von lütfen
hoffe ich hab euch nicht zu lange warten lassen. Sagt mir, was ihr davon haltet, die Geschichte hat eine ziemlich rasante Wendung genommen
lg lütfen
Kaum war Hermine verschwunden, löste sich die Barriere auf. Severus sah hilflos zu der Stelle, an der er sie gerade noch hatte stehen sehen. Harry sackte zu Boden, unfähig, nur einen Moment länger zu stehen. Ryan fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. „Was zur Hölle sollte das? Sie…sie hätte Bellatrix problemlos überwältigen können. Wieso hat sie nichts getan?“ Harry schluchzte. „Wieso zur Hölle hat sie ihn so provoziert? Wieso war sie überhaupt hier? Sie hätte ins Schloss gehen müssen, so wie es alle taten.“
Severus sagte nichts. Er konnte nicht. Sie durfte nicht weg sein, durfte ihn nicht verlassen haben. Er liebte sie doch und sie liebte…nun ja, seine Augen. Nach Stunden, so schien es ihm, führte Ryan ihn und Potter zurück zum Schloss. Sie fanden sich in der großen Halle ein, in der mehr oder weniger gute Stimmung herrschte. Ron lief grinsend auf Harry zu und schien seinen Zustand kaum zu realisieren. „Harry, gut das du da bist! Wir haben keinen einzigen verloren, Alter. Ein paar Verletzte, aber alle schaffen es.
Was…was ist los, Harry?“ Ron hatte seinen Freund nie zuvor so gesehen. Selbst als er Sirius verloren hatte nicht. Er fiel ihm um den Hals und schluchzte. Ron tätschelte ihm unbeholfen den Rücken. Er sah zu Ryan und Severus und plötzlich versteifte er sich. Er ließ seinen Blick durch die Halle wandern, sah zu Harry und dann zu Ryan, der den bleichen und apathischen Severus stützte. „Wo…wo ist Mine? Ist sie…sieht sie nach Mira? Sie soll lieber schnell herkommen, wir wollen feiern, dass alles gut gegangen ist.“ Panisch sah er Ryan an. Seine Augen bettelten ihn an, ihm zu sagen, das alles gut war.
Harry schluchzte erneut laut auf. „WO ZUR HÖLLE IST HERMINE?“ Ryan mied seinen Blick. „Sie ist weg. Riddle hat sie.“ Ron taumelte schockiert zurück und verlor durch Harry, der mit seinem vollen Gewicht gegen ihn gelehnt dastand, sein Gleichgewicht und fiel nach hinten. Wie gelähmt saß Ron da. „Sie…sie ist so stark. Sie kann nicht weg sein. Sie kann einfach zurückkommen. Sie ist die Stärkste von allen.“ Auch andere in der Halle waren zu ihnen gekommen und sahen sich die Szene neugierig an.
Bei Ryans Worten hatten einige laut aufgekeucht. Dumbledore trat zu ihnen und sah seinen Tränkemeister und Harry mitleidig an. „Erzählt mir, was passiert ist. Wir werden einen Plan erstellen und Hermine zurückholen.“ Severus lachte spöttisch auf. Es war das erste Mal, dass er seit Hermines Verschwinden sprach. „Wann haben wir je jemanden zurück geholt, der in der Gewalt Riddels war? Sie ist nicht von irgendwelchen idiotischen, unwichtigen Todessern entführt worden, sondern von IHM und seinen mächtigsten Anhängern persönlich.
Ich frage dich, alter Mann, was glaubst du tun zu können, um sie aus seinen Fängen zu befreien?“ Dumbledore schien ein wenig über seinen Ausbruch und sah ihn traurig an. „Verliere niemals den Glauben, Severus, wer aufgibt, ehe er gekämpft hat, der hat schon verloren.“ Severus funkelte ihn wütend an. „Spar dir deine Glückskeks- Scheiße, Albus.“ Er drehte sich um und verließ den Raum. Keine hinterherflatternde Robe, kein Türenknallen. Severus Snape war gebrochen.
XXXXX
Hermine holte tief Luft. Sie hasste es zu apperieren und das sie apperieren musste, Seite an Seite mit diesem gefühlskranken Wesen, förderte ihr Wohlbefinden nicht gerade.
Sie wurde durch dunkle Gänge geschleift und fand sich bald vor einigen Zellen wieder. Das Klischee der Kerker starb einfach nie aus. Sie wurde in eine der Zellen geschubst und kam hart am Boden auf. Sie sagte nichts, als sie spürte, wie ihre Knie aufschürften und Blut an ihnen hinablief. Es tat weh, doch der Rest ihres Körpers sah nicht zwangsläufig besser aus.
Bellatrix, Lucius und Voldemort standen in ihrer Zelle und lächelten überlegen und spöttisch auf sie hinab. „Sprachlos Schlammblut? Man wird dich lehren, mir angemessen zu begegnen.“ Hermine sagte nichts. Sie verspürte nicht wirklich das Bedürfnis länger in seiner Gesellschaft zu verweilen. Mittlerweile zweifelte sie an ihrem Plan. Es war ein spontaner Einfall gewesen, doch zu diesem Zeitpunkt hatte sie ihre Freunde um sich gehabt und die Kraft, die von ihnen ausging. Jetzt war sie allein. Allein mit verrückten Mördern, die Menschen, wie sie einer war, verabscheuten.
„Lucius, bring ihr den Respekt bei, den ich verdiene. Versage nicht, wie du es bereits bei deinem verräterischen Sohn getan hast, du würdest es bereuen.“ Bellatrix und Voldemort verließen die Kerker und ließen sie mit Lucius zurück. Er hatte bisher geschwiegen und sah sie nun hasserfüllt an. Hermine zog sich weiter zurück in eine Ecke des Verlieses und zitterte unkontrolliert. Was war denn nur mit ihr los? Gerade riskierte sie durch ihren großen Mund alles, und jetzt saß sie in einer Ecke und konnte sich vor Angst kaum rühren.
„Schlammblut…ich wusste, du würdest uns im Weg stehen. Ich ahne es, seit ich dich das erste Mal sah. Seit ich das erste Mal sah, wie Draco auf dich reagiert. Oh, er verabscheute dich, hasste dich, war neidisch auf dich. Du, der trotz deiner Abstammung alles in den Schoss zu fallen scheint. Weißt du was ich in Dracos Augen sah? Ich sah Bewunderung. Bewunderung für eine, die so weit unter uns steht…Du und deine Freunde, ihr seid für Dracos Verwirrung zuständig. Ihr, die ihm vorgegaukelt haben, Freundschaft und Liebe stünde über allem.
Er hat sich von euch beeinflussen lassen, ist schwach geworden. Ihr habt ihn zum Tode verurteilt.“ Er schien fertig zu sein und lief schweigend vor ihr hin und her. Hermine verstand das nicht. Sie schien immer schwächer zu werden, obwohl sie nichts tat. Lucius hob seinen Zauberstab und sah sie abwertend an. „Weißt du, für ein Schlammblut bist du recht ansehnlich, auch wenn ich ehrlich gesagt deine langen Haare bevorzugte. Ich denke, ich werde trotzdem eine Menge Spaß mit dir haben.“ Hermine sah angeekelt zu ihm. Wieso zur Hölle war sie plötzlich so wehrlos?
Lucius trat dicht vor sie, packte sie an ihrem Schopf und riss sie hoch. Er presste sie gegen die Wand hinter ihr und drückte seinen Körper fest an ihren. Hermine wimmerte. Hatte er den keine Gefühle, die ihn menschlich machten? Da waren nur Hass und Erregung. Hermine presste ihre Augen so fest zusammen, wie sie konnte und drang in seine Gefühlswelt ein. Sie durchforschte ihn, kramte alles hervor und suchte einen Funken Menschlichkeit. Sie fand ihn. Fand ihn dort, wo sie ihn nie vermutet hätte. In seiner Familie. In Narcissa und Draco.
Sie öffnete die Augen und sah ihn fest an. Das Gefühl der Sicherheit kehrte zurück, ebenso wie ihre Kraft und endlich verstand sie, was Bane ihr gesagt hatte. Sie war Frieden! Ihre Waffe waren positive Gefühle und nicht der Hass. Vielleicht konnte sie auch den Hass für sich nutzen, doch die Quelle ihrer Kraft war einfach gesagt Liebe.
Mit diesem Wissen keimte neuer Mut in ihr auf. „Du hast alles verloren, was du je besessen hast.“
Ihre Stimme klang bedauernd und Lucius lächelte sie spöttisch an. „Falsch, Schlammblut, du bist es, die alles verloren hat. Du wirst hier verrecken, das verspreche ich dir.“ Hermine lächelte sanft. „Ich habe Menschen, die meinen Tod bedauern werden, aber du nicht. Du hast die einzigen Menschen, die dich je aus vollem Herzen geliebt haben, vertrieben. Du hast deinen Herren über alles gestellt. Du hast Draco verloren, weil er nicht werden wollte, wie du, weil er mehr sein wollte, als sein Handlanger. Draco ist einer der stärksten Menschen, denen ich jemals begegnet bin.
Er wird ein guter Vater sein, eines Tages und du, du hättest ein liebevoller Großvater werden können. Du hättest deinen Enkeln so vieles geben können und nun? Du hast dein Leben verwirkt, denn entweder ist dein Los der Tod oder Askaban.“ Lucius sah sie mit geweiteten Augen an. Was war mit ihr geschehen? Wieso sprach sie plötzlich so mit ihm. Er versuchte seine überlegene Maske zurückzugewinnen und sah ihr kalt lächelnd ins Gesicht. „Du redest Unsinn, Schlammblut, der dunkle Lord wird uns zum Sieg führen und euch ein für alle mal auslöschen. Ich werde an seiner Seite stehen, als einer der Mächtigsten und werde Macht besitzen.“
Hermine schüttelte den Kopf. „Der einzige, der Macht besitzen wird Lucius, ist Tom Riddle. Denkst du irgendwas wird sich ändern? Du wirst noch immer allein sein, denn die, die du liebst und die auch dich liebten, die werden nie zu dir zurückkehren, denn du hast dich gegen sie entschieden.“ Er schlug ihr ins Gesicht. „Wag es dir, weiter so mit mir zu sprechen und der Tod wird dir vorkommen wie die Gnade Gottes.“ Hermine drehte den Kopf zurück sah ihn ernst an. „Sei kein Idiot, Lucius. Wenn der Zeitpunkt kommt, an dem du erneut wählen musst, triff die richtige Entscheidung.
Du wirst nicht glücklich werden, an der Seite dieses Mannes. Er sieht euch alle als Werkzeuge an und würde euch opfern, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Ziele wegen denen du ihm einst folgtest, die verfolgt er schon lange nicht mehr.“ Erneut schlug er ihr hart ins Gesicht und nur sein Körper hinderte ihren daran, zur Seite zu fliegen. Wortlos verließ er ihre Zelle und verriegelte sie fest von außen. Hermine sank zu Boden.
Sie wusste, sie hatte ihm zugesetzt. Vielleicht waren ihre Worte erfolglos geblieben, doch das, was sie in seinem tiefsten Inneren gefunden hatte, die Gefühle für seine Familie, die Liebe, die Reue, die Angst…all das hatte sie hervorgeholt, verstärkt und ihn fühlen lassen. Hermine war froh, dass sie ihre Kräfte wenigstens zum Teil verstanden hatte. Ihr würde nichts anderes übrig bleiben, als sie wieder zu blockieren und nur gezielt nach Gefühlen zu suchen. Der Hass, die Hab- und Machtgier, die Lust nach Morden…diese Gefühle vergifteten sie. Das durfte nicht passieren, sie durfte hier nicht wehrlos werden. Sie hatte ein Ziel.
Sie fühlte sich noch immer ein wenig schwach, dennoch schloss sie wieder einmal ihre Augen und begann mit ihrer Suche. Melody…sie kannte sie nicht, hatte keine Ahnung, wie es ihr ging, wie es um ihre Gefühlswelt stand. Ein kleines Mädchen, dass seit Monaten und Jahren in Gefangenschaft lebte und wahrscheinlich niemanden hatte, der sich um sie kümmerte. Was Hermine nicht verstand war, wieso die Kleine überhaupt noch lebte. Sie war froh, Merlin, natürlich war es eine Erleichterung, dass Melody lebte, doch zu welchem Zweck hielt man sie hier gefangen?
Soweit sie wusste, war Ryan keines der primären Ziele Voldemorts, also wieso war sie hier? Nach wenigen Minuten gab Hermine ihr Unterfangen auf. Sie kannte das Gebäude nicht und so fiel es ihr schwer, sich ein Bild über die Bewohner zu machen. Wäre es dumm, einfach durch das Haus zu spazieren. Wahrscheinlich. Andererseits war es auch dumm gewesen, sich einfach hierher schleppen zu lassen. Ehe sie sich entscheiden konnte, öffnete sich ihre Zellentür und Bellatrix trat mit einem irren Lächeln auf sie zu. Ihr Messer in der Hand deutete sie auf den Gang hinaus.
„Der Lord will dich sehen, Schlammblut, er wird dich bezahlen lassen für dein Verhalten.“ Hermine stand auf und kam auf Bellatrix zu. Die irre Frau führte sie einige Treppen hinauf, durch Gänge und schließlich vor ein Portal. Hermine prägte sich möglichst viel ein und realisiert, wie prunkvoll dieses Haus einst gewesen sein musste. Mittlerweile war es verstaubt und leicht heruntergekommen. Zwei Männer standen vor dem Portal und öffneten es, als sie Bellatrix sahen.
Hermine wurde in den Thronsaal gestoßen und etwa in der Mitte des Raumes zu Boden gestoßen. Sie biss die Zähne zusammen, als sie erneut auf ihre verwundeten Knie fiel. „Wie ich sehe, hat man dir den Respekt beigebracht, den es braucht, mir gegenüber zu stehen.“ Hermine verkniff sich eine Antwort und rappelte sich auf. Sie stand einige Meter von Voldemort entfernt und war umgeben von weiteren Todessern.
Es herrschte absolute Stille und Hermine nutzte ihre Zeit, sich im Raum umzusehen. Die Fenster waren alle verhangen und das Portal schien die einzige Möglichkeit zu sein, hinein oder hinaus zu gelangen. Ein ekelerregendes Gefühl breitete sich in ihrem Kopf aus und ließ sie nur knapp einen Würgreiz unterdrücken. Sie kniff die Augen zusammen und realisierte, dass Voldemort in ihrem Kopf herumgeisterte und ihre Erinnerungen besudelte. „RAUS!“ Es gab einen Knall und Hermine bemerkte, dass die Todesser alle einige Meter zwischen sie und sich selbst gebracht hatten und Voldemort sie mit geweiteten roten Augen anstarrte.
„Verlasst diesen Raum!“ Die Todesser verließen eilig den Raum, bis auf Bellatrix und Lucius, die je eine Seite von Voldemort flankierten. „Ihr auch!“ Sie sahen sich unsicher an und verließen ebenfalls den Raum. Er sah sie eine ganze Weile forschend an. „Ich traf bereits zwei vor dir!“ Hermine legte die Stirn in Falten und verstand nicht, was er sagte. „Keine von ihnen ertrug es, mir gegenüber zu stehen. Keine von ihnen überlebte es, mir gegenüber zu stehen.“
Hermine hatte begriffen. Er sprach über sie. Über ihre Empathie. Er hatte bereits vor ihr Empathen getroffen und sie getötet. Ihr fiel es schwer, ihn anzusehen und so vermied sie es, obwohl sie wusste, er wertete es als Schwäche. „Du bist schweigsam, Schlammblut.“
„Mir sind die witzigen Sprüche ausgegangen!“
Voldemort stand auf und kam ihr näher. „Auch du erträgst es nicht, mir gegenüber zu stehen, nicht einmal ansehen, kannst du mich. Du bist schwach.“ Hermine wich einen Schritt zurück, als er näher kam. „Sie sind hässlich. Ich bin es nicht gewohnt, von…so was umgeben zu sein.“ Voldemort lachte kalt und Hermine standen die Haare zu Berge. „Ich glaubte, die Seite des Lichts gäbe nichts auf Nichtigkeiten wie das Aussehen. Eine sehr oberflächliche Sichtweise, Schlammblut, bedenkt man, was du bist.“
Hermine sah zu einem der verhangenen Fenster. „Wir rühmen uns mit vielem und solange das Herz am rechten Fleck ist, gebe ich nichts auf Äußerlichkeiten, doch Sie haben keines.“ Er legte ihr die seine Hand unter das Kinn und Hermine hatte erneut das Gefühl brechen zu müssen, ihre Haut brannte unangenehm an der Stelle, an der er sie berührte und nur widerwillig ließ sie ihren Kopf so drehen, dass sie ihn ansehen musste. „Fällt es nun leichter, mich anzusehen?“ Hermine betrachtete das hübsche Gesicht eines ungefähr fünfundzwanzig jährigen, wirklich hübschen Mannes.
Er passte genau auf die Beschreibung von Harry, die er ihr im zweiten Jahr gegeben hatte und Hermine wusste, dass sie nun Tom Riddle gegenüber stand. „Nein! Ich sehe keinen Unterschied.“ Erneut versuchte er in ihren Geist einzudringen, doch irgendwie verhinderte Hermine es. Sie wusste, es konnte ihr Tod sein, nicht nur, weil sie damit vielleicht nicht klarkam, sondern auch, wegen der Konsequenzen, die er sie spüren lassen würde. Sie tat es trotzdem, sie drang in seine verkümmerten, vergifteten Gefühle ein. Es zerriss sie beinahe. Niemals zuvor hatte sie etwas vergleichbares gespürt und nach kurzer Zeit zog sie sich zurück.
Toms Gesicht zierte ein spöttisches Lächeln. „Es erstaunt mich zugegeben, dass du noch stehst. Die anderen waren bereits tot. Ich war ihnen überlegen und tötete sie, da sie meine Macht nicht verkrafteten.“ Hermine wich zurück. „Welche Macht? Ich habe keine Macht gespürt…“ Sie sprach mehr zu sich selbst als zu ihm. „Schlammblut, du ermüdest mich. Ich ertrug dich lang genug, ich denke es wird Zeit, ein wenig mehr Schmutz von dieser Erde zu entfernen.“
Hermine sah ihn fest an und als er seinen Zauberstab hob, errichtete sie ihr Schutzschild. Der Fluch, der sie traf war so gewaltig, dass sie zurückgeschleudert wurde und gegen eine der Fackeln prallte, die überall im Raum standen. Sie löschte die Flammen, die ihre Kleider erfasst hatten und richtete sich schwerfällig auf. Tom sah sie überrascht an. „Schlammblut, Schlammblut, ich habe dich unterschätzt. Deine Kräfte scheinen die der anderen bei weitem zu übersteigen. Interessant…Doch du bist mir keinesfalls gewachsen und ich habe genug von dir.“ Er entließ eine Salve aus Flüchen seinem Zauberstab entkommen und Hermine schaffte es nur knapp, ihnen auszuweichen.
Aus Reflex, da sie es so häufig während des Trainings getan hatte, schleudert sie einige seiner Flüche verstärkt zurück und nur knapp gelang es Tom, sie abzuwehren. „Genug!“ Sie hörte die Worte und fand sich als nächstes umgeben von einem Hagelsturm an Flüchen. Sie wusste, ihr Schutzschild war schwach, ebenso wie sie und umso mehr Flüche darauf einschlugen um so schwächer wurde es. Ein letztes Mal flackerte es auf, ehe es verschwand und sie von drei Flüchen zugleich getroffen wurde. Um sie wurde es schwarz.
XXXX
Nachdenklich lief Tom um die bewusstlose Hermine herum. Sie war ihm klar unterlegen gewesen, doch er war sich sicher, dass sie eine sehr mächtige Hexe war. Sie zu töten wäre beinahe eine Verschwendungen, trotzdem sie ein Schlammblut war. Eine Idee formte sich in seinem Kopf. Er rief Lucius zu sich. „Du wirst sie in eines der Zimmer einquartieren, Lucius, kümmere dich darum, dass sie das verabreicht bekommt.“ Er ließ eine Phiole erscheinen und sah Lucius hinterher, der die bewusstlose Frau hinausschweben ließ.
XXXX
Hermine erwachte mit Kopfschmerzen. Mit starken Kopfschmerzen. Sie lag in einem unbekannten Bett in einem unbekannten Raum und sie hatte Durst. Die Tür öffnete sich und ein kleiner Hauself trippelte herein. „Ich habe Durst.“ Der Hauself sah ängstlich zu ihr, sagte jedoch nichts. „Ich habe Durst!“ Der Hauself sah sie entschuldigend an. „Miss, Wippels darf nicht zu Ihnen sprechen.“ Hermine wurde wütend. Zur Hölle, sie hatte Durst und wollte etwas trinken! Sie sprang aus dem Bett und lief auf den Hauselfen zu.
„Es ist mir egal, ob du zu mir sprechen kannst, oder nicht. Bring mir etwas zu trinken, oder ich schwöre dir, du wirst es bereuen.“ Der Hauself wimmerte und steigerte damit nur noch Hermines Wut. Sie deutete mit dem Finger auf den Hauselfen und sah zu, wie er sich panisch an den Hals griff und zu röcheln begann. Eine ungeheure Befriedigung breitete sich in ihr aus, als sie das wimmernde Geschöpf vor sich liegen sah. Die Angst, die es verströmte, stimmte sie euphorisch, doch als sie bemerkte, wie nach und nach ein blauer Ton den Kopf des Hauselfen überdeckte, entließ sie ihn.
Sich streckend ging Hermine zu ihrem Bett zurück. „Sorg dafür, dass man mir etwas zu trinken bringt.“ Der Hauself nickte eilig und verließ den Raum wieder. Nach einiger Zeit erschien ein Mann und stellte ihr einen Becher Wasser auf den Nachttisch. „Was ist das?“ Der Mann sah sie kalt und abschätzend an. „Wasser!“ Hermine sah ihn spöttisch an. „Mir ist absolut klar, dass die Flüssigkeit, die du mir vorsetzt, Wasser sein soll. Was ich viel lieber wissen würde ist, wieso man mir Wasser bringt!“ Der Mann lachte. „Denkst du, du Drecksstück hättest das Recht, Ansprüche zu stellen? Sei froh, das mein Lord dich nicht verdursten lässt.“
Hermine lachte, als sie den panischen Gesichtsausdruck des Mannes sah, als sie ihn gegen die Wand schleuderte und wie zuvor der Hauselfe, die Kehle zudrückte. „Wage es erneut so mit mir zu sprechen und das wird deine letzte Tat gewesen sein. Bring mich jetzt zu Tom, ich habe mit ihm zu reden.“ Sie ließ ihn los und er plumpste zu Boden. Eilig nickte er und Hermine lächelte zufrieden. „Schicke mir jemanden, der mir angemessene Kleidung bringt und melde mich dann bei Tom an.“ Er verließ den Raum und wenig später trat Bellatrix mit gezückten Messern ein.
„Schlammblut, du scheinst zu vergessen, wer du bist und wo du bist. Du bist nichts und…“ Hermine unterbrach sie. „Wo sind meine Kleider?“ Bellatrix schnaubte. „Es gibt keine Kleider. Du hast nicht das Recht…“ Hermine schleuderte sie mit einer Handbewegung gegen die Wand und ließ die Messer, die ihrer Hand entglitten, neben ihrem Kopf einschlagen. „Ich verlange, dass du mir augenblicklich Kleider bringst, mit denen ich vor Tom treten kann, ansonsten werde ich sehen, was deine Messer tatsächlich alles zerschneiden können.“ Auch Bellatrix fiel zu Boden und eilte aus dem Raum, nur um Minuten später mit einem blutroten, bodenlangem Kleid zurückzukommen. Hermine lächelte glücklich.
„Vielen Dank Bella.“ Eine weitere Handbewegung und sie war angekleidet. Ihre Haut war wieder makellos sauber, nur die Wunden waren geblieben und ihre Haare waren wieder lang, wie vor einigen Monaten. Sie fielen ihr in langen Locken über den Rücken. „Bring mich jetzt zu ihm.“ Bellatrix nickte und führte sie aus dem Zimmer hinaus. Am Portal standen erneut die Wachen, doch dieses Mal weigerten sie sich, die beiden einzulassen. Ehe Bellatrix etwas sagen konnte, wischte Hermine die beiden aus ihrem Weg und öffnete das Portal.
Sie trat vor Tom und deutete eine Verbeugung an. „Hermine, ich freue mich, dass du erwacht bist. Ich hoffe alles lief zu deiner Zufriedenheit ab.“ Hermine lächelte nicht. „Keineswegs. Deine Untergebenen sind unfähig und waren nur Millimeter von ihrem Tod entfernt. Sie scheinen nicht zu wissen, wie man sich mir gegenüber zu verhalten hat.“ Tom lachte. „In der Tat. Ich denke, sobald ihnen bewusst ist, wer du bist, wird sich das ändern.“ Hermine legte neugierig den Kopf schief. „Und wer bin ich?“ Tom Riddle lächelte warm. „Du bist mein Gegenstück. Du wirst die Welt mit mir regieren und deine lästigen Freunde in ihre Schranken weisen. An meiner Seite, als meine Lady.“
XXXXX
Hermine saß in ihren Räumen und sah zum Fenster hinaus. Irgendwas stimmte nicht. Das fühlte sie tief in sich und das erste Mal seit sie in diesem Raum erwacht war, fühlte sich dieses Gefühl echt an. Es war alles plötzlich so anders. Ihre Kräfte fühlten sich so fremd an und mehr und mehr graute es ihr davor, sie einzusetzen. Es klopfte an der Tür und Bellatrix trat herein. „Lady? Der dunkle Lord will euch sprechen.“ Hermine nickte. Sie folgte Bellatrix in den Thronsaal und verbeugte sich flüchtig vor Tom.
„Du willst mich sprechen, Tom.“ Er nickte. Er trug noch immer sein schönes Gesicht zur Schau und lächelte sie freundlich an. Sie hasste diesen Mann. Sie hasste alles und jeden. Sie spürte kaum mehr etwas anderes als Hass. Und dieses Gefühl hasste sie genauso. Es war falsch. „Ich würde gerne ein wenig mehr über deine Kräfte herausfinden, Hermine.“ Hermine nickte. „Gut. Doch zuvor habe ich eine Frage an dich.“ Tom bot ihr einen Platz neben seinem Thron an und bedeutete ihr dann zu beginnen. „Wieso ist Seymours Tochter noch immer hier?“
Tom lachte. „Du weißt, dass sie hier ist?“ Hermine nickte. „Sie ist das einzig reine in diesem Gebäude Tom, wie sollte mir das verborgen bleiben?“ Tom setzte sich in seinen Thron und ergriff Hermines Hand. „Seymour hinterging mich. Ich bot ihm an, als einer meiner mächtigsten Todesser an meiner Seite zu stehen, doch er lehnte ab. Er war Slytherin und als solcher verriet er mich, indem er nicht in meine Dienste trat. Seine Tochter war lediglich ein Pfand, den ich zu gegebener Zeit einzusetzen gedachte. Sie ist jedoch weit mehr. Sie ist ein Medium, eine Seherin, wenn du so willst.“
Die Tür des Thronsaals öffnete sich und McNair trat ein. Wütend erhob sich Hermine und warf ihn grob gegen eine Wand. „Wag es niemals wieder uns während eines Gesprächs durch deine unangekündigte Anwesenheit zu unterbrechen oder glaube mir, im Gegensatz zu meinen Methoden, wird deinen Opfern das Beil wie ein Buttermesser vorkommen.“ Sie schlug ihn erneut gegen die Wand und hörte es befriedigend knacken. „Und jetzt geh! Bitte um eine Gespräch bei deinem Herrn.“
Mit letzter Kraft wie es schien, schleppte sich der grausame Todesser aus dem Saal. Tom sah bewundernd zu seiner Lady. Mit ihr an seiner Seite würde er den lästigen Orden und alle, die ihm sonst im Wege standen um einiges schneller aus dem Weg räumen, als bisher geplant. „Verzeih mir mein Benehmen, Tom, doch diese unterbelichteten Todesser wissen nicht, wie sie sich zu benehmen haben.“ Tom legte ihr beschwichtigend einen Arm um die Hüften und sah ihr tief in die Augen.
„Du brauchst dich nicht für deine Gabe entschuldigen, Hermine. Du bist niemandem untergeordnet, mich ausgenommen. Nutze deine Waffen und lebe deine Triebe aus.“ Nutze deine Waffen…Folter ist nicht eure Waffe, ebenso wenig wie Hass
Bane hatte das gesagt. Hass…das war alles, was sie beherrschte. Sie verlor nach und nach ihre Fähigkeit, konnte keine anderen Gefühle als Hass wahrnehmen und hasste. Hasste aus tiefstem Herzen. Etwas stimmte nicht.
„Verzeih Tom, doch ich fühle mich nicht danach, meine Kräfte zu erforschen. Wenn du erlaubst, würde ich gern in meine Räume zurückkehren.“
Er nickte und entließ sie. Hermine eilte in ihr Zimmer und ließ sich auf ihr Bett fallen. Alles hier war falsch. Der Hass war falsch. Die Gewalt war falsch. Sie war falsch.
Ihr Blick fiel auf ihren Nachtschrank. Das Tablett mit ihrem Frühstück stand unberührt da. Sie hatte keinen Hunger gehabt und…Sie runzelte die Stirn. Diese Gedanken, das hier etwas nicht lief, wie es sollte waren ihr heute das erste mal seit Tagen gekommen. Heute hatte sie das erste Mal seit Tagen ihr Frühstück nicht angerührt.
Sie fluchte. Was tat man hier mit ihr. Irgendwas in ihrem essen sorgte dafür, dass sie sich falsch fühlte. Sie erinnerte sich nicht einmal mehr daran, wie es war, sich richtig zu fühlen. Anders zu fühlen, als Hass. Mit einer Bewegung ihrer Hand, verschwand das Essen auf dem Tablett.
Was sollte sie jetzt tun? Abwarten, was geschah, wenn sie nicht weiterhin unter deren Kontrolle stand? Hermine war noch nie ein geduldiger Typ. Sie handelte lieber. Sie dachte über das nach, was Tom ihr über Melody erzählt hatte. Sie lebte also, weil er einen Nutzen in ihr sah. Interessant. Ryan würde wahrscheinlich der glücklichste Mensch der Welt sein, wenn er seine Tochter zurück bekam.
Ein Stich durchfuhr ihre Brust. Glück…selbst dieses Gefühl fühlte sich in diesem Moment fremd an. Sie lief zu einem ihrer Bücherregale und begann willkürlich nach Büchern zu suchen. Traumbotschaften Sie griff nach dem Buch und blätterte darin. Sie wusste nicht wieso, doch genau in diesem Moment kam ihr Severus in den Sinn. Das erste Mal seit sie in diesem Raum aufgewacht war. Zur Hölle, sie litt doch nicht an Gedächtnisschwund, also wieso dachte sie nie an die Zeit bevor sie Toms Lady wurde. Und Merlin, wie einfallslos war dieser Name denn bitte.
Lord und Lady? Sie waren doch nicht verheiratet. Ein Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus bei diesem Gedanken. Er schien diesen Gedanken wirklich bekommen zu haben, so wie er sie ständig berührte. Als sie gefunden hatte, was ihr wichtig erschien, beschloss sie den restlichen Tag zu lesen.
XXXXX
Seit Hermines Entführung war bereits eine komplette Woche vergangen und während Severus in der ersten Zeit versucht hatte, sich Hoffnung zu machen und nach jedem Strohhalm zu greifen, versank er mittlerweile immer tiefer in Depressionen und war nur selten nüchtern anzutreffen. Dumbledore und die anderen taten alles, um sie zu finden, doch außer dem ewigen Geschwafel während der Treffen, kamen sie zu keinem Ergebnis.
Severus ging nicht mal mehr zu diesen Treffen. Was sollte es bringen? Sie wussten nicht, wo sich Voldemort aufhielt und selbst wenn sie es gewusst hätten, sie kamen nicht an ihn ran. Severus saß in Hermines Sessel vor dem Kamin und starrte in das prasselnde Feuer. Er hatte mittlerweile um die zwei Flaschen Whiskey getrunken und döste immer wieder ein.
Er befand sich in einem dunklen Raum, Fackeln brannten überall und verliehen dem Raum einen mysteriösen Schimmer. Severus lief auf einen hohen Lehnsessel zu, der ihm jeglichen Blick auf die Person verwehrte, die darin saß. Er blieb wenige Schritte entfernt stehen und wartete. Der Sessel wurde gedreht und endlich sah er sie. Hermine saß dort und sah ihn durchdringend an. Severus war nicht überrascht. Er hatte in den letzten Nächten so häufig von ihr geträumt, es verwunderte ihn einfach nicht mehr, sie in seinen Träumen, und dies schien offensichtlich einer zu sein, zu sehen.
Trotzdem er wusste, dass dies alles nicht real war, lief er auf sie zu und kniete sich vor sie. Sie sah so anders aus. Sie trug ein nachtblaues Abendkleid und hatte wieder lange Haare. Ihm fehlte auch das Lächeln, das sie immer trug, wenn sie sich in seinen Träumen begegneten und sie ihm ihre Liebe gestand. Eine ungewöhnliche kalte Aura ging von ihr aus, doch er störte sich nicht daran. Sie war hier und nur das zählte.
„Hallo Severus.“ Sie war so ernst. Hermine war nie so ernst gewesen, zumindest nicht auf diese Art. „Severus, ich habe ein Problem. Wie du siehst habe ich mich verändert. Ich weiß, das diese Veränderung nicht von allein einherging. Alles um mich herum fühlt sich falsch an. Meine Kräfte und ich, wir trennen uns. Sie fühlen sich nicht mehr an wie meine.“ Severus hörte ihr kaum zu. Was interessierte es ihn, was sie sagte, es war nur ein Traum und er wollte nur ihre Nähe genießen.
„Ich liebe dich, Hermine.“ Sie rollte die Augen. „Genau da liegt mein nächstes Problem. Ich hasse dich. Ich glaube nicht, dass ich jemals in meinem Leben so sehr gehasst habe. Meine Sympathie gehört Tom.“ Severus wich von ihr zurück. „Was redest du da? Ich weiß, dass du mich nicht hasst.“ Hermine nickte. „Richtig, ich weiß es ebenfalls und deshalb bin ich hier.“ Sie stand auf und lief auf ihn zu. „Du wirst für mich forschen und nachprüfen, ob es irgendeinen Zauber, einen Trank oder einen Fluch gibt, der Gefühle umkehren kann. In drei Nächten komme ich wieder.“
Der Raum löste sich auf…
Severus erwachte mit einem erschrockenem Keuchen. Was zur Hölle war das? War es echt? Ein Trick? Sein Kopf brummte, doch neue Entschlossenheit durchflutete ihn. Er stand auf und lief in die Bibliothek.
XXXX
Seitdem sie hier war und diese Reinheit entdeckt hatte, hatte sie es vermieden dieses Gefühl erneut zu spüren. Jetzt jedoch folgte sie der Quelle und suchte das gigantische Anwesen nach ihr ab.
Vor einer Tür hielt sie an. Sie war die Lady, sie musste nicht anklopfen, niemand stand über ihr, bis auf Tom. Sie klopfte an. Niemand reagierte und Hermine drückte die Klinke herunter. Ein Blitz fuhr in sie und sie zog ihre Hand zurück. Sie lächelte schwach. Das war ein Witz. Wer immer diese Barriere erstellt hatte, sollte bestraft werden. Ein paar Gesten später drückte sie erneut die Klinke herunter und erblickte einen kleinen Raum mit einem Bett, einer Kommode und einem Fenster. Ein kleines Mädchen saß dort und sah hinaus.
„Melody?“ Das kleine Mädchen drehte sich um und für einen kurzen Moment sah Hermine keinen blonden Engel vor sich, sondern ihre kleine Mira. Ehe sie diesen Moment richtig erfassen konnte, verschwand er wieder. „Hallo.“ Melody sah sie ein wenig ängstlich an. „Wer bist du?“ Hermine wusste, sie machte keinen allzu vertrauenserweckenden Eindruck auf das vielleicht fünfjährige Kind, doch sie konnte sich partout kein Lächeln abringen.
„Ich bin Hermine.“ Melody kam näher und reichte ihr eine Hand. „Hallo Hermine. Du bist sehr schön.“ Sie drehte sich um und ging zu einer kleinen Kiste mit Steinen. „Magst du etwas mit mir spielen?“ Hermine nickte und kam dichter zu ihr. Erst jetzt sah sie, dass kleine Gesichter auf den Steinen prangten. „Ist das dein Spielzeug?“ Sie nickte. „Mister Malfoy hat sie mir gebracht.“ Hermine nickte wieder. „Darf ich sie mir mal ansehen, Melody?“ Das kleine Mädchen schob ihr die Kiste hin und sah sie aufmerksam an.
Hermine nahm einen der Steine zur Hand und sah ihn intensiv an. Er verwandelte sich in eine niedliche kleine Puppe, die jedoch ein wenig traurig dreinblickte. Fröhlich nahm Melody ihr die Puppe ab und hüpfte mit ihr durchs Zimmer. Hermine nahm sich auch die anderen Steine vor und verwandelte sie nach einander in neue Kleidung für die Puppe, ein Puppenhaus und einen Freund. Als sie damit fertig war, sah sie zu Melody, die skeptisch die Puppe betrachtete und sie dann traurig ansah. „Bist du traurig, Hermine? Jane lacht nicht.“ Hermine runzelte die Stirn. „Jane?“ Melody nickte. „Ich mag den Namen. Aber Melody ist auch hübsch, genau wie Hermine.“
„Soll ich den Rest deines Zimmers ein bisschen ändern?“ Melody nickte euphorisch. „Au ja. Kannst du alles rosa machen? Ich mag rosa. Und glitzern! Alles soll ganz doll glitzern.“ Hermine runzelte die Stirn. „Beschreib mir wie!“ Melody grinste. „Ich zeig es dir, ja?“ Sie tippelte zu Hermine, zog sie zu sich herunter und legte ihr eine Hand auf die Stirn. Ein Bild flackerte vor ihr auf. Melody spielte in einem pinken Zimmer mit ihren neuen Spielsachen. Sie selbst saß vor ihr auf dem Boden und lächelte. Ein ehrliches Lächeln.
Melody löste die Verbindung wieder und lachte sie an. „Genau so, ja?“ Hermine nickte und erfüllte ihr den Wunsch.
„Wenn ich gehe, muss ich das alles wieder verschwinden lassen, Melody.“ Die Kleine nickte. „Danke. Du, Hermine? Wann bringst du mich zu Daddy?“ Hermine sah sie überrascht an. „Was meinst du?“ Melody achte wieder. „Ich hab ihn und dich gesehen und du hast gesagt, du bringst mich ihm zurück.“
Hermine rang sich ein Lächeln ab. „So schnell wie möglich, Melody. Ich brauche noch etwas Zeit.“ Melody nickte. Nach einer Stunde machte Hermine alle Zauber rückgängig und verließ das Zimmer wieder. Sie legte den schwächsten Schutzzauber auf die Tür, den sie kannte und lief wieder in ihre Räume.
XXXX
Severus suchte in allen Büchern nach etwas, das auf Hermines Beschreibung zutreffen konnte. Bisher hatte er nichts gefunden, doch er gab nicht auf. „Onkel Sev? Ginny sagt, sie wird Mira auch weiterhin bei sich behalten, bis du aufhörst zu trinken. Du solltest…was tust du?“ Severus sah zu seinem Patensohn auf. „Ich suche etwas, Draco. Und sag Ginevra, sie soll Miras Sachen packen, sie wird wieder zu mir kommen.“ Draco lächelte ein wenig. Sein Onkel schien zwar noch nicht ganz auf der Höhe zu sein, aber auf dem besten Weg dorthin. Ihm selbst ging es auch schlecht.
Er wusste, seine Trauer war nichts gegen seine, doch auch ihm war Granger wichtig geworden. Sie gehörte ebenso zu seiner Familie, wie Ginny oder Blaise und ihr Verlust, auch wenn er betete, dass er nur noch von kurzer Dauer war, schwer getroffen. Ginny schien die Tatsache, dass Hermine weg war teilweise zu ignorieren. Sie redete Tag für Tag davon, was sie alles mit ihr vorhatte, wenn sie erst wieder da war. Weasley war übereifrig geworden und suchte gemeinsam mit Ryan nach Voldemorts Sitz. Potter ging es ähnlich, wie Severus. Er war ein Schatten seiner selbst und erlitt nacheinander diverse Wutanfälle oder brach einfach zusammen.
Draco verstand ihn. Granger war seine ganze Familie. Die letzte die er noch hatte.
„Draco, hol Potter hier her. Ich brauche seine Hilfe.“ Draco nickte überrascht und eilte in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Potter war tatsächlich dort und zertrümmerte alles, was er in die Finger bekommen konnte. „Hey Potter, Onkel Sev braucht dich. Also hör auf hier verrückten Hippogreif zu spielen und geh zu ihm. Er ist in der Bibliothek.“ Draco verschwand schnellst möglich, da er sich nicht der Gefahr aussetzen wollte, Potters Wut zu spüren.
Harry stand schwer atmend in dem ramponierten Raum und sah Draco nach. Was wollte Snape? Seit Tagen hatte er ihn kaum gesehen und wenn schien er mit seinen Gedanken woanders zu sein. Er entschied sich, ihn in der Bibliothek aufzusuchen und zu sehen, was er wollte.
Severus hob den Kopf und bedeutete Harry Platz zu nehmen. „Ich will, dass Sie hier nach einem Zauber, Trank oder etwas ähnlichem suchen, dass eine Veränderung von Gefühlen bewirken kann.“ Harry sah ihn fragend an. „Wozu?“ Severus funkelte ihn entschlossen an. „Nennen Sie es Eingebung, aber wir werden die Informationen brauchen.“ Ein wenig verwirrt begann Harry mit der Recherche, während Severus sich nach einiger Zeit in seine eigene Bibliothek aufmachte, um dort nach einer Lösung zu forschen.
Am Tag bevor Hermine ihn erneut aufsuchen wollte, stürmte Harry in seine Räume und breitete triumphierend einige Unterlagen vor ihm aus. Severus lächelte, als er sie durchlas.
XXXX
Hermine war jeden Tag bei Melody gewesen und hatte ihr jeden Tag das Zimmer hergerichtet, wie sie es wollte. Seit Tagen vermied sie es, Speisen von den Todessern anzunehmen und tatsächlich wandelte sich das Hassgefühl mehr und mehr in ein taubes. Wenn sie Hunger bekam, ging sie zu Wippels, der sie skeptisch und ängstlich musterte, ihr jedoch trotz allem Mahlzeiten zubereitete. Hermine war noch nicht in der Lage, ihm ihre Dankbarkeit zu zeigen, doch sie hoffte mit dem Ausbleiben des Mittels, würde alles wieder werden, wie zuvor.
Tom hatte sie seitdem Tag, an dem er ihr von Melody berichtet hatte, nicht mehr zu sich gerufen und Hermine war froh darüber. Sie wusste nicht, wie sich ihre Situation auf ihre Kräfte ausübte, sie merkte lediglich, dass ihr mittlerweile selbst die einfache Umgestaltung von Melodys Zimmer Probleme bereitete. Mehr als alles andere hoffte sie, das Ritual, das sie ausführen musste, um mit Severus Kontakt aufzunehmen, würde ihr auch unter diesen Umständen gelingen. Sie musste endlich herausfinden, was man mit ihr gemacht hatte, dass alles so außer Kontrolle geraten konnte.
Sie und Melody spielten mit den Puppen, als Melody sie plötzlich neugierig anschaute. „Es ist bald soweit.“ Hermine hob fragend die Augenbraue. „Was ist bald soweit, Melody?“ Das Mädchen sah sie verständnislos an und legte den Kopf schief. „Was meinst du, Mine?“ Etwas in Hermine zog sich zusammen, als sie diesen Namen hörte und sie griff sich an die Brust. „Mine? Ist alles in Ordnung?“ Sie nickte und lächelte. Es kam zurück. Endlich kam es zurück. Winzige Funken dessen, was sie einst fühlen konnte, breitete sich in ihr aus.
„Ja, es ist alles gut, aber ich muss jetzt gehen.“ Melody nickte traurig und umarmte sie dann. „Komm aber wieder. Ich hatte schon so lange niemanden mehr zum Spielen.“ Hermine drückte sie an sich. „Wenn wir erst bei deinem Papa in Hogwarts sind, dann hast du jede Menge Freunde zum Spielen.“ Sie dachte an Mira und sicher würden auch die Jungs mit der Kleinen spielen wollen. Wieder durchzuckte ein Stich ihre Brust und Hermine lächelte. „Ich komme morgen wieder.“ Sie löste die Zauber auf und verließ den Raum.
XXXX
Wieder befand er sich in diesem Raum, doch dieses Mal wirkte er weniger mystisch, als vielmehr gemütlich. Es stand kein einzelner Sessel mehr mitten im Raum, zwei Sofas und ein weiterer Sessel waren um ein Kaminfeuer angeordnet. Er ging näher darauf zu und stellte sich vor den Sessel, in dem Hermine beim letzten Mal gesessen hatte. „Hallo Severus, setz dich und erzähl mir, was du herausgefunden hast.“
Severus tat, was sie verlangte und betrachtete sie eine Weile. Sie sah verändert aus. Nichtmehr so kalt und dunkel, wie wenige Tage zuvor, aber immer noch nicht so warm und schön, wie er sie in Erinnerung hatte. „Ich vermute, sie haben dir regelmäßig Everto sensus Essenz verabreicht. Damit wurde deine Gefühlswelt komplett verdreht. Ich weiß nicht genau, was bei einem Empathen passiert, bei normalen Menschen verdreht sich einfach alles. Aus Liebe wird Hass, aus Hass Liebe und so weiter…“ Hermine nickte. „So was hab ich mir beinahe gedacht. Wie kann ich die Wirkung komplett aufheben?“
Er zuckte die Schultern. „Wenn du aufhörst, es zu nehmen, dann müsste die Wirkung verfliegen. Man hat vielleicht ein, zwei Tage mit den Nachwirkungen zu kämpfen.“ Um Hermine herum begann es zu lodern. „Ich nehme es bereits seit beinahe vier Tagen nicht mehr, wieso wirkt es noch?“ Sie war wütend. Selbst hier in dieser Traumwelt spürte man ihre Wut und sie ließ alles beben. Unsicher trat er zu ihr und nahm sie in den Arm. „Ich weiß nicht, warum es so ist, Hermine. Aber wir finden eine Lösung.“
Hermine beruhigte sich ein wenig und sah ihn dann fest an. „Wenn das so ist, komme ich zurück.“ Severus sah sie fragend an. Konnte sie…wie? „Was meinst du?“ Hermine schob ihn von sich und stand auf. „Tom hat nichts mehr, was ich von ihm benötige. Ich glaube meine Kräfte leiden unter seiner Anwesenheit und nur bei euch werden sie wieder kommen. Mich hält hier nichts mehr.“ Severus stand stirnrunzelnd auf und trat näher zu ihr. „Hermine, erkläre dich! Was soll das alles? Wieso meinst du, du könntest so einfach dort verschwinden, wo immer du bist?“
Hermine zeigte keine Regung, sah ihn nur starr an. „Ich habe mich freiwillig mitnehmen lassen, Severus. Um Melody zu finden…“ Severus schluckte. Das konnte nicht ihr ernst sein. Sie hatte sich mitnehmen lassen? Ihr schien es egal zu sein, dass alle anderen, besonders er beinahe umgekommen waren vor Sorge. Hermine schenkte ihm einen letzten undeutbaren Blick und verschwand.
XXXX
Hermine erwachte mitten in der Nacht. Es war egal, wann sie floh, das Anwesen wurde immer geschützt und Tom schien nie zu schlafen. Doch sie wollte keine Sekunde länger hier bleiben. Sie wollte endlich zurückhaben, was Tom ihr genommen hatte und dazu musste sie nach Hogwarts zurück. Hogwarts war die Antwort auf alles. Dort würde sie endlich wieder vollständig werden, das fühlte sie einfach.
Sie wusste, sie musste vorsichtig sein. In ihrem Zustand besaß sie nicht mal einen Bruchteil ihrer gewöhnlichen Kräfte und sollte Tom ihre Flucht bemerken, würde sie keine Chance haben, sich ihm entgegen zu stellen. Ein wenig hoffte sie darauf, dass ihr Status als Lady sie wenigstens eine Weile vor den Todessern schützen würde. Sie verließ ihr Zimmer und lief zu Melodys. Das kleine Mädchen saß wie beim ersten Mal, als sie sie gesehen hatte, am Fenster und sah hinaus. „Hermine! Ich hab schon gewartet.“
Hermine belastete sich nicht damit, sie zu fragen warum. Die Kleine war eine Seherin, natürlich hatte sie es gewusst. „Sei leise und komm. Wir gehen zu deinem Papa.“ Melody griff nach ihren Steinen, die sie bereits in einer kleinen Tasche verstaut hatte und griff nach Hermines Hand. Hermine legte einen Tarnzauber auf sie und lief mit ihr an der Seite durch das gigantische Anwesen. Keiner der Todesser sprach sie an und ließ sie anstandslos weiterziehen.
Erst als sie an der Haustür ankam, trat ihr Bellatrix entgegen. „Der dunkle Lord verlangt nach euch, Lady.“ Hermine verdrehte die Augen. Wieso mitten in der Nacht? Das war ja wohl der unpassendste Zeitpunkt. „Sag Tom, ich habe mich um diese Zeit um Wichtigeres zu kümmern.“ Bellatrix riss schockiert die Augen auf. „Ihr könnt den Lord nicht warten lassen. Er verlangt nach euch.“ Hermine schnaubte. „Was könnte mitten in der Nacht von so großer Wichtigkeit sein, Bella?“
„Das würdest du herausfinden, wenn du meiner Einladung folgen würdest, Hermine.“ Hermine schloss einen Moment die Augen, ehe sie ihn ansah. „Was tust du zu dieser Zeit hier unten? Willst du uns verlassen?“ Hermines Gesicht blieb ausdruckslos. „Mir war, als sagtest du mir, ich hätte mich niemandem unterzuordnen, Tom, mit Ausnahme von dir. Ich wusste nicht, dass ich dieses Haus nicht verlassen darf.“
Tom lächelte freundlich. „Oh sicher darfst du das, meine Liebe, doch wäre ich dir verbunden, du würdest es mich vorher wissen lassen und vor allem…“ Er sah zu der Stelle, an der Melody stand. „…wäre ich dir dankbar, wenn du meinen Besitz hier lassen würdest.“
Hermine lächelte. „Ich denke nicht, dass ich dir diesen Gefallen tun kann, Tom. Ich werde jetzt gehen.“ Tom lachte kalt. „Das denke ich nicht, Hermine. Ich hätte nicht gedacht, dass du selbst jetzt noch versuchen würdest das Kind von mir fortzubringen. Wie mir scheint geht dein Pflichtgefühl noch über den Hass hinaus.“ Hermine zog Melody hinter sich. „Ich hasse nicht, Tom. Ich bin über Hass erhaben.“ Sein Gesicht nahm langsam wieder unmenschliche Züge an und sein Lächeln wirkte wieder grausam. „Das bist du keineswegs. Hast du nicht in den letzten Tagen alles und jeden gehasst? Bezogst du nicht daraus deine Kräfte?“
Hermine sah sich nach einer Möglichkeit um, schnell zu flüchten, doch egal wie sie hätte aus diesem Haus kommen wollen, Voldemort hätte es zu verhindern gewusst. „Das war allein dein Verschulden. Du hast meine Gefühle umgedreht und mich zu einem gefühllosen Monster gemacht.“ Voldemort lachte. „Der Hass war bereits in dir. Nur so konnte der Trank funktionieren. Du bist sehr wohl zu Hass fähig und du hast ihn genossen. Du hast deine grausame Ader genossen, Hermine.“ Hermine griff hinter sich und suchte nach Melodys Hand.
„Selbst wenn es so war, es war falsch und ich wusste es und jetzt werde ich gehen.“ Voldemort hob ihr seinen Stab entgegen. „Und wie willst du das anstellen? Ich weiß alles, Hermine. Du besitzt kaum noch empathische Fähigkeiten. Du bist machtlos und selbst schuld. Du hättest dich nicht gegen mich stellen sollen. An meiner Seite hättest du alles haben können.“ Hermine zuckte die Schultern. „Mir absolut schnuppe. Wenn ich auch nur eine Sekunde länger in deiner ekelerregenden Gesellschaft hätte verbringen müssen, hätte ich mir selbst den Gnadenschuss gegeben.
Glaubst du wirklich, die Maske, die du die ganze Zeit trägst täuscht mich? Du bist ein verkommenes, kleines Nichts. Soll ich dir sagen, was ich sehe, wenn ich dich gefühlt habe? Das kleinste, erbärmlichste Ding in der gesamten magischen Welt.“ Ein Fluch traf sie hart und schickte sie zu Boden. Hermine nahm alles zusammen, was sie noch hatte und löste den Cruciatus auf. „Hm…wie ich sehe ist dir noch ein Minimum an Kraft geblieben. Nun, es wird trotzdem ein kurzes Unterfangen.“ Hermine errichtete ihren Schutzwall und wehrte so einige seiner Flüche ab, doch sie wusste er spielte nur. Wenn er all seine Kraft nutzen würde, hätte sie nicht die geringste Chance auch nur eine Minute gegen ihn zu bestehen. „Melody, gib mir deine Hand! Denk so fest an deinen Papa wie du kannst. Er wird überglücklich sein, dich wieder zu sehen, weil er dich so doll lieb hat. Du hast ihn auch lieb, oder?“
Der Tarnzauber hatte seine Wirkung verloren und Hermine konnte sie nicken sehen. Sie hielten sich an der Hand und Hermine konzentrierte sich. Es musste klappen, es musste einfach klappen. Mit letzter Kraft versuchte sie Melodys Liebe zu ihrem Vater durch sich hindurch zu lenken. Sie konzentrierte sich, ließ den Schild sinken und feuerte alles ab, was sie hatte. Eine Energiewelle aus purer, kindlicher und unschuldiger Liebe überflutete den Raum und riss Voldemort zu Boden. Einige Todesser, der Lärm hatte sie angelockt, standen versonnen lächelnd im Raum und taten nichts, außer glücklich die Augen zu schließen.
Alle bis auf Bellatrix. Sie schien wirklich, wirklich krank zu sein und rappelte sich bereits vom Boden auf. Hermine zog Melody hinter sich her aus dem Haus, über den Weg und weiter bis an die Grenze des Anwesens. Sie drehte sich um und erblickte Bellatrix, die mit gezücktem Messer und Zauberstab hinter ihr her rannte. Hermine schützte Melody mit ihrem Körper und schloss die Augen. Sie war noch nie ohne Stab apperiert und wirklich konzentrieren konnte sie sich auch nicht.
Ein Gedanke schlich sich in ihren Kopf: Hogwarts, Hogwarts, Hogwarts. Ein letztes Mal sah sie Bellatrix, die ihren Arm hob und ihr das Messer entgegenschleuderte, dann war sie verschwunden.
TBC
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel