von lütfen
Also, danke erst mal für die Reviews, die ich bis jetzt bekommen habe, ich habe mich wirklich sehr gefreut.
So und jetzt geht’s auch schon weiter:
Hermine hatte nach dem Abendessen wieder Besuch von Harry und Ron und auch Ginny begleitete sie dieses Mal. „Hi Herms, wie geht’s, wie steht’s?“
Hermine lächelte Ginny an. „Ganz klasse, ich liebe es, den ganzen Tag mit den beiden Personen, die ich am liebsten habe auf engem Raum zu sein, während ich den Unterricht, der für den Abschluss nützlich sein könnte, verpasse.“ Harry legte den Kopf schief. „Selber Schuld!“
Hermine glaubte sich verhört zu haben. „Ähm Harry, wie du dir sicher denken kannst, habe ich keine Todesser ins Schloss gelassen und sie gebeten mir nach dem Leben zu trachten.“ Draco gluckste und erntete dafür drei böse Blicke von Harry, Ron und Ginny.
Mehr Beachtung bekam er allerdings nicht. „Ich weiß, dass du weder die Todesser reingelassen, noch dass du sie gebeten hast, dich zu killen, aber du musstest ja unbedingt die Heldin spielen und dein Leben riskieren. Du hättest Hilfe holen sollen.“
Hermine gluckste. „Hervorragende Idee Harry, wäre ich doch nur selbst darauf gekommen!
Aber da gibt es zwei Punkte, die mich beschäftigen!
Will mir der Junge, der sein Leben für eine Kellerassel riskieren würde, unterstellen einen Retterkomplex zu haben und leichtsinnig zu reagieren?
Was hätte ich denn machen sollen? Ich weiß ja, das Schloss ist mit seinen paar hundert Räumen nicht so groß, aber die Wahrscheinlichkeit rechtzeitig Professor Dumbledore zu finden, war doch ziemlich gering. Ich hätte ja mal eben in die Eulerei huschen können, die sich im anderen Teil des Schlosses befindet und einen Brief verfassen können:
Sehr geehrter Professor Dumbledore,
ich hoffe es geht Ihnen gut. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich sehr in Eile bin und fasse mich daher kurz. Zuerst einmal möchte ich Ihnen jedoch mitteilen, dass es mir eigentlich auch ganz gut geht, bis auf die Tatsache, dass sich Todesser im Schloss befinden und Draco Malfoy fast filetiert haben. Ich war so frei ihm so gut es mir möglich war zu helfen, hoffe jedoch nicht zu viel riskiert zu haben!
Was den Grund dieses netten Schreibens betrifft, so würde ich mich freuen, Sie in den Kerkern begrüßen zu können, in dem sich unser allseits beliebter Tränkemeister gerade einen Kampf mit fünf Todessern liefert. Ich hätte ihm ja geholfen, aber mir waren meine frisch manikürten Fingernägel wichtiger, als das Leben eines Menschen. Ich hoffe Sie können es einrichten, hinunter in die Kerker zu kommen, um die Reste des Professors von der Wand zu kratzen und eventuell den einen oder anderen Todesser zu fangen.
Mit freundlichen Grüßen
Hermine Jane Granger
Ja, jetzt wo du es sagst Harry, das wäre wirklich die bessere Variante gewesen!“
Draco schüttelte sich vor Lachen, ebenso wie Ginny und auch Snape war anzusehen, dass er dem Gespräch gelauscht hatte.
Ron konnte sich gerade noch so zusammenreißen, zu erwähnen, dass Hermine ihr Leben eigentlich auch für zwei Kellerasseln aufs Spiel gesetzt hatte, hielt sich jedoch zurück, weil er nicht sicher war, ob sie diesen Vergleich bewusst oder unbewusst gemacht hatte.
„Hermine, ich mache mir einfach Sorgen um dich. Madam Pomfrey würde dich nicht grundlos länger hier behalten und ich will einfach nicht, dass dir etwas passiert!“
Hermine sah Harry gerührt an. Sie zog ihn spontan zu sich und drückte ihn fest an sich. „Ach Harry, du bist so niedlich!“
Jetzt musste auch Ron lachen und Harry lag ziemlich bedröppelt neben Hermine in ihrem Bett und sah sie an. „Wieso machst du dich über mich lustig Hermine? Ich liebe dich, ich will nicht, dass dir etwas passiert. Du, Ginny und Ron, ihr seid alles was mir geblieben ist. Du bist meine Familie! Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren wegen Menschen, die sich kein Stück um dich scheren!“
Hermine funkelte ihn an. Nicht wirklich wütend aber eine Mischung aus Resignation und Anteilnahme spiegelte sich in ihren Augen wieder. „Harry James Potter, sag so was nicht noch einmal, denn jeder Mensch ist wichtig und egal, wie man mir in der Vergangenheit begegnet ist, in der Gegenwart begegnet oder in der Zukunft begegnen wird, auch diese Menschen verdienen Hilfe, ob sie wollen oder nicht. Und auch du bist mir sehr wichtig, dass weißt du, aber wir können die Menschen, die wir lieben nicht vor Gefahren verstecken, egal ob wir dies wollen oder nicht. Sieh dir an, was mit meinen Eltern passiert ist.
Wir leben im Krieg! Da gibt es keine Kompromisse. Man kann manchmal einfach keinen anderen, ungefährlichen Weg nehmen, nicht jetzt, nicht in dieser Zeit!“
Harry sah sie verschämt an und zog sie näher an sich. Er wusste, dass Hermine Recht hatte. Man konnte die Menschen, die man liebte nicht verstecken. Hermine hatte es versucht, doch ihre Eltern hatten man vor anderthalb Jahren ermordet von Todessern in ihrer Residenz in Australien vorgefunden. Hermine hatte lange gebraucht, einigermaßen damit fertig zu werden, doch mittlerweile ging es ihr wieder besser. Sie musste sich auf das hier und jetzt konzentrieren und irgendwie glaubte Harry, dass sie noch einmal so sehr trauern würde, wenn der Krieg beendet wäre.
„Ron? Harry? Ginny?“ Hermine sah die drei bettelnd an. Synchron sagten diese „JA?“
„Ihr habt mir nicht zufällig etwas zu Essen mitgebracht, oder? Madam Pomfrey lässt einen hier echt hungern!“ Die drei lachten und holten wieder riesige Pakete aus ihren Taschen. Ginny, die nicht gewusst hatte, dass auch Harry und Ron Hermine etwas mitbringen würden, hatte ebenfalls eine Menge Nahrung für sie dabei, die Hermine in ihrem Nachttisch verstaute.
Nach einer weiteren halben Stunde gingen sie wieder und kaum zehn Minuten später kam Blaise herein. „Sorry Draco, entschuldige Hermine, ich bin in der Bibliothek eingeschlafen und hab das Abendessen versäumt, ich kann auch nur kurz bleiben, da gleich Ausgangssperre ist!“
Hermine freute sich riesig, dass Blaise auch sie besuchen kam und wurde auch gleich mit einem kleinen Kuss begrüßt. Draco betrachtete diese Geste irritiert, sagte jedoch nichts dazu. „Macht nichts Blaise, Granger hat genug essen da, dass es auch für dich reicht.“
„Das kling, als würdest du davon ausgehen, dass auch du etwas abbekommst.“
„Bekomme ich ja auch!“
„Ich füttere dich doch nicht durch du Schnorrer!“
„Du bist verfressen Granger! Ich hab genau gesehen, dass Onkel Sev dir vorhin auch noch seinen Rest zugeschoben hat, obwohl der ganz klar mir zusteht.“
„Du tickst ja wohl nicht richtig! Der Professor war so freundlich mir etwas abzugeben, weil meine Portion eindeutig weniger voll war, als sie hätte sein müssen und wenn ich er wäre, würde ich dir auch nichts von meinem Essen abgeben!“
„Ach ja? Warum das denn bitte?“
„Weil du bereits ein wenig ansetzt mein Lieber! Dein Bauch hat eindeutig an Muskelmasse ab und an Fettmasse zugenommen.“
„DAS ist nicht wahr!“
„Doch ist es! Und ich wette das weißt du auch!“
„Granger, mein Körper ist ein Traum.“
„Ich denke die Vorstellung, die du von deinem Körper hast, ist ein Traum!“
Blaise betrachtete belustigt die beiden Streithähne, wandte sich dann jedoch zu Snape, der das Gezanke scheinbar unbeteiligt beobachtete. „Guten Abend Professor. Wie geht es Ihnen?“
„Danke Mister Zabini, aber es ging mir schon besser. Übrigens gestatte ich Ihnen als Ihr Hauslehrer, solange zu bleiben, bis Sie gegessen haben. Das kann jedoch noch dauern!“
Blaise grinste „Machen die zwei das häufiger?“
Snape grinste ein spöttisches Grinsen. Tatsächlich gab es heute bereits eine ähnliche Diskussion. Ich muss jedoch sagen, dass mir diese hier besser gefällt. Miss Granger scheint wirklich schlagfertig, dass muss ich leider zugeben!“
Hermine und Draco einigten sich darauf, nicht an der Figur des anderen rum zu nörgeln, da auch Draco Hermine einreden wollte, ihr Hintern hätte auch schon schlankere Tage gehabt. Snape konnte dem gar nicht zustimmen, was er bisher von Grangers Körper gesehen hatte, hätte kaum bessere Tage haben können.
Bevor Blaise zurück zu den beiden Streithähnen ging, wisperte er Snape noch etwas zu. „Wissen Sie, die beiden gäben wirklich ein perfektes Paar ab.“ Er ging zu Hermine und Draco, die beide beteuerten, dass der Bauch bzw. der Po des anderen keineswegs zu dick wäre, während Snape grübelte.
Er verspürte ein unschönes Gefühl dabei, dass die Granger und Draco gut zueinander passen würden. Er hatte ein ähnliches jedoch viel schwächeres Gefühl bereits dabei verspürt, als Potter mit ihr in ihrem Bett lag und Zabini ihr einen Kuss zur Begrüßung gegeben hatte. Er fand dies höchst eigenartig und nahm sich vor, dies zu beobachten.
„Blaise, du sitzt auf meinem Platz!“ Hermine hatte ihre Pakete auf dem Arm und sah Blaise auffordernd an. „Was? Wieso das denn?“
Blaise sah sie irritiert an, denn sie schien zu glauben, dass er weggehen würde. „Das kann ich dir nicht sagen Blaise. Ich weiß nur, dass das mein Platz ist.“
Blaise sah Draco fragend an. „Sorry man, aber da hat sie recht.“ Blaise seufzte. „Hasst euch lieber wieder! Verbündet passt ihr mir gar nicht!“
Draco gluckste. „Geht nicht, sorry, sie hat das Essen und ist auch eine ganz gute Gesellschaft hier im Krankenflügel!“
Hermine hatte keine Lust mehr zu warten und setzte sich einfach vor Blaise. Dieser zuckte die Schultern und setzte sich so, dass sie sich zwischen seinen Beinen im Schneidersitz niederlassen konnte. Hermine legte das Essen hin und die drei begannen munter zu essen. Blaise aß deutlich weniger las die anderen beiden und war erstaunt, dass es Draco auch noch mal in weiblich zu geben schien, zumindest was die Essgewohnheiten anbelangte.
Nach einem fröhlichen Gespräch verabschiedete sich Blaise und ging in seinen Schlafsaal. Da auch Hermine und Draco müde waren, gingen auch diese zu Bett.
Snape, der bereits eines von Hermines Büchern zu ende gelesen hatte, nahm sich vor dem Schlafen Hermines Notizbuch vor und blätterte darin. Er war erstaunt, welche komplexen Gedanken sie sich gemacht hatte, um Tränke anders herstellen zu können. Einfacher oder besser spielte keine Rolle, sie schien einfach viele Möglichkeiten der Abwandlung erforscht zu haben und musste eigentlich nur noch praktisch ihre Ergebnisse erarbeiten.
Spät in der Nacht beschloss auch Snape zu schlafen, um noch einige geruhsame Stunde zu verbringen. Als er sich hingelegt hatte, sah er direkt auf Grangers schlafende Gestalt. Das Mondlicht schien ihr direkt ins Gesicht und dessen Lichte spiegelte sich in ihren braunen Locken wider.
Wie um Himmels Willen sollte er denn da schlafen, wenn Granger ihn so ablenkte. Er drehte sich auf die andere Seite und versuchte ihren Anblick aus seinem Kopf zu verbannen. Was musste sie sich auch so verändern in den letzten Jahren. Hätte sie nicht einfach weiterhin mit ihren buschigen Haaren herumlaufen können? Musste sie in ihren Körper hereinwachsen und ihm damit den Verstand rauben? Konnten die Massen, die sie verschlang, nicht wenigstens ihren Tribut verlangen und sie fett werden lassen?
Und wenn sie schon so verdammt hinreißend aussehen musste, konnte sie dann nicht wenigstens dumm oder albern oder sonst irgendwelche schlechten Eigenschaften haben? Das einzige schlechte, was ihm an ihr auffiel, waren ihr verdammter Retterkomplex und ihre nervige Art ihm dumme Fragen im Unterricht zu stellen.
Doch nicht mal das konnte er mit voller Inbrunst denken. Ohne ihren Retterkomplex würden außer im wahrscheinlich weder Draco noch Potter oder Weasley leben. Bei Potter wäre es ihm ja eigentlich egal, doch hatte er ja noch seinen kleinen Disput mit dem dunklen Lord zu klären, also war es ganz gut, dass sein Schutzengel Granger ihn permanent rettete. Dass er froh über Dracos Rettung war, lag auf der Hand. Er liebte ihn wie einen Sohn und er war Merlin mehr als dankbar dafür, dass Draco sich für die richtige Seite entschieden hatte.
Snapes Gedanken schweiften zurück zu Granger. Diese junge Frau war aber auch verdammt reif für ihr Alter. Was sie heute zu Potter gesagt hatte, war so weise gewesen, dass er sich eigentlich dachte, dass sie sich zweimal wöchentlich mit Dumbledore treffen könnte, um die neusten Weisheiten des Tages zu diskutieren.
Er hatte sich ein Lachen nur schwer verkneifen können, bei ihren Ausführungen, warum sie ihn und Draco gerettet hatte. Er hatte sich wegdrehen müssen bei dem Kommentar über Kellerasseln und der Brief an Dumbledore triefte so vor Sarkasmus, dass er ihr seinen Respekt zollte. Sie hatte wirklich einen feinen Sinn für Sarkasmus. Er schätze das an Menschen wirklich sehr und obwohl sie praktisch bei fast all ihren Aussagen ein wenig sarkastisch war, kam er niemals böswillig rüber, wie bei ihm.
Irgendwann übermannte ihn doch der Schlaf und er träumte permanent von Granger und ihm, während sie nicht jugendfreie Dinge taten und sagten.
Am nächsten morgen war er als erstes wach. Madam Pomfrey wuselte herein und gestattete ihm, aufzustehen, wenn er wollte, um sich einmal richtig waschen zu können. Sachen wurden ihn nur in Form eines Pyjamas zur Verfügung gestellt, aber da es sich dabei um schwarze Seide handelte, gab er sich damit zufrieden.
Fertig gewaschen und neu angekleidet ging er zurück auf die Krankenstation. Draco war inzwischen ebenfalls wach, nur Granger schlief noch. Snape fand, dass sie ziemlich flach atmete, noch dazu recht unregelmäßig, dafür, dass sie schlief. Er trat näher an ihr Bett heran und fühle ihren Puls. Er war schwach und er beschloss sie zu wecken.
„Miss Granger wachen Sie auf. Es ist bereits spät und sie sind hier nicht im Urlaub.“
Keine Reaktion.
Er probierte es noch einige Male, doch nichts.
„Verdammt Hermine, wach auf!“
Draco der die Versuche seines Onkels still verfolgt hatte, war etwas verwundert darüber, wie er sie ansprach, doch schien er sich ernsthaft zu sorgen und so versuchte Draco sein Glück. „HEY GRANGER, ES GIBT ESSEN!“
Vor Schreck oder vor Hunger, fiel Hermine aus ihrem Bett. Snape und Draco waren erleichtert, doch mit Hermine schien dennoch etwas nicht zu stimmen. Sie hievte sich schwerfällig hoch und schwankte. Sie nahm keinerlei Notiz von den beiden und plötzlich schüttelte Sie ein heftiger Hustenanfall. Hermine wankte immer mehr und Snape machte einen Satz auf sie zu, als sie zu fallen drohte.
Hermine hustete noch immer und bekam kaum noch Luft. Sie nahm ihre Hände vor ihrem Mund weg und Snape und sie mussten feststellen, dass sie voller Blut waren. Hermine hustete noch immer in Snapes Armen, der mittlerweile nach Madam Pomfrey schrie.
Hermine ereilte die Ohnmacht und sie bekam nichts mehr von allem mit.
Poppy kam angelaufen und brachte Hermine sofort auf ihrem Bett zu liegen. Sie sprach einen Diagnose- Zauber uns stellte fest, dass Hermine starke innere Verletzungen davon getragen hatte. Eine Herz- und Pulsschlagmessung erschien in der Luft und Poppy versuchte ihr bestes. Hermines Puls wurde immer schwächer und die beiden Männer sahen fassungslos und bestürzt dabei zu, wie Poppy um Hermines Leben kämpfte.
Drei Schreckenssekunden lang, setzte Hermines Herzschlag vollständig aus. Poppy war der Verzweiflung nahe und auch Snape und Draco schienen den Tränen nahe. (Wie crazy ist das denn? Snape den Tränen nahe? Welcher Teufel hat mich denn da geritten?)
Poppy schaffte es Hermine zu stabilisieren und einen gleichmäßigen Herz- und Pulsschlag zu erreichen.
„Poppy, wann wird sie aufwachen?“
Poppy sah ihn bedrückt an. „Vorläufig gar nicht, Severus. Miss Granger liegt im Koma!“
Wie vom Donner gerührt stand Snape neben Hermines Bett und starrte sie an. Draco war noch blasser, als gewöhnlich und sah fassungslos auf die regungslose Hermine. „Aber das kann sie doch nicht machen! Sie kann doch nicht einfach so ins Koma fallen, nicht jetzt, wo ich mich so an ihr Geplapper gewöhnt habe. Wie konnte das nur passieren?“
Poppy sah den jungen Malfoy traurig an. „Sie hat schwere innere Verletzungen erlitten und ich konnte sie noch nicht alle heilen. Wir werden Tränke brauchen und dich Severus will ich mir auf der Stelle ansehen, verstanden. Ich werde alle Diagnose- Zauber anwenden, die ich kenne. Wir müssen wissen, ob du ebenfalls schlimmere Verletzungen davon getragen hast.“
Snape nickte mit kalter Mine. Er war innerlich total aufgewühlt und frustriert. Wie konnte diese kleine Besserwisserin denn im Koma liegen? Sie war doch gestern noch so fit gewesen.
Poppy zauberte an Snape herum bis sie sich hundert Prozent sicher war, dass er keine anderen Verletzungen hatte und ging dann zu ihrem Arzneischrank. Sie flößte Hermine einige Tränke ein und ging dann schweren Herzens aus dem Raum.
Kurze Zeit später öffnete sich die Tür des Krankenzimmers wieder und Potter, Weasley und seine Schwester traten ein. „Guten Morgen Mine, ich hoffe du hattest eine angenehme Nacht!“
Harry ging lächelnd auf Hermine zu und stellte fest, dass sie wohl noch schlief. „Minchen, es wird Zeit aufzustehen, wir haben dir Kuchen mitgebracht.“
„Sie wird ihn wohl leider nicht essen können, Potter. Miss Granger leidet unter den Nachwirkungen des Todesserangriffs.“
Harrys Mine versteinerte sich. „Was soll das heißen?“
Snape antwortete nicht, dafür aber Draco. „Sie ..Sie liegt im Koma. Heute morgen erlitt sie einen Anfall und Madam Pomfrey hat ihr Möglichstes getan, doch das konnte sie nicht verhindern.“
Harry starrte völlig entgeistert Draco an. Er war zu keiner Gefühlsregung im Stande. Anders dagegen lief es bei Ginny und Ron ab. Ron weinte hemmungslos ebenso wie Ginny. Sie hatten sich umarmt und blieben ganz nahe bei Hermine.
Harry verließ überstürzt den Krankensaal und nach einiger Zeit taten es ihm seine Freunde nach.
Snape und Draco schwiegen eine Zeit lang. „Onkel Sev? Ich glaube ich mag Granger!“
Snape schluckte hart. Das war nicht gut. Draco sprach nicht häufig offen über seine Gefühle und wenn dann nur mit ihm, aber dass er jetzt so offen über die Granger sprach, konnte nur bedeuten, er hatte sie wirklich mehr als gern.
