
von Nurbla
46
“Wollen wir nicht mal konkret anfangen zu planen?” wollte Hermine wissen und schaute Ron an.
“Ich hasse konkret planen!” quengelte der und lachte dann. “Ja, warum nicht. Jetzt, die Zeit wo Harry weg ist.”
“Eben.” stimmte Hermine erleichtert zu. “Wenn Harry wieder kommt könnte schon grob alles stehen.”
Ron riss die Augen weit auf. “Dann müssen wir uns aber ranhalten. Weißt du wie viel Planung das ist?”
“Grob, grob Ronald!” erinnerte Hermine ihn lachend. “Nicht jedes Detail und so.”
“Ok. Ja, dann können wir das probieren.”
“Super!” rief Hermine aus und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
“Was ist denn das größte Problem?” wollte Ron wissen.
“Ich.” sagte Hermine.
“Das war mir klar.” sagte Ron “und wie genau?”
“Gar nicht so wie du denkst. Also ich bin bei den Muggeln registriert. Du existierst bei den Muggeln überhaupt nicht. Ich habe keine Ahnung wie das alles laufen soll. Also ich denke mal, ich muss zum Ministerium und mich da mal erkundigen wie das denn läuft, wenn Muggel in die Magiergemeinschaft kommen.”
“Ich glaube schon, dass wir bei den Muggeln auch registriert sind.” sagte Ron langsam. “Warum sollten wir denn nicht?”
“Weiß nicht.” sagte Hermine. “Aber ihr bezahlt zum Beispiel keine Steuern, also existiert ihr nicht. Und ich will auch nicht mehr existieren.
Aber das ist jetzt nicht so vorrangig, denn viel wichtiger ist, dass ich also meinen Eltern beibringen muss, dass ich keine Muggelhochzeit haben werde. So mit Kirche und allem drum und dran.”
“Wollen sie das?” fragte Ron.
“Ich denke, meine Mum fände das toll, wenn sie mich in tollem weißen Brautkleid in einer Kirche vorm Altar stehen sehen würde.”
“Vielleicht findet man ja einen Kompromiss?” zuckte Ron die Schultern. “Könnte man nicht eine Kirche mieten und...”
“Eine Kirche kann man nicht mieten!” fuhr Hermine dazwischen.
“Wir überlegen uns was.” sagte Ron zuversichtlich.
“Und dann müssen wir überlegen wie das mit den Trauzeugen ist.”
“Meiner wird ja wohl Harry sein, oder?” sagte Ron und schüttelte den Kopf. “Jemand anderes kommt da nicht in Frage.”
“Und ich?” fragte Hermine leise. “Ich habe immer gedacht, wenn ich einmal heirate, dann wird Ginny...aber...”
“Willst du das nicht mehr?” fragte Ron nach.
Hermine schüttelte den Kopf. “Ich würde eigentlich gerne....aber ich habe mich noch nicht entschieden wie das mit Betty weiter gehen wird.”
“Ich glaube schon, dass du dich da schon entschieden hast.” sagte Ron sanft. “Oder?”
Hermine schwieg und dann nickte sie ganz langsam mit dem Kopf. “Ja vielleicht. Ich habe das Gefühl, ich brauche sie und sie mich auch.”
“Gut.” sagte Ron.
“Nein nichts gut!” sagte Hermine. “Jedes mal wenn ich sie treffe tue ich ihr weh. Was meinst du, wie es ihr wehtun wird, wenn ich heirate.”
“Ein bischen Zeit ist ja noch. Vielleicht ändert sich bis dahin ja etwas.” sagte Ron hoffnungsvoll.
“Ok.” sagte Hermine nur. “Warten wir das ab. Wann wollen wir denn eigentlich heiraten?”
“Ähm...jetzt ist Mai und wenn wir das alles schaffen und so...”
“Ich habe mir das überlegt.” sagte Hermine. “Ich glaube ich möchte im Herbst heiraten. Das ist meine Lieblingsjahreszeit und aber nur wenn du das auch willst, sonst können wir das auch im Sommer machen.”
“Ich finde Herbst ok.” sagte Ron. Es war ihm eigentlich egal, wann er heiratete, hauptsache er heiratete Hermine.
“Was hältst du dann vom neunten September?” fragte Hermine.
“Warum unbedingt der neunte?” wollte Ron neugierig wissen.
“Einfach so?” gab Hermine zurück. “Ich finde das Datum schön! 09.09.1999. Ist doch cool!”
“Ok.” lachte Ron. “Also lass uns am 09.09.1999 heiraten!”
“Ich habe gerade irgendwie nicht so den Überblick, also was man so alles planen muss.” lachte Hermine.
“Also..” fing Ron wichtig an und stockte. “Ich denke wir müssen erst mal klären, wo und so und dann den Rest.”
Hermine stimmte zu und so fingen sie an hin und her zu überlegen, was ihnen wichtig wäre und wo und wie mal das alles vereinen könnte.
“Hätte uns einer vor, sagen wir fünf Jahren gesagt, dass wir in fünf Jahren heiraten werden...” sagte Hermine leise und kuschelte sich noch ein bischen tiefer in Rons Arm.
“Es hätte schon gereicht mir zu sagen, dass du dich jetzt so in meinen Arm kuscheln würdest, um ihn als verrückt zu erklären.” sagte Ron lachend.
“Auch noch, als der ganze Mist mit Lavender angefangen hat und so?” wollte Hermine wissen.
“Äh, nein da erst recht nicht und ich wollte damals ja nicht sehen, wie es dir ging. Und dann diese ganze Geschichte mit McLaggen und so...Hermine ich habe das einfach nicht durchschaut, wie du dich da benommen hast.”
“Es war ja auch etwas überzogen.” meinte sie. “Das hätte nicht sein brauchen. Zumindest hatte ich keinen Grund auf dich sauer zu sein.”
“Hm, aber ich, weil du nen Jahr zuvor mit Krum geknutscht hast, ohne mir davon was mitzuteilen? Nee, ich glaube wir haben uns beide idiotisch benommen, aber vielleicht musste das so sein.”
Hermine kicherte ein bischen. “Irgendwie bist du heute so einsichtig und hm...so erwachsen.” sagte sie.
“Muss man ja mal irgendwann mit anfangen.” zuckte Ron die Schultern.
“Oh Ron, wir werden bestimmt voll das spießige Ehepaar irgendwann. Du gehst zur Arbeit und ich hole dich manchmal ab und dann kriegen wir irgendwann Kinder und...” sie stockte. “Willst du Kinder?”
Eine kurze Zeit schwieg Ron, dann meinte er: “Ich glaube ja. Stell dir vor, wie das ist, wenn sie von Hogwarts erzählen und wir ganz genau wissen, was sie für ein Mist machen und es aber nicht sagen, weil wir ja auch mal jung waren.”
Hermine lachte. “Ich liebe dich, Ronald Weasley!”
“Ich dich auch, ich dich auch!” sagte er leise und küsste sie sanft und sie gab sich ihm hin und war für einen Moment so glücklich und sich sicher, dass sie alle schaffen konnte, solange sie wusste, dass Ron irgendwo war und sie zu ihm konnte und er auf sie warten würde.
Langsam gingen sie Hand in Hand ĂĽber den Strand. Der Sand fĂĽhlte sich weich und warm an unter ihren FĂĽĂźen und zwischen ihren Zehen an und sie spĂĽrte Harrys Hand in ihrer und sie blieb stehen und drehte sich zum Meer.
Ginny atmete tief ein und stieĂź die Luft wieder aus.
Harry lächelte und nahm sie vorsichtig von hinten in den Arm und blickte auch über das Meer in den Sonnenuntergang. Der Wind spielte in ihren Haaren und sie lächelte. Sie hatte das Gefühl ihr Herz dehnte sich aus und wurde immer größer und wollte aus ihrer Brust heraus und sie drehte sich zu Harry um und hatte Tränen in den Augen.
“Was ist los?” fragte Harry leicht erschreckt.
“Nichts, ich bin so glücklich, dass du hier bist, mit mir, nach all dem.” Und sie küsste ihn.
Harry legte vorsichtig seine Arme um sie und sie drückte sich noch näher an ihn. Auf einmal war es ok und sie konnten sich küssen und es war einen Moment so, als wäre nie irgendwas gewesen.
Wie lange sie da gestanden hatten und sich küssten, wussten sie beide nicht mehr, doch die Sonne ging unter und sie spazierten weiter und redeten nicht, weil sie nicht mussten. Ab und zu blieben sie stehen und küssten sich, oder schauten zusammen aufs Meer oder nach den Sternen. Sie hatten Zeit, eine ganze Woche Zeit, da musste nichts am ersten Abend geklärt werden, nichts musste übereilt werden und alles würde gut werden.
“Ich liebe das Meer.” sagte Ginny. “Es ist so weit und ohne Ende und...egal was passiert, man weiß man kann hier hin kommen und das Meer wird immer da sein.”
Harry nickte und vielleicht verstand er intuitiv, was Ginny damit probierte zu beschreiben, wenn sie sich an die Beständigkeit des Meeres hielt. Dass es einen Halt gab, auf den man sich verlassen konnte, weil er nicht fühlte, aber wahrscheinlich trotzdem voller Emotionen war. Ein Meer, an das schon so viele gekommen waren wenn sie etwas fühlten und an dessen Ufer immer jemand stehen würde und sich Gedanken machen würde. Man war nicht alleine, wenn man beim Meer war.
“Es war...” Ginny zögerte noch, doch sie wusste, dass jetzt der richtige Moment war, Harry alles zu erzählen, alles dass was wirklich passiert war. Hier am Strand, wo der Wind die Wörter mitnehmen und schweben lassen würde. Hier am Lagerfeuer, wo es vielleicht nicht ganz so schwer wog, wie in einem Raum, in einem Bett oder an einem Tisch.
“Ich wusste ja, dass Eduardo mit mir schlafen wollte. Er hat ja ab und zu Andeutungen gemacht und ich habe sie einfach ignoriert und bin ihm ausgewichen und so Situationen, in denen es passieren könnte.”
Ginny schwieg eine Weile und Harry fragte sich, wie schwer es wohl war, darüber zu sprechen, er konnte sich das nur ungefähr vorstellen und deshalb legte er einen Arm um Ginnys Schultern.
Von dieser Geste merkwürdig ermutigt fuhr Ginny fort: “Aber dann hat er gesagt, einmal Morgens, er wolle mir was zeigen. Er hätte den Raum der Wünsche repariert und ich...ich bin einfach mit ihm dahin und...” sie schluckte und sie merkte, dass sie bald anfangen würde zu heulen. Schnell weiter erzählen. “Und dann hat er die Tür zugeschlossen und hatte meinen Zauberstab und...oh Harry, du weißt nicht wie schrecklich das war.” Sie fing an zu schluchzen und Harry spürte erneut die Wut in sich. Wie konnte man jemandem wie Ginny nur so weh tun? Wie konnte man das mit irgend jemand machen? Was für ein Arschloch musste man sein?
“Es war...wenn man sich nicht wehren kann und er dir die Kleider vom Leib reißt, wirklich reißt und...scheiße, ich kann das nicht näher erzählen.”
“Das brauchst du auch nicht.” sagte Harry. “Ich kann es mir vorstellen.”
“Und dann” sagte sie nach einigem Schweigen und stummen Weinens, “ist er einfach gegangen und in den Unterricht.”
“Und was hast du gemacht?” fragte Harry. Was machte ein Mädchen, die gerade von ihrem Freund vergewaltigt wurde und dann alleine war?
“Ich...ich weiß es nicht mehr. Nicht mehr wirklich. Es war...zwischendurch habe ich mal gebadet. Und dann bin ich aufgewacht und war bei Mdm Pomfrey. Sie hat gesagt, ich bin zu ihr rein gekommen und sie hat gedacht ich bin schlafgewandelt und ich hatte auch hoch Fieber.”
“Und die hat nichts gemerkt?” fragte Harry überrascht.
“Ich habs ja versteckt und ich hatte hoch Fieber, scheinbar war ihr das eindeutig genug als dass sie eine gründliche Untersuchung machen müsste.”
Harry schĂĽttelte den Kopf. Wie einfach alles war.
“Und dann kam Luna und...scheiße, sie hat mich gefragt, mehrmals, ob wirklich alles ok ist und dass ich ihr vertrauen kann und ich, ich dachte, dass sie mir nur sagen wird, sie hätte das ja gesagt, dass Eduardo ein Arschloch ist.”
“Ginny, wie bist du denn auf die Idee gekommen. Luna wäre doch die letzte, die so was machen würde, oder?”
“Ja ich weiß.” sagte Ginny und lachte trocken. “Aber ich weiß es nicht warum, ich habe halt so gedacht. Und dann ist Eduardo gekommen und hat mich gezwungen normal zu spielen, er wollte ja nicht auffliegen und er wusste, dass ich Angst hatte. Und das hat er ausgenutzt, er hatte mich doch in seiner Hand. Ich konnte nichts gegen ihn machen.”
Harry wusste, dass es sinnlos war, das Gegenteil zu behaupten, denn wahrscheinlich war es so. Natürlich hätte Ginny sich jemandem anvertrauen können, aber in Wirklichkeit hatte sie das eben nicht gekonnt, denn sonst hätte sie es ja gemacht. Es kam ja nicht nur auf die äußeren Möglichkeiten an, sondern auch auf die inneren.
Ginny fing wieder an zu schluchzen und Harry legte sich in den Sand und zog sie mit sich und nahm sie fest in den Arm. Ihre Schluchzer schüttelten auch seinen Körper und er konnte nichts tun, als sie festhalten und weinen zu lassen.
Später am Abend, das Lagerfeuer war längst nicht mehr, als ein schwaches glimmen, lagen sie immernoch im Sand und schauten in die Sterne.
“Wir könnten sie zählen.” schlug Ginny leise vor.
“Könnten wir nicht, es sind zu viele.” sagte Harry.
“Sei doch nicht so hypergenau.” beschwerte sich Ginny. “Man könnte es wenigstens probieren.”
Harry zuckte die Schultern. “Weckst du mich, wenn du fertig bist?”
“Alleine will ich nicht Sterne zählen.” sagte Ginny. “Bist du müde?”
“Ein bischen.” gab Harry zu.
“Sollen wir gehen?” fragte Ginny.
“Sollen wir draußen schlafen, hier am Strand?” fragte Harry zurück.
“Au ja!” stimmte Ginny zu. “Komm, lass uns unsere Schlafsäcke holen!”
Sie liefen zu dem kleinen Gebüsch hinter den Dünen, in dem sie ihr Zelt aufgestellt hatten und holten ihre Schlafsäcke und legten sich dann, so für die Nacht gerüstet, etwas näher an den Dünen in den Sand.
“Aber da hat es nicht aufgehört, oder?” fragte Harry und Ginny wusste sofort worum es ging.
“Nein. Er hat mich geschlagen, als erstes da im Krankenflügel, um mich zum Aufstehen zu bewegen und zum Schauspielen. Und...er hat mich auch nicht nur einmal vergewaltigt. Er hatte meinen Zauberstab, jedes mal hat er es irgendwie geschafft ihn mir abzunehmen. Und es war so...” Ginny stockte und ihr kam ein erschreckender Gedanke. Er hatte sie mehr als einmal vergewaltigt. Wann hatte sie das letzte mal ihre Tage gehabt?
“Harry” sagte sie leise.
“Was denn?” wollte Harry, leicht alarmiert von ihrem Tonfall, wissen.
“Was ist wenn ich...wenn ich schwanger bin?”
Harry schwieg und Ginny hielt die Luft an. Dann sog Harry die Luft ein und räusperte sich.
“Wir sollten das testen lassen. Merkt man sowas nicht?”
“Ich habe keine Plan wann ich das letzte Mal meine Tage hatte und ob das überhaupt was heißt, weil ja körperlich auch sonst einiges unnormal ist im Moment.”
Sie spürte Harry nicken und wusste, sie würde heute lange nicht schlafen können, auch wenn sie wusste, dass Harry da sein würde, selbst wenn sie schwanger war. Sie wollte nicht schwanger sein und schon gar nicht von Eduardo. Das durfte nicht sein.
“Scheiße!” flüsterte sie und rückte zu Harry, der nickte und sie stumm in den Arm nahm.
“Aber wir kriegen das hin!” flüsterte er leise zurück.
Es war der letzte Abend am Strand und sie würden morgen wieder zurück fahren. Zurück nach Hause und dann zum St. Mungo. Ginny dachte, dass es jetzt alles leichter war, jetzt, wo Harry wusste, was alles passiert war. Jetzt wo sie es geschafft hatte, Harry alles zu erzählen.
“Und du?” fragte Ginny leise und schaute ins Lagerfeuer. “Wie kommst du zurecht? Besser als ich, schätze ich.”
“Das ist doch gar nicht zu vergleichen.” sagte Harry ebenso leise und wünschte sich beinah, dass er etwas hätte, wozu er sich überwinden könnte es zu erzählen.
“Du träumst schlecht, habe ich Recht?” meinte Ginny. “Du bist unruhig Nachts.” fügte sie erklärend hinzu. “Und du murmelst oder so ähnlich.”
Harry nickte. Er träumte schlecht, da hatte sie Recht.
“Was hast du letzte Nacht geträumt?” wollte sie einfach wissen.
Harry dachte kurz nach, welcher war der Traum der letzten Nacht gewesen? Und er wusste, es war der gewesen, in dem Ginny ertrunken war.
“Es ist immer das gleiche. Du bist weg. Du stirbst oder du gehst oder so.” sagte Harry zaghaft, was würde sie davon halten? “Letzte Nacht, da bist du ertrunken.”
“Harry?” sagte Ginny und er hörte das Lächeln in ihrer Stimme und es war ein glückliches Lächeln. “Ich liebe dich.”
“Hm...ich dich auch!” sagte Harry.
“Und ich werde nicht gehen, nicht so einfach und nicht wenn mich niemand zwingt.”
“Aber haben wir uns das nicht jedes Mal versprochen?” fragte Harry ein bischen verzweifelt. “Manchmal kann ich nicht umhin, als mich zu fragen, ob es nicht vielleicht unsere Schuld ist. Vielleicht klappt das mit uns nicht.”
Ginny schwieg und sie spürte die Bauchschmerzen, die sie jedes Mal gespürt hatte, wenn sie dachte, sie hätte Harry mal wieder verloren. “Harry.” sagte sie und das Lächeln aus ihrer Stimme war verschwunden und irgendwo war ein tiefer Schmerz verborgen. Er war so gut versteckt, dass Harry ihn sich auch vielleicht nur einbildete. “Sag sowas nicht, bitte. Ich muss daran glauben, dass es klappt, dass wir es dieses Mal schaffen, denn es ist der letzte Versuch. Und ich will, dass du weißt, dass ich denke, dass wir es schaffen, wenn wir genug reden, wenn wir uns jetzt nicht nur auf unsere Intuition verlassen. Aber wir müssen dran glauben.”
“Ich probiere es.” sagte Harry leise. “Und ich denke, ich werde es schaffen. Ja Ginny, wir können das schaffen, vielleicht hast Recht.”
“Oder” zwang sich Ginny auszusprechen, was ihr die Bauchschmerzen bereitete. “Willst du nicht?” Sie hielt gespannt die Luft, vielleicht war es zu früh, das zu fragen.
“Ginny.” lachte Harry auf. “Das letzte halbe Jahr, das war die Qual, doch ich will und wie ich will.”
Ginny lachte auch, sie lachte vor Erleichterung, denn einen Moment war sie sich nicht mehr sicher gewesen, dass alles hier auf Gegenseitigkeit beruhte.
“Hey!” sagte da eine weibliche Stimme hinter ihnen im Dunkeln. Und noch ein männliche Stimme begrüßte sie.
“Hey!” sagten Ginny und Harry gleichzeitig, vielleicht froh, dass sie dieses Gespräch nicht weiter führen mussten, nicht jetzt.
Und ein Paar trat in den Schein ihres Feuers.
“Na wie geht’s euch heute?” fragte die junge Frau, sie war groß und hatte dunkel-blonde Haare, zumindest wenn es hell war, jetzt konnte man das nicht erkennen.
“Alle Beziehungssachen geklärt?” wollte der junge Mann, der schwarze Haare hatte und noch größer war, als die Frau, wissen.
Harry und Ginny schauten sich an und lachten. “Ja, ich denke schon.” sagte Ginny immernoch lachend. “Und was geht bei euch?”
“Nicht so viel.” sagte der Mann, er hieß Thomas. “Lorraine und ich waren ja heute mit meinen Eltern da bei diesem komischen Leuchtturm. Und dann sind wir nach Hause gekommen,” erzählte er weiter, während sich die beiden, die Harry und Ginny vor zwei Tagen kennen gelernt hatten, am Feuer niederließen. “Und Mum’s Spülmaschine hat total das Chaos angerichtet. Die halbe Küche war überschwemmt und so und wir mussten also gerade schön Küche retten helfen.”
Ginny schaute Harry fragend an und er schĂĽttelte leicht den Kopf. Auf keinen Fall durfte Ginny jetzt fragen, was eine SpĂĽlmaschine war. Und scheinbar verstand sie ihn, denn sie schwieg.
“Das ist aber nicht gut.” sagte Harry statt dessen. “Haben deine Eltern dann nicht ganz schöne Wasserschäden? Gerade so unter der Küche.”
“Wahrscheinlich schon.” sagte Thomas.
“Aber ich meine, sie haben das Geld ja,” meinte Lorraine dazwischen und erntete von ihrem Freund einen Stoß in die Rippen. “Hey, es stimmt doch!” beschwerte sie sich und Thomas nickte ergeben. “Also ist es nicht so schlimm.” beendete sie ungestört ihren Satz.
“Und wie war es bei dem Leuchtturm?” fragte Ginny um sich auch mal am Gespräch zu beteiligen.
“Auch irgendwie langweilig.” sagte Lorraine. “Also wenn wir nicht euch kennengelernt hätten, dann wäre unser Urlaub hier echt die reinste Katastrophe. Und man muss ja ab und zu mal Eltern oder auch zukünftige Schwiegereltern besuchen.”
Ginny und Harry lachten. “Damit wirst du nie ein Problem haben.” sagte Harry. Er hatte gelernt, dass es manchmal gut tat, ernste Sachen ein bischen ins Lächerliche zu ziehen oder sie mit etwas Humor zu betrachten. Ginny lachte ein bischen vorsichtig, so ganz wusste sie noch nicht wie sie auf manches reagieren konnte, wie wenn Harry neuerlich so einen trockenen Humor ans Licht legte.
“Wieso?” wollte Thomas wissen und sah Harry fragend an.
“Sie sind tot.” sagte Harry und als Thomas und seine Verlobte ihn weiter fragend anblickten fügte er hinzu: “Bei einem Autounfall sind sie beide gestorben.”
Er hätte nie gedacht, dass er diese alte Geschichte noch mal aufwärmen und gebrauchen würde, so sehr hatte sie ihm damals weh getan, als er die Wahrheit erfuhr.
“Das tut mit Leid.” sagte Thomas leicht bedrückt.
Harry zuckte die Schultern. “Ist schon ewig her, ich kann mich nicht erinnern.”
Ginny legte einen Arm um Harrys Schulter, was das befreundete Paar bestimmt als Mitleid deutete, was aber nur eine Geste der Unterstützung war. Aber wie sollten Thomas und Lorraine auch wissen, dass Harry hier eine Geschichte als wahr verkaufte, die sein halbes Leben geprägt hatte.
“Ich bin total müde.” sagte Ginny und gähnte demonstrativ.
“Sehen wir uns Morgen nochmal?” fragte Lorraine.
Harry und Ginny zuckten die Schultern. “Wir hatten vor, so gegen späten Vormittag zu fahren.” Das war sowieso ein Problem. Die neuen Freunde durften nicht bei ihrer angeblichen Abfahrt, die sich als ins nicht auflösen herausstellen würde, dabei sein. Doch Thomas Eltern halfen ihnen, ohne dass sie je davon erfahren würden.
“Wir müssen Mittags zu Thomas Großeltern.” sagte Lorraine. “Sollen wir uns vorher noch mal kurz hier treffen?”
“Das wäre schön!” stimmte Ginny zu. “Ich fänd’s schade, wenn wir uns jetzt hier schon verabschieden müssten.”
Und sie stand auf und zog Harry auf die Beine. “Schönen Abend euch noch.” sagte sie und drehte sich um.
“Ja, gute Nacht!” sagten sie und dann verschwanden Harry und Ginny in der Dunkelheit. Als sie außer Hörweite waren, sagte Ginny: “Schade, dass wir sie so anlügen müssen, oder?”
Harry nickte. “Vor allem, weil ich finde wir hatten echt Spaß zusammen als wir gestern ins viel zu kalte Meer gehüpft sind und so...”
“Ja.” stimmte Ginny zu. “Manchmal ist es schade, dass Muggel und Zauberer so getrennt sind und dass sie nichts von uns wissen und gemein ist es auch.”
“Wie meinst du das?” fragte Harry nach.
“Ja guck doch mal. Sie wissen nichts von uns und wir haben sogar Muggelkunde in der Schule. Dabei sind wir total die Unterzahl.”
“Du gründest jetzt aber keine Kampagne zur Aufklärung der Muggel, oder?” wollte Harry leicht besorgt wissen.
“Ich hätte keine Chance.” sagte Ginny und Harry konnte nicht anders, als sich einzubilden er hätte ein ganz kleines bischen Bedauern in ihrer Stimme gehört. “Und es ist blöd. Dann lernt man mal nette Leute kennen und man würde eigentlich Freunde werden oder so und dann ist es uns verboten...!”
“Ja und es bringt nichts, wenn du dich da drüber aufregst.” meinte Harry, der mit den Gedanken bei einem ganz anderen Problem war.
Ginny wurde ganz still und als sie das Zelt erreichten fragte sie: “Worüber denkst du nach?”
“Was meine Eltern sagen würden. Was würde sie denken, wenn sie dich kennen lerne würden zum Beispiel.”
“Weißt du was?” sagte Ginny leise. “Stell dir vor, sie würden mich mögen. Stell dir aber auch vor, dass du dann jetzt jemand ganz anderes wärst und vielleicht wären wir nie zusammen gekommen. Vielleicht würde ich dich nicht lieben oder du mich nicht oder wir wären uns vollkommen egal.”
“Du hast ja recht.” sagte Harry und stupste sie an. “Es ist sinnlos darüber nachzudenken.” Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. “Aber ich tue es trotzdem immer wieder.”
“Ich weiß.” sagte Ginny leise. “Und ich denke, dass ist normal, Harry.”
Harry zuckte die Schultern.
“Aber heute Abend.” sagte Ginny und stellte sich vor ihn. “Denkst du mal an was anderes, ich habe nämlich noch was vor.” Und sie küsste ihn sanft und kam noch ein bischen näher.
“Und du” nuschelte Harry, als er sich kurz aus dem Kuss löste. “Bist sicher, dass du das jetzt schon willst?”
Ginny nickte. “Ich will jetzt mit dir schlafen Harry. Und ich lasse keine Wiederrede und keine Angst zu, genauso wie du jetzt mal nicht denkst, ja?”
Und Harry nickte.
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