
von Nurbla
4
Ron ärgerte sich. Jetzt waren sie endlich so weit und hatten alle Horkruxe, außer der Schlange, gefunden, waren in Hogwarts eingedrungen, er hatte es tatsächlich geschafft die Kammer des Schreckens zu öffnen und jetzt saßen sie hier unten fest.
Warum hatten auch weder er noch Hermine daran gedacht, wie sie hier wieder raus kommen sollten?
"Hermine, ich glaube...", doch sie unterbrach ihn mit einer abrupten Handbewegung.
"Aber Mine, wir..."
"Ich. Probier. Gerade. Logisch. Zu. Denken. Also stör mich nicht. Ach und nebenbei, ich hasse es `Mine´ genannt zu werden."
Ron entschuldigte sich und hielt es dann für besser seinen Mund zu halten.
Er ließ sich frustriert auf einen Steinbrocken fallen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Hermine ihre Augen schloss und angestrengt nachdachte. Selbst in diesem Zustand höchster Konzentration, war sie sehr hübsch. Doch er mochte sie am liebsten, wenn sie richtig sauer war. Das machte sie irgendwie total...sexy.
"Stopp!" Dachte Ron sich. "Das ist eindeutig nicht der richtige Moment um zu überlegen wann Hermine sexy ist. Wir sitzen hier unten fest, während Harry oben den Helden, Stopp! Stopp! Stopp! Das ist auch nicht der richtige Moment um eifersüchtig auf Harry zu sein. Das sind jetzt beide meine Arbeitskollegen. Hermine ist zum Denken da und Harry will gar nicht immer im Mittelpunkt stehen. Ganz abgesehen davon riskiert er wohl gerade am allermeisten sein Leben."
Ron musste sich immer mal wieder daran erinnern, sonst würde er mit einem total berühmten besten Freund und einer hyperintelligenten Freundin wohl völlig durchdrehen. Doch was war er?
"Hey Ron, ich habs."
"Was hast du?" wollte er verdutzt wissen.
"Die Lösung."
"Welche Lösung?"
"Na, wie wir hier raus kommen."
"Dann rück mal raus damit."
"Also. Ich denke wir disapparieren einfach."
"Ähm, Hermine, du hast mir in den letzten, um den Daumen gepeilt, sieben Jahren, immer wieder erzählt, dass Apparieren in, aus und nach Hogwarts nicht möglich ist. Wie kommt es jetzt zu diesem Meinungsumschwung?"
"Ist das nicht eigentlich offensichtlich?" wollte sie wissen. "Als Salazar Slytherin diese Kammer gebaut hat, mit Basilisk und so, war er sich der Gefahr bestimmt bewusst. Er hatte den Basilisken eigentlich unter Kontrolle, doch was wenn etwas schief laufen würde? Dann müsste Slytherin schleunigst hier raus, und da ist die schnellste Möglichkeit disapparieren. Ich denke, man kann noch nicht mal in die Kammer rein apparieren, wirklich nur raus."
"Stimmt", gab Ron zögernd zu. "Aber was ist, nur wenn deine Theorie nicht stimmen sollte, was ich meine ist, was passiert dann?"
"Halt bloß die Klappe. Daran probier ich die ganze Zeit nicht zu denken. Wir haben nämlich keine andere Möglichkeit."
Das klang in Rons Ohren jetzt nicht gerade beruhigend, doch er ergriff ihre Hand und ließ sich einfach mitziehen.
In dem Moment, in dem er die Augen aufschlug, wusste Ron drei Sachen. Es hatte funktioniert, sie waren vor dem Schlossgelände gelandet und sie waren in unmittelbarer Gefahr, da Bellatrix Lestrange direkt auf sie zu kam und mit erboster Stimme rief: "Du wirst es nicht nochmal wagen, dich als mich auszugeben!"
Sie richtete ihren Zauberstab direkt auf Hermine und schrie den tödlichen Fluch.
"Avada Kedavra!"
Doch Hermine reagierte zu spät. Ihre Hände schossen zwar nach unten, aber sie war nicht schnell genug. Sie schwankte, stürzte zu Boden und blieb regungslos liegen.
