von lütfen
Am nächsten Morgen stand wieder einmal das obligatorische Training auf dem Plan. Mira hatte sie wie immer bei Severus abgeliefert. Langsam bekam sie ein schlechtes Gewissen deswegen, besonders nachdem, was Ryan ihr vorgeworfen hatte. Sie beschloss nach dem Training etwas mit ihr zu unternehmen, schließlich hatte sie die Verantwortung für die Kleine und nicht jeder andere Bewohner des Schlosses.
Ryan und Hermine schienen stillschweigend übereingekommen zu sein, das Gespräch vom Vortag ruhen zu lassen und benahmen sich wie immer.
„Granger! Trödel nicht, wärm dich auf.“ Hermine setzte ein falsches Lächeln auf. „Ich wünsche dir ebenfalls einen wundervollen guten Morgen, Ryan, du siehst gut aus!“ Ryan verdrehte die Augen. „Wir sind hier nicht zum Plaudern, sondern zum Kämpfen!“ Murmelnd stellte Hermine sich auf und begann einige Aufwärmübungen. „Plaudern, als könnte der plaudern! Hund, dieser blöde!“
„Hast du was zu sagen, Granger?“
Hermine holte schon Luft, um ihn an ihren Gedanken teilhaben zu lassen, als er abwinkte.
„Ich hatte vergessen, dass du tatsächlich so dreist bist, mich an den Beleidigungen, die du dir hast einfallen lassen, teilhaben zu lassen.“ Hermine verdrehte die Augen. Zwanzig Minuten später standen sie und Harry sich wieder einmal gegenüber. Harry grinste als er ihr wortlos einen Fluch entgegenschleuderte. Hermine sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. Der Fluch prallte ohne, dass sie etwas tat an ihr ab. Harry sah sie verdutzt an. „Wie hast du das gemacht?“ Hermine grinste. „Das warst du! Du hast dich gleichzeitig mit der Aussprache des Fluches vor meinen geschützt und damit auch mich!“
Die beiden wurden von Ryans Stimme unterbrochen! „Granger? Unglaublich!“ Hermine sah ihn fragend an. Konnte er sie tatsächlich loben, weil sie etwas richtig gemacht hatte? „Du hast dir die Haare verkürzt!“ Hermine wurde so wütend, dass einige der Hindernisse im Raum zu wackeln anfingen. „Das merkst du erst jetzt, du ignoranter Idiot? Wir haben uns auch gestern schon gesehen und da ist dir nichts aufgefallen?????“ Sie atmete tief ein und aus und sah dann wieder entschlossen zu Harry. Der sah sie ein wenig verschreckt an. Erneut entbrannte ein Kampf zwischen ihnen, den Hermine nach wenigen Minuten für sich entschied.
Geschafft und schwer atmend richtete sich Harry auf. „Wie.. wie machst du das? Gestern.. waren.. wir beinahe... ebenbürtig.“ Missmutig vermied Hermine es, ihm zu antworten. „Ja Granger, sag uns, wieso du dich verbessert hast?!!!“ Hermine streckte ihm die Zunge heraus. „Wenn du angeben willst, machs allein, ich helfe dabei nicht!“ Ryan grinste fies. „Nun Harry, Hermine hat tatsächlich einmal einen meiner Ratschläge angenommen. Sie lässt ihren Gefühlen jetzt freien Lauf!“ Hermine grummelte vor sich hin.
Als sich Harry und Hermine erneut in Kampfposition brachten, unterbrach Ryan sie. „Das bringt so nichts mehr. Hermine hat dich überflügelt, Harry. Du bist ihr nicht mehr gewachsen. Ab jetzt trainieren wir abwechselnd. Morgen treffen wir uns hier mit Severus. Er wird im Wechsel mit mir, mit je einem von euch kämpfen.“ Hermine weitete die Augen. „Ich soll gegen Severus kämpfen? Das kann ich doch nicht tun!“ Harry sah sie vorwurfsvoll an. „Mine, du hast mich heute ungefähr eine Million mal gegen die Wand geschmettert, aber bei ihm hast du ein schlechtes Gewissen? Er ist mir um Längen überlegen und wird sich sicherlich zu währen wissen.“
Hermine sah ihn verständnislos an. „Das ist mir doch schnuppe, ob er sich verletzt! Was ist mit mir? Er wird keine Rücksicht nehmen und mich in den Boden stampfen.“ Ryan zeigte ihr ein bösartiges Grinsen, was Hermine auf ähnliche Weise zurückgab. „An deiner Stelle würde ich mich nicht so freuen, Seymour! Ich werde dich pulverisieren. Man wird nicht mehr unterscheiden können, ob du ein Teil der Wand bist oder nicht.“
Hermine kicherte bösartig, als sie sein leicht geschocktes Gesicht sah.
Auch Harry schmunzelte. Die beiden waren wirklich die pure Unterhaltung!
Hermine verließ den Raum und eilte hinunter zu Severus. Ryan eins auszuwischen war für sie wie Opium. Freudig sprang sie auf Severus Schoß und schlang die Arme um seinen Hals. Schmatz! Verwirrt sah Severus sie an. „Was ist denn mit dir los?“ Hermine zuckte die Schultern. „Mir ist gerade danach!....Hast du eigentlich gehört, dass du mit Harry und mir trainierst?“ Severus schüttelte fragend den Kopf. „Na ja, Ryan meint, Harry und meine Kräfte gingen zu sehr in verschiedene Richtungen, weshalb es keinen Sinn mehr macht, uns gegeneinander kämpfen zu lassen. Ihr werdet abwechselnd mit uns trainieren.“ Sie fuhr mit ihrem Finger über seine Brust und setzte einen unschuldigen Blick auf. Verständnis zeichnete Severus Gesicht.
„Dir war einfach so? Das hat nichts damit zu tun, dass du mich gnädig stimmen willst, wenn wir gemeinsam trainieren.“ Hermine sah ihn so mitleidig wie möglich an. „Severus, wie kommst du nur auf solche Ideen.“ Er grinste. „Sagen wir es mal so, ich kenne dich inzwischen ganz gut!“ Ein schelmisches Grinsen machte sich in Hermines Gesicht breit. Sie küsste ihn, dieses mal leidenschaftlich, auf den Mund und hüpfte dann von seinem Schoß. „Wo ist Mira?“ Severus grinste. „Sie liest!“ Hermine runzelte die Stirn. „Was ist daran so lustig?“ Severus Grinsen wurde breiter. „Abgesehen davon, dass sie erst fünf ist und für dieses Alter erstaunliche Fähigkeiten im Lesen zeigt, ist auch ihre Buchwahl außergewöhnlich.“
Hermine sah ihn fragend an. „Sie liest ein Buch über Zaubertränke. Ein relativ kinderfreundliches natürlich.“ Hermine sah überrascht aus. „Wow! Sie interessiert sich für dieses staubtrockene Zeug? Komisches Kind.“ Severus hob fragend die Augenbraue. „Hast du was gegen Zaubertränke? Bisher hatte ich den Eindruck, sie würden dich eher anziehen.“ Hermine lächelte leicht. „Hast Recht! Aber ich bin überrascht, dass sie so was mag. Stehen so kleine Mädchen nicht auf Pferde oder so?“ Severus hob erneut die Braue. „ICH kann dir das nicht sagen, ich war nie ein kleines Mädchen.“
Hermine kicherte. „Ich auch nicht!“ Erneutes Brauenheben. „War nur ein Scherz.“
„Aber keineswegs ein gelungener.“ Hermine schmollte. „Pah, als wärst du Mr. Humor. Ich versuch wenigstens ein paar Lacher zu erzeugen!“ Severus grinste. „Du hast andere Qualitäten!“ Er zog sie zu sich zurück, platzierte sie auf seinem Schoß und vergrub sein Gesicht an ihrem Nacken. „Dein Haar ist so ungewöhnlich kurz.“ Hermine legte ihre Arme um seinen Hals. „Hm... Gut erkannt!“ Eine Weile saßen sie in völliger Stille so da. „Mine, du bist wieder da! Gehst du mit mir zu Harry?“
Hermine stand von Severus Schoß auf und fing, die ihr entgegenrennende Mira auf. „Magst du nicht mit mir Zeit verbringen?“ Mira sah sie mit großen Augen an. „Doch, na klar, aber du kannst nicht fliegen.“ Hermine sah sie staunend an. „Ist Harry mit dir geflogen, Mira?“ Mira nickte heftig mit dem Kopf. „Ja, aber ich sollte es keinem sagen, weil du fliegen nicht magst und...“ Der Kleinen schien klar geworden zu sein, dass sie sich verplappert hatte und sah erschrocken zu Hermine. „Upps!“ Hermine verdrehte die Augen. “Severus, pass bitte noch fünf Minuten länger auf das kleine Plappermaul auf, ich geh Harry anschreien.“
Selbstverständlich tat Severus dies mit Freuden.
Hermine lief aus den Kerkern, hoch zum Gryffindorturm, in dem Harry momentan wohnte. „POTTER!“ Harry zuckte zusammen, als er Hermines Stimmer vernahm. “Oh verdammt!” Er lief ihr entgegen, entschlossen das Donnerwetter schnell hinter sich zu bringen. „Ich wars nicht!“ So viel dazu! Hermine kniff die Augen zusammen. „Harry, so geht’s nicht! Ich liebe dich, ich vertraue dir, aber wenn du Mira nimmst, darfst du mir nichts verheimlichen. Wenn du mit ihr fliegen willst, sag mir bitte zukünftig bescheid. Verheimliche mir solche Sachen auf keinen Fall!“
Schuldbewusst nickte Harry. „Ich wollte dir bloß keinen Grund zur Sorge geben.“ Hermine sah ihn noch immer ernst an. „Das ist egal! Wichtig ist ihre Sicherheit! Ich weiß, du kannst ganz toll fliegen, aber beherrschst du Zauber, die sie sicher auf dem Besen halten? Sie eventuell vor einer Verletzung schützen?“ Er schüttelte den Kopf. „Tja, ich schon! Also bitte informiere mich zukünftig über solche Aktivitäten.“ Harry nickte und Hermine lief wieder hinunter zu Mira.
„Hat Harry jetzt Ärger?“ Hermine schüttelte den Kopf. „Nein! Wir haben darüber gesprochen und jetzt ist alles wieder gut.“ Mira sah noch immer traurig aus. „Darf Harry heute nicht mit mir fliegen?“ Hermine wog ihren Kopf hin und her. „Ich weiß nicht... Ist es denn schön für dich, immer bei anderen Leuten und nicht bei mir zu sein?“ Mira sah überrascht zu Hermine. „Nein! Es macht Spaß ganz viel zu spielen und dann mit dir essen zu gehen und mir vorlesen zu lassen. Sei nicht traurig Mine. Ich verspreche, ich spiele etwas mit dir, wenn ich zurück bin.“
Hermine lachte bei ihrem ernsten Gesicht. „Na schön! Geh mit Harry fliegen. Aber sag mir vorher bescheid.“ Mira nickte aufgeregt. „Mine, darf ich mal wieder mit Ryan turnen?“ Hermine nahm die Kleine in den Arm. „Alles was du willst.“
„Können wir heute Nacht hier schlafen?“ Überrascht sah Hermine sie an. „Wieso das..?“ Mira lächelte und schmiss sich Severus in die Arme, der bisher unbeteiligt in seinem Sessel zugehört hatte. „Sevvus kann mir wieder vorsingen und du kannst es auch hören.“ Hermine sah ihn fragend an. „Ist das okay?“
Severus nickte. Er zeigte es nicht, aber in Wahrheit freute er sich darüber, dass Hermine und Mira bei ihm schlafen würden. Seit ihrer Trennung hatten sie nicht mehr eine ganze Nacht zusammen verbracht. Es war einfach schön, dass sie wieder in seinem Bett sein würde. Merlin, war er ein Weichei geworden.
Hermine brachte Mira ein wenig später zu Harry, der ihr hoch und heilig versprach, nichts potentiell Gefährliches zu tun, ohne ihr vorher bescheid zu geben. Hermine schüttelte grinsend den Kopf. Sie belegte Harrys Besen mit einigen Zaubern und gab wie immer wenn Mira wegging, das Zopfgummi. Mira ließ sich von Hermine einen Zopf flechten und hängte sich dann an Harrys Hand.
Lächelnd sah Hermine den beiden nach und ging anschließend in den Kerker zurück. „Hallihallo Schatz! Ich bin wieder da.“ Severus zog Hermine in seinen Arm und hielt sie eine Weile fest. „Du bist ja ziemlich kuschelbedürftig heute, oder?“ Severus antwortete nicht und zog sie mit sich ins Schlafzimmer. „Severus, wieso ziehst du mich denn ins Schlafzimmer?“ Gespielt überrascht ließ sie sich auf dem Bett nieder und sah ihn aus großen Augen an. Severus knurrte, legte sich halb auf sie und begann ihren Mund zu erobern. „Nochmal lasse ich es nicht zu, dass du mich leben lässt wie einen Mönch.“ Hermine gluckste, allerdings verging ihr das Lachen, als er erneut in ihren Mund eindrang und sich an ihrer Hose zu schaffen machte.
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Hermine lag noch immer in Severus Armen und strich zärtlich über seine Brust. Es war ein schönes Gefühl hier bei ihm zu liegen und all seine Gefühle auf sich einströmen zu lassen. Sie fühlte sich geborgen und geliebt und das war ein unheimlich schönes Gefühl. „Hermine?“
„Hm..?“
„Nimm deine Hand dort weg!“
„Nö!“
„Das kann nicht dein Ernst sein, du nimmersattes Ding!“
„Hast Recht, war nur ein Scherz! War kleiner Nimmersatt nicht DEIN Spitzname?“
Severus knurrte und brachte Hermine damit zum Lachen. Er war sich nicht sicher, aber es kam ihm vor, als wäre Hermine in den letzten Tagen immer kindlicher geworden. Es störte ihn nicht, im Gegenteil, diese unbeschwerte Art steckte ihn an, doch merkwürdig war es trotzdem. Hermine rollte sich auf Severus und betete ihren Kopf auf seiner Brust. Lange lagen sie schweigend so da, bis Hermine sich schwerfällig aus dem Bett bewegte. Severus grummelte. Er wollte diesen Moment nicht enden lassen und egal, wie bescheuert und unmännlich es klingen mochte, er wollte kuscheln. Bisher hatte er dieses Bedürfnis nur bei Hermine verspürt und er fand, man könne es ruhig ausnutzen.
Hermine lief nackt durch das Schlafzimmer und sammelte ihre Sachen auf. „Severus? Kommst du nicht mit Essen?“ War ja klar, dass das Essen diesen wunderbaren Moment zerstört hatte. „Sicher!“ Auch er stand auf und suchte seine Kleidung zusammen. Als er sein Hemd anziehen wollte, hielt Hermine ihn zurück. „Tust du mir einen Gefallen?“ War das eine Fangfrage? Als ob sie ein Nein akzeptieren würde. Als könnte er überhaupt nein sagen. Zu ihr! Er verkniff es sich jeden zu sagen und schenkte ihr einen fragenden Blick. „Zieh kein schwarzes Hemd an. Zieh das weiße an!“
Severus seufzte und nahm das weiße Hemd an sich, dass sie ihm entgegen hielt. Hermine grinste als sie ihn in dem weißen Stück Stoff erblickte und schmiss sich sofort in seine Arme. „Du siehst so putzig aus!“ Severus knurrte. „Ich hasse dieses Wort.“ Hermine küsste ihn und ließ ihn so seine sinkende Laune vergessen. „Komm, lass uns essen gehen.“ Sie griff nach seiner Hand und schleifte sie aus der Wohnung, durch das Schloss und in die große Halle. Sie ließ seine Hand auch nicht los, als sie sich neben ihn auf einen der Stühle setzte und begann sich munter nach Miras Tag zu erkundigen.
Albus beobachtete das Ganze schmunzelnd, sagte aber nichts.
Als alle, sogar Hermine und Mira fertig mit dem Essen waren, stand Severus auf und sah seine beiden weiblichen Mitbewohner auffordernd an. Inzwischen hatte Hermine auch seine Hand losgelassen. Nichts war wichtiger, als in Ruhe essen zu können.
„Hermine, Mira, wir sollten uns in unsere Räume zurückziehen.“ Hermine schüttelte den Kopf und quasselte mit Mira auf Harry ein. „Es ist bereits spät und ihr müsst morgen früh aufstehen.“
Hermine sah ihn schmollend an. „Ich will aber nicht!“
„Ich auch nicht. Ich mag lieber mit Harry reden.“
Mira nickte Hermine zustimmend zu. Severus verdrehte genervt die Augen. „Ich werde euch morgenfrüh daran erinnern, wenn ihr zu müde seid um aufzustehen.“ Hermines Vernunft siegte und sie verließ mit einem gemurmelten `Nacht!´ die große Halle.
Dumbledore wand sich schmunzelnd an Severus. „Das legt sich wieder, Severus. Hermine wird sich bald daran gewöhnen, ihr Kräfte immer aktiviert zu haben, dann wird es besser.“ Severus sah ihn fragend an. „Wie meinst du das, Albus?“ Dumbledore gluckste wieder. „Hermine ...kopiert im Moment Miras Gefühlswelt. Unsere Gefühle nimmt sie in der Art gar nicht mehr wahr, doch Miras Gefühle gleichen einem Kaleidoskop. Es sind unendlich viele, beinahe nur positive Gefühle in diesem kleinen Kind vereint und das bringt Hermine durcheinander. Wenn sie sich daran gewöhnt hat, wird es wieder besser und du hast Ruhe, bis euer erstes Kind auf dem Weg ist.“
Sämtliche Personen am Tisch begannen zu husten, da sie möglichst unauffällig dem Gespräch hatten lauschen wollen und daher an ihren Getränken genippt hatten. Severus wurde leicht rot und verabschiedete sich.
In seinen Räumen angekommen, hörte er bereits lautes Gequietsche. Stirnrunzelnd betrat er sein Schlafzimmer und erblickte Hermine und Mira, die auf dem Bett rumturnten und sich gegenseitig Kissen an den Kopf warfen. Seufzend ging er auf sie zu und verschränkte vor dem Bett die Arme vor der Brust.
Als Hermine ihn sah, sprang sie ihm entgegen und umarmte ihn stürmisch. Geistesgegenwärtig umarmte auch er sie und fing sie so auf. Er setzte sie auf dem Bett ab und sah sie tadelnd an, während Mira um sie herum hüpfte. „Meinst du nicht, du solltest dich jetzt fürs Bett fertig machen, Hermine?“
Hermine gähnte wie auf Kommando und lief tatsächlich dicht gefolgt von Mira ins Bad. Nach fünf Minuten kamen sie schon zurück und legten sich artig in sein Bett. Severus machte sich ebenfalls im Bad fertig und grinste breit, als er zurückkam und Hermine schlafend vorfand. Mira lag schläfrig neben ihr und kuschelte sich an ihn, als Severus sich neben sie legte. „Sevvus?“ Er grummelte. “Singst du mir was vor?“
„Nein!“ Mira sah ihn traurig an, also begann Severus leise an zu singen. Vielleicht war es dumm, vielleicht auch kindisch, aber es war ihm unbeschreiblich peinlich vor Hermine zu singen. Er hoffte, sie schlief wirklich und sang die erste Strophe eines seiner Lieblingslieder.
Good night my angel time to close you eyes
And save these questions for another day
I think I know what you've been asking me
I think you know what I've been trying to say
I promised I would never leave you
And you should always know
Where ever you may go
No matter where you are
I never will be far away
Hermine wachte von wunderschönem Gesang auf. Tief, ruhig und unheimlich gefühlvoll erklang Severus Stimme hinter ihr. Hermine ließ ihre Augen geschlossen und lauschte dem Lied, dass Severus angestimmt hatte. Sie liebte Billy Joel. Sie musste jedoch ehrlich zugeben, dass ihr Severus Stimme besser gefiel, zumindest bei diesem Lied. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie genauso empfunden hätte, hätte er Uptown girl gesungen.
Hermine spürte, wie Mira neben ihr immer gleichmäßiger atmete. Sie schien zu schlafen, was Hermine bedauerte, da Severus aufhörte zu singen. „Billy Joel?“ Severus sah überrascht zu Hermine. „Du bist wach?” Hermine lächelte leicht. Über Mira hinweg, sahen sie sich in die Augen. „Wieso hab ich dich noch nie singen gehört?“ Severus zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich, weil es eher selten vorkommt! Ich bin nicht der Typ, der einfach anfängt zu singen.“ Wortlos sahen sie sich eine Weile an. „Und wenn ich dich bitten würde für mich zu singen?“ Severus lächelte. „Es gibt beinahe nichts, was ich nicht tun würde, würdest du mich darum bitten, Hermine.“
XXXXXXXXXX
Am nächsten Morgen erwachte Hermine früher als die anderen zwei. Sie besah sich das Bild, dass sich ihr bot und lächelte fröhlich. Mira war in der Nacht nicht nur nahe an Severus herangerückt, nein, sie lag inzwischen auf ihm drauf und zwar quer. Severus schlief dennoch tief und fest und mit dem Heben und Senken seiner Brust, hob und senkte sich auch Miras kleiner Körper.
Hermine zog sich an und setzte sich ins Wohnzimmer auf die Couch. In ihr Buch vertieft, bemerkte sie kaum, wie Mira zu ihr kam und sich in ihre Arme kuschelte und sofort wieder einschlief. Minuten später richtete sich ihr Blick auf das kleine Wesen in ihrem Arm und brachte sie zum Nachdenken. Wollte sie, sollte sie den Krieg überleben, jemals ein so kleines Kind um sich haben? Bisher hatte sie Kinder immer als störend und nervig empfunden, doch Mira machte sie glücklich. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Severus sich zu ihr beugte und ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. „Guten Morgen!“
„Morgen!“ Hermine senkte ihren Blick wieder auf ihr Buch, während Severus im Bad verschwand.
Wenig später kam er wieder heraus und setzte sich in den Sessel vor ihr. Hermine sah auf die Uhr und fing an, Mira zu wecken. „Kleiner Fratz steh auf. Du musst dich waschen gehen, damit wir frühstücken gehen können.
Müde rappelte sich das kleine Mädchen auf und schleppte sich ins Bad. Zehn Minuten später kam sie putzmunter und quatschend wieder raus und ging mit Hermine und Severus im Schlepptau in die große Halle.
Hermine unterhielt sich gerade mit Severus, als eine bekannte Stimme ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. „Hermine!“
„Ron!“ Ron stürmte auf sie zu und schloss sie fest in die Arme. Severus quittierte das mit einem tiefen Knurren. „Pfoten weg, Weasley, sonst knallt´s!“ Verwirrt sah Ron zu ihm und anschließend auf die verschränkten Hände der beiden. Bevor er sich dazu äußern konnte, zupfte etwas an seinem Umhang und zwang ihn sich nach der Gestalt umzudrehen.
Mira stand mit zugekniffenen Augen vor ihm und stemmte die Arme in die Hüften. „Nimm deine Finger von meiner Mine! Niemand darf sie betatschen, verstanden?“ Leises Gekicher drang vom Esstisch zu ihnen, fand jedoch keine Beachtung.
„Hör mal Kleine, ich darf Mine anfassen, wie ich will, schließlich fasst auch Snape sie an.“ Mira wich keinen Schritt zurück und funkelte ihn wütend an. „Sevvus darf Mine anfassen, du nicht! Geh weg!“ Hermine beschloss der Sache ein Ende zu bereiten. „Mira, hör auf so mit Ron zu reden. Er ist ein Freund und hat dein Benehmen nicht verdient.“ Mira verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. „Ich mag ihn aber nicht. ur Sevvus darf dich so angucken.“ Severus machte ein zustimmendes Geräusch.
„Ron, ganz Unrecht hat sie nicht. Severus und ich sind zusammen und es ist wirklich unpassend, dass du mich nicht langsam loslässt.“
Ron löste langsam seinen Arm von ihr und sah sie schockiert an. „Du... du und die Fledermaus?“ Ein Tritt gegen sein Schienbein, ließ ihn zusammenzucken. „Du Doofmann! Rede nicht so über Sevvus!“ Tränen stiegen in Miras große, braune Augen. Alarmiert über den plötzlichen Stimmungsumschwungs ihres kleinen Schützlings, löste Hermine sich von Severus und ging auf Mira zu.
„Hey kleiner Fratz, was hast du denn?“ Verlustängste stiegen in Hermine auf und machten sie furchtbar traurig. „Der doofe Rotschopf soll wieder gehen.“ Plötzlich verstand Hermine. „Mira, ich verspreche dir, ich lasse dich nicht allein. Ich bleibe bei dir und sobald es deiner Mama und deinem Papa besser geht, lassen sie dich auch nie mehr alleine.“ Mira schmiss sich in Hermines Arme und schluchzte herzergreifend. „Sevvus darf auch nicht gehen. Der böse Mann darf ihn nicht ärgern, sonst lässt er mich und dich alleine.“
Severus ging auf die beiden zu und hockte sich zu ihnen. „Mira, ich verspreche dir, ich lasse dich genauso wenig im Stich, wie Hermine. Egal, was Weasley sagt. Seine Äußerungen sind so und so überwiegend unqualifiziert.“ Mira zog Severus ebenfalls in ihre Arme.
Harry konnte sich des Eindrucks nicht erwähren, die drei wären eine Familie, so wie sie dort standen. Severus hob Mira auf den Arm, griff wieder nach Hermines Hand und ging zum Tisch, auf dem bereits das Abendessen stand. Noch immer beobachteten die Hogwartsbewohner jeden Schritt, den die Fast- Familie tat, bis Severus ihnen einen mahnenden Blick schenkte und sie sich auffällig um ihre Mahlzeiten kümmerten. Mira war nicht davon abzubringen, auf Severus Schoß zu essen, was ihn nicht sonderlich störte. Hermine aß zwar eine Unmenge, fasste es allerdings nicht, welche Gefühle diese kleine Szenerie in den Menschen am Tisch auslöste. Ron war verwirrt, enttäuscht und wütend. Verständlich, wie Hermine fand.
