht so Hermine. „Severus! Steck den Zauberstab weg!“ Severus ignorierte sie und ließ keinen Moment seine Aufmerksamkeit von Lucius ablenken.
„Was tust du hier, Lucius?“ Hermine stand noch immer halb hinter ihm und legte jetzt ihre Hände auf seinen ausgestreckten Arm. „Sev, wärst du so freundlich und würdest jetzt deinen Zauberstab wegstecken?! Lucius ist dann sicher gern bereit, zivilisiert mit dir zu kommunizieren.“ Severus kniff die Augen zusammen und warf Hermine aus den Augenwinkeln einen Blick zu. „Ich weiß, du bist in letzter Zeit ein wenig verwirrt, aber dir ist sicherlich bewusst, dass Lucius Malfoy kein Freund ist, oder.“
Hermines zuvor noch ruhiges Verhalten verschwand und sie fuhr ihn mit beinahe wütender Stimme an. „Ob du es glaubst oder nicht, Severus, ich bin mir mehr als bewusst, wer da vor mir steht. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du deinen verfluchten Zauberstab jetzt wegstecken könntest, bevor ich meine Geduld verliere und ich ihn dir persönlich abnehme. Und glaub mir, ich bin trotz der Umstände dazu mehr als in der Lage.“ Hermines plötzlicher Ausbruch verwarf Severus Theorie, Lucius habe sie unter den Imperius gestellt.
Zögerlich ließ er seinen Stab sinken, behielt ihn jedoch in der Hand und ließ seinen Blick nicht von dem blonden Mann. Hermine trat wieder an Lucius Seite und lächelte ihn entschuldigend an. „Es gibt keinen Grund, sich zu wundern, Miss Granger, ich bin überrascht, dass mein guter Freund Severus sich überhaupt so schnell von Ihnen hat überzeugen lassen. Seine wird nicht die einzige Reaktion dieser Art gewesen sein. Das kann ich Ihnen versichern.“
Hermine nickte traurig. „Ich denke, Sie haben Recht, Mister Malfoy. Und das tut mir leid.“ Es tat ihr wirklich leid für ihn. Sie wusste, dass es keinen Grund gab, sich darüber zu wundern, und dennoch war es traurig, dass sich dieses Verhalten ihm gegenüber nie ändern würde, wenn der Krieg erst mal vorbei war. „Lassen Sie uns zu Professor Dumbledore gehen.“
Bevor die beiden gehen konnten, und ihn an Ort und Stelle einfach stehen lassen konnten, stoppte Severus sie. „Verzeiht mein impertinentes Verhalten und meine störende Angewohnheit über bestimmte Fakten im Klaren zu sein, aber ich würde es mehr als begrüßen, den Grund für diese Situation zu erfahren. Und zwar sofort!“
Hermine fühlte sich schuldig, als er sie so durchdringend ansah. Er hatte sich lediglich Sorgen um sie gemacht und sie ließ ihn einfach im Unklaren und erwartete sein völliges Vertrauen. „Entschuldige Sev. Begleite uns zu Albus und wir erzählen dir alles.“ Ein wenig zögerlich und noch immer mit seinem Stab in der Hand lief er den beiden hinterher. Hermine führte sie durch einige Geheimgänge und vermied es so, die Aufmerksamkeit der Hogwartsbewohner auf sie zu ziehen. Erst jetzt wurde Severus klar, wie sie und ihre Freunde es ständig geschafft hatten, ihm zu entwischen. Einen Teil der Gänge, die sie benutzte, war ihm nicht einmal bekannt.
Sie nannte dem Wasserspeier das Passwort und trat dann, gefolgt von Severus und Lucius, auf die Wendeltreppe. Sie klopfte an Dumbledores Bürotür und nach dem leisen ´Herein!` betrat sie die Räume des Schulleiters.
„Hermine, wie angenehm, dass du mir einen Besuch abstattest. Und wie ich sehe, bringst du unerwarteten Besuch mit.“ Dumbledore deutete lächelnd auf die zwei Sessel vor seinem Schreibtisch und wies sie damit an, sich zu setzen. Lucius stand ein wenig unschlüssig da. Theoretisch gehörte es sich nicht, der Dame keinen Platz zu bieten, andererseits befand er sich nicht in der Position, stehen zu bleiben, da ihn das als zu überlegen zeigen würde.
Hermine erleichterte ihm die Entscheidung. Sie setzte sich auf die Lehne des Sessel, in dem Severus Platz genommen hatte und lächelte ihm aufmunternd zu. Er setzte sich und wartete darauf, dass irgendjemand etwas sagte. „Also meine Lieben, was führt euch hierher?“ Hermine sah Lucius an. Er nahm die Aufforderung wahr und richtete sein Wort an Dumbledore. „Mit meinem Kommen möchte ich Sie über den baldigen Angriff des dunkeln Lords in Kenntnis setzen. In zwei Tagen wird er mit seiner gesamten Armee Hogwarts stürmen.“
Dumbledore hob fragend die Augenbraue, während Severus seinen Blick auf Lucius richtete. „Und was veranlasst dich dazu, dich plötzlich gegen deinen Meister zu stellen? Dir ist sicherlich klar, dass es uns äußerst skeptisch stimmt, einen Befürworter Voldemorts in unseren Reihen zu finden, der uns mit wichtigen Informationen versorgt!“ Hermine räusperte sich. „Es ist keine Falle, wenn du das glaubst.“ Severus gab ihr einen fragenden Blick, doch sie überließ es Lucius zu antworten.
„Ich bin mir sehr wohl im Klaren darüber, dass mein Auftauchen eine Überraschung für euch alle ist. Ich möchte an dieser Stelle ehrlich sein und anmerken, dass ich keinerlei Vorteil in meiner Tat sehen. Wie du weißt, Severus, stehe ich an vorderster Stelle in den Reihen des dunklen Lords. Ich vertrete den Großteil seiner Ideale und bin nur aus einem einzigen Grund hier und der ist Draco.“
Es war eine Seltenheit, dass Hermine Severus Gefühle so offensichtlich sehen konnte, obwohl sie nicht alleine waren, aber jetzt war ihm die Überraschung offensichtlich ins Gesicht geschrieben. Dass Lucius zeigte, wie viel Draco ihm bedeutete, schien Severus nicht erwartet zu haben. „Draco? Du willst das, wofür du zwei Jahrzehnte lang eingestanden bist, opfern, wegen einer einzigen Person?“ Lucius blickte ihn kühl an. „Nicht wegen einer Person, wegen meines einzigen Sohnes.“
Dumbledore legte die Finger seiner Hände aneinander (Mister Burns Stile- „Ausgezeichnet!“) und lehnte sich interessiert ein wenig nach vorne. „Damit ich das richtig verstehe, Mister Malfoy, Sie sind bereit, uns zu unterstützen, um ihren Sohn zu schützen?“ Malfoy schüttelte den Kopf. „Ihrer Seite anschließen? Ich denke nicht.“ Sowohl Severus, als auch Dumbledore hoben ihre Brauen. Allerdings war es Hermine, die das Wort ergriff. „Mr Malfoy, seien Sie nicht dumm. Ich weiß, dass sie nicht an Toms Ideologie glauben. Werfen Sie ihr Leben nicht für etwas weg, an das sie nicht glauben.“
„Woran ich nicht glaube? Was bewegt Sie dazu, meinen Glauben anzuzweifeln, Miss?“ Hermine tippte sich an ihr Herz und lächelte leicht. „Ich fühle es einfach.“ Malfoy setze einen ungläubigen Gesichtsausdruck auf und sagte mit leicht herablassender Mine. „Sie sind im Irrtum, wenn Sie glauben, ich hätte mich, ebenso wie mein Sohn, von den Grundsätzen meiner Familie abgewandt. An meiner Ideologie hat sich nichts geändert.“
„Vielleicht nicht an Ihrer, an Toms allerdings schon. Ich weiß, dass Sie ein außergewöhnlich kluger Mann sind und nein, ich will Ihnen keinesfalls schmeicheln, ich stelle lediglich Tatsachen fest. Für Sie steht Macht, Reichtum und der Stolz Ihrer Abstammung im Vordergrund. Es kann nicht in Ihrem Sinn sein, Toms Aufstieg weiterhin mit anzusehen. Sollte Tom jemals an die Macht kommen und die magische Welt kontrollieren, dann wird sich an Ihrer jetzigen Situation absolut nichts ändern. Macht? Welche Macht haben Sie, in einer Welt unter einem Diktator? Er ist der einzige mit Macht.
Reichtum? Er wird gerade Ihren Reichtum für seine Zwecke nutzen, Mister Malfoy. Sie werden ihm Ihr Leben lang dienen.“ Hermine sah ihm fest in die Augen und sie erkante genau den Zweifel, den sie damals in den Verließen gespürt hatte.
„Ich habe mich immer gefragt, wieso die magische Welt sich nicht mehr mit Muggelwissenschaften beschäftigt. Ist den Befürwortern Toms denn nicht klar, dass sie sich selbst ausrotten? Es gibt kaum genug Reinblüter, die den Bestand der Zauberer erhalten können. Nicht zu vergessen, dass es nachweisbar ist, dass in reinblüter Familien, Squibs geboren werden. Ich bin mir so sicher, dass Ihnen das alles bewusst ist, Mister Malfoy, Sie können mir nicht erzählen, Sie glauben an diesen Unsinn.“
Der Raum blieb still. Severus sah sich staunend die Frau neben sich an. Sie war unglaublich klug. Sie hatte nicht versucht, ihren Standpunkt durch Moral deutlich zu machen, sondern durch Logik. Und sie hatte Recht. Reinblütige Familien brachten immer häufiger Squibs zur Welt, was wahrscheinlich vor allem daran lag, dass die Reinblüter beinahe alle miteinander verwandt waren. Hinzu kam, dass viele Reinblüter nur einen Nachkommen hatten, wie es auch bei Lucius der Fall war. (Die Weasleys sind die Ausnahme, die die Regel bestätigt)
Dumbledore lächelte ein zufriedenes Lächeln. Diese Hexe war wirklich außergewöhnlich.
Lucius atmete tief ein, dann zeigte er Hermine ein für ihn seltenes Lächeln. „Miss Granger, ich bin mir dieser Dinge tatsächlich aller bewusst und das schon seit einiger Zeit. Allerdings darf ich Sie daran erinnern, dass meine Möglichkeiten sehr begrenzt sind.“ Hermine verstand nicht, was er meinte und wartete darauf, dass er fortfuhr. „Sie sind sich im Klaren, dass ich nur einige wenige Möglichkeiten habe, wie auch immer dieser Krieg ausgehen mag. Gewinnt der dunkle Lord, werde ich mein Leben als sein Anhänger fristen und zusehen, wie die magische Welt, verzeihen Sie meine saloppe Ausdrucksweise, den Bach runter geht. Gewinnt der Orden und wer sonst sich diesem angeschlossen hat, werde ich sterben oder in Askaban landen, und dabei ist es egal, auf welcher Seite ich kämpfen werde. Sie widersprechen mir da sicherlich nicht, Professor Dumbledore, richtig.“
Dumbledores Augen funkelten leicht. „Ach Lucius, ich bin so frei, Sie bei Ihrem Vornamen anzusprechen, …Ich bin ein alter Mann. Ich vergesse das ein oder andere. Allerdings bin ich auch ein außergewöhnlich kluger Mann. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, im Falle von Severus Entdeckung als mein Spion, nichts Adäquates in der Hinterhand zu haben. Ein weiterer Spion, dessen Sohn bereits auf unserer Seite kämpft wäre ein überaus kluger Schachzug, meinen Sie nicht.“
Lucius Augen weiteten sich als er verstand. Dumbledore wollte ihn im Falle eines Falles als seinen Spion ausgeben? Das war…eine unglaubliche Chance, gesetzt den Umständen. „Ich würde gerne meinen Sohn sehen, ehe wir in dieser Sache weiter verhandeln.“
Severus grinste anzüglich. „Ich denke, er dürfte im Moment anderweitig …beschäftigt sein.“ Hermine lachte, stoppte allerdings, als sie Lucius gerunzelte Stirn sah. „Anderweitig beschäftigt?“ Hermine grinste breit. „Mister Malfoy, ich schätze, er ist im Moment…mit Ginny …beschäftigt. Die Mutter seines Kindes.“ Lucius nickte, dann zeigte sich auch auf ihrem Gesicht ein süffisantes Grinsen. „Miss…Weasley? Ich verstehe.“
Hermine bot ihm an, ihm vorläufig eine Unterkunft zu suchen, in der er bleiben konnte, bis Draco…abkömmlich war. Er nahm dankend an und folgte ihr aus dem Büro.
XXXXX
Zögerlich klopfte Hermine an die Tür von Ginny und Draco. Sie hörte ein dumpfes Poltern und ein ersticktes Lachen, ehe die Tür kraftvoll aufgerissen wurde. Ein mehr als mitgenommen aussehender, mit freiem Oberkörper und in Pyjamahosen bekleideter Draco stand vor ihr und schaute sie verärgert an. „Was?!“ Hermine konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er sich seinen Ellbogen rieb, auf den er augenscheinlich gefallen war. „Entschuldige, dass ich euch störe, Draco, aber ich muss mit dir reden. Dringend!“ Er runzelte die Stirn, trat dann widerwillig zur Seite und bedeutete ihr, reinzukommen. Hermine lächelte kurz, ging an ihn vorbei und setzte sich auf die Kante des Bettes, in dem Ginny grinsend auf dem Bauch lag und Draco und sie beobachtete.
„Also Granger, was willst du?“ Hermine verkniff es sich, ihn auf sein unhöfliches Benehmen aufmerksam zu machen und räusperte sich. „Es tut mir wirklich unendlich leid, dass ich euch zwei…unterbreche, aber“
„Du solltest wirklich einen sehr guten Grund haben, Granger!!!“
„Draco!“
„Malfoy glaub mir, wenn ich nicht müsste, würde ich mir dieses Bild auf keinen Fall antun!“ Sie betrachtete ihn abschätzig in seinen Boxershorts und richtete ihren Blick dann wieder auf sein Gesicht.
„Willst du damit andeuten, ich wäre unansehnlich?“ Ginny hob fragend ihre Augenbraue. Hermine entkam ein Seufzen. „Andeuten? Ich…“
„Okay Hermine, ihr habt euch jetzt genug angezickt, was wolltest du denn mit Draco besprechen?“
„Das ist jetzt ein bisschen schwierig…“
„Granger!“
„Hermine!“
„Ist ja gut. Dein Vater ist hier.“
„Das weiß ich Hermine, mein Vater, meine Mutter und meine Brüder sind ebenfalls da und…“
„Nicht dein Vater. Dracos Vater.“
„Bitte?“
Hermine holte tief Luft und sah Draco mitfühlend an. „Ich weiß, das ist schwierig, aber er scheint uns wirklich helfen zu wollen. Und…es liegt zum größten Teil an dir, Draco. Du scheinst ihm wirklich enorm wichtig zu sein. Er will alles aufgeben…für dich!“
Draco schnaubte verächtlich. „Ich bitte dich Hermine, nimmst du ihm das wirklich ab. Bist du tatsächlich so naiv, zu glauben er hätte sich geändert und will jetzt für seine Taten büßen? Es ist wahrscheinlich eine Falle und du bist so dumm und fällst darauf rein.“
Hermine versuchte es zu verbergen, doch sie war verletzt von seinen Worten. Sie war doch kein Dummchen. „Hör mal Draco, ich hab nichts davon gesagt, dass er sich in irgendeiner Form geändert hat. Er ist der selbe arrogante, blöde Aristokrat wie eh und je. Er glaubt noch immer an seine bescheuerte Reinblüterideologie und fühlt sich allen anderen überlegen. Und diese bekloppten Werte nach denen er Jahrzehnte lang gelebt hat, stellt er hinten an. Für dich. DU bist ihm wichtiger, als alles, woran er die letzten Jahre geglaubt hat. Also schluck deinen verfluchten Stolz runter und rede mit ihm.“
Draco kniff wütend seine Augen zusammen und trat nahe an sie heran. „Woher willst du wissen, dass es sich um keinen Trick handelt? Hast du es gefühlt?“ fragte er mit spöttischer Mine. Sie ballte die Fäuste und versuchte ruhig zu bleiben. „JA! Das habe ich tatsächlich.“ Spie sie ihm mit aufeinander gepressten Zähnen entgegen. Dieser kleine arrogante Volltrottel. Wie konnte er es wagen, sie so zu verhöhnen. „Ich bitte dich, Granger, deine Kräfte sind weg. Ohne sie bist du nichts mehr, nichts außer einer stinknormalen Durchschnittshexe, mit der nervigen Angewohnheit, alles wissen zu müssen.“
Es fiel Hermine schwer, nicht einfach aufzustehen und ihn zu schlagen. Wieder und wieder. Er verletzte sie in diesem Moment so sehr, dass sie sich wusste, was sie tun sollte. Sie fühlte sich unendlich hilflos und Ginnys Schweigen verschlimmerte die Sache nur noch. Sie saß inzwischen einfach nur gegen das Ende des Bettes gelehnt und sah auf ihre Hände, die sie wie zum Schutz auf ihrem Bauch gelehnt hatte.
„Sag nichts, was du später bereust, Draco. Ich habe deinen Vater gesehen, als ich bei Tom war und er hat mir nichts getan und hatte es auch nicht vor. Wie du sicher weiß, war ich zu dieser Zeit noch in dem Besitz meiner Kräfte.“ Dracos Gesicht zierte wieder dieses furchtbare Grinsen, das Hermine mehr hasste, als alles andere in diesem Moment. Sie war so unendlich wütend in diesem Moment. Es kam ihr vor, als müsste sie platzen. „Was denn Granger, glaubst du, dass mein Vater sich nicht an die vergriffen hat, weil er so ein guter Mensch ist? Ich muss dich enttäuschen. Ich fürchte seine Zurückhaltung liegt einzig und allein daran, dass er sich nicht an Menschen deiner Abstammung vergreift. Er fürchtet, er könne sich anstecken oder wieso glaubst du, bin ich dir gegenüber früher nie handgreiflich geworden?“
In dem Moment fühlte Hermine, wie ein letzter Tropfen ihr Fass zum Überlaufen brachte. „Ginny, geh raus! Madam Pomfrey soll schauen, ob mit dem Baby alles in Ordnung ist!“ Ginny schaute hilflos zwischen Draco und ihr hin und her. „Aber Hermine…“
„Geh Ginny!“ Hermine war sich nicht sicher, woher sie wusste, dass es sicherer für Ginny war zu gehen. Sie wusste es in diesem Moment einfach und hoffte sich noch lange genug beherrschen zu können, um Ginny die Möglichkeit zum Verschwinden geben zu können.
Ginny schien zu spüren, das irgendwas nicht in Ordnung war. Sie schnappte sich einen Umhang vom Boden und hechtete mit einem letzten Blick auf Draco aus dem Raum. Dracos Augen funkelten wütend. „WELCHES RECHT NIMMST DU DIR, SIE HIER HERAUS ZU BEFEHLEN. GLAUBST DU, NUR WEIL DU DICH MIT DEN GROßEN UND MÄCHTIGEN GUTGESTELLT HAST, KANNST DU DIR ERLAUBEN,WAS DU WILLST! HALTE DICH ZURÜCK, GRANGER! DU BIST NICHTS MEHR OHNE DEINE EMPATHIE!“
Es ging plötzlich so schnell, dass keiner der beiden wusste, was geschah. Mit jedem seiner Worte bildete sich in Hermine mehr und mehr Wut und Hilflosigkeit und mehr und mehr fühlte sie, dass sie diese Gefühle nicht mehr unterdrücken konnte. Um so mehr die Wut die Oberhand gewann und nach außen drängte, desto tauber wurde Hermine im Inneren. Sie war nicht mehr Herr der Lage und musste hilflos mit ansehen, wie Draco mit einer unglaublichen Kraft gegen die Wand geschleudert wurde. Nach dem Zusammenstoß rutschte er nicht einfach an der Wand hinunter, er prallte regelrecht daran ab, wurde einen guten Meter zurückgeworfen und landete mit dem Gesicht nach unten vor Hermines Füßen. Ihr Inneres wollte einfach nach ihm sehen, wissen, ob alles in Ordnung war, sich entschuldigen, alles Mögliche tun, doch es konnte nicht.
Sie konnte nur zusehen, während ihre Wut gemeinsame Sache mit ihrem Körper machte. Mit dem einfachen Heben ihrer Hand, schwebte der blonde Mann in die Luft. Er war halb bewusstlos und schien sich nur mit Mühe wach halten zu können. „Grang…er, was…wa was zur Höl…le.“ Mit einer weiteren Bewegung ihrer Hand brachte sie ihn zum Verstummen. „Du hast genug gesagt, Malfoy!“ Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder. Sie klang so kalt und… und nicht nach ihr. Irgendwie versuchte sie, ihre Wut in den Griff zu bekommen, doch was sie auch tat, es funktionierte nicht.
Sie wusste, wenn sie völlig sie selbst wäre, würden ihr in diesem Augenblick die Tränen kommen. Tränen dafür, dass sie ein Monster zu sein schien, b unter Einfluss eines schwarzmagischen Trankes oder nicht. Tränen dafür, dass Draco verletzt war, nicht nur körperlich, sondern vor allem emotional. Und sie hatte gewusst, dass er schlecht mit seinen Gefühlen umgehen konnte. Sie wusste, dass er seine eigenen Gefühle schützte und ausdrückte, indem er andere verletzte und sie hätte es einfach ignorieren müssen. Und doch hatte sie es nicht gekonnt. Und der Grund war schlicht und einfach der, dass seine Worte zu viel Wahres enthielten.
„Du bist ein Feigling, Malfoy.“ Hörte sie ihre eigene so fremdklingende Stimme sagen. „Hast du Angst, dein Vater könnte dich wirklich lieben? Hast du Schiss, er habe dich trotz dieser Liebe, die ihn jetzt alles für dich tun lässt, all die Jahre wie einen Versager behandeln lassen? Vielleicht ist dir aber auch einfach klar, dass er im Recht damit ist. Vielleicht…“
„JA! Du hast Recht, Hermine!“ Ihr Körper hielt inne. Merlin sei Dank, er hielt inne. Anstatt dass sich ihre Wut mit jedem Wort etwas abgebaut hätte, nahm sie mehr und mehr zu. Doch er, Draco, stoppte sie.
„Du hast Recht. Mit allem, was du gesagt hast. Ich habe Angst, dass mein Vater so mies war, obwohl er mich liebt. Wenn er mich hassen würde, ich…ich hätte sein Verhalten verstanden, aber so…Was muss ich für ein Sohn gewesen sein, wenn er trotzdem so enttäuscht von mir gewesen ist.“
Für Hermine waren seine Worte wie ein Wegweiser. Mehr und mehr gewann sie wieder die Oberhand. Ihre Wut schrumpfte, bis sie schließlich verpuffte und tiefem Mitgefühl Platz machte. Draco fiel zu Boden, ebenso wie Hermine. Sie schluchzte auf und die Tränen, von denen sie gewusst hatte, dass sie fallen würden, liefen ihr ungehindert die Wangen hinab. Draco robbte mit größter Anstrengung auf sie zu und ehe er die Chance hatte, Hermine in seine Arme zu ziehen, schlang sie ihre um seinen Hals und schluchzte wieder und wieder Entschuldigungen an seine nackte Brust.
Keiner der beiden interessierte sich für die Tür, die urplötzlich aufflog und den Mann, der hineingeeilt kam. Erst als Hermine sich an der starken Brust des Mannes wiederfand und seinen Geruch einatmete, erkannte sie Severus. „Was ist passiert?“ Hermine schluchzte wieder auf. „Draco! Ich …hab ihm… so wehgetan. Ich… wollte… das… nicht. Ich…hatte…keine…Kontrolle mehr.“ Severus drückte sie fester an sich und presste seinen Mund auf ihre Stirn. „Draco wird wieder. Er ist hart im Nehmen. Poppy ist schon bei ihm.“
Draco und sie wurden in den Krankenflügel gebracht und untersucht. Draco fehlte bis auf ein paar Prellungen und einer gebrochenen Rippe nichts und Poppy konnte ihn innerhalb von wenigen Minuten heilen. Sie stellte bei Hermine eine starke Erschöpfung fest und verordnete beiden ein paar Stunden Bettruhe. Severus verließ sie einen Moment und nahm Ginny, die besorgt zwischen Draco und Hermine hin und her huschte, mit sich, um den beiden ein paar ungestörte Minuten zu geben.
