von Nurbla
"Vicci! Komm, wir gehen!"
Vicci zog sich die Sommer Jacke über und ging die Treppe runter. Unten stand Bill und wartete, ohne Fleur. Er sah nervös aus und Vicci fragte sich, ob er geweint hatte. Seine Augen waren so merkwürdig. Nicht rot oder geschwollen, nur irgendwie komisch.
Sie schlossen die Haustür hinter sich und gingen den Weg Richtung Meer hinunter.
Es lag eine Stille zwischen ihnen, jeder wartete darauf, dass der andere beginnen möge.
Und in diesem Moment, erst jetzt, wurde Vicci bewusst, dass ihr Vater nicht nur ihr Vater war. Er war ein Mensch. Bill Weasley, ein Mensch mit Fehlern, ein Mensch mit Vergangenheit, ein Mensch mit einem Leben, ein Mensch, der auch Freunde brauchte, wenn er Probleme hatte. Warum war ihr vorher nie aufgefallen, dass Erwachsene eigentlich genauso dachten wie sie, nur mit mehr Erfahrung?
"Weißt du Vicci." fing Bill irgendwann an und holte tief Luft.
Vicci schwieg.
"Das ist vielleicht der größte Fehler, den ich je gemacht habe."
Vicci schwieg.
"Damals, im finalen Kampf in Hogwarts, davon hast du doch gehört?"
Vicci nickte und schwieg. Das war Stoff jeder dritten Geschichtsstunde.
"Da haben wir alle gekämpft, ich, Fleur, meine Eltern, meine Geschwister und viel mehr. Wir können wahrscheinlich von Glück reden, dass nur ein einziger zu Tode gekommen ist von uns meine ich.
Aber ich hab trotzdem nie wahr haben wollen, dass es Georges Zwillingsbruder Fred war."
Vicci schwieg, doch in ihrem Innern schüttelte es sie.
"Vicci!" Sie hatte diesen flehenden Tonfall noch nie bei Bill gehört.
"Was?" fragte sie patzig.
"Ich habe keine Entschuldigung für das, was ich dir nicht erzählt habe und ich bereue es. Es war nur irgendwann so. Am Anfang als du noch klein warst, haben wir dir nichts erzählt, wie du vielleicht noch verstehen kannst. Dann bist du älter geworden und ich habe in der letzten Zeit öfter mit dem Gedanken gespielt, es dir zu sagen, aber ich habe einfach nicht den...Mut aufgebracht auf dich zu zu gehen und zu sagen: hey ich muss dir was sagen!. Ich hab immer auf die passende Gelegenheit gewartet, die nicht gekommen ist. Irgendwann hab ichs verdrängt. Ich will dich gar nicht darum bitten, mir zu verzeihen. Das kann ich jetzt nicht mehr von dir fordern. Ich möchte nur, dass du die Wahrheit weißt."
Vicci hätte am liebsten laut geschrien. Sie beschleunigte ihre Schritte.
Bill passte sich ihrem Tempo an.
Vicci wollte nicht, dass er ihre Tränen sah.
Sie begann zu rennen.
Er blieb stehen und sie rannte.
Fühlte den Boden unter ihren Füßen mehr als das sie ihn sah.
Rannte den Weg zum Meer, dahin, wo alle glücklichen Erinnerungen lagen.
Erinnerungen aus einer Zeit, als die Welt noch unkompliziert war.
Ihre Augen brannten.
Sie kriegte zu wenig Luft.
Sie rannte weiter.
Und schließlich stand sie da, vor ihr das blaue Meer, über ihr die warme Sonne.
Warum konnte es nicht regnen?
Doch die Tränen, die in ihren Augen brannten, kamen nicht es ging nicht.
Vicci sehnte sich nach Amy, nach ihren Armen. Jemand der sie hielt, nur jemand der ihr sagte, dass es ok war zu weinen, aber es war niemand da.
Und fast hätte Vicci laut geschrien, aber das hätte ja auch nichts gebracht.
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