
von Nurbla
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Ginny stand, den Atem anhaltend, hinter einer Ecke und wartete darauf, dass die Schritte, die sie gehört hatte in der Ferne verschwunden waren.
Und dann stieg sie die Stufen zum Astronomieturm hoch und lieĂ sich schweigend gegenĂŒber von Luna nieder. Sie musste daran denken, dass sie schon einmal so gesessen hatten, vor, wie es schien sehr langer Zeit mitten in einem leeren Korridor.
Doch Luna blieb nicht lange so sitzen, nach einiger Zeit legte sie sich flach auf den RĂŒcken und schaute nach oben in die Sterne.
âEs ist eine schöne Nacht.â sagte sie leise.
Ginny konnte nicht antworten, sie suchte nach einem Weg, Luna alles zu erzĂ€hlen und fand ihn nicht, also legte sie sich auch auf den RĂŒcken und so lagen sie nebeneinander und schauten nach Oben.
âDa, eine Sternschnuppe!â rief Luna und nahm Ginnys Hand in ihre. âWĂŒnsch dir was, Ginny.â
Ginny spĂŒrte die TrĂ€nen in ihren Augen und eine, die schon ĂŒber ihre Wange lief. Sie musste sich zusammenreiĂen, so ging das nicht weiter.
âEigentlich ist es nicht so schlimm.â rang sie sich durch zu sagen.
âNicht so schlimm?â fragte Luna und setzte sich auf und krempelte langsam Ginnys Ărmel hoch. âLumos.â
Ihr Zauberstand beleuchtete einen mieĂ aussehenden Bluterguss. âNennst du das nicht so schlimm, Ginny? Wie viele hast du davon? Und wie viel hast du abgenommen?â
Ginny biss sich auf die Lippen. Nicht weinen, nicht weinen.
âGinny.â sagte Luna leise. âIch möchte dir gerne helfen, aber dafĂŒr musst du begreifen, dass du Hilfe brauchst und du musst erzĂ€hlen, wie es dir geht.â Sie guckte sie unverwandt an. âWeiĂt du, viel weiĂ ich schon. Ich weiĂ, wann er dich das erste Mal missbraucht hat. Ich weiĂ, dass du keinen Zauberstab hast, ich weiĂ, dass du weiter misshandelt wirst. Ich weiĂ, dass du Harry noch liebst, und ich weiĂ, dass du jetzt die letzte Chance hast zu kĂ€mpfen.â
âIch kann nicht mehr Luna!â schluchzte Ginny und Luna nahm sie vorsichtig in den Arm und Ginny lieĂ sich gegen sie fallen und weinte.
âIst gut.â flĂŒsterte Luna und strich ihr ĂŒber die Haare. âWeine. Weinen ist gut.â Sie wiegte sich und Ginny leicht hin und her. âZusammen schaffen wir das und ich bin ja da.â Sie wurde von Ginnys Schluchzern durchgeschĂŒttelt. âSch...â
Und dann fing sie an zu ganz leise zu singen, erst hörte Ginny nicht zu, zu sehr war sie mit ihrem eigenen Schmerz beschÀftigt, doch dann drangen die Worte zu ihr durch.
âWenn die Sterne da
wenn sie vom Himmel fallen,
heb einen auf,
er ist ein Stern von mir,
ich löste ihn,
und lieĂ in gen Erde segeln.
Und ich sage dir nicht:
Alles wird gut,
denn du vermisst mich.
Aber ich sage:
Du wirst glĂŒcklich,
denn du kannst noch Leben.â
Luna machte eine kurze Pause um Luft zu holen und dann sang sie ein bischen lauter:
âUnd ich sage dir nicht:
Alles wird gut.
La, la, la, la, la.
Aber ich sage:
Du wirst glĂŒcklich,
denn du kannst noch Leben.â
âWas ist das fĂŒr ein Lied?â fragte Ginny mit krĂ€chzender Stimme.
âDas hat Dad fĂŒr mich gedichtet, als Mum...nun ja, er hat gesagt, sie wĂŒrde auf einem Stern wohnen und jeden Abend dieses Lied fĂŒr uns singen. Also haben wir es gelernt, dann konnten wir zu dritt singen.â
âEs ist wunderschön.â flĂŒsterte Ginny.
âUnd jetzt planen wir, wie wir dich da raus kriegen, ok?â sagte Luna.
âWenn du eine Idee hast.â sagte Ginny immernoch zögernd.
âJa, habe ich. Sie ist nicht sehr einfach und verlangt eine schauspielerische Leistung von uns und ein gutes StĂŒck Toleranz von Dean und Harry. Dean ist einverstanden und Harry wird nicht gefragt.â
Ginny schaute ihre Freundin verstÀndnislos an.
âOk, ich werde es dir erklĂ€ren.â erbarmte sich Luna und fing an, zu erklĂ€ren.
âGuten Morgen, Schatz!â rief Luna quer durch die GroĂe Halle zu Ginny rĂŒber, die neben Eduardo die Halle betrat.
âWas hast du auf einmal mit der wieder zu schaffen?â wollte Eduardo wissen.
âSie ist meine Freundin.â sagte Ginny und in diesem Moment war sie sich sicher, der Plan wĂŒrde nicht funktionieren. Eduardo wĂŒrde sie noch schlimmer behandeln als sonst. Vor Angst konnte sie kaum FrĂŒhstĂŒcken.
âHeute ist Quidditsch gegen Hufflepuff.â sagte Anne McLaggen zu Ginny. âKommst du wenigstens zugucken?â
Die Mannschaft und ganz Gryffindor war nicht besonders gut auf Ginny zu sprechen, seit sie die Mannschaft aufgegeben hatte.
âIch weiĂ nicht so genau...â sagte Ginny und warf Eduardo einen Blick zu. Der nickte. âJa, ich denke, wir werden kommen.â
Also saĂen sie wenig spĂ€ter in den RĂ€ngen und Ginny schaute sich ihr erstes Quidditschspiel seit Jahren an. Eduardo saĂ neben ihr und schien etwas gelangweilt, aber schaute doch zu.
Da kam plötzlich Luna die GÀnge entlang.
âEntschuldigung bitte.â sagte sie immer wieder. âIch möchte nur zu meiner Freundin, ich kann es nicht so gut ertragen, wenn ich nicht bei ihr bin. Entschuldigung, könnt ihr mich bitte durchlassen?â
Die Leute lachten ein bischen ĂŒber sie, aber doch recht freundlich, denn sie hatte ein gutes StĂŒck Respekt mit ihren kĂ€mpferischen EinsĂ€tzen und der Freundschaft zu gewissen berĂŒhmten Personen erworben.
âLacht nicht.â sagte sie milde empört. âWenn ihr jemanden liebt, wollt ihr auch bei ihr oder ihm sein.â
âOh, wer ist denn der GlĂŒckliche?â wollte ein MĂ€dchen wissen.
âHabe ich gesagt, es sei ein Junge?â wollte Luna ĂŒberrascht wissen und Ginny, die ihre Freundin beobachtete, war beeindruckt von dieser Schauspielerischen Leistung.
Das MĂ€dchen, das mit Luna gesprochen hatte drehte sich irritiert weg.
Eduardo wurde auf Luna aufmerksam. âHey Ginny, Luna kommt hier her. Will sie zu dir?â
âIch denke ja.â sagte Ginny und ihre gute Stimmung anlĂ€sslich Lunas Begabung zur Schauspielerin verflog direkt wieder. Das konnte nie und nimmer funktionieren. Nie.
Und doch spielte sie im entscheidenen Moment mit. Als Luna nahe genug war, breitete sie mit klopfendem Herzen die Arme aus.
âLuna, Liebling!â rief sie und hoffte, niemand wĂŒrde die Angst aus ihrer Stimme heraus hören.
Ăber Lunas Gesicht breitete sich ein strahlendes LĂ€cheln aus und sie warf sich in Ginnys Arme.
Sie hielt Ginny kurz sehr fest, als wollte sie ihr Mut machen, dann löste sie sich ein StĂŒck und schaute Ginny fest an. Ginny blickte zurĂŒck und ihr Herz klopfte und sie konnte ihre Augen auf einmal nicht mehr von Lunas Lippen lösen, die immer nĂ€her kamen.
Und dann trafen sich ihre Lippen und Ginny zuckte ein bischen zusammen. Doch sie entspannte sich schnell.
âWas tut ihr da?â zischte Eduardo und zog Ginny von Luna weg. ââört auf.â
Luna warf Eduardo einen, wenn Ginny nicht alles tĂ€uschte, hasserfĂŒllten Blick zu und sagte dann an Ginny gewandt: âMan sieht sich Schatz. Vielleicht sollten wir uns mal alleine treffen.â
Sie zwinkerte zum Abschied und ging dann durch die Menge zurĂŒck. Am Anfang brauchte sie sich kein bischen durch kĂ€mpfen, denn alle starrten zwischen ihr und Ginny hin und her und lieĂen sie ohne ein Wort durch, Vergessen war in diesem Teil der TribĂŒne das Quidditschspiel.
âUuuuund....Gryffindor gewinnst!â schrie in diesem Moment der Stadionsprecher, Ginny kannte ihn nicht, doch die Aufmerksamkeit die ihr und Luna gegolten hatte verlor sich wieder. Und im allgemeinen Jubel gingen Eduardos scharfen Worte unter.
âKomm mit!â sagte er barsch. âDarĂŒber mĂŒssen wir reden, das geht so nischt.â
Luna beobachtete Ă€ngstlich, wie Eduardo Ginny hinter sich her aus dem Stadion zog. âHalt durch, halt durch!â flĂŒsterte sie. âNur noch ein bischen Ginny, nur noch ein ganz kleines bischen. Ich hol dich da raus, ich verspreche es!â
Ginny schaute verzweifelt in den Spiegel des Schlafsaals und fragte sich, ob sie noch genug Make-up hatte um diesen Bluterguss zu verstecken. TrĂ€nen rannen ĂŒber ihr Gesicht und brannten auf ihren Lippen.
Da öffnete sich leise die TĂŒr hinter ihr und schnell drehte sie sich weg. Demelza oder sonst wer durfte sie so nicht sehen.
Doch es legten sich vorsichtige Arme um sie. Ginny entspannte sich wieder und Luna fĂŒhrte sie zu ihrem Bett und zog die VorhĂ€nge hinter sich zu. âOh Ginny, ist es schlimm?â
Ginny biss sich auf die Lippen und schĂŒttelte den Kopf. âEs geht schon...irgendwie.â
âEs muss.â nickte Luna und zog Ginny wieder in ihre Arme. âAber nur noch eine kurze Zeit und dann wird alles wieder gut.â
Ginny schĂŒttelte den Kopf. âEs wird nicht funktionieren, Luna. Eduardo lĂ€sst mich bestimmt nicht mehr in deine NĂ€he.â
âGinny.â sagte Luna leise. âEr kann in der Ăffentlichkeit nichts dagegen machen, oder? Und wir spielen das doch sowieso nur fĂŒr die Ăffentlichkeit. Es wird funktionieren, vertraue mir. Einmal, ja?â
Ginny nickte und in ihr stiegen schon wieder TrĂ€nen auf, doch diesmal waren es TrĂ€nen der Dankbarkeit. Sie konnte kaum glauben, dass Luna das wirklich fĂŒr sie tat.
âUnd jetzt gehst du schön ins Bett und schlĂ€fst, ja?â sagte Luna leise und Ginny, die sich schon vorhin umgezogen hatte zog gehorsam die Decke ĂŒber sich.
Sie hörten die TĂŒr zum Schlafsaal aufgehen und Isobel und Demelza betraten schnatternd den Raum.
âOh.â sagte Isobel. âGuck, Ginny schlĂ€ft schon, leise Demelza?â
âHmâ sagte Demelza. âSoll sie doch aufwachen.â
Luna zwinkerte Ginny zu, zog die VorhÀnge auseinander und kletterte aus dem Bett.
âGute Nacht mein Schatz.â sagte sie, laut genug, dass Demelza und Isobel ihre Worte hören konnten.
âSchlaf schönâ sagte Ginny und in diesem Moment beschloss sie, dass es funktionieren konnte, aber nur wenn sie mitspielte.
âKrieg ich keinen Gute Nacht Kuss?â maulte sie deshalb und Luna drehte sich grinsend um.
âDoch natĂŒrlich.â und sie beugte sich ĂŒber Ginny, die ihren Kopf ein bischen hob und gab ihr einen Kuss auf die Lippen. Diesmal war Ginny so entspannt, dass sie registrieren konnte, wie warm und zart Lunas Lippen auf ihren waren und wie viel sĂŒĂer, als alle Jungenlippen, die sie bis jetzt berĂŒhrt hatte.
Sie schloss die Augen und lieĂ sich zurĂŒck in die Kissen fallen und Luna ging zur TĂŒr.
âGute Nacht.â sagte sie lĂ€chelnd zu Demelza und Isobel, bevor sie den Raum verlieĂ.
Die beiden schauten sich mit groĂen Augen an und dann sagte Demelza mit hysterischer Stimme: âOh mein Gott, ich habe meine BĂŒcher unten vergessen, ich geh sie rasch holen. Kommst du mit, Isobel?â NatĂŒrlich nickte Isobel und sie lieĂen Ginny alleine.
Ginny zog die VorhÀnge wieder zu und schloss die Augen.
Bald wĂŒrde sie als Lesbe verschrien sein, aber es war egal. Ihr war es egal, solange Lunas Plan funktionierte.
Und das wĂŒrde er, das war das Versprechen, dass Luna ihr mit jedem Kuss gab, jeder Kuss, der so sĂŒĂ war. Normalerweise bevorzugte Ginny ja doch ein bischen mehr Leidenschaft, doch unter den UmstĂ€nden konnte sie selbst ZĂ€rtlichkeiten von Luna, die gespielt waren, genieĂen.
Am nĂ€chsten Morgen in der GroĂen Halle stellte es Eduardo irgendwie an, dass Luna und Ginny nicht zusammen kamen und sich nur zuwinken konnten.
âIsch werde nicht zulassen, dass du mit dieser Schlampe rummachst.â zischte er Ginny böse zu.
âSie ist nur meine beste Freundin.â erwiderte Ginny unschuldig. âEs ist doch ganz normal, dass MĂ€dchen sich kĂŒssen. Du als Franzose solltest da doch wissen.â
âOh ja, das weiĂ isch, aber MĂ€dchen kĂŒssen sich normalerweise nischt so.â
Ginny zuckte die Schultern.
âLos,â sagte Eduardo. âWir mĂŒssen zu Verwandlung.â
Es war Mittwoch und die GroĂe Halle war zum Abendessen gefĂŒllt.
Luna kam mitten im Essen herein und rief so laut, dass alle in ihrer NĂ€he es hörten: âGinny-Schatz!â und stĂŒrmte durch den Gang auf sie zu.
Ginny stand auf und rief genauso laut zurĂŒck: âLuna!â
Jetzt war fast die ganze Aufmerksamkeit auf die beiden MĂ€dchen gerichtet, die aufeinander zurannten und sich in die Arme schlossen.
Ihre Lippen fanden sich automatisch, doch als Luna kurz darauf die ihren leicht öffnete, was sie noch nie getan hatte, wusste Ginny, dass heute eine Entscheidung fallen wĂŒrde.
Sie öffnete ihre Lippen ebenfalls ein StĂŒck und probierte sich auf den Kuss zu konzentrieren und nicht auf die Hunderte von Blicken, die an ihr und Luna hingen.
âEntschuldige bitte.â sagte da Eduardos Stimme hinter ihnen. Ginny verkrampfte sich automatisch und wollte sich lösen, doch Luna hielt sie mit einer ungeahnten Kraft in dem Kuss fest.
âHey!â sagte er und tippte Ginny auf die Schulter. Da lieĂ Luna Ginny los und schaute Eduardo böse an.
âSiehst du nicht, dass Ginny eine bessere Spielpartnerin als dich gefunden hat?â sagte sie leise.
âNie!â rief Eduardo. âGinny ist nicht...sie ist meine Freundin. Sie ist nie und nimmer, nie...â er rang mit den Worten.
âManchmal braucht es ein bischen, bis man seine wahre Neigung erkennt.â sagte Luna sĂŒffisant lĂ€chelnd, Ginny hĂ€tte nie gedacht, dass sie das konnte.
âGinny.â sagte Eduardo. âSag, dass das nicht wahr ist.â
âIch...â Ginny hatte Angst und alles in ihr schrie danach, ihm Recht zu geben.
Als sie nicht weiter sprach nahm Luna sie in den Arm und kĂŒsste sie wieder.
âAlles wird gut.â flĂŒsterte sie leise, bevor Eduardo Ginny an sich riss.
âLass das!â rief Luna, als er seinerseits seine Lippen auf Ginnys drĂŒckte. âGinny, du musst dich wehren, sag, dass es aus ist. Mach was!â schrie sie dann total unlunahaft hysterisch.
Ginny bog ihren Kopf zurĂŒck und schlug mit beiden FĂ€usten nach Eduardo. âLass mich los, ich liebe dich nicht mehr. Ich liebe nur Luna.â
âDu...duâ Eduardo atmete schwer. âSchlampe!â und er stieĂ sie so hart von sich, dass sie zu Boden ging. Er schien die Halle und die zuschauende Menge vergessen zu haben. âWie kannst du nur? Das wirst du bereuen!â
Und er holte zum Schlag aus.
Ginny rollte sich zusammen um sich bestmöglich zu schĂŒtzen, doch der folgende Tritt an den RĂŒcken tat höllisch weh. Sie schrie auf, wohl wissend, dass es nur noch Sekunden sein konnten, bis jemand eingriff.
Noch ein Tritt und um sie wurde alles schwarz.
âStupor!â schrie McGonagall und eilte dann auf Ginny zu. âMiss Lovegood. Kann ich ihnen anvertrauen, dass sie Ginny hoch in den KrankenflĂŒgel bringen? Ich kommen nachher zu ihnen.â
Und sie lieĂ den geschockten Eduardo aus der Halle schweben.
âUnd jetzt möchte ich wissen, was eigentlich vorgefallen ist.â fragte Minerva und setze sich zu Luna an Ginnys Bett. âAber erst, wie geht es ihnen, Miss Weasley?â
Ginny zuckte die Schultern und holte Luft um zu antworten, doch Minerva sagte: âIst schon ok...ich kann es mir ungefĂ€hr vorstellen.â
âKönnen wir vielleicht irgendwo anders reden?â wollte Luna wissen. Ginny griff nach ihrer Hand. âIst ja gut.â sagte Luna leise und kĂŒsste sie sanft auf die Stirn. âIch bin bald zurĂŒck. Jemand muss doch unsere Direktorin aufklĂ€ren.â
Minerva ging mit Luna in das nĂ€chste lehre Klassenzimmer. âSetz dich.â bot sie einen der vielen StĂŒhle an. Luna setzte sich und strich sie die langen Locken aus dem Gesicht.
âAlso...?â fragte Minerva abwartend.
Luna holte tief Luft. âIch weiĂ nicht so genau, wo ich anfangen soll, denn der Anfang ist nur normales Teenager-Liebesleben.â sagte sie zögernd und schaute Minerva fragend an.
âDas ist ok, Miss Lovegood. Ich war ja auch mal jung, aber ich denke, es hat damit angefangen, dass Miss Weasley mit Harry Schluss gemacht hat, oder?â
Luna nickte und schwieg weiter.
âUnd dann hat Miss Weasley etwas mit diesem Franzosen angefangen. Aber wie geht es weiter?â drĂ€ngte Minerva.
âIch weiĂ es nicht genau.â sagte Luna. âDenn Ginny und ich hatten zu der Zeit Streit, aber er hat angefangen sie zu misshandeln. Irgendwann habe ich das gemerkt und dann beschlossen, Ginny da raus zu holen, denn alleine konnte sie das nicht mehr. Sie mĂŒssen wissen,â fuhr sie schnell fort. âEr hatte sogar ihren Zauberstab. Ich wunder mich, warum das bis jetzt sonst niemand gemerkt hat, dass da etwas nicht gut ist.â
Minerva schwieg.
âWissen se, Professor?â sagte Hagrid und schaute auf sie runter. âDa können se sagen wasse wolln, aber mit der kleinen Ginny stimmt was nicht.â
âGinny Weasley?â fragte sie nach.
âJa verdammt. Wer sonst?â
âUnd was ist ihrer Meinung los?â fragte Minerva nach.
âNa kommen sie aber mal nicht so dumm daher!â empörte sich Hagrid. âOder sinkt Ginnys Niveau in ihrem Unterricht nicht?â
âOh doch. Aber Hagrid, nimm dir das nicht so zu Herzen. Das MĂ€dchen ist verliebt.â
âJa wenns denn so iss, dann wĂŒnsch ich ihr alles gute mit dem schmierigen kleinen...â
âHagrid!â Minerva und verlieĂ empört das Lehrerzimmer.
Sie hÀtte sich damals mehr Gedanken um Hagrids Sorgen machen sollen. Er hatte Recht gehabt.
âEr hat sie nicht nur geschlagen.â drang Lunas Stimme durch Minervas Gedanken. âEr hat sie vergewaltigt und ich glaube nicht nur einmal, aber einmal bestimmt.â Luna saĂ zusammengesunken auf ihrem Stuhl und Minerva schaute sie geschockt an. Es dauerte eine Zeit, bis sie klar formulieren konnte, was ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte.
âWas ich jetzt noch nicht verstehe, Miss Lovegood, ist...Sie haben ungeheime Menschenkenntnis und Mut und vor allem StĂ€rke und LoyalitĂ€t bewiesen, aber warum sind sie nicht schon frĂŒher zu mir gekommen und wir hĂ€tten dem allen ein ganz einfaches Ende bereiten können?â
âIch...â Luna stockte. âIch war mir nicht sicher, dass mir jemand glauben wĂŒrde. Der vertrĂ€umten Loony Lovegood, warum sollte sie nicht MĂ€rchen erfinden? Und hĂ€tte mir niemand geglaubt, wĂ€re der Plan Ginny da raus zu holen viel schwerer geworden, denn alle hĂ€tten mir vorgeworfen Eduardo einfach nicht zu mögen und schlecht machen zu wollen.â
Darauf antwortete Minerva nicht, denn sie konnte nicht wiedersprechen. HĂ€tte sie ihr geglaubt? HĂ€tte sie mehr zugehört als bei Hagrid, wahrscheinlich nicht. Und auch wenn sie sich dafĂŒr schĂ€mte, jetzt ging es darum, in die Zukunft zu schauen.
âSie können jetzt zurĂŒck zu Miss Weasley.â sagte sie zu Luna. âIch werde jetzt ein ernstes GesprĂ€ch mit Eduardo und danach mit seinen Eltern haben. Ich denke, er wird vor Gericht geschickt, denn ich werde ihn anklagen, im Sinne von Miss Weasley, hoffe ich. Aber ich werde vorher natĂŒrlich auch mit ihren Eltern sprechen, die bereits da sein mĂŒssten, oder auf dem Weg sind.â
Luna nickte, stand auf und ging Richtung TĂŒr.
âAch eins wĂŒrde mich noch interessieren.â sagte da Minerva. âWenn es nicht zu persönlich ist. Ist das zwischen ihnen und Miss Weasley gespielt oder echt?â
Luna drehte sich langsam um und schaute ihre Professorin an und ihr war noch nie so bewusst gewesen, wie wenig sie ĂŒber ihre SchĂŒtzlinge und SchĂŒler wusste.
âIch habe einen Freund und Ginny liebt Harry.â sagte sie leise und Minerva nickte, das hatte sie sich gedacht, es war alles nur ein Plan.
âAber...â sagte Luna da. âMeinen sie nicht, es ist ab heute echt? FĂŒr das Schloss, fĂŒr sie und fĂŒr Ginny und mich?â
Das MĂ€dchen wartete nicht auf eine Antwort und lieĂ Minerva mit ihren Gedanken alleine. Was hatte sie damit gemeint?
Ohne Frage, Luna Lovegood war ihre rĂ€tselhafteste SchĂŒlerin.
âIst es ab heute echt?â fragte Minerva sich flĂŒsternd. Zwei Sachen waren ihr in diesem Moment klar.
FĂŒr das ganze Schloss wĂŒrden es immer die Ginny und die Luna bleiben, die sich mitten in der GroĂen Halle zĂ€rtlich gekĂŒsst hatten und die Freundschaft zwischen den beiden stand einer Ănderung bevor oder durchging sie bereits, denn was sie durchgestanden hatten, wĂŒrde seine Spuren hinterlassen.
Ja, wahrscheinlich war es ab heute echt, denn es lebte.
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