„Erinnern Sie sich, was das letzte Mal passiert ist, als ich die zwei alleine gelassen habe? Sie sollten, wissen Sie, es ist nämlich keine halbe Stunde her!“ Ginny folgte ihm dennoch aus dem Raum und Stille trat ein. Erst Draco unterbrach sie. „Ich habe nicht alles so gemeint, wie ich es gesagt habe. Aber du musst zugeben, du bist wirklich eine unerträgliche Alleswisserin!“ Hermines Lippen formten ein schwaches Lächeln. „Es tut mir leid Draco. Ich wollte dir nicht wehtun.“ Draco lachte. „Emotional oder körperlich?“
„Beides!“
„Schon okay. Du hattest nicht ganz Unrecht. Und deine Brutalität hat mich davon überzeugt, mit meinem Vater zu sprechen.“
Hermine vermied es, in seine Richtung zu schauen und senkte ihre Stimme so sehr, dass Draco sich anstrengen musste, sie zu verstehen. Er beugte sich ein wenig näher zu ihr, um sie besser zu verstehen.
„Es tut mir so leid, Draco. Ich bin ein Monster.“ Draco schwang schnell die Beine aus dem Krankenbett und setzte sich auf ihrs. Er legte ihr einen Arm um die Schulter und drückte ihren Kopf an seine Brust. „Hey, sei kein Dummkopf. Jeder hat mal einen Gefühlsausbruch und deiner nimmt eben ein etwas größeres Ausmaß an. Sei doch froh, dass deine Kräfte wieder da sind.“ Hermine schwieg und ließ sich von Draco über den Rücken streichen. Es vergingen einige Minuten, in denen keiner der beiden die Position wechselte.
„Ich hab meine Kräfte nicht wieder.“
„WAS? Aber vorhin…“
Hermine drückte sich von seiner Brust weg und sah ihn traurig an. „Ich weiß nicht, was das vorhin war. Ich war einfach so wütend, ich hatte nicht mal Kontrolle über mich. Es brach einfach aus mir heraus. Meine Kräfte habe ich aber trotzdem nicht wieder.“
„Das ist nicht schlimm, Hermine. Entgegen dem was ich dir vorhin an den Kopf geworfen habe, halte ich dich für sehr fähig als normale Hexe. Wir schaffen es auch ohne deine Empathie.“
Sie bliebe gemeinsam in Hermines Bett liegen, bis Severus und Ginny kamen, um sie abzuholen. Madam Pomfrey hätte sie zwar lieber noch bei sich behalten, doch die Nachricht des anstehenden Endkampfes hatte sich herumgesprochen und sie schwieg daher lieber. Ginny nahm die beiden Patienten wortlos in die Arme und ging mit Draco in ihre Räume. Sie musste packen. Sämtliche Kinder und Nichtkämpfenden würden das Schloss einen Tag später verlassen und ein sicheres Versteck aufsuchen.
Severus hatte seine Eifersucht, wenn es um Hermine ging, noch immer nicht überwunden und schickte seinem Patensohn einen tödlichen Blick. Es war für ihn ungemein schwierig, mit einer Frau zusammen zu sein, deren Freundeskreis mit einer Ausnahme nur aus Männer bestand. Dazu kam, dass Hermine außergewöhnlich schnell Freundschaften schloss. Mit Männern. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und geleitete Hermine aus dem Krankenflügel.
Das hoffentlich letzte Gefecht zwischen Gut und Böse stand an. Jetzt hieß es planen!
TBC
Also denkt dran, mir ein paar kommis dazulassen. Ich befinde mich gerade in meinem letzten Schuljahr (ABI) und habe nur begrenzt Zeit. Wenn es sich für mich nicht lohnt, schreibe ich auch nicht weiter.
Na ja, wahrscheinlich schon, aber dann wird es noch länger dauern, weil ich keine Motivation zum WEiterschreiben hätte.
lg
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