
von Dr. S
Jeder Teil seines Körpers schmerzte beim Gehen und stimmte Draco so vollkommen zu, dass er das nie wieder tun sollte. Was war bloß los mit ihm, dass er Diggory glatt nochmal rangelassen hatte? Und er hätte nochmal, wenn Diggorys Tonfall nicht so etwas Ernstes gehabt hätte. Draco wollte nichts Ernstes mit dem. Er verachtete alles an ihm, außer der Hülle. Allerdings verachtete er ihn ein bisschen weniger als gestern und das war nicht gut. Draco wusste ganz genau, dass sein Unterbewusstsein ihn hatte reinlegen wollen, als es den Spanner vorgeschoben hatte um einen Grund zu haben mit Cedric zu reden. Na ja, eher einen Grund zu haben sich ordentlich durchnehmen zu lassen.
Draco verzog die Mundwinkel und lehnte sich an die Wand, als er um die Ecke marschiert war. Verwandlung war die pure Qual gewesen. Keine Position war bequem genug für den glühenden Schmerz, den die brutale Penetration zur Folge hatte. Die Augen schließend rutschte Draco leicht herunter. Nächstes Mal sollte er Diggory… Draco schüttelte schnell den Kopf. Kein nächstes Mal. Zweimal war schon zu viel. Dreimal aber würde es zu etwas Ernstem machen, da war Draco sich sicher.
„Verdammte Pubertät…“ Draco verzog die Mundwinkel und stemmte sich von der Wand ab. Er setzte ein weiteres „Verdammt“ hintendran, als Diggory gerade um die Ecke kam. Draco biss sich auf die Unterlippe und musste sich beherrschen Cedric nicht gleich anzufallen. Das schwarzhaarige Mädchen an Diggorys Arm trug aber ungemein zu Dracos Abkühlung bei…
„Wo warst du gestern, Cedric?“ Mit diesen Worten klammerte Cho sich an seinen Arm und schaute Cedric von unten an. Der hatte sie gar nicht richtig bemerkt, weil er lieber wieder hinter die Ecke verschwinden wollte, als er Malfoy am anderen Ende des Ganges stehen sah. Jetzt fühlte er sich ziemlich eingepfercht.
„Was?“, brachte er zittrig hervor. Malfoy drehte ihm in diesem Moment den Kopf zu und starrte ihn wieder mit diesem hungrigen Blick an, der einem selbst auf zehn Meter eine richtige Gänsehaut bescherte.
„Ich hab dich gestern gesucht, aber nirgendwo gefunden“, sagte Cho. Jetzt schien sie Malfoy gerade aufzufallen und er hob eine Augenbraue, bevor er mit den Augen rollte.
„Ähm…“ Cedric wusste, dass er seiner Freundin jetzt am besten sagen sollte, dass er sich gestern – aufgrund der Hitze – nicht so ganz unter Kontrolle hatte. Aber vielleicht sollte Malfoy sich vorher in Sicherheit bringen? „Ich… war beschäftigt.“ Die Augen zusammenkneifend fluchte Cedric innerlich. Das war nicht gut. Damit machte er aus der einmaligen Sache etwas Größeres. Er stöhnte leise auf. Es waren ja schon zwei Mal. Damit war es eine ernste Sache. Er wollte weder Chos noch Malfoys Gefühle verletzen.
Aber er verletzte gerade Malfoys Gefühle, oder?
Draco reckte das Kinn und steckte die Hände in die Hosentaschen. Seelenruhig schritt er auf Diggory und Chang zu und hielt dabei stur Blickkontakt mit Cedric. Anscheinend war der mehr als innerlich zerrissen. Es amüsierte Draco ungemein, wie er Cedrics Gewissen mit sowas Läppischen belasten konnte. Vielleicht sollte er das Ganze allein deswegen noch ein bisschen weiter ausführen.
Er schlug die Augen nieder und drehte den Kopf leicht, als er an dem Pärchen vorbeilief. „Hi…“, hauchte er und warf Cedric einen kurzen, traurigen Seitenblick zu, bevor er schnell um die Ecke verschwand. Eine Hand presste er sich gegen den Mund, um nicht zu lachen. Das Hufflepuff’sche Gedankenchaos konnte er sich fast bildlich vorstellen. Diggory wollte ihm nach und ihn trösten, weil er ihm das arme Herzchen brach und gleichzeitig verlangte sein Gewissen von ihm, bei Chang zu bleiben. Draco hoffte nur, dass er Chang nicht unbedingt von ihrem unwichtigen Intermezzo berichtete. Eine zickige, wütende Freundin konnte er nicht gebrauchen…
„Hat er uns gerade gegrüßt?“, wunderte Cho sich zwei Ecken weiter und holte Cedric so aus seinem Gedankenchaos zurück. Bei Merlin, er musste Malfoy wirklich etwas bedeuten! So wie der eben geschaut hatte, deprimierte es Malfoy richtig Cho an seiner Seite zu sehen. Aber Cedric hatte Cho gern, sonst wäre er ja nicht mit ihr zusammen. Malfoy hatte er… Na ja… Was hatte er Malfoy? Gern? Er kannte ihn nicht. Das musste er ändern und dann eine Entscheidung treffen, bevor er zwei Herzen brach.
„Cedric?“
„Ähm… Stebbins. Stebbins brauchte meine Hilfe bei Zaubertränke.“ Cedric starrte stur nach vorne, als er das sagte. Wenn er jetzt in Chos große, dunkle Augen gesehen hätte, dann würde er nicht lügen können. Und er konnte ohnehin so schlecht lügen.
„Ach, lüg doch nicht!“ Ja, was hatte er gesagt? Cedric seufzte. „Wahrscheinlich hast du dir einen schönen Tag gemacht.“ Cedric drehte den Kopf in die entgegengesetzte Richtung, so weit wie möglich von Cho weg. „Wir müssen ja nicht die ganze Zeit aufeinander hocken. Hattest du denn Spaß?“
„Nun, ja… Sch-Schon…“ Merlin, seit wann stotterte er so viel? Cedric war nie der Typ gewesen, der nach Worten ringen musste, aber im Moment fühlte er sich so unwohl wie noch nie. „Kennst du Malfoys Vornamen?“, platzte es aus Cedric raus und einen Moment herrschte Stille. Cedric fuhr sich durch die Haare und schüttelte den Kopf. Was war aus ihm geworden, dass er es wagte seine Freundin zu fragen, wie seine Affäre – oder was immer Malfoy war – mit Vornamen hieß.
„Malfoy? Draco, wenn ich mich recht erinner“, sagte Cho.
Cedric lächelte leicht. „Draco…“, wiederholte er. „Drache… Passt irgendwie.“ Er räusperte sich und schaute seine Freundin an. „Woher weißt du das?“
„Marietta findet ihn ganz nett“, sagte Cho und versuchte ein Kichern zu unterdrücken.
„Ma…rietta?“ Wer zur Hölle war nochmal Marietta?
„Hat er dich deswegen gegrüßt?“
„Weswegen?“ Cedric konnte Cho nicht folgen. Vielleicht sollte er Cho einfach sagen, dass Malfoy sich eben gut gegen Wände ficken ließ. Cedric errötete prompt. Der Junge hatte keinen guten Einfluss auf ihn und seinen Wortschatz. Aber Cedric lächelte leicht, als er an das vor Lust verzogene Gesicht dachte, Dracos zitternder Körper so dicht an seinem und die brutale Abfuhr danach. Irgendwie gefiel es ihm unter was für einer kalten Eisschicht Draco seine Gefühle zu verbergen versuchte.
„Cedric? Cedric, hörst du mir überhaupt zu?“
„Nicht wirklich…“ Cedric seufzte verträumt auf.
„Oh, ich versteh das…“, sagte Cho leicht verletzt. „Die dritte Aufgabe macht dich nervös, ja? Ich denke…“
„Ich muss los!“ Bevor Cho überhaupt blinzeln konnte stand sie schon ohne einen Hogwarts-Champion an ihrem Arm im Gang.
Draco ließ sich derweil ächzend auf einer Fensterbank in einem leeren Korridor nieder. Er nahm sich fest vor gleich den Krankenflügel aufzusuchen, so heftig schmerzte sein Unterleib. Merlin, niemand in ganz Hogwarts würde Diggory zutrauen derartig brutal sein zu können. Oder war Draco einfach nur ein Weichei, dass er so eine raue Behandlung nicht aushielt? Ging das noch rauer? Mit einem Mädchen sicher nicht. Draco würde sich jemand anderen suchen müssen, um das herauszufinden. Wie gesagt, dreimal wäre etwas Ernstes. Jedenfalls hatte Draco sich einfach mal diese Grenze gesetzt, obwohl einmal wohl nicht zu reichen schien, um den Zauber loszuwerden, den Diggory auf ihn ausübte.
Zauber war vielleicht auch übertrieben. Er würde niemals dem CDFC beitreten, nur weil er Cedrics Fans mit Potter-stinkt-Buttons belieferte, oder weil er nicht nennenswerten Sex mit dem Champion gehabt hatte. Der das hoffentlich niemanden erzählte. Draco war sich da nicht ganz so sicher und selbst wenn er Cedric gesagt hatte, dass nur er sich Sorgen machen musste, wenn jemand herumtratschte, was zwischen ihnen gewesen war, dann war es Draco, der am Meisten darunter leiden würde. Sein Vater würde ihn umbringen und enterben. In genau der Reihenfolge.
„Malfoy!“
Draco rutschte schnell von der Fensterbank und verzog die Mundwinkel, als Diggory um die Ecke geschlittert kam. „Hau ab!“ Abwehrend hob er die Hände. „Ich will keinen Stalker!“
Cedric blieb auf der Stelle stehen, hob eine Augenbraue und ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen. Ehe Draco sich davon machen konnte war er bei ihm und fasste ihn am Oberarm.
„Warte, ich…“
„Nee, nee, nee, lass mal schön los.“ Draco versuchte sich zu befreien und fand sich prompt gegen die Wand gepresst wieder. Mit großen Augen schaute er zu Diggory hoch und fühlte ein Kribbeln, bis in seine Zehenspitzen, als er die grauen Augen erreichte. Erregung, sagte Draco sich selbst, nichts als Erregung.
„Draco…“, hauchte Cedric und lächelte.
„Phantastisch, du hast meinen Namen rausgefunden.“ Draco versuchte seine Stimme nicht zu einem Flüstern werden zu lassen, aber er schien zu scheitern. Cedric schaute ihn ganz anders an, keine Spur Unsicherheit war in den grauen Augen zu finden und das raubte Draco schier den Atem. Am liebsten hätte er Diggory am Kragen gepackt und geküsst.
„Ich…“
„Ich will das gar nicht hören“, zischte Draco und schluckte. Er wich mit dem Kopf an die Wand zurück und drehte seinen Kopf immer dahin, wo Cedrics gerade nicht war, damit der ihm nicht die Zunge in den Hals stecken konnte. „Wenn du dich verknallt hast, ist das deine Schuld.“
„Ach?“ Cedric packte ihn am Kinn und brachte Draco dazu, genau in diese funkelnden Augen schauen zu müssen. „Wie lange hast du das gewollt?“
Draco verzog die Mundwinkel. „Was?“
„Du hast mich angesehen. Die ganze Zeit, was?“
Die Hände gegen Cedrics Brust pressend ließ Draco die Augenbrauen hüpfen. „Und wenn? Ich hab bekommen, was ich wollte.“ Hatte er, oh ja! Und mehr wollte er nicht. Aber der Ausdruck in Diggorys Augen ließ nichts Gutes vermuten. Er hätte es wissen müssen. Nicht umsonst wollte jedes Mädchen in Hogwarts was mit dem; weil er süß und zuvorkommend war und damit genau was Draco nicht wollte. Den Diggory, der daran schuld war, dass er nicht mehr gut laufen konnte, den konnte er ganz gut leiden. Aber sonst hatten sie nichts gemeinsam. Jedenfalls wollte Draco nicht darüber nachdenken, ob sie überhaupt etwas gemeinsam hatten. Cedric war ein Hufflepuff, ein Blutsverräter, ein Junge und viel zu alt für ihn.
„Warum dann nochmal?“ Cedric lächelte freundlich. Zu freundlich und Draco glaubte eine Spur Triumpf auf der grauen Iris aufflackern zu sehen.
Wütend schupste er den Älteren weg, aber der war sofort wieder direkt vor ihm und versperrte ihm jede Fluchtmöglichkeit. Draco betrachtete die weiten Umhangärmel, die ihm die Sicht versperrten und überlegte tatsächlich einen Moment, ob das als Sichtschutz reichte, damit niemand mitkriegte, wenn er jetzt auf die Knie gehen würde. Einen Moment hielt Draco den Atem an. Hatte er wirklich eben in Erwägung gezogen seinen Malfoy’schen Mund an Diggory zu verschwenden? Was wurde bloß aus ihm? Wenn er jetzt verschwand, dann konnte er sich wenigstens ein Tröpfchen seiner Würde bewahren.
„Ich wollte dich nur auf den Spanner aufmerksam machen“, presste Draco hervor. „Dann…“
„…ist es mit deinen Gefühlen durchgegangen?“
„Du missverstehst Gefühle.“ Draco konnte seine Finger nicht davon abhalten über Cedrics Oberkörper zu wandern.
„So wie du eben aus der Wäsche geschaut hast, sehe ich das ganz anders.“ Draco verdrehte die Augen, unternahm aber nichts gegen Cedrics Annäherungsversuch und ließ sich einen kurzen, testenden Kuss geben. „Und ich denke, ich mag dich.“
„Ich denke, das wirst du vergessen müssen“, sagte Draco und seufzte auf. „Bild dir nichts drauf ein, da ist…“ Er seufzte erneut. „…nichts. Ich wollte genau sowas hier vermeiden.“ Mit beiden Händen rieb er sich übers Gesicht. „Mach mir keine Szene.“
„Hatte ich nicht vor.“ Cedrics Hand legte sich auf seine Wange und Draco kniff die Augen zusammen.
„Lass –“ Draco wischte die Hand weg, schaute Cedric einen Moment in die Augen und ließ den Blickkontakt auch bestehen, als er auf die Knie sank. Vielleicht konnte er sich so aus der Affäre ziehen.
„Was…“ Cedrics Augen wurden groß und er rührte sich kein Stück, als Draco versuchte seine Hose zu öffnen. „Warte mal! Ich will nicht, dass das…“ Er verstummte, als Draco ihm die Hose herunter zog und leicht vorrutschte, um im Schutz des weiten Schulumhanges zu bleiben. Scheu öffnete er den Mund, fasste Cedric an den Hüften und entlockte ihm ein zittriges Keuchen, als er sich langsam vorarbeitete. Eigentlich war es auch nicht so schlimm, sowas im Mund zu haben. Draco amüsierte es sogar ziemlich, wie er Cedric dadurch aus der Fassung bringen konnte. Sein Stöhnen wurde gegen Ende sogar derartig laut, dass Draco sich lösen musste um lachen zu können. Allerdings packte Cedric ihn schneller wieder an den Haaren und zwang ihn weiterzumachen.
Über ihm erklang ein dumpfes Geräusch, als Cedric die Stirn gegen die Wand schlug. Draco grinste, als der Hufflepuff leise fluchte, wie man es ebenfalls nicht von ihm erwartete. Trotzdem war er irgendwo noch zu unsicher, als dass er wirklich aus sich herausgehen könnte und dann waren da die Schritte.
Draco fuhr zurück, presste sich mit dem Rücken an die Wand und starrte gleichzeitig mit Cedric in die dunklen Augen seines Hauslehrers. Hochrot werdend sprang Draco auf und biss sich auf die rotgeschwollene Unterlippe, während Cedric sich umdrehte und die Hose hochzog.
„50 Punkte Abzug, Mr. Diggory“, sagte Snape kalt. Draco verengte die Augen leicht und hielt Blickkontakt mit seinem Lehrer. Dafür konnte der Slytherin keine Punkte abziehen, oder? „Gefühle eines Kindes ausnutzen… Ich hätte mehr von dem Vertreter Hogwarts‘ erwartet.“ Draco grinste zufrieden. Damit war er gerettet. „Draco, Sie folgen mir.“ Verdammt. Draco wandte sich kurz Cedric zu und wischte sich über den Mund. Cedric war tiefrot angelaufen und starrte auf den Boden.
„Lass es hierbei nur um Sex gehen und wir sehen uns später“, raunte Draco ihm zu und erntete einen verstörten Blick von Cedric, bevor er Snape hinterher eilte.
Der Professor für Zaubertränke warf seinen dunklen Umhang herum, als er sich zu Draco umdrehte. „Was denken Sie sich dabei?“, zischte er. Snape schien kurz vor genau so einem Wutanfall zu sein, den sonst nur Potter zu hören bekam. „Ich dachte, das gestern hätte Ihnen gereicht, Draco!“
Hups, da hatten sie auch ihren Spanner. Draco setzte einen unschuldigen Blick auf. „Wissen Sie, Professor, ich kann nichts dagegen tun. Di…“
„Kommen Sie mir nicht damit, dass das Diggorys Idee sei“, schnaubte Snape, packte Draco an der Schulter und schüttelte ihn leicht. „Der lässt sich nicht einmal in den Büschen mit seiner Freundin erwischen.“
Draco räusperte sich. Wenn Cedric da jetzt hinter der Ecke stand und lauschte? „Sie verstehen das nicht, Professor Snape, Sir…“, wisperte er. „Das mit Chang ist… ist echt hart für mich. Ich habe…“
„Kommen Sie mir bloß nicht mit Ihren tiefen Gefühlen! Selbst wenn die vorhanden sein sollten, was ich nicht glaube, zügeln Sie sie! Sowas will ich nicht auf den Gängen, geschweige denn irgendwo anders auf dem Schulgelände sehen! Einmal ist keinmal, Draco. Ein einziges Mal.“
Draco drehte den Kopf und starrte an die Wand.
„Haben Sie mich verstanden?“
„Ja, Sir“, antwortete Draco leicht genervt.
„Gut.“ Snape nickte, als Draco ihn wieder anschaute. „Dann gehen Sie jetzt Händchen halten.“ Er drehte sich herum und verschwand blitzschnell um die Ecke.
„Das mit Cho ist echt hart für dich?“
Draco drehte sich um, als Cedric ihn ansprach. „Mann, du bist wirklich ein Stalker, oder?“, grinste Draco, streckte die Hand aus und tätschelte Cedrics Wange. „Nein, das mit Chang ist nur dein Problem.“
„Aber vorhin…“
„…wollte ich dich ärgern“, erklärte Draco. „Hufflepuffs kann man gut ärgern und du bist ein offenes Buch, Diggory.“
„Kannst du mich dann bitte vernünftig lesen?“ Cedric ließ einen flehenden Ausdruck über sein Gesicht flattern, bevor Draco sich abwandte. „Es ist nicht bedeutungslos für dich, sonst wärst du nicht wiedergekommen.“
„Du weißt schon, dass das keine gute Begründung ist?“ Draco drehte sich um, als Cedric seine Hand fasste. „Lass das.“ Er schüttelte sie ab und seufzte resignierend auf. „Was willst du denn hören? Dass du Chang meinetwegen verlassen sollst?“
„Soll ich?“
Draco wich geschockt zurück. „Scheiße, spinnst du?! Ich will keinen blutsverräterischen Hufflepuff-Freund!“, polterte er und verzog die Mundwinkel so weit er konnte. Was hatte er sich da nur eingebrockt? Ein anhängliches Hündchen, das sich in ihn verliebt hatte! Grandios… Das konnte nicht gut enden, das würde nicht gut enden, vor allem nicht, wenn Draco jetzt keine klare Linie zog.
Cedric kam einen Schritt näher, ganz langsam, als müsste er Draco wie ein verletztes Einhorn-Fohlen behandeln. Noch ein Schritt und Draco wandte nur den Blick ab, hörte den nächsten Schritt nur und verschränkte die Arme vor der Brust. Er spürte die Wärme des anderen Körpers und hob den Blick, sah genau in Cedrics Augen, die vor Hoffnung überzulaufen schienen. Merlin, nicht mal Draco trat ein niedliches Hündchen weg, wenn es sich an ihn kuscheln wollte. Passenderweise öffnete Cedric gerade die Lippen leicht und Draco konnte den Blick einfach nicht von ihnen nehmen. Anscheinend wusste Cedric leider ganz genau, wie er das kleine Feuer entfachen konnte, das in Dracos Innerem für ihn loderte.
„Draco…“ Er konnte nicht abstreiten, dass er den unterwürfigen Tonfall genoss. „Bi–“
Draco presste Cedric einen Finger auf die Lippen, genoss einen Moment die Wärme, wie Cedric die Kühle von Dracos Hand, die sich jetzt auf seine Wange legte. „Du bist zu verzweifelt, Diggory. Das macht deinen Charme kaputt.“ Cedric lehnte sich vor, während Draco sprach; seine Nase streifte kurz Dracos, bevor er ihn mit genau dieser Verzweiflung küsste.
Draco kam nicht einmal zum Denken, geschweige denn zum Reagieren. Und so ging es auch die nächsten Tage, Wochen. Cedric ließ sich vollkommen von seinen Emotionen leiten und wusste wohl ganz genau, dass Draco dann nicht dazu kam, ihn von sich zu schieben. Er kam auch nicht mehr mit seiner Freundin an oder mit irgendeinem gefühlsduseligen Kram, weshalb Draco zufrieden war. Zufrieden mit einem bisschen Spaß.
Dann kam, was kommen musste. Es wurde ernst. Für ihn.
„…und falls ich das Preisgeld gewinne, dann fahren wir in die Vereinigten Staaten, den ganzen Sommer über.“
„Kannst du mal zehn Sekunden die Klappe halten?“
„Sollen wir schweigend nebeneinander gehen?“
„Das würde ich durchaus präferieren.“
„Oh, ist mein kleiner Drache grantig?“
Draco verzog die Mundwinkel und klatschte Cedric auf die Hände, als der die Arme um seine Hüfte schlang. „Nenn mich nicht so! Und grabbel mich nicht an.“ Er schaute sich auf den Ländereien um. „Jedenfalls jetzt noch nicht…“
Cedric lachte. Draco hasste es, wenn er lachte. Aber er hatte lange aufgegeben ihn davon abhalten zu wollen…
Er hatte so viel aufgegeben. Gerade jetzt gab er auf Cedrics sanftere Berührungen auszuschlagen. Aber nicht einmal er konnte eine zittrige, leicht verschwitzte Hand wegschlagen.
„Ich hab Angst…“, murmelte Cedric, als er Draco näher gezogen hatte. Es war dunkel am Waldrand und unheimliche Schatten legten sich auf Cedrics Gesicht, weshalb Draco schnell wieder nach vorne schaute, das Zelt der Champions, gut hundert Meter entfernt, fixierend.
„Du bist ein feiger Hufflepuff, natürlich hast du Angst“, grummelte Draco. Er hasste es, wenn Cedric melodramatisch wurde, was er immer öfter wurde…
„Es ist so ungewiss… Ich hab keine Ahnung, was da auf mich warten wird.“
Draco verdrehte die Augen.
„Ich…“
„Was?!“ Schnaubend drehte Draco sich um. „Spuck’s aus. Dieses Herumgedruckse hält man ja im Kopf nicht aus.“
Cedric befeuchtete sich die Lippen. „Etwas Sicherheit würde mir ganz bestimmt helfen…“, sagte er und lächelte erwartungsvoll. Draco hob nur eine Augenbraue. Zu mehr hatte er auch gar nicht Zeit. Cedric drückte ihn gegen den nächsten Baum und raubte ihm mit einem langen Kuss den Atem. Draco hasste diese Art von Kuss, so sanft und nur dazu da Nähe aufzubauen. Er wehrte sich gegen dieses Gefühl, weshalb Cedric ihn meistens enttäuscht anschaute, wenn er sich daran versucht hatte. Aber diesmal war da nicht viel anderes als Angst in Cedrics Augen zu lesen.
„Ich liebe dich…“
Heißes Blut schoss Draco in die Wangen und er hielt den Atem einen Moment an. Schnaubend stieß er ihn wieder aus und verzog die Mundwinkel leicht. „Na ja, wenigstens hast du noch nen netten Körper…“ Cedrics Augen blitzten verletzt auf und weiteten sich gleich darauf, als Draco sich vorlehnte, um ihm den Hauch eines Kusses zu geben. So wie man jemanden küsste, bei dem man ständig die Gelegenheit dazu haben würde.
Draco löste sich und schlüpfte unter Cedrics Arm hindurch, die Hände in die Hosentaschen steckend drehte er sich zu Cedric um. „Sag Chang, dass es vorbei ist, wenn du mit dem Pokal wiederkommst.“
Cedric fiel fast hörbar ein Stein vom Herzen, als Draco ihm so gleich doppelt Sicherheit vermittelte. „Du siehst zu?“
„Jeder sieht zu, Dummkopf“, seufzte Draco. „Und Fähnchen schwenken werde ich sicher nicht.“
Cedric lächelte, als hätte Draco das Gegenteil gesagt. Schnaubend drehte der Slytherin sich weg und winkte, ohne noch einmal über die Schulter zu schauen.
Es war das letzte Mal, dass Cedric ihm ein Lächeln schenkte…
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