
von Nurbla
21
Ginny beeilte sich um noch rechtzeitig zum Essen zu kommen. Sie hatte ziemlichen Hunger, denn seit heute Morgen hatte sie nichts mehr gegessen.
Sie betrat die GroĂźe Halle und schaute den Gryffindortisch entlang. Doch Eduardo war nirgends
zu sehen und so setzte Ginny sich zu Anne.
“Hi Ginny, da bist du ja. Hab mich schon gefragt wo du wohl bleibst?”
Ginny boxte ihr mit dem Ellenbogen in die Seite und tat sich Kartoffeln auf ihren Teller.
“Komm sei bloß nicht so detailfreudig. Ich hab mich schon das ganze letzte Jahr gewundert, warum du allen Jungs so die kalte Schulter zeigst, sobald sie probieren dir näher zu kommen.”
Als Ginny darauf nicht reagierte meinte sie: “Hallo, ich rede mit dir!”
“Ja und? Was soll ich denn deiner Meinung nach machen? Mit den Typen spielen oder was? Das wäre nicht fair für Harry für die und ich würde mich bescheuert fühlen.”
“Spaß?” fragte Anne. Dann war sie einen Moment still und meinte dann nachdenklich: “So einem Freund würde ich auch treu bleiben. Mann Ginny! Harry ist echt spitze. So einen hätte ich auch gerne mal.”
“Wieso, du kennst ihn doch gar nicht. Ich würde ihn auch lieben, wenn er nicht berühmt wäre.”
“Du liebst ihn wirklisch?” wollte in diesem Moment Eduardo wissen und setzte sich auf Ginnys andere Seite.
“Ja.” antwortete Ginny und blickte ihn erstaunt an.
“Warum `ast du nie etwas gesagt, Ginny? Isch wusste nischts davon. Isch wusste nischt, dass du einen Freund `ast und jetzt erfahre isch, dass du einen verdammt berühmten Freund `ast.”
“Tut mir Leid Eduardo. Alle anderen wissen das und deshalb hab ich es einfach vergessen.”
“Ist schon gut!” sagte Eduardo und stützte mit seinen Händen seinen Kopf ab.
“Du wolltest mir noch etwas anderes sagen, oder?” hakte Ginny nach.
Eduardo nickte. “Du wirst in nächster Zeit ein Problem `aben. Luna `at mir zu verste`en gegeben, dass sie mir nicht über den Weg traut und nichts mehr mit mir zu tun `aben will.”
“Was?” fragte Ginny entsetzt nach. Sie guckte sich zu Luna um, die verträumt lächelnd ins Nichts starrte. Mal wieder, als wäre nichts gewesen und die ganze Welt ok.
“Ja.” Eduardo nickte traurig.
“Das geht zu weit!”, empörte sich Ginny. “Sie hat doch überhaupt keinen Grund dazu. Du bist in der letzten Zeit ein guter Freund geworden. Ich werde mit ihr sprechen Eduardo. Jetzt sofort!”
Harry rieb sich die Augen. Er war ziemlich mĂĽde nach der Feier fĂĽr Hermine. Aber er wollte den Brief an Ginny unbedingt noch schreiben.
Liebe Ginny,
Ich fand die Stunden mit dir sehr schön und viel zu kurz. Ich habe dich in den letzten Wochen ziemlich vermisst und probiere noch öfter, dich zu besuchen!
Ich denke, du weiĂźt es inzwischen, aber nochmal kann nicht schaden:
Ich liebe dich!
Dein Harry
Ginny lag in ihrem Bett und schlug auf ihr Kissen ein. Das war so ein toller Tag gewesen und jetzt nahm er so ein katastrophales Ende.
Sie hatte probiert mit Luna zu reden. Aber das war komplett fehlgeschlagen. Luna war keinen Deut von ihrer Behauptung, Eduardo sei ĂĽberhaupt nicht ĂĽber den Weg zu trauen, abgewichen.
Ginny war irgendwann ausgerastet und weggerannt.
Mist, mist, mist.
Das hatte sie sich schön versaut. Wen hatte sie denn jetzt noch? In Hogwarts nur noch Eduardo.
Warm konnte sie ihr Temperament nicht einmal unter Kontrolle behalten?
Um sich abzuregen beschloss sie Briefe zu schreiben.
Erst mal an Harry, nur kurz Danke sagen. Als der Brief beendet war schrieb sie noch einen etwas längeren an Hermine. Sie erzählte von ihrem Streit mit Luna und erwähnte nur kurz ihren Nachmittag mit Harry. Was Hermine wissen wollte, hatte sie ihm sicherlich längst aus der Nase gezogen.
“Ginny?” Isobel steckte den Kopf zur Tür rein.
“Was?” fragte Ginny und wandte sich zu ihrer Klassenkameradin um.
“So ein gutaussehender Franzose steht vorm Portrait der Fetten Dame und will dich sprechen.”
Sie betonte das Wort sprechen und zog ihre Augenbraue hoch.
“Isobel!”, rief Ginny empört aus. “Du weißt genau, dass ich mit Eduardo nur befreundet bin. Ich habe im Gegensatz zu dir einen Freund und werde auch nicht fremdgehen!”
Isobel starrte sie böse an, als Ginny ihre Briefe schnappte und den Mädchenschlafsaal verließ. Im Rausgehen rief Ginny ihr noch zu: “Du kannst dich aber mal an Eduardo versuchen! Er ist Single und sieht doch ganz schnuckelig aus, oder?”
Sie und Isobel waren nicht gerade befreundet, aber auf einer Oberflächigen Ebene neckten sie sich gerne. Beide Mädchen waren bei den Jungs beliebt und gingen total verschieden damit um. Im Gegensatz zu Ginny nutze Isobel das meistens aus.
“Hi Eduardo!”, sagte Ginny als sie aus dem Portraitloch kletterte.
“`allo. Wie war dein Gespräsch mit Luna?”
“Man, frag besser nicht! Kommst du mit meine Briefe wegbringen?”
“An wen schreibst du?”
“Harry und Hermine. Hermine um ihr das mit Luna zu erzählen und Harry um mich zu bedanken. Die Aktion war ziemlich cool, fand ich.”
“Ja.” sagte Eduardo und guckte dabei ziemlich säuerlich. Und im nächsten Moment wusste Ginny auch warum. Luna war um die Ecke gebogen und kam auf sie zu.
“Isch bring deine Briefe weg.”, bot Eduardo schnell an und war kurz darauf verschwunden.
“Ich würd ihm meine Briefe nicht anvertrauen, wenn ich du wäre!” sagte Luna und schaute Ginny geradeheraus in die Augen.
“Luna ich,” Ginny stockte. Es war schwer so mit Luna zu reden.
“Setz dich!” forderte Luna auf und ließ sich mitten in dem leeren Korridor auf den Boden sinken.
Ginny schaute sich kurz irritiert um, setzte sich dann aber ihrer Freundin gegenĂĽber.
“Das war nicht nett, mich so anzuschreien, Ginny!”
“Ich weiß. Luna”, Ginny machte nochmal eine kurze Pause. “Ich will nicht, dass unsere Freundschaft kaputt geht. Nicht wegen Eduardo.”
“Freundschaft?” Lunas Augen waren fragend. “Ginny, meine Pflicht als deine Freundin ist es, dich zu warnen. Ich glaube Eduardo ist nicht der, für den er sich ausgibt. Er ist so...perfekt und irgendwann wird diese Fassade fallen und du wirst enttäuscht sein.”
“Du redest, als wäre ich in ihn verliebt.” sagte Ginny ungläubig.
“Nein Ginny, ich weiß, dass du Harry liebst.” erwiderte Luna ernst. “Aber ich glaube, er hat sich in dich verliebt, falls er zu solchen Gefühlen in der Lage ist.”
Ginny lachte auf. Das war wohl doch etwas zu weit hergeholt. Und sobald Eduardo sich wirklich in sie verlieben sollte, wĂĽrde sie es schon merken. Verliebte Jungen benahmen sich anders.
“Luna”, sagte Ginny, nun wieder ernst. “Das glaube ich nicht. Aber ich will weiter mit dir befreundet sein, auch wenn du Eduardo nicht ausstehen kannst. Es muss doch gehen.”
“Ja Ginny, natürlich geht das. Wir müssen nur daran glauben.”
Sie rutschte auf den Knien zu Ginny heran und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
“Ich mag dich Ginny. Du bist die einzige richtige Freundin, die ich habe.”
Darauf wusste Ginny nichts zu sagen und blickte sie nur stumm und gerĂĽhrt an.
Irgendwann stand Luna auf und zog auch Ginny mit sich auf die Beine. Sie gingen einträchtig durch die dunklen Korridore, bis Luna irgendwann fragte: “Ginny, warum hast du mit Dean Schluss gemacht?”
“Dean?” fragte Ginny verwirrt. Das hatte sie tatsächlich noch keiner gefragt. Aber sie hatte angenommen, dass das doch sehr offensichtlich gewesen war, und deshalb niemand gefragt hatte.
“Ich habe Harry geliebt, Luna. Schon länger. Aber das habe ich soweit verdrängt gehabt, dass ich mich durchaus auch in andere Jungs verlieben konnte. Als Harry dann allerdings anfing, sich für mich zu interessieren, da hatte Dean irgendwann keine Chance mehr.”
Luna nickte und schwieg kurz, dann sagte sie leise:
“Ich glaube ich habe mich auch verliebt, Ginny!”
Ginny bleib stehen und wendete sich Luna zu.
“In Dean?” wollte sie wissen.
Luna zuckte mit den Schultern. “Ich war noch nie verliebt Ginny. Aber ich muss sehr oft an ihn denken und andauernd lese ich mir seine Briefe durch.”
“Ihr schreibt euch?” wollte Ginny wissen.
“Ja. Er hat vorgeschlagen, dass ich ihn in den Weihnachtsferien mal besuchen kommen soll. Seitdem zähle ich die Tage und habe immer ein komisches Gefühl von Angst gleichzeitig.”
“Du bist verliebt!” bekräftigte Ginny Lunas Vermutung.
“Und meinst du, Dean würde zu mir passen?”
DarĂĽber musste Ginny kurz nachdenken. Es gab nur wenige Menschen, denen sie zutrauen wĂĽrde, mit Luna zurecht zu kommen. Und wenn sie so darĂĽber nachdachte, war wohl einer davon Dean.
“Ja Luna, ich glaube, ihr würdet zusammen passen. Und ich glaube deine Chancen stehen mit ihm nicht schlecht.”
“Danke Ginny.” sagte Luna schlicht und nahm sie in den Arm. Und in dieser Umarmung war etwas neues. Das Gefühl, ab heute würde es anders werden. Das Gefühl, ab heute würde Ginny Luna Bedingungslos vertrauen, weil sie es auch tat. Das Gefühl, man konnte man selber sein. Und Ginny war froh, so eine Freundin zu haben.
Und irgendwo in ihr regte sich eine leichte Wehmut, denn bis zu diesem Augenblick hatte sie behauptet, Hermine sei ihre beste Freundin, ohne zu wissen, was eine beste Freundin ist.
Nie mehr wĂĽrde sie das behaupten. Nie mehr wĂĽrde sie Hermine ihre beste Freundin nennen.
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