
von Nurbla
19
Es war die letzte Woche im September und langsam wurde das Leben für Ginny, Luna und Eduardo echt zur Hölle.
Hermine machte inzwischen mindestens dreimal täglich den Versuch ihre Freunde davon zu überzeugen, dass sie grottenschlecht sei und direkt nach hause apparieren würde.
Doch der 31. September war der absolute Höhepunkt an Stress.
Ginny wurde am Morgen von einer hysterischen Hermine wachgerĂĽttelt.
“Ich gehe!”
“Quatsch Hermine! Es ist erst vier. Leg dich wieder hin.”
“Aber ich kann das nicht, Ginny!”
“Oh mann, Hermine!” stöhnte Ginny genervt auf und setzte sich hin. “Das sagst du schon seit einem Monat. Jetzt ziehst du das verdammt noch mal auch durch!”
“Ginny, aber wenn ich es doch sowieso nicht schaffe?”
“Komm!” sagte Ginny, stand auf und zog sich schnell einen Pulli über ihren Schlafanzug. “Wir wecken noch die anderen auf.”
Und sie zog Hermine mit runter in den Gemeinschaftsraum. Dort setzten sie sich in die Sessel vor den Kamin und Ginny zog ihre Knie hoch und legte ihren Kopf darauf ab.
“So” sagte sie. “Und jetzt sagst du mir ganz genau, was du nicht kannst!”
“Alles. Guck doch mal zum Beispiel...” doch Hermine stotterte nur etwas und ihr schien nicht wirklich etwas einzufallen.
“Eben.” sagte Ginny selbstgefällig. “Es gibt glaube ich nichts, was in den Prüfungen kommen könnte, was du nicht kannst.”
Da Hermine darauf scheinbar keine Antwort hatte, beschloss Ginny das Thema zu wechseln und ihre Freundin etwas von ihrer PrĂĽfungsangst abzulenken.
“Hermine, wie hast du eigentlich vor, deine Eltern zu finden?”
“Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht.” Hermine schaute Ginny ratlos an und zuckte mit den Schultern.
Ginny kämmte mit den Fingern durch ihre langen roten Haare.
“Gibt es nicht auch in der magischen Welt Detektive?” fragte Hermine.
“Dektiwas?”
“Leute, die andere Leute aufspüren oder so was.” probierte Hermine schnell zu erklären.
“Keine Ahnung.” sagte Ginny ratlos. “Irgend sowas gibt es bestimmt, aber ich frag mal meinen Dad, der weiß sowas bestimmt!”
Hermine hatte wohl beschlossen ihren Dank spontan in einer Umarmung auszudrĂĽcken, was recht problematisch war, weil Ginny ja mit angezogenen Knien auf einem Sessel saĂź.
Die Mädchen kippten zusammen auf den Boden und kriegten einen Lachanfall. Es schüttelte sie gerade so vor Lachen und das es fünf Uhr Morgens war, störte sie in diesem Moment wenig. Sie beruhigten sich erst, als ein ziemlich müder und sauer guckender Junge aus Ginnys Jahrgang die Treppe runter stampfte und meinte: “Sag mal, seit ihr jetzt total verrückt geworden oder was? Es ist halb fünf.”
Und er stĂĽrmte erbost die Treppe die er gekommen war wieder hoch. Nochmal musste Ginny losprusten, doch Hermine blieb ernst.
“Ich gehe in die Bibliothek!” sagte sie leise.
“Warte noch eben, ich komme mit.” Ginny hatte das ungute Gefühl, dass Hermine heute eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung brauchen könnte, dass sie nicht doch in letzter Sekunde kniff. Deshalb tauschte sie in Rekordgeschwindigkeit ihren Schlafanzug gegen Pulli und Jeans und rannte die Treppe runter an deren Fuß Hermine ungeduldig mit der Zunge schnalzte.
“Du hast keine fünf Minuten wegen mir verloren!” zischte Ginny.
Hermine antwortete nicht, stattdessen zog sie Ginny hinter sich her zum Portraitloch. Sie kletterten hinaus und schlichen, aufmerksam lauschend, die dämmrigen kühlen Gänge in Richtung Bibliothek entlang. Einmal hörten sie Schritte und Hermine zischte leise: “Hier rein!” und zog Ginny durch ein Bild in eine kleine Kammer. In Hogwarts war immernoch Nachtruhe, eigentlich durften die Mädchen nicht herumschleichen, und sei es zu solch edlen Zielen wie Lernen in der Bibliothek.
Ginny grinste leise, und Hermine hielt ihr Ohr von innen gegen das Bild. Kurz darauf nickte sie, die Luft war rein.
Sie schlichen weiter. Endlich waren sie da und leise drĂĽckte Ginny die Klinke und sie betraten den fast dunklen Raum voller BĂĽcher.
Doch sie waren nicht alleine. An einem Tischchen saß Professor McGonagall und laß, tief nach unten gebeugt ein sehr dickes, sehr alt wirkendes Buch, was aber auch Täuschung sein konnte, wie Ginny wusste.
Als die Mädchen leise die Tür schlossen schaute die Professorin verwundert auf.
Mist! Dachte Ginny.
“Guten Morgen, Professor!” sagte Hermine lächelnd und begab sich direkt zu einem zweiten kleinen Tisch.
“Guten Morgen Miss Granger, Miss Weasley Schön, dass sie Miss Granger bei ihrer Arbeit helfen!” fügte sie lächelnd an Ginny gewandt hinzu.
Ginny fielen fast die Augen aus dem Kopf als sie sich zu Hermine setzte. Kurz darauf verlieĂź McGonagall die Bibliothek.
“Was war denn mit der los?” wollte Ginny sofort wissen. “Ich hab noch nie erlebt, dass sie sowas hat durchgehen lassen”
“Ich glaube, sie hat einfach vergessen auf die Uhr zu gucken und dachte es wäre schon sechs.”
“Da hatte ich aber Glück.” sagte Ginny. “Weil mich hätte sie sicher was machen lassen. Dich nicht. Du bist keine normale Schülerin.”
“Könntest du Recht haben. Fragst du mich bitte diese Daten ab?”
Nach drei Stunden schwirrte Ginny der Kopf von Daten, die Hermine selbst so frĂĽh am Morgen ohne nachzudenken konnte.
“Oh man, muss ich die auch alle können?” Ginnys besorgter Blick die Seiten voller Jahreszahlen entlang.
Hermine nickte und Ginny stöhnte auf und legte ihren Kopf auf den Tisch. “Sollen wir frühstücken gehen?” kurz darauf und zu ihrer Überraschung stimmte Hermine zu.
Viele waren noch nicht in der GroĂźen Halle, schlieĂźlich war es Sonntag, aber Luna und Eduardo waren beide schon da.
Ginny war erleichtert, denn das hieß nämlich, dass einer von den beiden die Wache übernehmen konnte und sie noch ein paar Stunden Schlaf kriegen würde. Denn im Gegenteil zu Eduardo, der wie gewohnt gut ausgeschlafen war, war Ginny todmüde.
Eduardo sah frisch und gut aus und begrüßte die beiden Mädchen mit einem strahlenden “Guten Morgen ihr swei, `abt ihr gut geschlafen?”
“Etwas kurz!” meinte Ginny bedeutungsvoll und verdrehte ihre Augen in Richtung Hermine. “Wir sind um vier aufgestanden!”
“Dann geht doch einfach nochmal ins Bett!” schlug Eduardo vor und sah Ginny mitleidig an.
“Auf jedenfall nicht!” empörte sich Hermine über diesen Vorschlag. “Morgen hab ich Geschichte der Zauberei und Abends Astronomie-Prüfung.”
“Geh wenigstens du!” sagte Eduardo zu Ginny. “Ein bischen Schlaf würde dir `ervorragend stehen. Dann sähst du wieder richtig gut aus.”
“Mach ich!” stimmte Ginny zu, ließ ihr halb aufgegessenes Frühstück stehen, winkte Luna im Hinausgehen einmal zu und begab sich dann schnurstracks in ihren Schlafsaal.
Heute abend hatte sie Quidditschtraining angesetzt. Sie musste noch eine engere Wahl treffen zwischen denen, die letzte Woche so gut geflogen waren.
Sie legte sich ins Bett und schlief fast direkt ein. So früh aufstehen war eindeutig nicht ihre Stärke.
Rom saß in seinem Zimmer an dem kleinen Schreibtisch und tat nichts. Er war gerade erst aufgewacht und hatte seinem Vater und Percy und George gefrühstückt. Seine Mutter hatte ihn ein bischen komisch angeguckt, als er so früh aufgestanden war, aber er war nicht darauf eingegangen. Er hatte niemandem etwas erzählt. Nichts von seinem Plänen. Wenn es nicht klappte, brauchte niemand etwas davon zu erfahren. Er hatte noch ein Viertelstunde Zeit, dann musste er weg apparieren.
Eigentlich durfte er heuet nicht weg, da er jeden Moment damit rechnen musste, dass Hermine auftauchte und es war niemand zu hause. Wer wĂĽrde sie zurĂĽck nach Hogwarts schicken?
Ron war kurz davor, nicht zu gehen, als es an der TĂĽr klopfte.
“Ron?”
“Komm rein Harry!”
“Hi Ron, was machst du heute?”
“Ich muss jetzt direkt weg.” sagte Ron und schaute Harry entschuldigend an. “Ich erklärs dir gleich nachher, wenn ich wiederkomme, ok?”
Harry nickt etwas verwirrt guckend.
“Kannst du hier bleiben?” Ron rechnete es Harry hoch an, dass er seine Entscheidung ohne zu fragen akzeptierte. “Ich meine wegen Hermine?”
“Eigentlich bin ich deshalb gekommen. Wie lange bist du weg?”
“Weiß nicht so genau. Höchstens zwei Stunden denk ich mal.”
“Bis nachher!” rief Harry ihm hinterher, als er die Tür hinter sich schloss.
Ron apparierte direkt nach London.
Er gelangte durch den Besuchereingang, die kaputte Telefonzelle ins Zaubereiministerium. Drinnen schaute er sich um. Das Denkmal mit der Inschrift: Magie ist Macht war entfernt worden.
Dadurch irgendwie ermutigt ging Ron auf den Aufzug zu um ins AurorenbĂĽro zu fahren.
Seine größte Sorge war in diesem Moment seinem Vater oder Percy über den Weg zu laufen.
Aber er hatte GlĂĽck.
Einmal sprach ihn jemand von hinten an. “Guten Tag Mr Weasley!”
Ron fuhr herum und stand einer, ihm völlig unbekannten Frau gegenüber.
“Guten Tag!” erwiderte er höflich und fragte sich im Stillen, wo zur Hölle sie ihn her kannte.
Doch sie sagte nichts weiter und verließ lächelnd den Aufzug im nächsten Stockwerk.
Erst als Ron vor der Tür des Aurorenbüros stand hörte er auf, sich Gedanken darüber zu machen, woher ihn die Frau wohl kannte und klopfte leise an.
“Herein!” reif eine tiefe, wohlklingende Männerstimme und Ron betrat mit einem leicht flauen Gefühl in der Magengegend ein großes gemütliches Büro.
“Guten Tag, Mr Weasley!” sagte der Mann, der ihn hinein gebeten hatte. Er saß hinter einem Schreibtisch aus sehr hellem Holz.
“Ich bin Jo Hincks. Der neue Leiter hier.”
Er erhob sich und reichte Ron die Hand.
“Setz dich doch!”
Ron setzte sich und ĂĽberleget gerade fieberhaft, wie er beginnen sollte, als Mr Hincks das Wort ergriff.
“Mr Weasley, wie ich schon in meinem Brief erwähnt habe, brauchen wir jemanden, am besten jemanden jungen, der den anderen jungen, aber unerfahrenen Auroren erzählt, wie der Krieg ist und was es heißt zu kämpfen.”
“Ja” und obwohl Ron sich sicher war das es nicht die angebrachteste Frage war, die er jetzt stellen konnte, brach es aus ihm heraus. Das was er sich schon fragte, seit er den Brief gekriegt hatte. “Warum wenden sie sich denn dann nicht an Harry Potter?”
“Oh natürlich, eine verständliche Frage.” Mr Hincks nickte und blickte Ron nachdenklich an, vielleicht suchte er nach Worten.
“Ich glaube,” fing er dann an, “dass sie für diesen Job viel geeigneter sind.”
“Aber warum? Harry hat doch viel mehr gekämpft, er ist auch in solchen Sachen erzählen viel besser.”
“Ja wissen sie Mr Weasley? Ich hatte wirklich zuerst an Harry Potter gedacht. Was der alles geleistet hat, er ist ein Held und ich habe große Hochachtung vor ihm. Aber er hing in den ganzen Geschichten auch immer emotional sehr tief drin. Schon alleine wegen dem Tod seiner Eltern und seines Paten. Und wenn er nicht gekämpft hätte, hätte er nicht überlebt, man hätte ihn umgebracht.
Sie allerdings, wofür haben sie gekämpft? Mit ihren Freunden für die Gerechtigkeit auf diesen Welt. Aber sie hätten jederzeit gehen können.”
Ron nickte unbehaglich. Es war ihm immernoch unangenehm, dass er ja wirklich gegangen war.
“Diese Aspekte sind mir beziehungsweise uns auch erst nach reichlichem überlegen gekommen. Aber deshalb sind sie die fähigste Person für diese Stellung. Sie wissen fast genauso viel wie Harry Potter nehme ich mal an, aber sie haben etwas mehr emotionalen Abstand.”
Ron nickte langsam.
Er hatte nicht erwartet, dass er eine so ausführliche Stellungnahme unterbreitet kriegen würde. Aber es war eine durch und durch logische Entscheidung. Und er hatte seine sowieso schon gefällt.
“Also würden sie den Job annehmen?” fragte Mr Hincks und blickte ihn fast gespannt an.
“Wissen sie was? Ja ich werde es sogar gerne machen.”
Mr Hincks strahlte und sagte: “Dann bin ich ab heute ihr Vorgesetzter.”
“Cool!” meinte Ron bevor er sich stoppen konnte. Er war einfach so erfreut über eine Arbeit, die ihm aller Wahrscheinlichkeit nach sehr viel Spaß machen würde.
Doch Mr Hincks lächelte ihn weiter an und sagte dann: “Ich werde ihnen die Arbeitsunterlagen mit Vertrag, Zeiten, Aufgaben und so weiter in den nächsten Tagen zuschicken. Ich freue mich schon, sie hier als offiziellen Mitarbeiter begrüßen zu können.”
“Ja und ich freue mich auf meine ersten Arbeitstag. Danke, Mr Hincks!”
Ron stand auf und streckte ihm abermals die Hand hin.
“Keine Ursache, auf Wiedersehen Mr Weasley!”
“Tschüss!” rief Ron und verließ mit federleichten Schritten das Büro.
Er hatte eine Arbeit.
Er hatte eine Arbeit.
Er hatte eine tolle Arbeit.
Und nun brannte er nur so darauf nach Hause zu kommen und Harry alles zu erzählen.
Ginny stand unter Strom. Sie hatte ein groĂźes Problem mit der Quidditschmannschaft.
Eigentlich hatte sie ein gutes Team aufgestellt. Das Problem war nur, dass es viel gute Jäger gab und keinen einzigen Sucher.
Mist! Dachte Ginny als sie zum Quidditschfeld runter lief.
Es gab nur diese eine Möglichkeit. Sie würde drei Jäger auswählen und selber Sucher spielen.
Mist! Mist! Mist!
Sie spielte so viel lieber Jäger und auch so viel besser. Aber sie war Kapitänin. Und sie war als Sucher nicht schlecht, das wusste sie, also musste sie Sucher spielen.
Als sie das entschlossen hatte, war ihre Laune zwar nicht gebessert, aber ihr war etwas leichter zumute.
Und sie war sich sicher. Sie konnten gewinnen, auch ohne Harry!
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