von Nurbla
25
Ginny wachte auf und tappte verschlafen durch den Schlafraum zu dem großen Wandspiegel. Kurz musste sie blinzeln bevor sie klar gucken konnte. Dann sah sie, dass sie völlig verschmiert war. Sie hatte gestern Nacht keine Lust mehr gehabt sich abzuschminken.
“N’Morg’n” nuschelte Isobel verschlafen.
“Morgen.” erwiderte Ginny nicht minder verpennt.
“Guten Morgen allerseits!” trällerte Demelza in diesem Moment und kam von draußen rein. “Auch endlich wach?”
“Naja, ne?” sagte Ginny wage und begann sich abzuschminken während Isobel sich nochmal unter ihrer Decke verkroch und irgendwas von Kopfschmerzen murmelte.
“Das heißt, ich kann endlich Geschenke auspacken!” rief Demelza und stürzte sich auf ihren Stapel von bunten Päckchen. Während sie begann auszupacken sagt sie gespielt nebenbei: “Ach Ginny, was ist denn jetzt mit dir und Eduardo?”
“Wieso, was soll sein?” fragte Ginny und konnte ein Grinsen nicht ganz unterdrücken. Ok, sie liebte Eduardo nicht wirklich, aber das hieß ja nicht, dass sie es nicht genoss geliebt zu werden. Isobel tauchte wieder auf und schaute sie neugierig an.
“Ach komm schon Ginny, seit ihr jetzt offiziell zusammen oder nicht?”
“Wonach sah’s denn aus?” wollte Ginny wissen und begann sich umzuziehen.
“Ziemlich offiziell.” grinste Demelza und fing an das nächste Geschenk auszupacken.
“Oh man, Ginny!” stöhnte Isobel. “Ich muss ja sagen, du hast mit den Jungs echt Glück.”
“Häh?” fragte Ginny erstaunt. Das sah sie eigentlich anders.
“Na guck mal” erklärte Isobel. “Dean war kein schlechter Fang. Er ist beliebt und sieht nicht schlecht aus. Naja und Harry...”
Ginny wandte sich wie beiläufig beim Umziehen ab. Die beiden brauchten den kurz aufflackernden Schmerz in ihren Augen nicht sehen. Sollten sie doch wie alle anderen denken, sie wäre glücklich.
“...ist eben Harry Potter. Nicht jeder kann von sich behaupten mit so jemandem zusammen gewesen zu sein, oder?”
“Du glaubst also, ich war mit Harry zusammen, weil er berühmt ist?” Ginny fuhr zu Isobel herum.
“Nein Ginny, so war das nicht gemeint.” verteidigte sich Isobel schnell. Aber Ginny wusste, dass das nicht stimmte. Es war so gemeint gewesen und sie wusste auch, dass Isobel es im Moment nicht besser wusste.
“Und dann Eduardo” sprach Isobel ungetrübt weiter, als hätte Ginny nie was gesagt. “Ich hab noch nie jemanden getroffen, der so nett war und dabei so verdammt gut aussah.”
Darauf sagte Ginny nichts. Es war die Wahrheit, aber ihr lag nicht viel daran. Wäre Eduardo hässlich und hätte um sie geworben, sie hätte ebenso nachgegeben. Aufjedenfall hoffte sie das es so war, denn sie wollte nicht so oberflächig sein.
Sie konnte es nicht verleugnen, sie probierte ihr Motto: Immer ungetrĂĽbt weite leben, aufrecht zu erhalten.
Ein paar Tage später kehrte Luna zurück. Als Ginny sie strahlend die Treppe hochkommen sah, wurde ihr etwas mulmig. Sie wusste ja, was Luna von Eduardo hielt. Aber die Freude des Augenblicks wollte sie sich nicht verderben lassen. Erfreut schloss sie die Freundin in die Arme und sagte: “Schön, dass du wieder da bist!” Dann schob sie Luna etwas weg und schaute ihr forschend ins Gesicht. “Und?” fragte sie schließlich.
“Und was?” wollte Luna nicht halb so verträumt wissen, wie Ginny es gewohnt war.
“Ist küssen so, wie du es dir vorgestellt hattest?” Ginny war sich ihrer Sache ziemlich sicher.
“Ey, woher weißt du, dass das mein erster Kuss war?” wollte Luna empört wissen. “Und woher, dass wir uns geküsst haben.?”
“Das erste, du bist meine beste Freundin Luna, auch wenn ich manchmal denke, ich kenne dich kein bischen, kenn ich dich doch besser als alle anderen. Und das zweite...ginnysche Intuition und außerdem kenne ich Dean wahrscheinlich auch besser als viele andere.” sagte Ginny lachend.
“Wie war denn der Weihnachtsball?” wollte Luna direkt wissen.
“Schön” wich Ginny aus. Dann seufzte sie. Luna würde es sowieso erfahren. “Ich habe Eduardo geküsst.” Sie merkte selber, dass es nicht ganz glücklich klang.
“Ginny,” sagte Luna und ihrem Tonfall konnte man nichts entnehmen. “Ich hatte sowas befürchtet. Warum?” schnell sprach sie weiter. “Ich meine, ich hab noch mal über ihn nachgedacht. Ich mag Eduardo nicht und er ist irgendwie so komisch.”
“Na und?” fragte Ginny trotzig. “Er liebt mich wenigstens.”
“Harry hat dich auch geliebt!” sagte Luna fast unhörbar. Dafür antwortete Ginny umso lauter. “Und er hat sich wie ein Arsch benommen.”
“Vielleicht.” gab Luna zu. “Aber du liebst Eduardo nicht wirklich. Harry hast du geliebt.”
Und in einem Anfall von Schwäche gab Ginny das zu, was andere nicht einmal ahnten. Sie hörte den Schmerz in ihrer Stimme. “Ich weiß. Und es ist noch immer so. Aber so wie er sich benommen hat, will ich das nicht. Ich hab auch so meine Prinzipien.”
“Aber du willst mit Eduardo zusammen sein, den du nicht liebst?” wollte Luna wissen und Ginny war über ihre Diskussionsgabe erstaunt.
“Ja.” versicherte Ginny.
“Du lässt dich ablenken. Du spielst mit ihm. Aber glaub mit Ginny, das wird sich umdrehen und dann wird er mit dir spielen.”
“Ich vertraue Eduardo.”
“Ja, mehr als mir.” sagte Luna bitter, wandte sich ab und ging.
Den Tränen nahe flüchtete Ginny aus den öffentlichen Korridoren. Sie waren noch nicht einmal dazu gekommen über Dean zu sprechen.
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