„Wie meinst du das Draco? Willst du mir weiß machen, du liebst diese impertinente Person? Dein Mitleid ihrer Situation wegen oder dass sie dir half, heißt nicht, dass du ihr etwas schuldig bist.“
Draco sah seinen Onkel irritiert an. Was war denn mit dem los? Er stand doch nicht auf Granger, er mochte sie halt irgendwie.
„Ich liebe sie doch nicht, ich kann sie gut leiden und glaub mir, ich fühle mich ihr keinesfalls verpflichtet.“
Aus unerfindlichen Gründen erleichterte das Snape. Am nächsten Tag konnten beide die Krankenstation bereits verlassen, nur Hermine blieb dort. An ihrem Zustand veränderte sich nichts auch nicht als bereits eine Woche vergangen war. Ihre Freunde besuchten sie täglich und auch Snape schlich in unbeobachteten Moment zu ihr, was er selbst nicht verstand. Draco besuchte sie ab und an gemeinsam mit Blaise und manchmal trafen sie auf Ron und Ginny. Sie versuchten sich zu vertragen, auch wenn dies schwer fiel, denn egal, ob Draco Hermine mochte oder nicht, ihre Freunde verabscheute er. Na ja das Mini- Wiesel war eigentlich ganz nett.
Harry wurde nie gesehen, wie er die Krankenstation betrat. Er lebte so vor sich hin. War immer schlecht gelaunt und kapselte sich ab. Er hätte es nie zugegeben, aber Hermine war ihm die wichtigste Person auf der Welt. Er mochte Ron und auch Ginny, aber diese hatten ihre Familie und egal, wie sehr sie ihn dazu zählten, richtig nah fühlte er sich nur Hermine.
Ron war bereits richtig wütend, denn er glaubte, dass Harry sie nie besuchte und ihm das alles egal war, doch als er ihn eines Nachts beobachtete, wie er den Schlafsaal unter seinem Tarnumhang verließ, ließ er ihn in Frieden. Harry schlich sich jede Nacht zu Hermines Bett und erzählte ihr von seinem Tag und seinen Problemen.
Nach einem Monat saß er erneut an ihrem Bett. Es war das erste Mal, dass er anfing zu weinen. Stumme Tränen liefen an seinen Wangen hinunter und Harry hielt Hermines Hand fest in seiner. „Warum hast du mich alleine gelassen, Mine? Du bist alles, was mir wichtig ist und du lässt mich allein! Alle Welt lässt mich allein. Erst meine Eltern, dann Sirius und nun du. Ich bitte dich Hermine, wach wieder auf, komm zu mir zurück. Ich brauche dich so sehr.“
Er bemerkte es nicht, doch auch Snape stand eine Weile da und hörte ihm zu. Zuerst hatte er ihm Punkte abziehen wollen, doch als er sah, dass Potter weinte ließ er es bleiben. Er verstand sich selbst nicht. Niemals hätte er normalerweise einen Schüler verschont, doch als er Potters Verzweiflung hörte, konnte er ihn einfach nicht bestrafen.
Er wartete bis Harry die Station verließ und ging dann zu Hermines Bett. Er setzte sich auf den Stuhl neben ihr und betrachtete sie eine Weile. Sie war ziemlich blass und etwas dünner, aber ansonsten sah sie nicht krank aus. Er zögerte einen Moment und strich ihr dann vorsichtig über ihre Wange. Er ergriff ihre Hand und streichelte langsam ihre Haut mit seinem Daumen.
Es war ihm nicht klar, wieso er dies tat, aber es sendete Schauer über seinen Rücken.
Plötzlich hielt er inne. Hatte sich ihre Hand nicht bewegt? Er wartete einen Moment, doch als nichts passierte, fuhr er mit seiner Bewegung fort.
„Sie sehen... nett aus... im Pyjama, ..Sir!“ Eine zittrige, schwache Stimme ertönte und Snape erschrak. „Hermine? Du bist... Sie sind wach, Miss Granger, dass wird Ihre Freunde und auch Draco und Zabini sehr freuen. Sie kamen Sie täglich besuchen.“
Hermine hatte sehr deutlich vernommen, dass er sie nicht nur geduzt hatte, sondern sich auch über ihr Erwachen gefreut hatte. Sie verstand das zwar nicht, vor allem, dass er so plötzlich wieder eine emotionslose Stimme hatte, doch war sie zu schwach, irgendwas darauf zu erwidern.
