
von Nurbla
24
“Harry!” schrie Hermine und stürzte sich auf ihn. “Harry, tut mir Leid, dass wir einfach gegangen sind, aber ich musste einfach mal hier weg.”
“Hi erst mal!” sagt Harry überrumpelt und legte sein Buch auf Rons Bett.
“Hi!” sagte Ron und grinste ihn an während Hermine fest ihre Arme um Harry schlang, wahrscheinlich in der Absicht, ihn zu erwürgen oder so.
“War schon ok” grinste Harry und musterte seine Freunde. “Ihr seht gut aus.” stellte er fest und betrachtete sich noch genauer. “Irgendwie nach Sommer.”
“In Australien ist Sommer.” sagte Hermine und ließ sich neben Harry aufs Bett fallen. “Deshalb haben wir auch erst noch mal Urlaub gemacht.”
“Und, wie lüft die Suche?” wollte Harry wissen, während Ron sich auf seinen Schreibtisch setzte.
“Nicht so brillant.” antwortete Hermine. Aber sie schien zu gut gelaunt, um sich davon runterziehen zu lassen. “Wir haben in den Flughäfen geforscht und wissen, dass Mum und Dad angekommen sind in Australien. Aber dann haben wir ihre Spur verloren.”
“Yep.” bestätigte Ron. “Wir waren in eine Millionen Einwohnermeldeämtern.”
“Ron!” sagte Hermine vorwurfsvoll. “Es waren drei Einwohnermeldeämter.”
Harry grinste. Das waren seine Freunde, wie er sie kannte.
“Auf jedenfall” fuhr Hermine fort, “sind sie nicht mehr in Australien und ich habe keine Ahnung warum.”
“Und was wollt ihr jetzt machen?” wollte Harry wissen.
“Nochmal alle Flughäfen und wenn wir da nichts finden, alle Häfen prüfen” sagte Ron und klang nicht besonders glücklich.
“Mir graut auch schon davor, schrecklich.” sagte Hermine und verzog ihr Gesicht. “Aber das zur Seite. Wie geht es dir? Was hast du gemacht, als wir weg waren?”
“Ja genau” wollte auch Ron wissen, “Wie war die Trainingswoche?”
“Klasse!” sagte Harry, froh über ein unheikles Thema. “Inzwischen fühl ich mich echt zuhause im Team. Ach und Micheal meint, dass die Mannschaft spitze ist. Also haben wir ne Chance bei der WM.”
“Wer ist Micheal?” wollte Hermine wissen.
“Micheal Rouse.” erklärte Ron. “Trainer der britischen Nationalmannschaft.” half er noch nach.
“Ach so.” lachte Hermine. “Sorry.”
“Hermine und Quidditsch...” Ron schüttelte bedeutungsvoll den Kopf.
“Das ist ungefähr so wie du und Alte Runen.” verteidigte sich Hermine lachend.
“Das kann man nicht vergleichen.” stand Harry Ron bei. “Das sind total verschiedene Bedingungen.”
“Genau!” griff Ron das Argument auf. “Ich wurde immer abgelenkt und hatte nie eine gerechte Chance Runen zu lernen.”
Ein leichter Rosaton überzog Hermines Wangen und sie warf Harry einen kurzen Seitenblick zu. Harry lächelte sie an. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt, dass seine beiden besten Freunde heiraten würden.
“Und was machst du, wenn du nicht trainierst?” überspielte Ron die Stille.
“Hm” überlegte Harry. Was machte er so? “Ich probier weiter den Grimauldplatz zu renovieren. Also wirklich wohntauglich zu machen. Bridget hilft mir manchmal dabei, aber es ist trotzdem extrem viel Arbeit.”
Obwohl Hermines Kopf fast unmerklich zu ihm herumgeschnellt war, bei der Erwähnung von Bridgets Namen, gingen sie und Ron nicht auf die Bemerkung ein. Vielleicht, weil sie nicht über Ginny reden wollten. Harry rechnete es ihnen hoch an. Auf jeden Fall, weil sie Rons Schwester und, so weit Harry das wusste, Hermines beste Freundin war. Beide hätten sie ein echtes Recht darauf, ihn auf Ginny anzusprechen, aber sie taten es nicht.
“Guten Morgen, Schneekönigin!” begrüßte Eduardo Ginny am Morgen des heiligen Abends.
“Schneekönigin?” wollte Ginny wissen und setzte sich schmunzelnd neben ihn an den Gryffindortisch.
“Wieso nischt?” verteidigte sich Eduardo. “Diesen Titel `ast du dir neulisch gut verdient.”
“Und was bist du?” fragte Ginny und warf ihm einen kurzen Blick zu.
“Weiß isch nischt. Du?” wollte er wissen.
“Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Was machen wir bis heute Abend?”
“Keine Ahnung. Isch kann ja nischt in den Gryffindorturm. Sonst könnten wir ein bischen Zauberschach oder so was spielen.”
“Und was hältst du davon, wenn wir gehen und rausfinden, ob der Raum der Wünsche noch funktioniert?” fragte Ginny. Eduardo war einverstanden und so machten sie sich nach einem leckeren Frühstück auf den Weg in den 7. Stock. Als sie bei dem Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten angekommen waren, sagte Ginny: “Also hier ist der Raum der Wünsche gewesen. Hier gegenüber von diesem hässlichen Ding, dass sich Wandteppich schimpfen darf. Da hatten wir in der vierten die DA-Treffen mit Ha...” Ginny stockte. “Die Hermine organisiert hatte.”
Eine kurze Pause entstand und Ginny wusste, dass Eduardo wusste, dass sie ohne nachzudenken an Harry gedacht hatte. Ginny ärgerte sich schwarz als ihr leicht übel wurde. Sie musste sich endlich von Harry lösen. Er war Vergangenheit. Dann würde sie auch ihre Zeit mit Eduardo ungetrübt genießen können.
“Und wie kommt man da rein?” wollte Eduardo wissen und Ginny zwang sich alle trübseligen Gedanken zu verbannen.
“Was wollen wir für einen Raum?” fragte Ginny zurück.
“Einen Raum, wo wir einen netten Vormittag verbringen können?”
“Also...” erklärte Ginny. “Man muss ganz genau denken, was man will und dabei dreimal an diesem Stück Wand da vorbei gehen.”
Und das machten die beiden dann auch.
Ich will einen Raum, fĂĽr einen netten Vormittag mit Eduardo.
Wie komisch das klang. Irgendwie nicht richtig.
Ich möchte einen Raum, für einen netten Vormittag.
In Ginny erwachten Zweifel. Der raum war bestimmt kaputt.
Wenn es noch geht, eine Raum fĂĽr einen Vormittag.
Ginny öffnete gespannt ihre Augen. Ihr gegenüber tat Eduardo das Gleiche. Ginny guckte zu der wand und sah, dass wirklich eine Tür erschienen war. Eduardo drückte die Klinke und öffnete sie.
“Nach dir bitte.” sagte er und ließ Ginny vorbei. Auf den ersten Blick schien es perfekt funktioniert zu haben. In der Ecke eines mittelgroßen Raumes war ein Kamin mit einem gemütlichen Feuer. Darum herum waren Sessel gruppiert und von zwei Lampen an der Decke kam ein gemütliches warmes Licht. Doch der Geruch war unangenehm.
“Wow!” sagte Eduardo langgezogen. “Genial. Isch `ab noch nie von sowas ge`ört. Schön.” Er machte einen Schritt in den Raum und drehte sich zu Ginny um. Er hatte seine Nase verzogen. “Richt es `ier immer so schrecklich nach verbanntem Plastik?”
“Nein!” Ginny schüttelte angewidert den Kopf. “Das ist ja nicht zum Aushalten, wie schön es auch sein mag, lass uns gehen Eduardo.”
“Du `ast Recht. Lass uns `ier nischt su lange bleiben. Es könnte schädlich sein. Am besten, wir ge`en direkt jetzt.”
Harry beschloss noch mal kurz zum Grimauldplatz zu apparieren um zu ĂĽberprĂĽfen, dass Kreacher auch wirklich nicht arbeitete. Der Hauself hatte, seit Harry in dem alten Haus eingezogen war, eine regelrechte Arbeitswut entwickelt.
“Wir kommen mit, oder?” sagte Ron sofort und Hermine nickte.
“Harry” sagte sie im Rausgehen, “aber wenn du Kreacher doch befohlen hast nicht zu arbeiten, wie kann er es dann trotzdem?”
“Weiß nicht.” Harry zuckte die Schultern. “Meistens findet er eine Lücke in meinen Arbeitsverboten. Auch wenn es allmählich schwer für ihn werden sollte. Langsam kenn ich nämlich alle seine Tricks.”
“Das klingt echt total verrückt.” sagte Ron. Inzwischen gingen die drei die Straße entlang, an der der Grimauldplatz lag. “Auf jeden Fall für jemanden, der Kreacher kennt. Bzw. Ich müsste wohl sagen, dachte zu kennen.”
Harry nickte und beobachtete, während er die Haustür aufschloss seine Freunde. Trotzt der Verluste, die auch Ron und Hermine gemacht hatten, schienen sie ihre Ferien und den Frieden und ihre Liebe zu genießen. Ron strahlte eine Souveränität aus, die Harry an ihm völlig fremd war und Hermine schien im Gegensatz zu vorher über den Boden zu schweben. (Es sei denn, man verglich sie mit Fleur, aber das hatten alle schon längst aufgegeben.) Und Harry freute sich für seine Freunde.
Ein schönes Gefühl hatte von ihm Besitz ergriffen. Er fühlte sich zuhause und das hatte nichts damit zu tun, dass er jetzt im Grimauldplatz war. Nein es war das Gefühl, bei seinen Freunden zuhause zu sein. In einer Freundschaft, die so geworden war, weil sie so viel erlebt hatten, weil sie so viel zusammen gelebt hatten. Eine Freundschaft voller Einverständnis und Verständnis für einander.
Kreacher war nicht da.
“Wahrscheinlich in Hogwarts.” vermutete Harry.
“Hogwarts? Was macht er da?” fragte Ron. “Alte Kampfkollegen besuchen?”
“Nee, ich glaube eher, dass er Winky besucht.” sagte Harry grinsend. “Ganz sicher bin ich mir aber nicht.”
“Winky?” wollte Hermine verdutzt wissen.
“Ich glaube.” sagte Harry. “Aber wie läuft denn sowas bei Hauselfen?”
“Eigentlich so wie bei Menschen, wenn man sie lässt. Die meisten lassen sie, denn junge Hauselfen, die von Anfang an bei einem dienen, sind einfacher zu erziehen.” Hermine guckte Harry so böse an, als wäre das seine Schuld.
“Ich lasse Kreacher doch!” verteidigte sich Harry. “Und auch nicht, weil ich einen kleinen Hauselfen will. Aber wenn ich Kreacher freilassen würde, würde ihn das umbringen.”
“Kommt Leute.” ging Ron dazwischen. “Lass uns zurück gehen.”
Er lief demonstrativ zur TĂĽr und Hermine und Harry folgten ihm.
“Hast du eigentlich vor, BELFER fortzusetzen?” fragte Harry im Flüsterton.
“Das heißt B. ELFE R.!” empörte sich Hermine etwas zu laut, denn die Vorhänge von dem Bild von Sirius Mutter flogen auseinander.
“Du!” schrie sie. “Schlammblüter und Blutsverräter! Abschaum wohnt in meinem Hause!”
“Das ist jetzt mein Haus. Also halt die Kappe!” schrie Harry zurück und zog an dem Vorhang. Schnell packte Ron den anderen und zusammen zogen sie die Vorhänge wieder vor das keifende Portrait.
Hermine hatte ihre Hände vor dem Mund zusammengeschlagen und guckte schuldbewusst zu den Vorhängen. “Die alte Schreckschraube hatte ich total vergessen.” flüsterte sie. “Sorry!”
Ginny drehte sich noch einmal vor dem Spiegel. Sie schminkte sich eigentlich nie, aber sie war mit dem Ergebnis recht zufrieden. Isobel war wohl der gleichen Meinung.
“So wie du aussiehst, hast du ja echt alle Chancen bei Eduardo.”
Ginny warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. Sie brauchte nicht alle Chancen bei Eduardo, die hatte sie auch so. Aber hatte er auch welche bei ihr? Ja klar, sie hatte seine Spiele mitgespielt, aber wollte sie wirklich mehr als Freundschaft und Ablenkung?
“Ja, ich will!” sprach sie sich selber Mut zu, während sie langsam die Treppe Richtung Große Halle hinab stieg.
“Du siehst...” Eduardo schaute sie fest an. “wunderschön aus!”
Er lieĂź seinen Blick ĂĽber ihr mattgoldenes Kleid, das sie noch von der Hochzeit hatte, gleiten.
“Danke!” sie lächelte. Es fühlte sich gut an und in ihr erwachte Vorfreude, als sie sich bei Eduardo unterhakte und die Türen der Großen Halle aufgingen. Die Schüler strömten hinein und sahen sich verwundert staunend um. Statt den schwebenden Kerzen, die sonst immer hier die Halle beleuchteten, funkelten tausende von kleinen Sternen. Sie bewegten sich, schoben sich aneinander vorbei und bildeten, neben grotesken Mustern, ab und zu die Worte Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und Frohe Weihnachten. Unter den Sternen rannte Professor Flitwick und jagte einen besonders rebellischen Stern, der immer wieder versuchte, die anderen zu rammen und zum Explodieren zu bringen.
Doch der Rest der Halle war nicht sehr auffallend geschmückt. Hier und da stand ein kleiner Tannenbaum, schlicht geschmückt aber gemütlich von Kerzen beleuchtet. Die Haustische standen, genau wie der Lehrertisch, noch an ihren Plätzen. Doch bevor sich irgend jemand setzen konnte, verschaffte sich Mdm Hooch mit ihrer energischen Stimme Ruhe.
“Schüler!” rief sie als es fast ganz ruhig war. Das klang so als wollte sie ein Quidditschspiel eröffnen, fand Ginny.
“Wir haben uns überlegt, dass für heute die Haustische keine Haustische sind! Setzen sie sich wo sie wollen und mit wem sie wollen und dann möchte Professor Flitwick noch etwas sagen.”
Ein groĂźer Tumult brach aus. Ginny und Eduardo ergatterten schnell einen Platz und so hatte Ginny Zeit sich umzugucken. AuĂźer einer Gruppe sehr mies dreinschauenden Slytherins hatten sich die SchĂĽler fast alle untereinander gemischt.
“Also!” rief Professor Flitwick schließlich über den langsam verebbenden Lärm. “Unsere liebe Professorin Minerva McGonagall ist ja gestern 60 geworden und ahnt nichts von diesem Ereignis. Professor Slughorn ist gerade los um sie zu holen, sie müsste eigentlich jede...”
Die Tür öffnete sich und Slughorn und McGonagall betraten die Halle. Wie vom Blitz getroffen blieb McGonagall stehen, während Slughorn ruhig weiterging und dabei grinste als wäre dies sein Geburtstag.
“Ihr habt...” doch sie brachte ihre Frage nicht zu Ende, denn irgendwo erschallte aus den Reihen verstreuter Gryffindors ein lautes und sehr schiefes Happy Birthday to you! Ein Großteil der Halle stimmte mit ein und erst heute wurde Ginny klar, dass die Professorin beliebter war als je zuvor. Die meisten hatten hier oder da im letzten Jahr von ihr Unterstützung gekriegt im Widerstand gegen die Carrows. Nur wenige hatten erlebt, wie kräftig und loyal sie sich in der entscheidenden Schlacht geschlagen hatte, aber alle hatten davon gehört.
Professor Flitwick hatte wohl ähnliche Gedanken, denn als die begeisterten Chöre endlich verklangen rief er: “Meine liebe Kollegin. Dir zu ehren, dem Frieden, der die Schule wiederhat, zu ehren und natürlich wegen Weihnachten, dem Fest der Liebe, haben wir diesen Ball organisiert. Mögen wir alle Spaß haben!”
Noch einmal klatschte die bunte SchĂĽlermenge und Professor McGonagall lief eilenden Schrittes zum Lehrertisch.