Ron schrie entsetzt auf und rannte auf sie zu. Bellatrix wurde gerade von hinten angegriffen und ließ Ron deshalb in Ruhe. Der kniete sich neben Hermines leblosen Körper, nahm ihre Hand und merkte, wie die Tränen in ihm aufstiegen. Er machte sich nicht einmal die Mühe sie weg zu wischen, warum auch? Es war ja doch alles sinnlos.
Aus der Ferne nahm er die Geräusche von Kampfgetümmel war, doch es war egal. Währen sie doch in der Kammer eingeschlos...
Ron stockte der Atem, als Hermine nach Luft schnappte. Dann seufzte er erleichtert auf. Hermine lebte und setzte sich jetzt vorsichtig den Kopf schüttelnd auf. Sie schaute sich kurz verwirrt um, strich sich einmal über den Bauch und sprang dann fast panisch auf. Sie suchte die Basiliskenzähne zusammen und zog Ron mit den Worten: "Wir haben keine Zeit!" mit sich.
"Warte!" sagte Ron. "Das geht deutlich schneller."
Er hob seinen Zauberstab und rief: "Acio Besen!"
Als der Besen ankam, zog er Hermine darauf und sie flogen durch die gebrochenen Schutzzauber direkt nach Hogwarts. Dort mussten sie allerdings landen.
(Sie trafen Harry, kämpften weiter, hörten Voldemort sagen, dass Harry in den Wald kommen solle und betrauerten dann gemeinsam die ermordeten.)
Doch all das ging an Hermine mehr oder weniger vorbei. Der einzige Gedanke, den sie klar denken konnte war, `Ich bin schwanger.´
Es konnte eigentlich keine Zweifel mehr geben. Sie hatte es ja schon geahnt, aber das mit Bellatrix vorhin, war der Beweis gewesen. Sie hatte anstatt sich zu beschützen, fast instinktiv ihre Arme vor ihren Bauch gehalten. Das musste der gleiche Effekt sein, wie bei Harry und Lilly. Das Baby konnte nicht sterben. Nur war es so, dass das Kind Hermine zum Leben noch unumgänglich brauchte, also konnte auch sie nicht getötet werden.
Hermine wollte hier raus. Sie konnte es nicht ertragen, wie alle so traurig waren und sie ihnen nicht helfen konnte. Deshalb nahm sie Rons Arm und zog sie sanft von dem Leichnam seines Bruders weg, hinaus auf das totenstille Gelände.
Dort trafen sie Ginny, die probierte ein verletztes Mädchen zu beruhigen. Doch Ginny schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein.
Sie stand auf und ließ sich in Hermines Arme fallen. Hermine hatte noch nie erlebt, dass ihre Freundin sich so gehen ließ und drückte sie deshalb nur eng an sich, als diese flüsternd fragte: "Du doch nicht, dass Harry...?"
Hermine schüttelte den Kopf und strich ihrer Freundin über die Haare.
"Ich hab solche Angst, dass er dahin geht", schluchzte Ginny auf. Da mischte Ron sich ein. "Er wird nicht gehen, er weiß, dass damit nichts beendet ist, und der einzige weg ist, der wirklich Bescheid weiß."
Ginny schaute Ron verständnislos an und ließ Hermine los. Doch sie kam nie dazu, die Frage zu stellen, die ihr wahrscheinlich auf der Zunge lag, denn ein verstörter Neville stolperte dazwischen.
"Harry...er", Neville hielt sich die Seite, "er ist...Wald."
Oh nein! Das hatte Hermine noch gerade gefehlt. Wie konnte Harry so doof sein und am Ende doch Voldemort glauben?
Schluchzend sah sie Ron an. "Tu doch was!"
"Geht nicht", erwiderte Ron. "Ich muss meine Schwester retten." Und er rannte Ginny hinterher, die offensichtlich in Richtung Wald unterwegs war.
Vorsichtig legte Neville einen Arm um Hermines Schulter und schob sie Richtung Schloss.
"Komm Hermine, wir haben hier nichts mehr zu tun. Wir sagen drinnen Bescheid."
Willenlos ließ sie sich führen. Jetzt war es sowieso egal, aus, Schluss, ende, verloren.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel