
von Nurbla
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Ginny öffnete den Brief, den der braune Waldkauz eben gebracht hatte, mit einem Messer.
Es vielen eine Karte mit einem Foto drauf und ein Brief heraus. Ginny entfaltete zuerst den Brief.
Liebe Ginny, mein Schwesterchen,
das Baby ist endlich da!!!
Es ist ein Mädchen und wir haben es Victoire genannt.
Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glĂĽcklich ich bin. Morgen kommen Fleur und die kleine schon nach Hause und ich: Bin gerade hier um alles vorzubereiten.
Mum und Fleurs Mutter helfen wo sie können und werden auch nächste Woche hier sein.
Lass doch mal von dir hören, denn hier weiß niemand so richtig, wie es dir geht,
ganz liebe GrĂĽĂźe und ich hoffe es geht dir gut,
dein groĂźer Bruder
Auf der Karte war ein Foto von Bill und Fleur mit dem Baby und den ĂĽblichen Angaben.
Ginny schaute sich die Karte an und sah, wie glücklich ihr Bruder war. Hätte Eduardo neben ihr nicht in diesem Moment den Brief genommen, hätte sie angefangen zu heulen.
Hermine schlenderte gedankenverloren die Winkelgasse entlang, guckte hier und dann in die Schaufenster und betrat dann Magische Mode-dein Design.
Die LadentĂĽr klingelte und zu ihrer Rechten verbeugte sich eine Schaufensterpuppe mit edlem Anzug.
Staunend blickte Hermine sich um. Überall im raum waren mit Schaufensterpuppen kleine Szenen nachgestellt: Ein Restaurantbesuch, ein älteres Paar, das Walzer tanzte, drei Mädchen auf einem Sofa, zwei Typen, die offensichtlich Quidditsch spielten während zwei Mädchen zuguckten. Und alle waren natürlich dem Anlass entsprechend angezogen.
Hermine trat an den Tresen und klingelte eine kleine Glocke. Kurz darauf kam eine junge Frau mit schwarzen Haaren aus einem Hinterzimmer.
“Hi!” sagte sie und lächelte. “Kann ich dir helfen?”
“Ich suche Betty.” sagte Hermine und erwiderte das Lächeln zaghaft.
“Ich such sie mal.” sagte die schwarzhaarige und verschwand wieder. Kurz darauf kam Betty hinter den Tresen. Al sie jedoch erkannte, wer vor ihr stand, rief sie aus: “Hermine!” und kam um den Tresen herum und nahm sie zur Begrüßung fest in den Arm. “Was machst du hier? Habt ihr deine Eltern gefunden? Wie geht es dir überhaupt?”
Hermine lachte. “Mir geht es so weit super. Ja, wir haben meine Eltern gefunden und was ich hier mache? Na, deine Einladung annehmen.”
“Cool, wir haben gerade sowieso nichts zu tun.” strahlte Betty. “Komm mal mit. Du warst doch von meinem Spiegel so begeistert. Jetzt zeig ich dir mal was richtig geiles.” Und sie führte Hermine durch einen Flur in einen großen Raum.
Hermine stand in dem leeren Raum und sah sich ratlos um. “Was genau ist das hier?” wollte sie wissen.
“Mach mal die Augen zu.” sagte Betty und lächelte aufmunternd. Hermine gehorchte. “So, und jetzt stellst du dir einen Ort vor, an dem du diese Sachen demnächst mal tragen willst.”
Hermine dachte nach und wusste nichts. “Keine Ahnung. Sind doch normale Sachen.”
“Wo wirst du heute Abend essen?”
“Bei Harry denke ich mal.”
“Ok, stell die Harrys Küche vor.”
Hermine stellte sich Harrys Küche vor, bis Betty sagte: “Augen auf!”
Hermine öffnete die Augen und machte einen überraschten Ausruf. Sie standen mitten in Harrys Küche.
“Sind...sind wir appariert?” wollte sie verdutzt wissen.
“Nein.” lachte Betty. “Der Raum kann nur alle Gestalten annehmen.”
“So wie der Raum der Wünsche...” sagte Hermine kichernd, “nur anders.”
Betty nickte zustimmend und als Hermine zu ihr zurĂĽck lief, ging sie erst durch den Gang einer Kirche, dann durch ein sehr enges Lokal und kam schlieĂźlich zu den blinkenden Lichtern einer Disco bei Betty an.
“Das ist hoch komplexe Magie auf dem Lehrzweig der Verwandlung!” rief Hermine völlig begeistert aus.
“Tja, ich hab neben dem Design auch Verwandlung gemacht. War ganz praktisch.” sagte Betty scheinbar gleichgültig, doch Hermine sah den Stolz in ihren Augen.
“Du bist übrigens die erste, außer Gina, meiner Freundin von vorhin, die den Raum hier zu Gesicht bekommt. Wir nehmen ihn erst demnächst in Betrieb.”
“Was sagt eigentlich Mdm Malkins dazu?” wollte Hermine wissen.
“Der sind wir doch keine Konkurrenz.” lachte Betty. “Die hat doch mehr so typische Zaubererumhänge und sonn Kram. Wir sind nen bischen abgehobener, ein bischen moderner.”
Hermine nickte verstehend und da standen sie auf einmal wieder in dem leeren Raum.
“Und was hast du vor, heute?” wollte Betty wissen, als sie in den Ladenteil zurück gingen.
“Nichts bestimmtes.” antwortete Hermine.
“Machen wir was zusammen?” wollte Betty wissen.
“Gerne, aber musst du nicht noch hier im Laden sein?”
“Ach, das geht bestimmt klar.” sagte Betty abwinkend und rief: “Gina? Komm mal!”
“Was’n?” wollte Gina wissen und kam hinter einer Ansammlung von Schaufensterpuppen hervor.
“Ach, da bist du!” lachte Betty. “Sag mal Gina, nimmst du’s mir übel, wenn ich früher Schluss mache?”
“Nö nö, geh mal!” erwiderte Gina. “Sag mal Betty, wo genau hast du eigentlich Louise versteckt?”
“Die ist in der Disco.”
“Ach so, na dann viel Spaß euch!”
“Louise ist unsere Starpuppe” erklärte Betty Hermine, während sie ihren Mantel überzog. “Sie war die erste und ist unser absoluter Liebling. Und Disco heißt, die Disco-Szene.”
“Das hätte ich mir auch denken können.” sagte Hermine grinsend. “Was hast du denn vor zu machen?”
“Haha...pass auf.” sagte Betty. “Was hältst du vom Verfluchten Café?”
“Verfluchtes Café? Kenn ich nicht.” stellet Hermine fest. “Ist das gefährlich da?”
“Nee, eher nicht. Es sei denn, du hast Angst, süchtig nach Kaffee zu werden.”
“Ja, ich bin dafür.” lachte Hermine. “Wo ist das denn?”
“Ganz nah!” antwortete Betty. “Guck wir müssen nur diese kleine Seitenstraße rein und dann sind wir gleich da. Hier rum, Hermine.”
Sie bogen in eine kleine Seitengasse ein, die Hermine vorher nie aufgefallen war. Sie war sehr eng und dadurch wirkten die kleinen Häuser sehr hoch.
“Och ist das süß hier!” rief Hermine entzückt aus. Es waren sehr alte Häuser, zum Teil schief und mit so kleinen Türen, dass Hermine sich hätte bücken müssen, wenn sie hindurch gewollt hätte.
“Ja, oder? Und hier ist das Café.” Betty öffnete die Tür und sie traten ein. Es war ein kleiner, gemütlicher Raum. In der Ecke brannte knisternd ein Feuer im Kamin, die kleinen Tische waren mit Kerzen beleuchtet und der Raum war sehr verwinkelt, deshalb wirkte er kleiner als er wohl war.
In einer recht düsteren Ecke saß ein Pärchen und an einem anderen Tisch eine ältere Dame mit vielen Einkaufstaschen.
“Ich will da hinten ans Fenster...am liebsten.” sagte Betty. Hermine zuckte die Schultern und sie ließen sich an einem kleinen Tisch am Fenster nieder.
“Guten Tag!” die Bedienung war eine ältliche, gemütlich wirkende Dame mit grauer Dauerwelle, einer grünen Schürze und einer pinken Brille.
“Hallo.”
“Was hätten die Damen denn gerne?”
Hermine schaute Betty fragend an.
“Zwei Kaffee und...weißt du was...ach klar, du bist ja muggelgeboren. Magst du Bienenstich, Hermine? Der ist hier himmlisch.”
“Ja!” sagte Hermine.
“Also zwei Kaffee und zwei Bienenstich?” hakte die bedienende Dame nach. Betty nickte und sie entfernte sich schlurfend und verschwand, wahrscheinlich in die Küche.
“Und da hast also deine Eltern gefunden?” fragte Betty nach kurzer Stille.
Hermine nickte. “Das hat echt lange gedauert, aber jetzt sind sie wieder da und vor allem sie selber.”
“Und das hast du alles alleine gemacht?” wollte Betty erstaunt wissen.
“Nee, Ron hat mir geholfen. Obwohl, so viel Hilfe war das nicht. Er kannte sich ja gar nicht in der Muggelwelt aus.”
Betty grinste. “Wer ist Ron? Dein Freund oder ein Freund?”
“Ich vergess irgendwie immer, dass wir uns noch gar nicht kennen, eigentlich.” lachte Hermine. “Ron ist mein Freund. Sozusagen. Wir sind verlobt.”
Betty lächelte und guckte dabei ein bischen traurig und Hermine fiel ihr letztes Gespräch ein.
“Sorry!” sagte sie. “Ich hatte vergessen, dass du...”
“Ist schon ok.” unterbrach Betty sie. “Es ist nur immernoch schwer es zu begreifen.”
Hermine nickte stumm, was sollte man da sagen?
“Das ist...” Hermine stockte. “...bestimmt hart, oder?”
Betty reagierte nicht.
“Ich meine” fuhr Hermine fort. “Wenn ich mir vorstelle Ron würde, oh mein Gott, das kann ich mir nicht vorstellen. Es war schon so schlimm genug, als er Harry und mich alleine gelassen hat.”
“Hat er?” wollte Betty überrascht wissen. Hermine nickte.
“Er hat unter den schlechten Umständen mehr gelitten als Harry und ich. Du musst wissen, wir waren im Winter mit dem Zelt unterwegs und ständig mit bösen Sachen um uns rum und ohne was zu Essen.
Als er gegangen ist...Das war schrecklich und wir haben nie darüber geredet.”
Kurz war Betty still. “Vielleicht...” sie zögerte. “Hermine, siehst du, ich hatte nie die Chance mit ihm darüber zu sprechen. Du solltest die Chance nutzen und mit Ron darüber reden.”
“Es ist mir im Moment nicht so wichtig. Vielleicht irgendwann mal.” wich Hermine aus. Sie hatte in Wirklichkeit Angst, denn diese Zeit war so schrecklich gewesen, da wollte sie noch nicht drüber sprechen.
“Das ist doch total verrückt.” sagte Betty da wieder fröhlicher ohne weiter auf Hermines Antwort einzugehen.
“Was?” Hermine schüttelte verwirrt den Kopf.
“Na guck doch.” lachte Betty. “Wir sehen uns zum zweiten Mal und unterhalten uns über so persönliche Sachen.”
Hermine lächelte schwach und nickte. “Ich hab bei dir einfach das Gefühl, ich kann dir vertrauen und krieg auch deine eigene Meinung zu hören.”
Betty erwiderte nichts. Aber sie nickte kaum merklich.
“Ihre Bestellung!” kam die Bedienung und stellte den Kuchen und die beiden dampfenden Kaffeetassen auf den kleinen Tisch.
“Danke!” strahlte Betty und musterte ihr Kuchenstück gespielt gierig.
“Guten Appetit!” lachte die Bedienung und schlurfte wieder davon.
“Du kommst also Übermorgen wieder, ja?” rief Betty ihr noch einmal nach, als Hermine die Winkelgasse verließ. Sie fühlte sich leicht. Leichter als seit langem und auf einmal schien alles möglich.
Vor ihr lag eine Zukunft, die endlich, endlich Frieden verhieß. Nichts konnte sie mehr davon abhalten, glücklich zu werden und sie wusste, mit großer Wahrscheinlichkeit würde Betty neben ihr gehen und ihre Hand halten, falls es mal nötig war.
Hermine hatte nicht gewusst, dass man so schnell Freundschaft schlieĂźen kann.
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