
von Nurbla
1
“Hermine, ich hab mir etwas überlegt. Während wir diese Horkruxe nicht finden,” Ron machte eine kurze Pause, “könntest du mir da nicht alte Runen beibringen?”
Überrascht drehte Harry sich zu den beiden um. Wenn Ron freiwillig etwas lernen wollte war das schon bedenklich, aber wenn er freiwillig etwas lernen wollte, wovon er wusste, dass es höllisch schwer ist, musste er sich wirklich ziemlich langweilen. Hermines Reaktion überraschte ihn deshalb gar nicht. Sie legte den Kopf leicht schief und runzelte die Stirn.
“Alte Runen, du? Bist du dir sicher?”
Und als Ron nickte fügte sie mit skeptischer Stimme hinzu: “Wofür denn überhaupt? Ich meine aus Hogwarts sind wir ja wohl ein für allemal raus.”
“Ja, aber trotzdem. Was wenn wir zum Beispiel einen gefährlichen Einsatz machen müssen und dort alte Runen zu entziffern sind?”
“Dann bin ja wohl immer noch ich da!” meinte Hermine schnippisch.
“Jah...aber”, es war offensichtlich, dass Ron die Vorstellung von Hermine in einem gefährlichen Einsatz nicht mochte.
“Aber was?” wollte diese wissen.
“Also ich meine, also ich wollte nur...”, Ron kämpfte sichtlich um Worte.
Harry konnte ungefähr abschätzen, wo diese Diskussion seiner besten Freunde enden würde und verließ deshalb fluchtartig das Zelt. Im Rausgehen rief er den beiden noch zu, er würde probieren ein paar Fische zu fangen. Doch sie hörten ihn nicht mehr, zu sehr waren sie damit beschäftigt sich gegenseitig an zu funkeln.
Als Harry vor dem Zelt stand, hörte er wie Hermine mit gefährlich leiser Stimme sagte: “Ich komme mit, wohin auch immer ihr geht. Und ich werde auch bei allem mitmachen was ihr macht! Hast du das verstanden Ronald Weasley?” Ihre Stimme war am ende immer lauter geworden und im weggehen hörte Harry noch wie sie empört rief: “Ich lass mich doch nicht von dir bevormunden!”
Dann war alles Still und Harry gelangte an den Bach, in dem er neulich ein paar Fische gesehen hatte. Er setzte sich auf einen Stein und während er ruhig wartete, dachte er über seine beiden besten Freunde nach, die sich bestimmt immer noch stritten. Ron Weasley und Hermine Granger. Eigentlich waren sie ziemlich verschieden. Hermine war Muggelgeboren, Einzelkind und ihre Eltern hatte ausreichend viel Geld.
Ja und im Gegensatz zu Hermine stammte Ron aus einer armen, immer lustigen Familie und hatte viele Geschwister, BrĂĽder, und natĂĽrlich Ginny.
Als Harry an sie dachte versetzte es ihm einen Stich. Was sie wohl gerade machte? Ob sie einen anderen hatte? Immerhin hatte er Schluss gemacht und Harry probierte sich einzureden, dass er nicht erwartete, dass sie auf ihn warten würde bis er irgendwann mal zurückkommen würde. Eisern versuchte er zu denken es wäre besser für sie, wenn sie einen neuen Freund hätte.
Harry reagierte zu spät, als ein Fisch vorbei schwamm.
Also beschloss er zum Zelt zurück zu gehen, zum Fische fangen war er wohl mehr als untalentiert. Er ging langsam vom Bach weg, machte einen kleinen Umweg um ein Gestrüpp, dass ziemlich dornig aussah, und wusste im nächsten Moment nicht mehr wo er war. Dieses Stück Wald hatte er noch nie gesehen. Hier gab es Nadelbäume und da wo das Zelt stand, hatte er bis jetzt keine Nadelbäume gesehen. Verwirrt schaute er sich in alle Richtungen um und stellte fest, dass es zu Dämmern anfing.
Kurzerhand holte er seinen Zauberstab heraus und befahl ihm, zu zeigen in welche Richtung sich das Zelt befand. Denn selbst das wusste er nicht.
Der Zauberstab zeigte nach rechts und so ging Harry in die, ihm gewiesene Richtung, obwohl im sein Gefühl eher nach links geschickt hätte.
Harry ging und ging und langsam wurde es dunkel.
“Lumos”, flüsterte er und das Licht seines Zauberstabs erhellte ein kleines Stück Weg durch den finsteren Wald.
Irgendwann, ungefähr nach einer viertel Stunde, blieb Harry stehen, fest entschlossen nicht weiter zu gehen. Er war schon viel zu weit. Also lief er zurück und rief abwechselnd nach Ron und Hermine, doch niemand antwortete ihm.
Erschöpft lies er sich auf einen Steinbrocken fallen. War er vielleicht appariert, ohne es zu merken? Aber nein, das hätte er nicht, das ging gar nicht. Harry hielt den Zauberstab hoch und beleuchtete die Umgebung. Er stand auf und drehte sich einmal um die eigene Achse, doch nirgends war auch nur andeutungsweise so etwas wie ein Zelt zu sehen.
Da kam auf einmal Hermine von hinten und fragte: “Harry, wo warst du?”
Harry fuhr herum und konnte sich im letzte Moment stoppen. Fast hätte er sie geschockt, so erschrocken war er.
“Ich hab mich verlaufen”, gab er zerknirscht zu. Jetzt sah er auch das Zelt hinter ihr, wie hatte er das nur übersehen können?
Als die beiden in das erleuchtete Zelt traten, viel Harry auf, dass Hermine ziemlich aufgewühlt aussah. Hatten sie ihn wohl möglich schon länger gesucht?
“Was habt ihr so gemacht?” wollte Harry etwas schuldbewusst wissen.
Es war Hermine die ihm antwortete. “Oh, wir haben uns noch ne Weile gezankt. Aber dann sind wir uns näher gekommen, ich meine mit dem Entschluss und so. Auf jeden Fall unterrichte ich Ron jetzt wirklich in alte Runen, ich kanns immer noch nicht so ganz fassen.” Und sie schenkte Ron ein strahlendes Lächeln.
“Na dann ist ja gut”, meinte Harry. “Aber erwartet ihr von mir, dass ich das auch lerne, oder darf ich mich da raus halten?”
Seine Freunde tauschten einen unerklärlichen Blick aus und dann hatte Hermine diesen, Ich-habs-dir-doch-gesagt Ausdruck auf dem Gesicht, der Harry verwunderte. Hatte Ron wirklich geglaubt er würde da mitmachen?
Am nächsten Tag war Ron ganz besessen davon, sofort los zu lernen. Doch Hermine meinte am frühen Morgen hätte sie dazu noch keine Lust, außerdem wolle sie erst mal frühstücken bevor sie irgendwas anderes machte.
Harry überlegte sich wie er den Tag sinnvoll nutzen konnte. Nach dem Essen( Hermine hatte irgendwo aus dem tiefgefrorenen Wald ein paar Pilze aufgetrieben, die zwar nicht schmeckten aber die man essen konnte) setzte er sich im Schneidersitz auf sein Bett und breitete die Karte des Rumtreibers vor sich aus. Vorsichtig suchte er sie ab. Die meisten Schüler waren gerade auf dem Weg zu ihrem Unterricht. Er sah den Punkt von Neville zu den Gewächshäusern gehen. Mit ihm die anderen Siebtklässler. Ihnen entgegen kamen die Sechstklässler von Pflege magischer Geschöpfe, wie Harry vermutete. In ihrer Mitte ging Ginny. Was hätte Harry in diesem Moment dafür gegeben wieder in Hogwarts zu sein und mit den anderen zu Kräuterkunde zu gehen und Ginny dabei zu zu winken.
“Was machst du da?” Rons Stimme ließ Harry aus seinen Träumereien aufschrecken.
“Gucken ob sich irgendwelche bekannten Todesser in Hogwarts einschleichen, bei dem Schulleiter.”
Ron schien zufrieden, doch Hermine warf Harry einen Seitenblick zu, der seiner Meinung nach, zu viel Verständnis enthielt.
Dann sagte sie: “Ron, ich glaube ich hätte Lust jetzt mit dir” sie warf Harry noch eine Blick zu, als wolle sie sich versichern, dass es ihm wirklich nicht störte, “zu lernen.”
Auch Rons besorgter Blick streifte Harry, der prompt reagierte und ihm versicherte: “Mir macht das nichts aus. Wirklich nicht. Ich wollte sowieso eine Stelle wiederfinden, an der ich gestern war, als ich mich verlaufen hatte. Also lasst euch nicht vom lernen abhalten. Ich gehe jetzt.”
Mit einem Blick auf Ron fügte er hinzu: “Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben. Wenn du das willst, dann mach es auch.” Und mit diesen Worten verließ Harry das Zelt.
Im Weggehen hörte er Hermine leise flüstern: “Ich fühl mich dabei so schuldig Ron.”
Harry ging in immer größer werdenden Kreisen um den Standort des Zeltes, um den Platz mit den Kiefern wiederzufinden. Doch solange er auch suchte, er befand sich in einem reinen Laubwald mit lauter riesigen Bäumen, die zu dieser Jahreszeit natürlich kein Laub trugen. Er drehte um und wollte wieder zurück gehen, doch auf einmal waren die Nadelbäume wieder da.
Er beschloss an dieser Stelle zu bleiben, bis Hermine oder Ron kamen, sodass er ihnen beweisen konnte, dass hier Laubbäume standen. Gestern hatte Ron nämlich stur behauptet er würde das nicht glauben und Hermine hatte gesagt, dass es doch dunkel war und Harry übermüdet, er hätte sich bestimmt getäuscht.
Nach einer Weile fing Harry an zu frieren und beschloss eine Nachricht an die beiden zu schicken. Doch er wusste nicht, ob er das mit dem Patronus hinkriegen würde. Trotzdem beschwor er seinen Patronus hinauf und sagte dem Hirsch sehr eindeutig, dass er, Harry, die Nadelbäume wiedergefunden habe und sie kommen sollten. Dann gab er dem silbernen Hirsch aus Licht einen Wink mit dem Zauberstab, woraufhin dieser über den Waldboden davon galoppierte.
Harry wartete noch länger und als die beiden endlich hinter ihm aus dem Gebüsch krochen, war es bereits dunkel und er war dazu übergegangen auf der Stelle zu hüpfen.
Harry drehte sich um und für einen kurzen Moment bildete er sich ein, Ron hätte Hermines Hand losgelassen. Doch er schüttelte den Gedanken ab und meinte: “Also, hier stehen die Nadelbäume. Ich habe mich nicht getäuscht.”
Hermine zückte ihren Zauberstab und rief in die dunkle Nacht: “Lumos totalum!”
Auf einmal war alles um die drei Freunde hell erleuchtet, doch die Nadelbäume waren weg. Verwirrt schaute Harry sich um, hier ging doch irgendwas nicht ganz mit rechten Dingen zu, oder er verlor langsam den Verstand.
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