Harry klopfte sacht gegen die Tür und wartete. In dem Flur hinter der Tür knarrte es und dann öffnete die Tür sich soweit, dass Licht nach draußen flutete. Eine Frau, Harry schätzte sie auf Mitte zwanzig, musterte ihn und dann wurden ihre Augen groß, als sie erkannte, wer dort vor ihr stand.
“Hi” sagte sie schnell. “Ich bin Elizabeth.”
Und dann rief sie nach hinten ins Haus: “Andromeda! Für dich! Komm rein!” fügte sie an Harry gewandt hinzu.
“Harry!” rief in diesem Moment Mrs Tonks von der Stubentür aus. “Schön dich zu sehen!” Sie schloss ihn in die Arme und führte ihn dann zum Sofa.
“Ich wollte eigentlich nur Frohe Weihnachten wünschen.” sagte Harry etwas überrumpelt von dem herzlichen Empfang.
“Wie nett!” rief Mrs Tonks und Harry erkannte in ihr die Frau von vor einem halben Jahr nicht wieder. Sie schien fröhlicher und dadurch jünger und zum ersten Mal stellte er auch die Ähnlichkeit zu Tonks fest.
“Das ist übrigens meine Patentochter Elizabeth. Aber alle nennen sie Betty.” Die beiden setzten sich und in diesem Moment lugte ein kleines Kindergesicht hinter dem Sessel hervor.
“Und das ist Harry, Betty. Sein Patenonkel.” sie deutete auf das Kind und nahm es dann hoch. “Teddy, mein Süßer, das ist Harry!” Mrs Tonks streichelte ihm sanft über den Kopf.
“Ai?” machte ihr Enkelsohn fragend und blickte mit großen Augen zwischen seiner Großmutter und Harry hin und her. Dann verbarg er sein Gesicht an ihrer Brust.
“Ach, bist du schüchtern?” wollte sie wissen und nahm ihn in den Arm. “Das brauchst du aber nicht. Harry ist lieb. Oh, ich glaube, ich muss ihn wickeln.”
Als die beiden den Raum verließen, sagte Harry leise zu Betty: “Mehr Liebe könnte ihm eine Mutter auch nicht schenken, oder?”
“Nein!” Betty schüttelte den Kopf. “Aber sie ist auch nicht mehr die Jüngste. Deshalb bin ich hierhin gezogen, aber das weiß sie nicht. Sie denkt, ich wäre hier, weil ich sonst niemanden habe. Mein Verlobter hatte aus Angst, so hoffe ich zumindest, die Seiten gewechselt und ist daran zerbrochen.”
“Oh” war das einzige, was Harry dazu einfiel. Er fragte nicht nach, ob er tot war oder psychisch krank, es war egal, Betty hatte ihn verloren. Und es verwunderte ihn, dass sie so gleichgültig davon sprach.
“Ach, das ist kein schönes Thema für Weihnachten.” durchbrach Betty die Stille und lachte. “Wie lange bleibst du?”
“Nicht soo lange, fürchte ich.” sagte Harry.
“Wieso nicht?” wollte in diesem Moment Mrs Tonks mit einem frisch gewickelten Teddy auf dem Arm wissen.
“Ich bin eigentlich bei einem Freund...bei den Weasleys zu besuch.”
“Ach, die Weasleys.” sagte Mrs Tonks. “Das sind schon so ganz nette Leute. Kann ich verstehen, dass du dahin willst.”
Nach dem festlichen Essen ließ Professor Flitwick die großen Tische verschwinden und überall an den Wänden der Halle tauchten kleinere Sitzgelegenheiten auf. Diesmal gab es zwar keine Liveband, aber die Musik war sehr gut.
“Komm, lass uns tanzen, oder?” forderte Eduardo Ginny gleich beim ersten Lied auf. Sie warne eines der ersten Tanzpaare, aber die Fläche füllte sich schnell.
“Isch wusste gar nischt, dass ihr so gute Musik `ört!” sagte Eduardo nach einer Weile.
“Was dachtest du denn? Schlager oder was?”
“In Wirklischkeit `abe isch mir keine Gedanken darum gemacht. Aber so ist es oft. Wir in Beuxbaton `aben viele Vorurteile gegen die britischen Zauberer.”
“Ach wirklich?” wollte Ginny interessiert wissen. “Was denn zum Beispiel?”
“Naja” Eduardo musste grinsen. “Zum Beispiel, dass die Mädschen `ier nischt so `übsch sind wie bei uns.”
“Und, stimmt es?” wollte Ginny prompt wissen.
“Nein.” Eduardo schüttelte den Kopf. “Eine gewisse Schneekönigin hat mir das Gegenteil bewiesen.”
“Ach” sagte Ginny gespielt erstaunt. “Du hast eine Schneekönigin getroffen?”
Eduardo nickte und in der nächsten Drehung zog er sie ein Stück näher an sich und sie ließ sich willig führen.
Harry apparierte nach einer netten Stunde bei Mrs Tonks zurĂĽck zum Fuchsbau.
“Da bist du ja endlich, Harry. Wie wars?” wollte Ron wissen, doch Harry kam vorerst zu keiner Antwort, da Mrs Weasley laut sagte: “Harry Schatz. Schade, du hast das ganze Radiokonzert verpasst.”
“Oh nein, wie schade!” zischte Ron halb laut. Und auch Harry fand diesen Umstand alles andere als schade, auch wenn er das gegenüber von Mrs Weasley nie ausgesprochen hätte.
“Also, Harry, wie wars?” wollte Hermine neugierig wissen.
“Ach,” sagte Harry. “Mrs Tonks hätte mich am liebsten da behalten. Und Ted ist Fremden gegenüber wohl sehr schüchtern. Und die Patentochter von Mrs Tonks ist da um ein bischen darauf zu achten, dass Mrs Tonks sich nicht überanstrengt. Weil zu den allerjüngsten gehört sie ja nicht mehr gerade.”
“Das stimmt. Ich finde es toll, dass sie das Kind trotzdem behält.” sagte Hermine und in ihrer Stimme klang etwas verwundertes, aber auch etwas trauriges mit. “Und es ist auch toll, von der Patentochter.”
“Und wie ist der kleine Ted?” wollte Ron wissen.
“Weiß nicht. Niedlich?” Harry dachte daran, wie Ted `Ai?´ Gesagt hatte, so voller Verständnis, als hätte er wirklich etwas verstanden. “Ja” sagte er. “Ich mag den Kleinen!”
“Du musst sie öfter besuchen.” sagte Hermine bestimmt. “Dann gewöhnt er sich an dich und wir können auch mal mitkommen. Ich würde den kleinen Teddy auch gerne mal sehen.”
Der Ball neigte sich langsam den Ende zu, aber noch waren alle Schüler da und viele tanzten gerade zu einem sehr langsamen Song, den Ginny noch nie gehört hatte.
“Das war ein schönes Fest, oder?” sagte Eduardo und drehte sich mit ihr noch einmal im Kreis. “Ein fast perfekter Abend.”
“Wieso nur fast perfekt?” wollte Ginny wissen und dachte an den Abend, eigentlich wusste sie es.
“Nun ja.” sagte Eduardo und schaute ihr schweigend in die Augen.
“Was?” wollte Ginny wissen und schmiegte sich noch ein bischen näher an Eduardo heran. Sie hatte sich entschieden. Harry würde letztendlich vergessen und Vergangenheit werden.
“Ich frage mich,” sagte Eduardo und wandte seinen Blick noch immer nicht ab. “Wie die Schneekönigin wohl reagieren würde, wenn ich sie jetzt küssen würde?”
“Ach schon wieder die Schneekönigin.” erwiderte Ginny. “Ich würde es auf einen Versuch ankommen lassen, vielleicht ernennt sie dich zum Schneekönig?”
Eduardo lächelte leicht bevor er sie ganz an sich zog und ihre Lippen sich trafen.
“Harrys Küsse waren aber sanfte...Stopp Ginny, nicht an Harry denken, es ist Eduardo, den du gerade in aller Öffentlichkeit küsst”.
Sie waren stehe geblieben und Ginny wusste, dass von den Tänzern einige neugierige Blicke kamen, aber das kümmerte sie jetzt nicht.
“Vielleicht habe ich ein bischen den Hang zur Dramatik." Dachte sie. "Bei Harry hat ja...Stopp!”
Warum dachte sie die ganze Zeit nach? Das war ja sonst nicht so gewesen. Sie verpasste die ganze Süße, die ihr der Kuss zu versprochen vermocht hätte.
Doch Eduardo schien nichts von ihrem inneren Konflikt zu bemerken. Denn als er sie endlich losließ, lächelte er sie fast selbstgefällig an. Er hatte ja wohl auch sein Ziel erreicht, dachte sich Ginny und überspielte ihre Melancholie mit Fröhlichkeit.
“Aufwachen Harry!” rief Ron laut und Harry schreckte aus seinem Traum über einen Aufstand der Bademeister hoch.
“Was’n?” wollte er verschlafen wissen und setzte seine Brille auf.
“Ge-schenke!” Ron zog das Wort auseinander wie Kaugummi.
Das war ein mehr oder weniger allgemein wirkendes Zauberwort, was auch Harry wach machte. In diesem Moment kam auch Hermine in das Zimmer. “Fröhliche Weihnachten, Harry!”
“Danke, euch auch!” er setzte sich auf und beäugte seinen kleinen Berg Geschenke neugierig.
“Na los, mach auf!” rief Ron ungeduldig und setzte sich auf den Boden, nahm ein Geschenk und warf es Harry zu.
“Was habt ihr gekriegt?” wollte Harry neugierig wissen und fing an das Papier aufzureißen.
“Nicht viel.” sagte Hermine und klang fast ein bischen traurig. “Meine Eltern sind ja nicht wieder da. Aber von Molly hab ich einen Pullover gekriegt.” Und jetzt klang sie wirklich glücklich und strahlte über das ganze Gesicht. Harry meinte zu wissen, warum. Damit war Hermine in der Familie anerkannt und aufgenommen. Und er konnte nur ahnen, wie viel ihr das bedeutete, gerade weil ihre Eltern im Moment unauffindbar waren.
“Ja, und ich habe von Hermine ein Kochbuch gekriegt.” sagte Ron voller Abscheu und schüttelte sich. Harry prustete los. Aber er konnte es Hermine nicht verdenken. Wenn er Ron heiraten würde, was ja sowieso nicht in Frage kam, würde er wohl auch darauf bestehen, dass dieser wenigstens Spagettis, Pfannkuchen und Spiegeleier machen konnte.
“Ach ein Buch.” sagte Harry wenig überrascht, als er ihr Geschenk auspackte. “Was auch sonst, Hermine?”
“Das ist kein normales Buch.” sagte Hermine beleidigt. “Wenn du es aufschlägst, werden die Anweisungen laut und langsam gesagt, so dass du sie befolgen kannst.”
“Ah, so funktioniert mein Kochbuch auch!” sagte Ron halblaut.
Harry drehte das Buch um und laĂź voller Erstaunen den Titel: Die einfachsten Methoden ein schwieriges Heim zu renovieren.
“Ich hab ja gesehen, wie schwer du voran kommst. Also habe ich gedacht, diese Buch wäre vielleicht ganz nützlich.” Sagte Hermine.
“Klar!” bestätigte Harry. “Das ist echt eine gute Idee gewesen. Danke Hermine!”
Von Ron kriegt er ein eigenes Schachspiel, von George das Ăśbliche und von Mrs Weasley auch. Kingsley hatte ihm geschrieben, dass er ihn gerne mal wieder treffen wĂĽrde, aber im Moment keine Zeit habe. Auch Mike hatte ihm geschrieben, aber nur einen kurzen WeihnachtsgruĂź, sie sahen sich ja ohnehin alle paar Tage.
“Wer ist Mike?” wollte Ron wissen.
“Ach, einer aus dem Team. Ich mag ihn. Wir verstehen uns gut.” Harry hatte nicht das dringende Bedürfnis seinen Freunden zu erzählen, dass das zwischen ihm und Mike keine normale Freundschaft war, sondern mehr ein Gefühl von Geschwisterliebe, wenn man es so nennen konnte.
“Was hast du Hermine geschenkt?” wollte er dann wissen.
“Einen Gutschein. Dafür, dass ich nicht maule, während wir durch eine Millionen ätzende Flughäfen ziehen.”
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