von MIR
*
Das Krankenhaus war seine beiden unerklärlichen Fälle bald los. Dumbledore sorgte dafür, dass auch Mrs. Stonewalker abgeholt und ins St. Mungos verlegt wurde, natürlich ohne, dass Muggel etwas davon ahnten.
Die Lehrerin selbst nahm ihre Umgebung sowieso nicht richtig wahr, da hatte Mrs. Travers ganze Arbeit geleistet. Die Heiler der Abteilung für Fluchumkehr hatten mehrere Wochen mit dem Fall zu kämpfen.
In der Schule führte das dazu, dass erst mal kein Klassenlehrer für Harrys Klasse da war. Es kamen immer verschiedene Lehrer aus anderen Klassen, um den Unterricht zu vertreten, manchmal wurden die Schüler auch aufgeteilt.
Die Vertretungslehrer kannten die Kinder nicht. Sie zogen den Unterrichtsstoff durch und gingen nicht auf Probleme der Kinder untereinander ein.
Daher entwickelte sich unter den Schülern eine eigene Hierarchie, in der Dudley und seine Freunde ganz oben standen.
Mrs. Stonewalker hatte ja immer versucht, dem entgegenzuwirken, aber jetzt traute sich wirklich kein Kind mehr, etwas zu tun, was den Vieren nicht recht war.
Das betraf besonders den Umgang mit Harry.
Diejenigen, die angefangen hatten, den Außenseiter zu akzeptieren und hin und wieder mit ihm zu spielen oder im Unterricht zusammen zu arbeiten, wurden von Dudley, Malcolm, Piers und Dennis besonders ins Visier genommen. Es war fast noch schlimmer als in den ersten Schultagen. Jonny wurde einmal so heftig erwischt, dass seine Eltern ihm den Umgang mit Harry verboten, zu seiner eigenen Sicherheit.
So stand Harry auf dem Schulhof meistens alleine herum und hatte auch im Klassenraum keinen Sitznachbarn mehr. Nur wenn Malcolm oder Dudley ihn ärgerten, wurde er beachtet.
Was Dudley allerdings überhaupt nicht gefiel, war, dass Harry sich von Spott über die Brille gar nicht mehr provozieren ließ. Dabei hatte Malcolm immer so coole Sprüche drauf!
Einmal, als Harry mal wieder nur gesagt hatte „Mir gefällt die Brille aber“ und sich einfach abwenden wollte, war Dudley so wütend, dass er Harry mit der Faust voll ins Gesicht boxte. Die Brille zerbrach und fiel auf den Boden.
Harry bückte sich. Mit einer Hand hielt er sich das schmerzende Auge, mit der anderen tastete er nach den Einzelteilen seiner Sehhilfe.
„Jetzt wird aus der Brillenschlange wieder eine Blindschleiche“, kicherte Malcolm und die andern lachten auch. Dann ließen sie ihn alleine.
Am Abend gab es noch ein Donnerwetter von Onkel Vernon: „Da haben wir es! Das ist der Dank, dass wir dir dieses Teil gekauft haben. Sofort wird es kaputt gemacht! Kannst du nicht einmal auf deine Sachen aufpassen!!!“
„Aber...“, wollte Harry sich verteidigen.
Eine Ohrfeige knallte.
„Wie lange ist Weihnachten jetzt her? Drei Wochen?! Schämst du dich eigentlich nicht, so mit Geschenken umzugehen?“
Dass Dudleys neue Carrera-Bahn schon seit zwei Wochen kaputt war, schien Onkel Vernon in diesen Zusammenhang nicht zu interessieren.
Harry sagte nichts. Es war ohnehin zwecklos. Sein Onkel würde ihm niemals glauben, dass Dudley die Brille zerstört hatte. Er würde nur noch wütender werden, weil Harry dem Liebling der Familie die Schuld in die Schuhe schob.
Vernon und Petunia dachten nicht im Traum daran, auch noch Geld für eine Reparatur der Brille auszugeben. Das Gestell wurde einfach notdürftig mit Klebeband zusammengefügt. Die Kunststoffgläser waren etwas angekratzt, aber nicht zerbrochen und ließen sich so wieder einsetzen.
Harry war sehr traurig. Gerade hatte er angefangen, die Brille zu mögen, da wurde sie zerstört. Jetzt sah sie wirklich nicht mehr gut aus. Sein Vater war bestimmt nicht mit einer geklebten Brille herumgelaufen.
Trotzdem setzte er sie weiter tapfer auf und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie nun ziemlich heruntergekommen wirkte.
Jeden Tag hoffte Harry, dass Mrs. Stonewalker endlich wiederkommen würde, aber vergeblich. Eine Woche nach dem Brillenvorfall bekamen die Kinder einen ganz neuen Klassenlehrer: Mr. Blue.
Es war ein älterer Mann mit blonden Locken, die so gar nicht zu ihm zu passen schienen. Auch wenn er nicht so gemein wie Mrs. Travers war, so fehlte ihm doch das Einfühlungsvermögen ihrer Vorgängerin.
Als Petunia von dem neuen Lehrer erfuhr, nahm sie Harry beiseite bevor Vernon nach Hause kam:
„Hör zu! Deine beiden Klassenlehrerinnen sind auf unerklärliche Weise krank geworden. Ich weiß, dass du irgendwie dahinter steckst.“
Harry schaute sie verblüfft an. Mit Mrs. Stonewalkers Krankheit hatte er nun wirklich nichts zu tun. Und für den Anfall von Mrs. Travers konnte er auch nichts, auch wenn das für Petunia anscheinend so ausgesehen hatte.
„Ich konnte nichts dafür! Wirklich Tante Petunia! Ich hab gar nichts gemacht!“
Doch seine Tante schien ihn nicht zu hören. Sie redete weiter: „Bis jetzt habe ich Vernon nichts davon gesagt. Aber wenn deinem neuen Klassenlehrer auch irgendetwas Merkwürdiges passieren sollte, dann wird dein Onkel alles erfahren, das schwöre ich dir! Und dann wird er es nicht bei einer Ohrfeige bewenden lassen, das weißt du! Also versuch dich in Zukunft in der Schule zu benehmen! Keine Attacken gegen irgendwelche Lehrer, verstanden?!“
Entsetzt lauschte Harry dem Vortrag.
„Aber ich ... ich konnte wirklich nichts dafür, wirklich! Ich habe wirklich, wirklich nichts gemacht, wirklich!!!“
Aber Petunia schüttelte nur den Kopf. „Ich hoffe, wir haben uns verstanden!“, sagte sie kalt.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel