von MIR
Frank starrte die Gestalten erschrocken an. Er griff nach seinem Zauberstab, doch sofort ertönte ein „Expelliarmus" und der Stab flog in hohem Bogen davon. Zwar hatte er als Auror schon häufiger gegen Todesser gekämpft und sogar dreimal gegen Voldemort selbst, aber dieser Angriff kam so völlig unerwartet, dass er keine Chance hatte.
Alice hatte Neville auf den Arm genommen und drückte ihn zitternd an sich.
„Du kümmerst dich um die glückliche Mami, Barty, während wir mit der Vernehmung beginnen!", ertönte die Stimme einer Frau, die anschließend ein gackerndes Lachen hören ließ.
Der kleinste der vier ging nun auf Alice zu und bedrohte sie mit dem Zauberstab, um sie in Schach zu halten, während die anderen sich Frank näherten.
„So, mein Lieber! Ich hoffe, wir können das schnell hinter uns bringen! Du sagt uns, wohin der dunkle Lord verschwunden ist, und schon sind wir wieder weg und Papi kann seinem Sohn wieder feine Schlafliedchen vorsingen. ... Also?!"
„Ähm, was?" Frank konnte kaum glauben, was er da hörte. „Ihr wollt von mir wissen, wo Voldemort ist? Aber..."
„Du wagst es, du Unwürdiger, seinen Namen auszusprechen! Allein dafür hättest du den Tod verdient!!!", zischte die Frauenstimme. Sie machte einen Schlenker mit dem Zauberstab und ein paar flammende Striemen zogen sich durch Franks Gesicht.
Alice schrie entsetzt auf, doch Frank biss die Zähne zusammen: „Ihr seid leider umsonst gekommen. Euer großer Meister ist erledigt und ich kann euch auch keinen Tipp geben, wie ihr ihn wiederkriegt. Ich würde mal sagen, er ist tot."
„Lügner!!!", schrie die Frau, „Lügner! Du dreckiger Lügner!!!" Wie besessen feuerte sie nun Zaubersprüche gegen Frank ab, der sich bald vor Schmerzen auf dem Boden wand.
„Beruhige dich, Bella, wir brauchen ihn noch, wenn wir etwas rausfinden wollen!", mischte sich nun der größere der beiden Männer ein.
Widerwillig ließ Bellatrix ihren Zauberstab sinken, während der Mann sich nun an Frank wandte.
„Mit dieser Geschichte kannst du uns nicht in die Irre führen, wir wissen, dass der dunkle Lord gar nicht sterben kann. Er, der größte Magier aller Zeiten hat längst einen Weg gefunden, um den Tod zu besiegen. Er kennt Magie, von der euer lächerlicher Dumbledore nur träumen kann. Auch dieser Witzbold Flamel mit seinem Stein kann ihm nicht das Wasser reichen. Also, erzähl mir nicht, dass er tot ist!!!"
Frank hatte sich mühsam wieder aufgerappelt. Alle Körperteile brannten vor Schmerzen, dennoch spottete er: „Tatsächlich? Was hat er denn Tolles gemacht? Einhornblut getrunken? Mit Xeno Heiligtümer gesucht? Oder lässt er sich von einem schrumpfhörnigern Schnarchkackler beschützen? Vielleicht ist euer guter Meister ja einem Irrtum aufgesessen!"
„Frank, hör auf, bitte!", schrie nun Alice.
„Deine Frau scheint ein wenig klüger zu sein als du. Sie weiß, was sich gehört", sagte Rabastan Lestrange, während sein Bruder versuchte Bellatrix zu beruhigen, „vielleicht sollten wir lieber sie verhören!"
Rabastan machte einen Schritt auf Alice zu.
„Nein!!! Lasst sie in Ruhe. Sie weiß auch nicht mehr als ich!", rief Frank, der erst jetzt den Ernst der Lage zu begreifen schien.
„Na gut. Also schön. Dann erzähl uns doch endlich mal, was du weißt!", forderte Rodolphus ihn auf.
„Nichts! Ich weiß nichts! Ich kann euch nicht helfen! Lasst uns in Ruhe!"
„Dann müssen wir deinem Gedächtnis wohl auf die Sprünge helfen: CRUCIO!", rief Rodolphus.
Im gleichen Moment schrie auch die vor Wut zitternde Bellatrix „CRUCIO!"
Frank fiel erneut zu Boden. Der Schmerz, der ihn nun traf, war unbeschreiblich. Keine mittelalterliche Foltermethode war damit vergleichbar. Es war als würde er gleichzeitig aufgeschlitzt, verbrannt und in Stücke gehackt werden. Als würde man ihm die Haut abziehen und ihn mit kochendem Wasser übergießen. Ein Gemisch aus Blut und Erbrochenem quoll aus seinem Mund. Auch Ohren, Augen und Nase bluteten.
Die Wut von Bellatrix ging in Begeisterung über.
Alice schrie und versuchte zu ihm zu gelangen, doch Barty belegte sie mit einem Lähmfluch. Neville fiel auf den Boden und brüllte, doch keiner kümmerte sich darum, außer Alice, die verzweifelt nach ihrem Kind schrie.
Schließlich ließ Rodolphus von Frank ab und stoppte auch Bellatrix. „Nun, Frankie? Ist dir was eingefallen?"
Doch Frank konnte nur stöhnen.
„Lasst uns doch in Ruhe!", rief nun Alice unter Tränen, „Wie kommt ihr darauf, dass gerade wir euch helfen könnten?! Wir wissen nichts!"
„Ihr wisst nichts? Tatsächlich?", fragte Rabastan, „Ihr wisst nichts? Auch nichts von einer Prophezeiung über den Lord und das Potter-Balg? Diese Prophezeiung muss irgendwie mit dem Verschwinden des dunklen Lords zusammenhängen. Und wir wissen genau, dass ihr sie kennt, wir haben unsere Quellen!"
„Die Prophezeiung?", fragte Alice verblüfft, „Ihr wollt die Prophezeiung hören? Die nützt euch gar nichts, im Gegenteil: Sie sagte voraus, dass Harry Du-weißt-schon-wen besiegen kann."
„DU LÜGST!!!" Bellatrix war nun nicht mehr zu stoppen. Sie richtete jetzt den Folterfluch auf Alice.
Frank versuchte sich aufzurichten, doch sofort belegte ihn Rodolphus erneut mit dem Cruciatus.
Das Geschrei von Frank, Alice und Neville erfüllte den Raum.
„Halt, so finden wir nie was raus, und außerdem sind es doch Reinblüter!", rief Barty dazwischen, doch die anderen hörten nicht auf ihn.
Sie setzten die Folterungen unermüdlich fort. Zunächst versuchten sie noch, Antworten zu bekommen, aber bald waren Frank und Alice nicht mehr fähig, irgendetwas Sinnvolles von sich zu geben. Bei den drei Lestranges machte sich Enttäuschung breit: Sie würden ihren Meister nicht finden! Sie begannen, ihre Wut um so härter an den Longbottoms auszulassen.
Da Barty nur angewidert zuschaute, wurden Frank und Alice abwechselnd mit einem doppelten Crucitatus bedacht.
Irgendwann regten sich die zerschundenen Körper nicht mehr. Die beiden Brüder hörten auf, während Bellatrix noch immer versuchte, die Leblosen durch Flüche zum Zappeln zu bringen.
„Bella, es reicht! Wir können nichts mehr tun. Lass uns lieber verschwinden, bevor noch jemand kommt!", sagte Rodolphus und stoppte seine Frau.
„Lass uns wenigstens noch das Geplärre abschalten", erwiderte diese widerwillig und richtete ihren Zauberstab auf Neville. Doch Barty war schneller. „Silencio!", rief er und das Geschrei verstummte.
„Ich hab was Richtiges gemeint, keinen Schweigezauber!", rief Bellatrix, „Hat unser Crouchilein etwa Angst, dass sein Papi böse wird, wenn er hiervon hört?"
„Bella, wir müssen los!", wiederholte Rodolphus und packte sie.
Kurz darauf waren die vier Todesser verschwunden.
Zurück blieben in einer großen Blutlache die zwei völlig entstellten Körper von Alice und Frank, die allem Anschein zum Trotz noch lebten und ein stumm weinendes Kleinkind, namens Neville Longbottom.
Der Fall sorgte in der Zaubererwelt in den nächsten Wochen für Entsetzen und Empörung. Zwar wurden die vier Täter in einer beispiellosen Gemeinschaftsaktion von Ministerium und Orden gefasst, verurteilt und nach Askaban gebracht, zwar wurden die äußeren Verletzungen der Longbottoms erfolgreich im St. Mungos geheilt, aber das brachte Neville seine Eltern nicht zurück. Sie hatten durch die Tortour völlig ihren Verstand verloren und blieben als Dauer-Patienten in der geschlossenen Abteilung des Krankenhauses.
Der kleine Neville wurde ab diesem Tag von seiner Großmutter Augusta Longbottom aufgezogen.
***
Von all dem ahnte Harry Potter nichts, als er hungrig und einsam in seinem Schrank lag. Er ahnte nicht, dass es einen gleichaltrigen Jungen gab, der einen noch viel schlimmeren Tag als er verlebt hatte. Er ahnte nur, dass am nächsten Tag ein anderer Junge und dessen Eltern wieder auf ihm herumhacken würden.
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