Dumbledore war hoch erfreut. Vermutlich, weil Severus so aus sich rauskam.
Harry war eifersüchtig und traurig. Hermine, die neben ihm saß, ergriff seine Hand unter dem Tisch. Sie beugte sich zu ihm und versuchte möglichst leise zu reden, damit niemand anderes sie hörte.
„Eines Tages wirst du eine Familie haben, Harry. Du wirst ein toller Vater werden und deine Kinder werden dich lieben. Du kannst ihnen all das geben, was du nie haben konntest.“ Harry sah überrascht zu Hermine, dann entspannte sich sein Gesicht und er lächelte. „Danke Mine!“
Was Hermine am meisten belastete war, dass Ryan sich wirklich schlecht fühlte. Miras Ausbruch schien in ihm Schuldgefühle ausgelöst zu haben. Er schien zu glauben, er hätte seine Tochter im Stich gelassen. Seine Schuldgefühle zerfraßen ihn förmlich. Hermine seufzte. Was sollte sie nur tun? Sie hatte keine Chance von Hogwarts aus an Informationen zu kommen, Eulen wurden abgefangen, das Flohnetzwerk kontrolliert und Portschlüssel ebenfalls.
Sie wollte ihm helfen, mehr als alles andere, nur wie? Nach dem Frühstück blieb Mira bei Dumbledore. Ron fand nicht wirklich Beachtung und wurde auf den späten Nachmittag vertröstet, während Hermine, Harry, Severus und Ryan in den Raum der Wünsche gingen.
„Ich schätze, es ist egal, wer zuerst mit wem trainiert. Irgendwelche Wünsche?“ Hermine hob sofort die Hand. „Ich will mit dir trainieren Ryan!“ Severus grinste dreckig. Das hatte zwei Gründe. Zum einen schien Hermine wirklich Angst vor seinen Fähigkeiten zu haben und das machten ihn stolz, immerhin war sie mit ihrer Empathie unglaublich mächtig. Zum anderen durfte er ungestraft Potter fertig machen.
Ryan stimmte Hermines Bitte zu und ging mit ihr in einen anderen Teil des riesigen Raumes. Harry stand Severus ein wenig unsicher gegenüber. „Schauen Sie nicht, wie ein verschrecktes Reh, Potter! Sie dürfen mich mehr oder weniger ungestraft angreifen. Ich kann Ihnen keine Hauspunkte mehr abziehen. Sie müssen keine Regeln mehr befolgen. Nicht, dass Sie das je taten.“ Sie gingen im Kreis umher und beobachteten jede Bewegung des anderen. „Genau dieses Wissen macht die ganze Sache so schwierig, Sir. Sie müssen ebenfalls keine Regeln mehr befolgen.“
Severus grinste fies. „Doch kein so riesiger Schwachkopf, wie ich glaubte.“ Harry schluckte und war einen Moment abgelenkt, als er die Kampfgeräusche aus dem anderen Teil des Raumes vernahm. Diesen Moment nutzte Severus um anzugreifen. Sein Entwaffnungszauber wurde in letzter Sekunde von Harry abgewehrt und verpuffte im Nichts. Für beide war es der entscheidende Schritt gewesen und ein erbitterter Kampf entbrannte, in dem Severus klar die Oberhand behielt. Er musste zwar zugeben, dass Potter sich besser schlug, als erwartet, doch er war keineswegs eine ernstzunehmende Konkurrenz für ihn.
Der Kampf endete, als Severus wahrnahm, dass Ryan und Hermine bereits seit geraumer Zeit fertig waren und ein arg lädierter Ryan an einer Wand lehnte und sich von Hermine notdürftig versorgen ließ. Severus schoss eine drei gut gezielte Flüche direkt auf Potters Gesicht, die er abwehrte, zeitgleich jedoch zwei weitere auf seine Füße. Harry fiel nach hinten und war im Nu entwaffnet. „Potter, ich hätte Sie schon eine halbe Ewigkeit vorher entwaffnen können, ihre Beinarbeit ist grausam.“ Er lief zu Hermine und stellte sich neben sie. „Weißt du, meine Liebe, so hat die Sache keinen Sinn. Ab morgen trainieren wir beide zusammen und Ryan und Potter. Ich denke, das macht die Sache effektiver.“
Murrend stimmte Hermine zu. Zusammen verließen die beiden den Raum der Wünsche und gingen zum See. Es war um einiges früher, als sie vermutet hatten, weshalb sie Mira noch eine Weile bei Dumbledore lassen wollten, da er sie sicher mit irgendeiner interessanten Nichtigkeit beschäftigte, die das kleine Mädchen voll und ganz begeistern würde.
Es wurde merklich kühler, obwohl es noch immer warm genug war, in T- Shirt und kurzen Hosen hinauszugehen, für einen Bikini war es allerdings zu kalt.
Hermine lehnte sich an Severus Brust an, als er sich an einen Baum setzte und auf den See starrte. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter und atmete ruhig ihren Duft ein.
„Was tust du, wenn das alles vorbei ist?“ Severus öffnete die Augen und schwieg einen Moment. „Ich bin nicht unzufrieden mit meinem jetzigen Leben, Hermine. Wenn der Kampf vorbei ist und wir haben gesiegt, wird sich für mich kaum etwas ändern. Ich werde weiterhin hier in Hogwarts unterrichten, all die Schwachköpfe dabei beobachte, wie sie ihre Leben verpfuschen und hoffentlich weiterhin dich an meiner Seite haben.“ Hermine streichelte über seine ausgestreckten Beine. „Hattest du nie einen anderen Berufswunsch?“ Severus zuckte die Schultern. „Eigentlich nicht! Ich war zufrieden, als Dumbledore mir diesen Job gab. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich den Todessern beigetreten bin, habe ich selten über eine berufliche Zukunft nachgedacht und später war ich froh, überhaupt einen Job bekommen zu haben.“
Hermine schwieg wieder. „Was ist mit dir?“ Hermine dachte nach. „Keine Ahnung. Ich will vielleicht studieren, das Ministerium unterwandern, die Welt verändern... das Übliche eben.“
Severus lachte, wurde aber gleich wieder ernst. „Was ist mit uns?“ Hermine drehte ihren Kopf so, dass sie ihn ansehen konnte. „Was soll mit uns sein?“ Severus wich ihrem Blick keinen Moment aus. „Hermine, du bist wunderschön, klug und hast einen wundervollen Charakter. Dazu bist du mächtig, wahrscheinlich eine der Mächtigsten Hexen, die momentan auf Erden wandelt.“
„Ich kann dir nicht folgen, Severus, oder vielmehr, ich will dir nicht folgen. Denkst du, unsere Beziehung ist für mich nichts weiter, als ein Zeitvertreib? Ich werfe mich doch nicht dem nächsten an den Hals, nur weil sich die äußeren Umstände verändern.“
Er zeigte es nicht, doch ihre Worte beruhigten Severus ungemein. „Versteh mich nicht falsch, Hermine. Du solltest wissen, dass du der einzige Mensch bist, dem ich meine Gefühle offenbare, dazu zählt auch Angst. Ich gebe ehrlich zu, ich habe Angst, was sein wird, wenn die äußeren Umstände sich verändern.“
Hermine und Severus lagen noch eine Weile so da, bis ein erschrockenes Aufkeuchen, sie in diese Welt zurück katapultierte. „Mine, du und Snape!“
Severus verdrehte genervt die Augen. „Weasley, mittlerweile sollte selbst ihr minderbemittelte Hirn, diese Nachricht erreicht haben.“
Ron ignorierte ihn und sah Hermine ernst an. „Wie lange geht das schon? Ist er der Grund, wieso du dich von mir getrennt hast? Hat er dir irgendwelche Tränke untergejubelt?“ Hermine sah ihm fest in die blauen Augen. „Ja!“
„Was?“
„Ich bitte dich Ronald, wenn ich wüsste, dass er mir Tränke untergejubelt hätte, würde ich wohl etwas dagegen unternehmen. Ich fasse diese Frage also als rhetorisch auf. Gibt es sonst noch etwas, dass du besprochen wissen möchtest?“
Ron sah sie verständnislos an. „Wieso er?“ Severus schwieg und wartete ebenfalls gespannt auf eine Antwort. Hermine überlegte nicht lange. „Ich werde dir antworten, Ronald, doch sage ich dir ganz ehrlich, dass es dich absolut nichts angeht. Das ist eine Sache, die lediglich Severus und mich etwas angeht.“ Severus fand die ganze Situation etwas eigentümlich. Hermine lag noch immer entspannt in seinen Armen, während dieser aufbrausende Rotschopf verärgert vor ihnen stand und auf eine Antwort wartete, die Severus ebenso sehr interessierte. „Severus passt zu mir. Er fordert mich. Geistig, sowie körperlich. Ich fühle mich wohl und verstanden in seiner Gegenwart. Reicht dir das?“ Nein! Wusste sie denn noch immer nicht, was sie fühlte, verdammt!
Ron sah sie fragend an. „Aber das alles hatten wir doch auch!“ Hermine sah ihn ungläubig an. „Ron, du hast dich kein Stück für meine Interessen interessiert und ich mich nicht für deine. Wir sind zu verschieden, als das es gut gegangen wäre, selbst wenn ich etwas ähnliches gefühlt hätte, wie du!“ Ron schenkte Severus einen angewiderten Blick. „Aber er? Dieser widerliche, schleimige Kerl....“
„Es reicht, Ron. Ich bin nicht gewillt, dieses Gespräch fortzuführen.“ Sie stand auf und reichte Severus eine Hand. Sie ließ sie nicht los, während sie an Ron vorbeischritt. „Wenn du dich entschieden hast, erwachsen zu werden und bereit bist, dich zu entschuldigen, bei mir und Severus, dann weißt du ja, wo du uns findest. Bis dahin habe ich kein Interesse, mich weiterhin mit dir zu befassen.“
Severus sah erstaunt zu der Frau, die er liebte. Sie war ziemlich hart zu dem Jungen. Selbst er hätte es weniger drastisch verpackt, als sie. Obwohl... nein, wohl eher doch nicht. Zusammen gingen sie zu Dumbledores Büro, von wo aus sie in seine Privaträume gelangen würden. „Wieso hast du dich nicht eingemischt, Severus?“ Ein leichter Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit. „Weil es mich nichts anging. Das war eine Sache zwischen dir und deinem Exfreund. Obwohl mir schleierhaft ist, wie es jemals zu einer Verbindung zwischen euch kommen konnte.“ Hermine sagte dazu nichts. „Wieso warst du eigentlich so hart zu ihm? Weißt du, der Schmerz einer unerwiderten Liebe ist nicht zu unterschätzen.“
Hermine seufzte. „Ron liebt mich nicht. Er hat Angst, niemals eine Frau zu finden, wollte Erwartungen erfüllen und ist in seinem Stolz verletzt. Vielleicht fühlt er sich auch einfach einsam im Moment.“ Severus nickte verstehend. Obwohl Hermine zweifellos eine rolle Partie war, war sie eigentlich kaum geeignet für Weasley. Sie war einfach zu eignständig. Weasley brauchte eine Frau, die zu ihm aufsah.
Sie holten Mira von Dumbledore ab, der enttäuscht schien, sich bereits von Mira verabschieden zu müssen, doch sie versprach ihm, bald wieder zum Spielen vorbei zu kommen und stimmte ihn damit glücklich.
Der restliche Tag verging ereignislos.
Am nächsten Tag stand das Training wieder an. Hermine hatte Severus den gesamten Morgen versucht friedlich zu stimmen, wusste jedoch, dass ihre Bemühungen zwecklos waren und gab es auf. Beim Frühstück spielte sich eine interessante Szene ab. Ron ging zu Mira und fragte sie, ob sie Lust auf eine Partie Schach hätte. Mira sah fragend zu Hermine und Severus. „Nur, wenn du versprichst nie mehr Sevvus und Mine zu ärgern.“
„Aber... Also schön!“
„Versprich es, Rotschopf!“
„Ich verspreche es.“
Sie zogen zusammen ab, wobei Ron versprechen musste, Mira nach maximal drei Runden Schach zu Albus zu bringen. Ron stimmte zu. Schach mit einer fünfjährigen konnte nicht allzu lange dauern.
Er und Hermine hatten sich vor dem Frühstück erneut unterhalten. Er hatte sich zwar bei ihr entschuldigt, nicht jedoch bei Severus. Hermine war hart geblieben und verlangte noch immer eine Entschuldigung an Severus. Ron versprach, sich darüber Gedanken zu machen.
Im Raum der Wünsche stellten sich die Kämpfer in Position. „Angst, Hermine?“
Hermine grinste schief. „Und wie! Meine einzige Hoffnung ist, dass dir klar ist, wie unbrauchbar ich bin, wenn du dich nicht zurückhältst! Besonders körperlich werde ich Schwierigkeiten haben.“
„Hey, hör auf ihn zu manipulieren! Bei mir hat er auch keine Gnade walten lassen.“ Harry sah Hermine vorwurfsvoll an, sie grinste jedoch nur und konzentrierte sich wieder auf Severus.
„Denken Sie das wirklich, Potter? Wenn ich mich nicht zurückgehalten hätte, wären sie mittlerweile ein Teil der Wand in diesem Raum.“ Hermine seufzte. „Klasse Severus, mach mir Hoffnung! Ich hab euch gestern zugesehen, das ist dir klar, oder?“ er grinste süffisant. „Genug geplaudert. Lasst uns beginnen!“
Und wie sie begannen. Kein Wort wurde mehr gesprochen, das Reden übernahmen ihre Stäbe. Na ja bis auf Hermines Stab, der zur Sicherheit in ihrem Hosenbund steckte. Zwischen Harry und Ryan herrschte ein ausgewogenes Kräfteverhältnis. Sie gaben und nahmen sich nichts, während sie wie wild Flüche aufeinander hetzten.
Obwohl Severus sich gedacht hatte, dass Hermine gut war, überraschten ihn ihre Fähigkeiten. Sie wich geschickt den Flüchen aus, schien sie bereits vorauszuahnen, schickte allerdings nur sehr selten welche zurück. „Hermine, du musst auch mal angreifen. So kannst du im Krieg nicht siegen.“
Hermine rollte sich ab und kniete in Kampfposition vor ihm( Ein Knie, ein Fuß auf dem Boden) „Ts, damit du wütend wirst und mir noch mehr Flüche auf den Hals hext? Wenn wir zusammen wohnen würde, mein Lieber, hättest du dir soeben eine Nacht auf dem Sofa verdient.“ Severus gluckste leise und schickte ihr drei Flüche auf einmal auf den Hals. Wie schon bei Potter, wollte er der Sache ein rasches Ende setzen, sie mit den drei Flüchen ablenken und ihr die Beine wegreißen, doch Hermine machte es ihm nicht so leicht. Sie wehrte die drei Flüche einfach ab und wich dem Beinfluch aus.
„Hast du mir nicht zugehört, Severus? Ich sagte doch, ich hab euch gestern zugesehen, wie oft denkst du denn funktioniert das?“ Severus Geduld näherte sich dem Ende. Hermines permanentes Ausweichen strapazierte seine Nerven, da er sie einfach nicht treffen konnte und sie außerdem nicht zu erschöpfen schien. Seine Kräfte ließen bereits nach. Unmerklich, doch er selbst merkte seine Erschöpfung.
Wieder ließ Hermine einen seiner Flüche einfach knapp vor sich verpuffen und duckte sich unter einem anderen hinweg.
Sie spürte, wie Severus die Geduld verlor und bekam es langsam mit der Angst zu tun. Bisher hatte er sie tatsächlich nur mit verhältnismäßig schwachen Flüchen traktiert, doch umso länger sie auswich und abwehrte, desto stärker wurden sie. Knapp entkam sie einem Stupor. Er streifte ihre Wange und hinterließ einen roten Striemen, ehe er in die Wand hinter ihr krachte. Große Brocken lösten sich aus der Wand und ließen Hermine wütend zu Severus gucken. „Die schöne Wand!“
Gespielt getroffen fasste er sich ans Herz. „Das war keinesfalls meine Absicht. Du warst doch das eigentliche Ziel!“ Hermine grinste fies. „Das kriegst du wieder, Snape! Keinen Muskel wirst du bewegen können, wenn wir nach Hause gehen. Soll ich dir was verraten?“ Sie sah sich um, wollte sicher gehen, dass niemand lauschte und wisperte laut und deutlich. „Mira will heute Nacht bei Harry und Ron im Gryffindorturm schlafen. Das heißt, uns gehört das ganze Bett allein. Nur dir und mir.“ Sie hob ihre Stimme wieder. „Schade, dass du darin nichts anderes wirst tun können als deine schmerzenden Glieder auszuruhen.“
Er ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn ihre Worte trafen. Am liebsten hätte er den Zauberstab fallen gelassen und sie sofort in das eben erwähnte Bett getragen. Sein Slytherinehrgefühl verbot ihm derlei taten. „Bist du dann fertig mit dem Geschwätz? Können wir fortfahren?“ Entschlossen nickte Hermine. Der folgende Kampf wurde für beide eine Tortour. Keiner der beiden nahm Rücksicht auf den anderen. Gnadenlos wurden sie von Flüchen getroffen und kämpften dennoch weiter.
Hermine hielt sich zurück. Sie hatte zwar tatsächlich Angst vor Severus Fähigkeiten, doch ihre fürchtete sie genauso. Das einzige, was sie tat war, durch ihre ureigene Kraft Magie zu erschaffen und sie ihm entgegenzuschleudern. Zweifellos machtvoll, jedoch nicht alles, was sie leisten konnte.
Ohne Problem hätte sie seine eigenen Flüche um einen Großteil verstärkt auf ihn zurückwerfen können, doch noch war sie sich dieser Kräfte zu unsicher und fürchtete, ihn ernsthaft verletzen zu können. Nach einer Ewigkeit gelang es Severus sie zu bezwingen. Hermine war zwar in ihrem Stolz gekränkt, allerdings wollte sie endlich entspannen und mit dem Kämpfen aufhören.
Nicht zeigend, unter welchen Schmerzen sie litt, lief Hermine mit Severus in die Kerker. Als sie in ihr Zimmer gehen wollte, hielt Severus sie fest. Sie war überrascht, als sie den Schmerz in seinen Augen sah. Er zeigte seine Gefühle sonst nur selten so offen. „Geh nicht in deine Räume. Komm mit mir!“
Hermine lächelte leicht. „Ich wollt eigentlich nur neue Klamotten holen.“ Severus ließ erleichtert ihren Arm los und ging in seine Wohnung. Hermine duschte sich, versorgte die schlimmsten Wunden, schnappte sich ein paar Sachen und ging hinüber zu Severus. Auch er schien inzwischen geduscht zu haben und lag entspannt auf der Couch. Hermine legte sich auf ihn und beide zuckten zusammen. Hermine gluckste. „Na klasse, das heißt dann wohl, das wird nichts mit den sportlichen Aktivitäten.“ Severus knurrte und ließ die Augen geschlossen. „Wir werden sehen.“
Hermine behielt recht. Beide schliefen noch in dieser Position ein und erwachten erst am nächsten Morgen wieder.
So vergingen drei Wochen. Drei Wochen, in denen sie wie verrückt trainierten und nur selten Zeit für sich fanden.
Eine Woche bevor das neue Schuljahr beginnen sollte, saß Hermine draußen am See und ließ die Sonne ihren Rücken bescheinen. Ein Schatten breitete sich über ihr aus und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. „Was verschafft mir die Ehre deiner Anwesenheit?“ Severus griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich hoch. „Weißt du, dass wir schon ewig nicht mehr das Bett miteinander geteilt haben?“ Hermine runzelte die Stirn. „Gerade heute morgen bin ich aus deinem Bett gestiegen, Severus!“
Ein anzügliches Grinsen zierte sein Gesicht, als er sich näher zu ihr beugte. „Im biblischen Sinne, meine Liebe!“ Hermine wurde rot und ließ sich von Severus zurück zum Schloss ziehen.
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Hermine und Severus kuschelten sich eng an aneinander. „Ich hätte nie gedacht, dass du der Kuschel-Typ bist, Sev!“
Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung. „Ich hätte nie gedacht, dass die Schulstreberin, ihren Zaubertrankprofessor verführt und ihm einen albernen Spitznamen, wie Sev gibt.“ Hermine gluckste. „Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder. Wie sollte ich dich außerdem sonst nennen? Honigkuchenpferdchen wolltest du auch schon nicht. Langsam gehen mir die Ideen aus.“
Severus strich ihr über den Kopf. „Meine Eltern hatten sicherlich einen Grund, mir weder Honigkuchenpferdchen, noch Sev oder einen anderen albernen Namen zu geben.“ Hermine legte ihre Hände auf seine Brust. „Du bist dämlich!“
„Danke, so was höre ich gerne von meiner Freundin.“ Hermine kicherte und erntete dafür einen fragenden Blick von Severus. „Was gibt es zu lachen?“ Hermine grinste ihn an. „Findest du nicht, es klingt merkwürdig, wenn du mich als deine Freundin bezeichnest? Merlin, wenn ich dich jemandem als meinen Freund vorstelle, bekomme ich einen Lachanfall!“
Severus rümpfte die Nase. „Du wirst mich niemals als deinen Freund vorstellen. Als deinen Geliebten vielleicht, aber keinesfalls als deinen Freund. Das klingt so nach Pubertät und Schulbeziehung.“ Hermine schenkte ihm nun ihrerseits einen fragenden Blick. „Wieso darfst du mich als deine Freundin bezeichnen, ich dich aber nicht als meinen Freund? Und zu der Geliebten- Sache... glaubst du ich gehe zu Molly Weasley und teile ihr mit, dass du mein Geliebter bist? Das Gespräch wird lustig.“ Hermines kurzzeitig ernstes Gesicht, funkelte plötzlich belustigt. „Was jetzt?“ Hermine schlug ihm auf den Arm. „Sei nicht so genervt. Ich dachte nur gerade an unseren ersten gemeinsamen Besuch im Fuchsbau.“
„Was sollen wir im Fuchsbau? Du und Weasley, ihr seid kein Paar mehr. Meinst du wirklich, du bist dort noch willkommen?“
Hermine nickte. „Ron und ich sind immer noch Freunde. Ich war auch vor unserer Beziehung häufig im Fuchsbau und außerdem bin ich auch mit den anderen Weasleys befreundet. Ginny, beispielsweise, sie ist meine beste Freundin und... Verflucht!“
Sie sprang aus dem Bett, zog sich schnell etwas über und verschwand ins Wohnzimmer. Severus lag verwirrt da und wunderte sich, über ihr plötzliches Verschwinden. Auch er stand auf und zog sich wenigstens seine Boxershorts an. Im Wohnzimmer fand er Hermine an seinem Schreibtisch sitzend, irgendein Pergament voll schreiben. „Was ist los? Wieso rennst du weg, während wir ein so interessantes Gespräch führen?“
Hermine sah hektisch auf. „Wie lange sind wir jetzt zusammen, Severus?“ Gott sein Dank ersparte sie sich jetzt die Spitznamen. „Seit der Trennung oder auch vorher?“ Hermine zuckte die Schultern. Ich denke, vor der Trennung.“ Severus überlegte angestrengt. Sie hatten jetzt Ende Juli und waren nach Weihnachten des letzten Jahres zusammen gekommen. „Ich schätze zusammengekommen sind wir vor ungefähr acht oder neun Monaten, allerdings hatten wir eine Pause von knapp zwei Monaten dazwischen.“
Hermine nickte und kritzelte weiter auf dem Pergament herum. „Was tust du da eigentlich?“
„Ich habe Ginny, meiner besten Freundin, die einzige weibliche, die ich hab übrigens, nichts von uns erzählt. Draco weiß es, Harry auch, das Lehrerkollegium und Ron. Aber meiner besten Freundin habe ich nichts erzählt. Sie wird mich hassen.“ Severus war ein wenig überfordert mit der Situation. Er hatte sich nie jemandem anvertrauen müssen und hatte es auch niemandem sonst erzählt, dass er und Hermine zusammen waren. Wem auch? Seine Verwandten waren beinahe alle tot, Freunde hatte er keine und sein einziger Vertrauter wusste es. Dumbledore hatte es wahrscheinlich schon vor Wochen und Monaten gewusst.
Ein Gedanke kam ihm, wem er es vielleicht erzählen sollte. Immerhin war ihm die Sache mit Hermine sehr ernst und auch sie schien einer gemeinsamen Zukunft nicht abgeneigt zu sein, es wäre also dringend nötig, dieser Person Bescheid zu geben. „Hermine war fertig mit ihrem Brief und beobachtete Severus Minenspiel. Er verheimlichte ihr irgendwas. Sie musste das Ganze langsam angehen, wenn sie wissen wollte, was in ihm vorging. „Was verheimlichst du mir?“ Sehr dezent! Severus sah sie nachdenklich an. „Ein anderes Mal, Hermine. Es ist noch zu früh.“ Hermine runzelte die Stirn.
„Severus, ich bringe wirklich Verständnis für dich auf, in so gut wie jeder Situation, aber ich will nicht aus deinen Angelegenheiten raus gehalten werden. Unsere Beziehung ist mir ernst. Ernster, als alles zuvor, weder Viktor, noch Ron oder Fred oder....“ Severus unterbrach sie. „Ich will nichts von deinen Liebschaften hören, Hermine. Es freut mich, dass du diese Beziehung ernst nimmst, doch genau wie bei dir, gibt es Dinge, zu denen ich noch nicht bereit bin.“ Hermine verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. „Wie du meinst!“ Sie erhob sich und steuerte auf die Tür zu. „Gehst du jetzt, weil ich dir deinen Willen nicht gelassen habe?“ Hermine sah ihn emotionslos an. „Nein! Ich gehe, weil du hier keine Eule hast, die meinen Brief überbringen kann.“
Die Tür wurde zu Severus Verwunderung leise geschlossen und er war allein. Frustriert setzte er sich nun seinerseits an den Schreibtisch und begann, einen Brief zu verfassen.
Beatus,
ich habe dir wichtige Mitteilungen zu machen....
TBC
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