
von Nurbla
29
Es war eine beachtliche Menge an Leuten, die sich nach der Beerdigung noch zusammen fanden. Mrs Tonks lud sie alle zu sich ein und sie und Betty hätten extrem viel Arbeit alleine mit Tee und Kaffee kochen gehabt. Doch sie kriegten unerwartete Unterstützung. Mrs Weasley und Mr Delacour, sowie Hermine, Luna und Dean boten ihre Hilfe an. Gerade Mrs Tonks war sehr glücklich über diese Hilfe. Schnell spielten sie sich als Team ein und Hermine fand sich, zusammen mit einer Frau, die wohl etwa fünf Jahre älter als sie war, beim spülen wieder.
“Hi!” sagte Hermine.
“Hi, Hermine, stimmt’s?”
Kurz war Hermine erstaunt, bis ihr wieder mal einfiel, dass auch sie berĂĽhmt war.
“Ja.” sagte sie und lächelte wahrend sie mit einem Schlenker des Zauberstabs das Geschirrtuch dazu brachte die Tassen abzutrocknen.
“Ich bin Elizabeth, aber nenn mich Betty, das machen alle.”
“Ok” sagte Hermine und wusste nicht weiter. Smalltalk war nicht so ihre Stärke.
“Hat Harry nicht von mir erzählt?” wollte Betty wissen und ließ Wasser über das Besteck fließen. “Ich wohne bei Andromeda.”
“Ach du bist das!” fiel Hermine ihr Gespräch von Heilig Abend wieder ein. “Doch, Harry hat von dir erzählt, hatte ich nur ganz vergessen.”
“Naja, ist ja nicht schlimm.” meinte Betty und zwinkerte mit ihrem linken Auge. “Nur weil viele dich kennen, heißt das ja nicht, dass du die auch alle kennen musst.”
Hermine lachte. “Manche erwarten das.”
“Stimmt. Kennst du das, wenn irgendwelche alten Leute kommen und ganz entzückt sind, wie groß und hübsch und erwachsen du geworden bist. Und man steht da und fragt sich: Wer ist das?”
“Oh ja!” stimmet Hermine zu. “Besonders schlimm ist das bei Geburtstagen von meinen Großeltern.”
Betty nickte zustimmend, schlug die Hände vor dem Mund zusammen, riss ihre Augen in gespieltem Erstaunen weit auf und rief: “Hermine, Kleine! Bist du wieder groß geworden. Schon eine richtige Dame!”
Hermine musste lachen und Betty verlor die Kontrolle über die, vom Zauberstab dirigierte Bürste. Sie flog unkontrolliert auf Hermine zu und hinterließ einen großen nassen Fleck auf ihrer Bluse. Hermine hielt sich den Bauch vor Lachen, während Betty versuchte sich Luftschnappend zu entschuldigen.
Den Trockenzauber, den die beiden kurz darauf anwendeten, ging gründlich schief und färbte die Bluse teilweise türkis.
“Oh nein!” jammerte Hermine und schaute entsetzt an sich runter. Sie hatte die Bluse gerne gemocht. Aber sie konnte Betty unmöglich böse sein.
“Komm mit!” sagte Betty, stoppte den Abwasch und zog Hermine an der hand durch einen Gang am überfüllten Wohnzimmer vorbei die Treppe hoch.
“Hier!” sagte sie und stieß eine Tür auf und trat in ein Zimmer ein, dass sehr ordentlich aber trotzdem nicht ungemütlich war. Gerade so, wie es Hermine gerne mochte.
Betty stürzte sich auf einen kleinen Schrank und begann darin herum zu wühlen. “Ich find nichts! Warte mal eben!” kam es gedämpft und dann verschwand sie ganz im Kleiderschrank.
Hermine musste über ihr eigenes Erstaunen lachen. Aber warum sollten Zauberer nicht auch magische Kleiderschränke besitzen?
“Da!” sagte Betty strahlend als sie umständlich zwischen ihren Kleidern hervor kletterte. “Das habe ich gesucht. Es wird dir hervorragend stehen!”
Hermine war sich da nicht so sicher. Es war eine Bluse in cobaltgrĂĽn. Eigentlich trug sie kein grĂĽn, es stand ihr einfach nicht.
“Na komm schon!” drängte Betty und Hermine dachte sich, dass es wahrscheinlich doch besser aussah, als der türkise Fleck auf ihrer schwarzen Bluse. Schnell tauschte sie die Kleidungsstücke und guckte dann kritisch an sich runter. Verstohlen schaute sie sich um. Hatte Betty denn überhaupt keinen Spiegel?
“Brauchst du einen Spiegel, Hermine?” fragte Betty in diesem Moment und ohne eine Antwort abzuwarten schwenkte sie ihren Zauberstab und Hermine riss vor erstaunen die Augen auf.
Eine ganze Zimmerwand war auf einmal ein Spiegel, der auch noch von allen Seiten beleuchtet war.
“Wow!” kriegte sie schließlich heraus und lief auf und ab. Das Grün stand ihr erstaunlich gut, das hätte sie nicht gedacht.
“Komm, wir müssen wieder runter!” erinnerte Betty sie.
“Ach ja, hätte ich fast vergessen.” gab Hermine zu. Nebeneinander gingen sie zurück in die Küche um sich dem, gewaltig gewachsenen Berg von dreckigem Geschirr zu widmen.
“Wo hast du so eine tolle Zimmereinrichtung her?” wollte Hermine immernoch beeindruckt wissen.
“Ich bin Modedesignerin, da brauch man so was einfach.” sagte Betty ernst. “Und wenn man es einmal hatte, will man nie mehr drauf verzichten.”
“Bei den Magiern gibt’s auch Designer?” fragte Hermine. “Ich bin Muggelgeboren!” fügte sie schnell hinzu. “Und über manches denkt man da halt nicht nach und dann bin ich von sowas total überrascht. Nur normalerweise kann ich das nicht zeigen...”
“Klar gibt es magische Designer. Nicht so viele, aber genug.”
“Und wie lange machst du das schon?” wollte Hermine, neugierig geworden, wissen.
“Ich bin gerade ein halbes Jahr mit der Ausbildung fertig und bin jetzt dabei, ein eigenes Geschäft aufzuziehen. Mit einer Freundin zusammen. Das ist ziemlich anstrengend, macht aber auch total Spaß.”
“Und wo macht ihr das?” wollte Hermine interessiert wissen.
“Wie lange warst du nicht mehr in der Winkelgasse?” fragte Betty zurück.
“Lange...” sagte Hermine nach kurzem Denken. “Ich glaube in den Sommerferien.”
“Da hatten wir die Räume noch nicht. Dann konntest du das auch gar nicht wissen.” sagte Betty. “Du könntest uns doch mal besuchen kommen!”
“Würd ich echt gerne.” sagte Hermine und kriegte fast ein schlechtes Gewissen. “Aber das geht wohl in der nächsten Zeit nicht. Ich bin nicht da.”
“Nein? Was machst du denn?” fraget Betty.
“Ich und Ron suchen nach meinen Eltern.”
Betty schaute etwas erstaunt, deshalb fügte Hermine hinzu: “Als wir letztes Jahr losgezogen sind um Voldemort zu besiegen, da hab ich ihnen einen Gedächtniszauber verpasst und sie sind ausgewandert. Das Problem ist, kein Mensch weiß, wo genau sie sind.”
“Oh” sagte Betty und schaute Hermine betroffen an. “Das ist hart.”
“Besser, als wenn Voldemort sie gekriegt hätte und...” Hermine zögerte und schluckte. “...sie wissen ja nicht, dass es mich gibt.”
“Du-weißt-schon-wer hat echt viel kaputt gemacht.” sagte Betty verbittert. “Ich war verlobt.”
“Du warst verlobt?” wollte Hermine mit einem mulmigen Gefühl wissen.
Betty nickte. “Ich hoffe ja, dass es aus Angst und nicht aus Überzeugung war. Auf jeden Fall ist er zur anderen Seite übergelaufen.”
Hermine wusste nicht, was sie sagen sollte. Da fuhr Betty fort: “Du-weißt-schon-wer hat nicht viel Einfluss auf mein Leben gehabt und hat nicht viel bei mir verändert. Anders als bei dir, denke ich, aber dafür hasse ihn!”
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