von Topenga
Kapitel 1 Hogwarts, ich komme!
Vorsichtig blinzelte sie den Sonnenstrahlen entgegen, die durch die Vorhänge drangen. Der Wecker zeigte kurz vor neun an. Madeleine streckte sich in ihren weichen Kissen und schwang sich dann aus dem Bett.
Ihr dunkelbraunes, langes Haar viel ihr in Wellen den Rücken herunter und reichte ihr bis zu den Hüften. Sich noch einmal im Gehen streckend, schlenderte sie langsam zum Erker. Am Fenster angekommen, schob sie die weißen, mit hellgrünen Ornamenten verzierten, Vorhänge beiseite und öffnete es.
Tief atmete sie die frische Luft ein. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und man konnte den kleinen Bach neben dem Haus plätschern hören.
Leicht wehmütig wurde ihr in diesem Moment bewusst, dass sie am Abend schon würde abreisen müssen. Die Koffer standen bereits gepackt auf der anderen Seite des Zimmers, neben ihrem Kleiderschrank.
Sie stand noch immer im Erker, als ihr Blick durch ihr Zimmer glitt. Ihre Möbel waren alle in weiß gehalten. Links war ihr großes Himmelbett, gegenüber von ihr stand der Kleiderschrank,
rechts war die Tür, die zum Flur führte und daneben stand ein kleiner Tisch mit einem Spiegel und einem Stuhl davor. Im Erker selbst, war eine verbreiterte Fensterbank, wo unmengen von Kissen drauflagen. Wie häufig hatte sie schon darauf gesessen und gelesen oder sich abends den Sonnenuntergang angeschaut.
Heute Abend würde sie bereits in Hogwarts sein und ihre erste Nacht in dieser fremden Schule verbringen. Langsam suchte sie sich ihre Sachen zusammen und ging auf den Flur um ins Bad zu gelangen. Im Flur angekommen, blieb sie kurz stehen und lauschte. Vom Erdgeschoss kamen Geräusche. Ihre Mutter schien schon auf den Beinen zu sein und das Frühstück vorzubereiten.
Madeleine ging ins Bad. Sie stieg in die Dusche und drehte den Wasserhahn auf. Ein warmer Wasserstrahl traf ihren Kopf und lief den Rest ihres Körpers herunter.
Nachdem sie im Bad fertig war und sich angezogen hatte begab sie sich hinunter in die Küche. Der Duft von frischen Croissants und Kaffee wehte ihr sofort entgegen. Ihre Mutter eilte ihr entgegen und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Guten Morgen, mein Schatz. Hast du gut geschlafen?“ fragte Claudia Sainclaire ihre Tochter. „Viel zu gut. Ich wünschte, ich könnte noch etwas länger bleiben.“ Madeleine sah zu ihrem Vater hinüber und lief auf ihn zu. Antoine saß bereits am Frühstückstisch und hatte die Zeitung aufgeschlagen. Er sah seine Tochter freudig strahlend an. Sie sah seiner Frau sehr ähnlich. Langes dunkelbraunes Haar, braune Augen, eine kleine Stupsnase und eine sehr schlanke Figur. Ihm wurde mal wieder bewusst, was für ein Glück er doch mit seinen beiden Frauen hatte. Antoine war sehr stolz auf seine hübsche Tochter. Es kam ihm vor, als wäre es gestern gewesen, als er vor 21 Jahren seine Tochter im Arm hielt. Er war da bereits 39 Jahre alt und schon Professor an der Universität der magischen Kunst. Dort lernte er auch seine Frau Claudia kennen. Sie war eine seiner Studentinnen und sie verliebten sich ineinander. Nie hätte er je daran gedacht, etwas mit einer Studentin anzufangen, aber als er die Schottin kennen lernte, war es um ihn geschehen. Zwei Jahre später heirateten sie dann und nicht mal ein Jahr war vorüber als Madeleine auf die Welt kam.
Madeleine war jetzt für 3 Wochen bei ihnen in Versailles gewesen. Sie hatte ihr Studium in London beendet und sollte Morgen in Schottland auf Hogwarts als Praktikantin anfangen.
Antoine seufzte als er daran dachte wie erwachsen seine Tochter doch geworden war.
Madeleine gab ihrem Vater einen Kuss auf die Stirn und schielte auf den Tagespropheten der immer noch aufgeschlagen vor ihm lag.
Seit vor ein paar Jahren Voldemort in der großen Schlacht getötet wurde, konnte man wieder ohne große Angst in die Zeitung schauen.
Der Sportteil lag offen und zeigte die Englische Quidditschmannschaft freudig das Stadion durchfliegen. Ihr Vater folgte dem Blick seiner Tochter. „Da haben die uns doch glatt geschlagen. Sieht so aus, als wenn die Franzosen bei der Weltmeisterschaft nicht sehr weit kommen.“ „Ach Papa, noch ist nicht alles verloren. Die Entscheidung fällt erst nächste Woche wenn Frankreich gegen Deutschland spielt.“ Madeleine setzte sich gegenüber von ihrem Vater an den Frühstückstisch und sie fingen gemeinsam an zu frühstücken.
„Hast du schon fertig gepackt?“ fragte Claudia. „Fast fertig. Mir fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten.“ „Wann musst du los?“ erkundigte sich Antoine. „Ich werde so gegen halb sechs apparieren. Schulleiter Dumbledore erwartet mich um 18 Uhr in seinem Büro.“
„Schick uns, so bald du kannst, eine Eule wie es dir geht! Hoffentlich sind die Kollegen auch nett. Professor Dumbledore soll ein sehrwarmherziger, netter Mann sein. Habe ich jedenfalls gehört. Allerdings soll da auch ein ehemaliger Todesser sein. Von dem hältst du dich am besten fern und hast du genügend warme Sachen eingepackt? Im Herbst wird es dort schon sehr kalt und...“ „Ach Mama, mach dir nicht so viele Sorgen! Ich bin kein Kind mehr! Natürlich habe ich genügend warme Sachen eingepackt und ich werde dir gleich heute Abend bevor ich zu Bett gehe eine Eule schicken.“ Madeleine sah ihre Mutter leicht entnervt an. Immer dasselbe Thema. Aber insgeheim konnte sie ihrer Mutter nicht böse sein. Sie hatte ihr in der Zeit des Krieges genug Grund zur Sorge gegeben. Kurz musste sie an die Zeit zurück denken. Wie dumm war sie damals gewesen. Aber sie war noch sehr jung. Sehr jung! Und da macht man Fehler. Manchmal auch so schlimme Fehler.
Schnell schüttelte sie die alten Erinnerungen ab und widmete sich wieder ihrem Croissant.
„Maddy, Liebes! Versprich mir, dass du dich von diesem Todesser fern hältst!“ dieses Mal sah Claudia ihre Tochter flehend an. Noch bevor Madeleine anfangen konnte zu reden, erhob ihr Vater das Wort an seine Frau. „Claudia, Maddy wird sich schon mit den richtigen Leuten abgeben. Vertrau ihr einfach.“ Antoine zwinkerte seiner Tochter aufmunternd zu. „Und außerdem ist er kein Todesser. Er hat sogar gegen Den, dessen Namen nicht genannt wird, gearbeitet. Er hat dazu beigetragen, dass er gefallen ist.“
Madeleine war ihrem Vater in diesem Moment sehr dankbar. Wenigstens er gab ihr das Gefühl von Vertrauen. Sie konnte das alles nicht mehr rückgängig machen. Jetzt nicht mehr!
Und ausserdem was sollte sie schon mit diesem ehemaligen Todesser groß zu tun haben. Er war übrigens viel älter als sie. Das heißt, was sollten sie schon großartig für Gesprächsthemen haben. Zwischen ihnen beiden lagen über 20 Jahre! Gut, ihre Eltern hatten 18 Jahre Altersunterschied. Aber das waren ihre Eltern!
Mit dem Altersunterschied war das so eine Sache. Sie hatte die letzte Zeit schon häufig überlegt, wie sie die Zeit in Hogwarts so rum bekommen würde. Sie war immerhin jünger als alle Lehrer. Mit den Schülern konnte sie sich immerhin auch nicht großartig anfreunden. Da war der Altersunterschied zu den Schülern der 7. Klasse nicht ganz so groß, aber sie war Praktikantin. Sie würde mal Lehrerin werden. Vielleicht sogar an dieser Schule. Man hatte sie zwar diesbezüglich nicht gefragt, aber vielleicht würde das ja kommen. Sie war ja für mindestens ein Jahr in Hogwarts eingeplant. Da konnte sie nicht auf einer Freundschaftsebene mit den Schülern sein. Sie hatte sich vorausschauend viel Lesestoff eingepackt und ansonsten würde sie die Bibliothek von vorne bis hinten durchlesen. Außerdem würde ihre Diplomarbeit noch eine menge Zeit in Anspruch nehmen. Das Thema der Arbeit hatte sie sich noch nicht ausgesucht. Das würde sie sich in den ersten vier Wochen überlegen. Einerseits war sie sehr nervös, weil sie die Befürchtung hatte, die meiste Zeit alleine zu sein. Andererseits freute sie sich auf die Zeit. Es würde ganz anders werden als das Studienleben in London. Es war toll. Partys, Freunde treffen, Shoppen, Flirten... Allerdings war da auch diese Sache vor ein paar Jahren. Madeleine schloss die Augen und schüttelte wieder schnell diese blöde Erinnerung ab. Warum dachte sie die letzten Tage bloß immer so oft daran. Teilweise wachte sie schweißgebadet auf und weinte hemmungslos in ihre Kissen.
,Nein, nein, nein. Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Madeleine’ sagte sie in Gedanken zu sich selber.
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie ihre Mutter bereits begonnen hatte den Frühstückstisch wieder abzudecken.
Sie stand schnell auf und half ihrer Mutter noch schnell beim aufräumen.
Nach dem Frühstück hatte sie sich noch vorgenommen, ihre beste Freundin zu besuchen, die sie noch von ihrer Schulzeit aus Beauxbatons kannte. Die beiden jungen Frauen saßen auf Juliettes Bett und redeten über Gott und die Welt. Juliette wohnte noch bei ihren Eltern, da sie noch voll im Studium steckte. Das Haus ihrer Eltern war allerdings groß genug und Geld spielte, genau wie bei Madeleines Eltern, keine Rolle und so musste sie nicht mal irgendwo jobben gehen. Juliette und Madeleine hatten mächtig mit den Tränen zu kämpfen, aber der Abschied war ja nicht für ewig. „Oh, Maddy“ schniefte Juliette „Ich vermisse dich jetzt schon! Du warst schon so selten hier, als du in London studiert hast! Hättest du dir nicht einen Praktikumsplatz in Frankreich suchen können?“ Juliette schaute ihre beste Freundin vorwurfsvoll an. „Hogwarts liegt in Schottland und du weißt doch wie ich Schottland liebe! Meine Mutter kommt von dort. Du kennst es! Du warst schon oft genug mit uns in unserem Ferienhaus. Und außerdem bin ich nicht aus der Welt. Ich habe vor, in den Ferien her zu kommen. Und wenn ich mal in den Ferien nicht herkomme, dann kommst du halt zu mir ins Ferienhaus!“ aufmunternd knuffte Madeleine ihre Freundin in die Seite. „Außerdem ist Hogwarts echt ne riesige Chance für mich! Die Schule hat einen sehr guten Ruf und das würde sich später in meinem Lebenslauf richtig gut machen. Überleg doch mal! HOGWARTS! Ich bin die erste Praktikantin nach einer halben Ewigkeit dort. Ich habe so ein Glück, dass die eine Praktikantin haben wollen. Und Professor Dumbledore hat sich für mich entschieden!“
Jetzt musste Juliette doch grinsen. „Dir ist schon klar, dass dein Zeugnis voller ,Ohne Gleichen’ dazu deutlich beigetragen hat, du alte Streberin, oder?“ Jetzt mussten beide lachen und lagen sich im nächsten Augenblick in den Armen. „Ich werde dich vermissen, Juli!“ „Ich dich auch, du alte Streberin!“
Am frühen Nachmittag verabschiedete sich Madeleine von Juliette schweren Herzens.
Zu Hause angekommen, ging sie direkt in ihr Zimmer, um zu Ende zu packen.
Die Zeit war gekommen. Die Koffer hatte sie mit Hilfe eines Zaubers nach Hogwarts vorgeschickt und stand jetzt in ihrem Reiseumhang unten im Flur.
Ihre Mutter unterdrückte ein leises Schluchzen auf dem Weg nach Draußen. Jetzt standen sie am Gartentor und die Zeit zum Abschied nehmen war jetzt wirklich gekommen.
Ihre Mutter drückte sie fest an sich. Und fing an herzzerreißend zu weinen. „Pass schön auf dich auf, mein Schatz! Zieh dich immer warm an. Du weißt, wie das Wetter dort ist und geh diesem To...“ „Ja Mama,“ unterbrach sie Madeleine „Ich werde mich warm anziehen, bösen Menschen aus dem Weg gehen und immer genügend Vitamine zu mir nehmen.“ Bei diesem Satz schaute sie ihre Mutter frech an und grinste. „Mach dich nicht über mich lustig!“ sagte Claudia, wusste allerdings selbst nur zu gut, wie überbesorgt sie gegenüber ihrer Tochter immer war.
Antoine drückte seine Tochter liebevoll an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich habe dich lieb, mein Engel! Pass auf dich auf und schick so schnell wie möglich eine Eule, bevor deine Mutter noch eine Vermisstenanzeige aufgibt oder einen hysterischen Anfall bekommt.“ Er zwinkerte seiner Tochter verschwörerisch zu und gab ihr noch einen dicken Schmatzer auf die Wange. Noch einmal umarmte sie ihre Eltern und atmete die frische Luft ein.
Jetzt war es also so weit! Hogwarts, ich komme!
Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr lest weiter *hoff*
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