Sie spürte noch immer, wie Snape ihre Hand streichelte, denn trotz seines kalten Tons, hatte er darin nicht inne gehalten. Sie hatte ein Kribbeln im Magen, wie selten zuvor.
„Sir?“
„Miss Granger.“
„Ich habe Hunger! Können Sie mir was zu Essen besorgen?“
Snape seufzte. Sie lag einen Monat im Koma und das erste, was ihr einfiel war Ihr Hunger?
„Natürlich, Miss Granger. Möchten Sie Kaviarschnittchen oder reichen Sandwichs?“
Hermine lächelte leicht. „Mir reichen Sandwichs und ein Stück Kuchen, wenn es welchen gibt, danke.“
Snape erhob sich. Er begab sich zur Tür, um sich hinab in die Küche aufzumachen, doch Hermine hielt ihn zurück. „Sir, ich weiß, es ist unverschämt, aber könnten Sie vielleicht Harry holen? Es wäre mir sehr wichtig!“
Snape sah sie verblüfft an. Sie traute sich ja was.
„Es ist mitten in der Nacht, Miss Granger und Mister Potter hat in seinem Turm zu sein, zu dieser Stunde. Ich denke nicht, dass nur weil Sie endlich ihren Dornröschenschlaf hinter sich gebracht haben, Ihnen jeder Wunsch erfüllt wird!“
Hermine sah ihn enttäuscht an. „Ich verstehe. Danke trotzdem, Sir, dass Sie mir etwas zu Essen besorgen.“
Snape verließ endgültig den Krankenflügel und ging zum Gryffindorturm. Er kannte das Passwort und betrat den Gemeinschaftsraum, ging die Treppe hinauf, die, wie er glaubte zu Potter führen müsste und als er an Harrys Bett angelangt war, stieß er ihn unsanft an. So leise er konnte instruierte er ihn, sich anzukleiden und ihm zu folgen.
Außerhalb des Turms sah Harry seinen Lehrer abwartend an. „Sie begleiten mich jetzt in die Küche, Potter, ich will keinen Mucks von Ihnen hören. Keine Fragen oder sonst ein Wort, verstanden.“
Perplex nickte Harry. Sie gingen gemeinsam in die Küche und Snape wies die Elfen an einige Sandwichs zuzubereiten. Als er diese in seinem Umhang verstaut hatte und schon gehen wollte, drehte er sich nochmals um. Er seufzte und rieb sich das Nasenbein. „Hättet ihr eventuell auch noch ein wenig Kuchen?“
Bei diesen Worten hellte sich Harrys Gesicht auf. Er wagte es nicht etwas zu sagen, doch hoffte er, dass er sich nicht irrte und folgte Snape hinaus. Tatsächlich brachte Snape ihn in den Krankenflügel. Harry war außer sich vor Freude. Er rannte zu Hermine und drückte sie an sich. „Vorsicht Potter, Ihre Freundin ist eben erst aus einem einmonatigen Koma erwacht und sollte sich schonen.“ Snapes Stimme war nicht mehr als ein Zischen und Harry rückte erschrocken ein Stück von Hermine ab.
„Miss Granger, Mister Potter, ich werde jetzt Poppy holen, damit sie sich Miss Granger anschauen kann. Meinetwegen bleiben Sie hier Potter, aber morgen früh werden Sie zum Unterricht erscheinen und das ausgeruht, verstanden.“
Harry nickte verblüfft und streichelte Hermine dann übers Haar. Er nahm ihre Hand und hielt sie fest in seiner, während Snape die Krankenschwester holen ging.
Poppy befand, dass es Hermine wieder gut ging und es keine Gründe gab sie noch länger in einem Bett zu halten. Sie gestattete ihr sogar, am Nachmittagsunterricht des darauffolgenden Tages teilzunehmen, müsse ihr jedoch versprechen, sich nicht zu übernehmen.
Harry und Hermine schliefen nebeneinander ein und am nächsten Morgen wurden sie früh geweckt um zum Unterricht zu gelangen und letzte Untersuchungen über sich ergehen zu lassen.
Hermine hatte nicht alles geschafft zu essen, was Snape ihr gebracht hatte und nahm sich jetzt davon. Als Poppy zufrieden mit den Untersuchungsergebnissen war, verschwand Hermine endlich aus der Krankenstation und machte sich für den Unterricht am Nachmittag fertig.
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