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Fanfiction

Moonlight Serenade - Nächtliche Melodien

von Kraehenfeder

Moonlight Serenade

„Du hast noch einen Tag, Perez.“
„Mick, Mick – mi amigo, du musst verstehen, dass du nicht von mir erwarten kannst…“
„Einen Tag.“
„Es ist äußerst selten! Mein Lieferant…“
„Ich wiederhole mich ungern. Morgen Nacht fliege ich wieder in die Staaten, wenn du es bis dahin nicht beschafft hast, bin ich leider gezwungen zu erkennen, dass du mich verarschen wolltest.“
„Das würde ich nie. Schließlich weiß ich doch…“
Stille. Dann folgte ein leises Fauchen.
Der blonde, junge Mann, der draußen auf einer der breiten Fensterbänke saß, war sich sicher, dass gerade die Szene folgte, in der Fäuste aussagekräftiger waren als Worte. Das war immer so.
Draco Malfoy lehnte den Kopf an die kalte Steinmauer und starrte aus dem Fenster hinaus in die Dunkelheit. Er hatte keine Perspektiven mehr. Dass er hier gelandet war, war schon Beweis genug. Nicht einmal vier Monate war der Sturz des dunklen Lords her. Das waren kaum sechzehn Wochen, gerade einmal hundertzwölf Tage. Vielleicht auch nur hundertelf.
Mehr Zeit hatte es auch nicht gebraucht, um von einem Todesser-Kandidaten zum Penner zu werden. Dass auch ein Malfoy nicht gleich auf Grund seines Namens den Traum hat, einem tyrannischen Wahnsinnigen zu dienen, hatte kaum jemanden je interessiert.
Draco wunderte das nicht. Er war schon immer ein Arschloch gewesen, früher – weil er es nicht besser wusste, weil er nicht differenzieren konnte und das Wort seines Vaters die Wahrheit war. Und später, weil er eben schon zu tief in dieser Rolle drinsteckte. Irgendwann gab es kein zurück mehr.
Nur noch ein bergab. Dass er immer noch nicht ganz unten war, beruhigte ihn keineswegs.
Vorne wurde eine der berühmt-berüchtigten Orgien gefeiert, die Miguel Perez’ Pub den Ruf eines billigen Puffs für schwule Kriminelle und Drogendealer jeder Art gegeben hatte. Ein paar Drogen in der Muggelwelt hin und her zu karren, ohne erwischt zu werden, überforderte Draco keineswegs. Seine Magie hatte ihm wenigstens bis zu einem gewissen Grad gelassen. Alles andere brachte ihn auch nicht um. Einfach die Augen schließen und warten bis es vorbei war. Fragte sich nur, wie lange es dabei blieb. Wie lange dieses kleine bisschen beschissene Stabilität, die er sich aufgebaut hatte, noch überlebte.
„Warte draußen! Gracias, Mick, muchas gracias! Nur fünf Minuten, ich rufe ihn an...“
Die Tür ging auf und schlug wieder zu. Im Spiegel erkannte Draco die hochgewachsene Gestalt eines Mannes, dessen Aufmachung nicht wirklich hier rein passte. Die Klamotten sahen teuer aus und waren es auch. Die Markenzeichen waren echt. Der Mantel sicherlich schwer. Die Gesichtszüge markant, die Augen kalt und wachsam und insgesamt hätte Draco auf einen Auror getippt. Oder einen Schwarzmagier. Nur, dass kein anderer Zauberer sich je in diese Spelunke verirren würde.
„Du kannst genau so gut gehen. Wenn es selten ist, ist es teuer. Und wenn es teuer ist, dann ist es nichts was Miguel Perez dir beschaffen könnte. Verschwende deine Zeit nicht…“, meinte Draco abwesend, ohne den Blick von der Fensterscheibe zu nehmen.
Innerhalb einer Sekunde, der Gedanke konnte kaum so schnell in sein Hirn gelangen, war der Fremde bei ihm.
“Was hast du gehört?“
Das Glas des Fensters klirrte, als sich der dunkelhaarige Mann hart dagegen stĂĽtzte, die Augen starr auf den Draco gerichtet, der unbeeindruckt und ziemlich langsam den Kopf umwandte.
Okay, schnelle Reaktionen hatte der Typ.
„Wenn eure Gespräche privat sind, solltet ihr davon absehen, laut zu werden.“
Der Kerl, der wohl Mick hieß, stieß ein dunkles Knurren aus, das Dracos Augenbraue empor hüpfen ließ. Dieser Laut klang nicht, als würde er in einer menschlichen Kehle entstehen können. „Ich habe dich gefragt, was du gehört hast, Kleiner.“
„Das habe ich vernommen. Möglicherweise ist es schwer zu begreifen, aber das Schweigen, das auf deine Frage folgte, sollte andeuten, dass ich keinerlei Ambitionen hege, sie dir zu beantworten.“ Damit drehte Draco den Kopf wieder zu Seite. Wollte es zumindest.
Er konnte nicht so schnell gucken, wie eine eiskalte Hand sein Kinn gepackt hatte und es zur Seite drehte. Als Mick plötzlich die Zähne fletschte, zuckte Draco trotz aller Verteidigung-gegen-die-dunklen-Künste-Stunden kurz zusammen.
Da glänzten zwei weiße, scharfe Eckbeisserchen, die nicht in das Gebiss eines normalen Erwachsenen gehörten.
„Ein Vampir in ausgerechnet diesen Gefilden?“ Er war wirklich überrascht. Severus hatte immer davon gesprochen, dass die meisten Vampire recht viel Stilgefühl besaßen. Er musste es ja wissen, hatte Pansy sehr viel früher immer gekichert, ließ sich das Gerücht, Severus Snape sei selbst ein Vampir, ja nie ganz aus den Köpfen der Schüler tilgen. Draco hatte es immer für ziemlich unwahrscheinlich gehalten.
Er hatte den besten Freund seines Vaters gut genug gekannt, um zu wissen, dass der Tränkebrauer des Lords, der Zaubertränkemeister Hogwarts und der Mörder Dumbledores absolut überhaupt kein Stilgefühl besaß. Nicht einmal sein Verschwinden hatte etwas davon aufgewiesen.
Der scheinbar echte Vampir jedoch, der hier gerade vor ihm stand, war nicht minder überrascht. Genauer gesagt war er sogar so überrascht, dass er seine Fangzähne einfach wieder einfuhr und den Blonden anstarrte.
„Ich schätze, mein Mangel an Erstaunen hat deinen Auftritt ruiniert?“, fragte Draco und hob eine Augenbraue.
„Wer bist du?“
„Was bist du, würde es wahrscheinlich eher treffen.“
„Egal, wer oder was du bist, auch wenn es dich nicht zu erschrecken scheint…-“
„Mick, morgen früh! Ich verspreche es.“ Erneut flog die Tür auf und Perez stand händeringend im Rahmen.
„Vor Sonnenaufgang.“
„Was?“ Der Mann runzelte kurz die Stirn. Dann nickte er eifrig. „Ach so. Natürlich!“
„Und ich kann dir das wirklich glauben?“
Auch wenn Draco sich nicht von der Tatsache schockieren ließ, dass Vampire existierten – dieser Typ konnte bedrohlich sein wenn er es wollte. Und sexy, fügte der Blonde gedanklich hinzu. Während Mick – was musste man eigentlich verbrechen, um so einen Namen zu bekommen? – Perez mit einem Blick in Grund und Boden starrte, der Snape unschlagbar Konkurrenz gemacht hätte, betrachtete Draco die nicht zu verachtende Rückseite des Vampirs. Nett. Schade, dass die Kerle, für die er sonst so die Beine breit machen musste, nicht annähernd so viel Wert auf Aussehen legten.
Als hätte man seine Gedanken gelesen, packte ihn eine Hand an der Schulter und riss ihn so grob von der Fensterbank, dass er taumelnd am Boden aufkam.
„Nimm Draco mit, als Pfand!“
Der Besagte wäre wahrscheinlich gerade in diesem Moment äußerst unelegant hingefallen, wenn Mick sich nicht nach vorne gebeugt und ihn mit festem Griff wieder hochgezogen hätte.
„Was will ich mit dem Jungen?“ Der Vampir warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und wandte seine Augen dann wieder zu Perez.
„Er ist mein Beweis dafür, dass es morgen früh da sein wird!“
„Würde ich sein lassen“, schaltete Draco sich ein. „Ich bin ihm so viel Wert wie eine ausgetretene Kippe. Folglich würde er mich einfach bei dir verrecken lassen, wenn er dich nur loswird.“
„Halts Maul“, zischte Perez augenblicklich und der Schlag, der Draco an der Unterlippe traf, ließ sie aufplatzen. Er knurrte leise auf, sagte aber nichts.
Wieso auch? Das war der Deal.
Er verdiente hier sein Geld und dafĂĽr konnte Perez tun und lassen, was immer ihm beliebte. Der Blonde spuckte Blut auf den Boden und begegnete Micks Blick ohne auszuweichen.
„Gut“, meinte dieser plötzlich. „Du weißt, was auf dem Spiel steht, Perez. Nicht nur für den Jungen.“
Einen harten Stoß in den Rücken später stolperte Draco hinter Mick auf die Straße.
„Dein Verhalten macht wenig Sinn“, erklärte der Vampir schließlich.
„Ach?“
„Pass mal auf, Bursche…“ Übermenschlich schnell – logischerweise – war Mick herumgefahren und hatte Draco an der Kehle gepackt, um ihn gegen die Wand zu pressen. Der Blonde spürte seine Füße vom Boden abheben und strampelte wild. „Ich würde nicht so cool tun. Wenn du willst, dass ich dich zum Schreien bringe, dann ist das kein Problem“, knurrte der Vampir nah an seinem Ohr und Draco gab ein gurgelndes Geräusch zur Antwort.
Mick interessierte es scheinbar relativ wenig, ob dieser Laut Zustimmung bedeuten sollte, denn er lieĂź Draco einfach zu Boden fallen.
Dieser rappelte sich wieder auf und schĂĽttelte sich kurz.
Als ob nichts gewesen wäre, fuhr Mick fort: „Du rebellierst gegen Perez, aber du bist trotzdem bei ihm.“
„Jeder muss sein Geld verdienen. Im Gegensatz zu gewissen Untoten in der näheren Umgebung, muss ich noch Nahrung zu mir nehmen“, antwortete Draco sarkastisch, nachdem er sich ein paar Mal geräuspert und seine schmerzende Kehle gerieben hatte.
„Und welchen Grund hat es, dass du nicht davor zurückschreckst, diese Untoten zu erkennen?“
„Weil ich schon seit ich ein kleines Kind weiß, dass ihr existiert“, antwortete Draco nur.
„Das war keine besonders umfangreiche Antwort.“
„Deine Beobachtungsgabe ist ja selbst für einen Vampir außergewöhnlich scharfsinnig.“ Zynisch betastete Draco seine Lippe.
„Wie alt bist du?“, fragte Mick plötzlich.
„Bald achtzehn.“
Die Schritte vor ihm verstummten abrupt und Draco hatte keine Zeit mehr, stehen zu bleiben.
„Was ist mit deinen Eltern? Deiner Familie?“
„In meiner Welt bin ich volljährig.“
Einen Moment stand Unverständnis in den dunklen Augen seines Gegenübers, dann sah er, wie sich Micks Augen im Licht der Straßenlaterne verstehend weiteten. „Du bist ein Zauberer?“, schnappte er.
Da Draco keinen Sinn darin sah, das zu bestreiten zuckte er nur mit den Schultern. „Und du ein Vampir.“
„Trotzdem. Was machst du in einer so herunter gekommenen Muggelgegend?“
„Ich lebe hier.“
„Himmel noch mal – kannst du eigentlich auch vernünftige Antworten geben, oder haben dir Perez’ Handlanger schon das Hirn weggevögelt?“
„Das eine schließt das andere nicht aus“, erwiderte Draco ungerührt.
Einen Moment lang starrten sich die beiden Männer an, dann packte ihn Mick am Handgelenk und zog ihn quer durch die Straßen der Stadt. Einen Moment war der Blonde versucht darauf hinzuweisen, dass seine Füße die zurück gelegte Strecke sehr wohl bemerkten, schwieg aber schließlich doch.
Er mochte es, andere Leute zu provozieren, aber er war nicht dumm. Jemanden gegen ihn aufzubringen, der ihm auch ohne Waffen überlegen war, würde höchstens Potter alle Ehre machen.
Eine halbe Ewigkeit später standen sie schließlich im Foyer eines modernen Hotels. Mick schien es nicht für nötig zu halten dem Mann hinter der Theke auch nur einen Blick zuzuwerfen, stattdessen bugsierte er Draco vor sich her und schob ihn schließlich in ein Zimmer. Der Abend war noch jung, aber Mick hatte bereits alle Vorhänge zugezogen.
„Die Unsterblichkeit hat auch ihre Nachteile“, murmelte Draco.
Mick entledigte sich seines Mantels. StilgefĂĽhl, schoss es dem Blonden durch den Kopf. Es war ja nun nicht so, als ob ein Vampir es spĂĽren wĂĽrde, wenn es kalt war.
„Die Unsterblichkeit hat nur nach Nachteile“, meinte Mick ruhig. „Setz dich auf den Stuhl.“
Draco sah keinen Sinn darin, zu rebellieren und lieĂź sich stattdessen auf den hohen Holzstuhl sinken. Als Mick vor ihm in die Hocke ging, zuckte er jedoch zurĂĽck.
Ein Grinsen zuckte an den blassen Mundwinkeln. „Doch Angst?“
„Mir wäre es lieber, wenn du deine Finger von mir lassen würdest.“
„Ach, komm. Ich sehe mit hundertprozentiger Sicherheit besser aus, als die anderen Männer, für die du die Hure spielst.“
Das wiederum brachte Draco nicht zum zusammenzucken. Er hatte es in den letzten Wochen zu oft gehört. „Du kannst das noch ein paar Mal wiederholen – es wird mir weiterhin nichts ausmachen.“
„Was mir etwas ausmacht, ist, dass deine Lippe mein Hotelzimmer vollblutet – das raubt mir den Schlaf.“
Schlanke, kalte Finger betasteten Dracos Lippe und der Blonde schloss kurz die Augen. „Lass gut sein“, murmelte er.
„Lass mich das Blut abwischen.“
„Merlin“, murmelte Draco aggressiv und wischte die Hand beiseite, die nun nach einem Taschentuch gegriffen hatte. Er hob kurz eine Hand an die Lippe und schloss die Augen. Einige Sekunden später war die Wunde verschwunden.
„Ich habe mich schon gefragt, wie deine zarte Haut die vielen Zigaretten überlebt haben mag, die man sicherlich schon auf die ausgedrückt hat.“
„Was willst du eigentlich?“ Draco erhob sich genervt, nur um gleich wieder in den Stuhl gedrückt zu werden.
„Perez hat dich mir in die Hände gedrückt, also mache ich es jetzt das Beste drauß.“
„Was zur Hölle wolltest du eigentlich von Perez? Der steht weit unter deinem Niveau.“
„Ach ja?“
„Du siehst reich und gebildet aus – Perez ist immer bankrott und hat nur Rechnen gelernt, um Geld zu zählen und Heroin abzuwiegen.“
„Ich erzähle dir, was ich von ihm will, wenn du mir erzählst, warum du in seinen Händen gelandet bist.“
Draco betrachtete den eigentlich recht fremden Mann abwägend. Schließlich nickte er zögerlich. Er würde ihn nie wieder sehen, also was schadete es schon?
Der Vampir ließ sich auf die nahe Couch sinken und streckte die Beine aus. „Mein Name ist Mick St. John, ich lebe momentan eigentlich in den Staaten. Ich lebe schon ein paar Jahrzehnte länger als du und hasse es.“ Er fuhr sich durch die Haare. „Was auch der Grund dafür ist, warum ich auf der Suche nach einem Heilmittel bin.“
„Es gibt kein Heilmittel für Vampirismus!“, unterbrach ihn Draco.
„Du bist aber schlau“, kam es spöttisch von Mick. „Es gibt eines. Ich muss nur noch herausfinden, wie man es haltbar macht.“
„Und du glaubst, ausgerechnet Perez kann dir dabei helfen? Sorry, aber das wird nichts.“
„Er soll mir nicht helfen. Er soll mir nur das nötige Zeug dafür beschaffen.“
Kommentarlos hob Draco eine Augenbraue und lehnte sich zurĂĽck.
„Du bist dran, Draco.“
Eine unnatürliche Gänsehaut lief ihm den Rücken herunter, als Mick seinen Namen aussprach und der Blonde schluckte.
„Ich gehe davon aus, dass du wenigstens grob über die Zaubererwelt bescheid weißt?“
Ein kurzes Nicken war die Antwort, die Draco auf seine Frage bekam, ehe er fortfuhr: „Gut. Ich bin der Sohn zweier Todesser, seit dem Tag meiner Geburt – und wahrscheinlich schon länger – zum Todesser prädestiniert. Bin ich schließlich auch geworden. Nicht freiwillig, aber ich will die Schuld nicht auf meine misslungene Erziehung, die Angst und die Gewalt in meiner Kindheit schieben.“ Er lachte sarkastisch auf. „Ich habe keine Liebe bekommen, aber ich hätte es trotzdem schaffen können, abzuspringen. Irgendwie wäre es gegangen. Ich war nur zu feige und zu egoistisch. Als der dunkle Lord gefallen ist, sind meine Eltern mit ihm gestorben. Ich hab’ meinen Arm in Brand gesetzt, meinen linken Unterarm – anstatt des dunklen Mals habe ich nur noch eine einzige, große Brandnarbe. Leider bin ich nicht wie beabsichtigt an dem Schock gestorben oder einfach verhungert.“
Draco knackste kurz mit den Fingerknochen. „Stattdessen“, erzählte er weiter, „hat man mich gefunden. Und ausgerechnet mein Erzfeind und unser aller Retter Harry Potter hat sich für meine Begnadigung eingesetzt. Das war das demütigenste. Ich durfte meinen Zauberstab nicht behalten und musste versprechen, mich die nächsten zwei Jahre nicht mehr im magischen Teil Londons oder irgendeinem anderen Zentrum unserer Welt aufzuhalten. Sprich, man hat mich verbannt. Meine Magie wurde größtenteils einfach blockiert. Keine Ahnung, wie sie das geschafft haben. Minimale, zauberstablose Zauber funktionieren noch. Nach dieser Zeit würde es mir freistehen zurück zu kehren, aber ihnen war natürlich allen klar, dass ich das niemals tun würde. Wie könnte ich auch. Jeder weiß davon, was ich getan habe – oder was ich tun sollte und nicht geschafft habe. Also fand ich mich in der Muggelwelt wieder. Das ist erst ein paar Monate her, aber es kommt mir vor wie ein Leben. Damals kannte ich mich absolut überhaupt nicht mit Muggeln aus, war noch Jungfrau und hatte noch ein bisschen Hoffnung. Heute bin ich erwachsen.“
Damit verstummte Draco.
„Du bist also selber schuld an deinem Schicksal?“
Der Blonde dachte kurz über diese Zusammenfassung nach und deutete dann seine Zustimmung an. „Das könnte man wohl so sagen.“
„Gab es niemanden, der dir hätte helfen können?“
„Ich hatte nie wirklich Freunde. Die Leute, die sich so bezeichneten, mochten mich, weil ich reich und angesehen war – und ich mochte sie, weil sie sich mir gegenüber unterwürfig und kriecherisch verhielten.“
„Klingt als wärst du ein ziemliches Arschloch gewesen.“
„Definitiv“, bekundete Draco. Was ja auch stimmte. Er fragte sich, wann er das erkannt hatte. Vielleicht als er das erste Mal gespürt hatte, was es hieß, von allen verlassen in der Fremde zu sein. Allein zu sein. Einsam. Wenn er noch eine Chance bekommen hätte, hätte er es besser gemacht. Aber entgegen aller verklärten Romantik gab das Leben meist keine zweite Chance.
„Hat einer von Perez’ Männern dich aufgelesen?“
„Ja.“
„Welcher?“
„Egal.“ Draco starrte an die Decke und ließ seinen Kopf auf Lehne des Stuhls sacken.
„Kein gutes Thema?“
„Hast du plötzlich die Freundlichkeit mit Löffeln gefressen?“
Doch der Vampir lieĂź sich scheinbar nicht mehr aus der Ruhe bringen. Irgendwie war der Kerl schon komisch. Einerseits flippte er rasend schnell aus, andererseits war er manchmal die personifizierte Beherrschung.
„Was hat er mit dir gemacht?“
„Na, rate mal“, antwortete Draco und vermied es, in die Richtung des Mannes zu gucken, der dort auf der Couch saß. Er hatte seine ersten sexuellen Erfahrungen nie mit einem hässlichen, nach Bier stinkenden Fremden teilen wollen, der ihm mehr Schmerzen zufügte, als Bellatrix’ ausgeklügelster Cruciatus. Und noch weniger wollte er jemandem davon erzählen, der so arrogant daher kam, wie Mick St. John.
Draco stritt ja nicht einmal ab, dass er sich gern alles von der Seele reden wĂĽrde. Leider bot sich dafĂĽr nie eine Gelegenheit.
„War’s sehr schlimm?“ Mick schien wirklich nachdenklich, was Draco aber gar nicht gut aufnahm.
„Wenn du’s genau wissen willst: Er hat mich in einer Seitenstraße gefunden, in der ich manchmal übernachtet habe. Dann hat er mich mit sich gezerrt, in eines von Perez’ schmuddeligen Apartments. Ehe ich mich versah fand ich mich auf den Knie auf einem dreckigen Bett wieder und habe mir die Seele aus dem Leib geschrieen, während er wie blöd in mich hinein gehämmert hat. Ich habe geblutet und konnte die nächsten Tage kaum laufen. Er hat mir einen Schein in die Hand gedrückt und mich am nächsten Abend wieder gefunden, weiß der Teufel wie. Das war der Abend, an dem ich bei Perez’ gelandet bin. Seitdem schiffe ich seine Drogen hin und her, lasse die sexuell frustrierten Mitarbeiter seines Verbrecherzirkels ihre Wut an mir austoben und hoffe, dass sich der Himmel irgendwann auftut und mir ein Wunder schenkt.“ Draco hatte diesen Monolog emotionslos herunter gerattert und musste jetzt, hinter seiner hoffentlich undurchdringlichen Maske, feststellen, dass es nicht halb so gut tat, wie man es sich immer erzählte. In Wirklichkeit war es nur eine furchtbare Demütigung und Scham, die mit der Angst vor der Reaktion seines Gegenübers einherging.
„Dafür hast du dich ziemlich gut gehalten“, meinte Mick nur, der verständlicherweise keinerlei Lust hatte, auf Dracos Erzählung einzugehen. Der Blonde bewegte sich nicht.
„Mein Körper ist das einzige, was ich habe. Wenn ich kann, mache ich Sport. Und wann immer ich die Gelegenheit dazu finde, versuche ich mich makellos zu halten.“
„Draco, für solche Sprüche bist du noch etwas zu jung.“
„Als jemand, der nicht altert, solltest du es dir sparen, mir Vorträge über Jugend halten zu wollen.“
Mick antwortete nicht. „Leg dich ins Bett“, sagte er schließlich gedämpft.
Draco dachte nicht einmal darĂĽber nach, zu protestieren. Es kam selten genug vor, dass er einmal eine weiche Matratze zur VerfĂĽgung hatte. Sollte Mick doch machen, was er wollte, solange Draco schlief.
Das geschah nämlich genau so schnell wie er erwartet hatte. Im einen Moment lag er noch da und blickte in die Dunkelheit, hörte nur seine eigenen Atemzüge, wusste aber dass der Vampir in seiner Nähe war – was ihn nicht beunruhigte. Tod, Angst und Schmerz waren zu absolut konturlosen Begriffen für Draco geworden. Was kam, kam und was fernblieb, blieb fern. Que sera, sera.
Dann kam der Schlaf. Alpträume und Erholung vertrugen sich selten, aber es war gemütlich und warm in diesem Zimmer. Und Draco schlief allein. Jedenfalls bis das Absenken der Matratze ihn gefühlte zehn Minuten später wieder aufweckte.
Obwohl der Blonde die Augen aufgeschlagen hatte, konnte er kaum etwas erkennen. Erst als er kĂĽhle Finger unter sein T-Shirt fahren spĂĽrte, wurde ihm klar, dass es Mick war, der unter seine Decke kroch.
„Was…-“ Er kam nicht dazu seinen Satz zu beenden, denn eine ebenso kalte Zunge berührte seine Lippen und ganz ohne Widerwillen öffnete er diese reflexartig.
Zwei Hände schossen aus der Dunkelheit und pinnten seine Handgelenke in die Matratze.
„Wünschst du dir zu sterben, Draco?“
Er antwortete nicht. Wie sollte er auch, wo es ihm den Atem raubte, wie Micks Zunge über seinen Hals glitt, am Ausschnitt seines T-Shirts entlang. Genau dieses wurde ihm über den Kopf gezogen, dann war der kühle Mund auf seiner linken Brustwarze. „Wünscht du es dir manchmal?“, wiederholte Mick eindringlich und setzte sich auf die Hüften des wesentlich Kleineren.
„Ja“, keuchte Draco und wusste dass es stimmte.
„Ich auch…“, war die Antwort, die er bekam, ehe eine Hand in seine Hose wanderte. Innerhalb von Sekunden lag er vollkommen nackt in den Kissen des Hotelbettes. Mick hatte sich seiner Klamotten anscheinend schon viel früher erledigt.
“Jeden…“
Ein Kuss, der ihm den Atem raubte.
„… gottverdammten …“
Eine Hand, die sich beinahe schon grob um sein Glied schloss.
„… Tag …“
Draco bäumte sich auf und nahm die Worte des Vampirs nur unbewusst wahr.
„… und jede …“
Seine Hände krallten sich in die Kissen.
„… einzelne Nacht …“
Ihre Erregung rieb aneinander.
„… wünsche ich mir, sterben zu können. Wie ein normaler Mensch.“
Mick war nicht auĂźer Atem, Draco keuchte dafĂĽr umso heftiger. Er schnappte nach Luft und starrte aus verhangenen Augen zu Mick empor.
„Seit unserer Hochzeitsnacht, in der sie mir das schlimmste aller Geschenke machte…“, flüsterte Mick leise und schien mit sich selbst zu reden. „Es gibt nichts grausameres, als die Ewigkeit. Ich spüre nichts, verstehst du?“
Seine Hände fuhren an Dracos nackten Hüften entlang. „Ich habe Sex und ich genieße es… Aber ich kann nicht mehr menschlich dabei empfinden. All die Höhen und Tiefen, unbändige Sehnsucht und heiße Leidenschaft… All das bleibt mir verwehrt…“
Draco spürte, wie Mick nach oben rutschte. Er fühlte all das. Die Höhen und Tiefen, letztere aber bedeutend mehr.
„Welchen Wert hat das Leben, hat die Endlichkeit, wenn du sie dir vorbei wünschst? Wenn du vollkommen allein bist und deine Tage eine Qual sind?“, brachte Draco mühsam hervor.
„Einen so großen. Man kann ihn nur nicht begreifen, bevor es zu spät ist…“
„Nein“, flüsterte Draco und stöhnte auf. „… eine Lüge. Ich bin gefangen. Wenn ich nicht zu feige wäre…“
„Das Schicksal ist zu manchen von uns nicht fair. Vielleicht gehörst du zu den Leuten, die nie Glück haben werden. Find dich damit ab. Aber ein Leben, das hast du. Der Tod kommt eh irgendwann, er läuft dir nicht davon…“
Draco spürte, wie Micks Hände seinen Kiefer auseinander drückten und kurz darauf dessen Hand in seinem Mund verschwand. Mechanisch leckte er sie ab, doch Mick schien damit nicht zufrieden.
„Genieß das Feuer, das du fühlen kannst, Draco…“, schnurrte er in der Dunkelheit. „Ich bin keiner von Perez’ Männern.“
Dann drang ein Finger nach dem anderen in ihn ein, überwand den Muskelring an seinem Eingang und stimulierten Draco ungewohnt sanft. Er hatte kaum ein kurzes Brennen gespürt, als er auch schon haltlos zu Stöhnen begann. Es gab nur wenige Leute, die sich bisher die Mühe gemacht hatten, ihn richtig vorzubereiten. Mick hingegen tat es mit einer Sorgfalt, die seine endlose Geduld anpries. Dann, ganz plötzlich, war er in Draco, ohne dass der Blonde es richtig gemerkt hatte.
Und doch fühlte er sich zum ersten Mal beim Sex nicht allein. Mick war kalt, die Arme, die sich um seinen Körper schlangen fühlten sich an wie Eis und kein zärtliches Wort kam über diese Lippen, aber trotzdem hatte Draco nicht das Gefühl, nur ein lebloses Gefäß zu sein.
Als Mick seinen Lustpunkt traf, stieß er einen kleinen Schrei zwischen Stöhnen und Wimmern aus und presste sein Gesicht gegen die perfekte Brust des Vampirs, um seine Tränen zu verbergen. Dass das relativ wenig Sinn machte, war Draco in diesem Moment egal.
Er spürte, wie Mick ihn wieder in die Kissen drückte und immer härter in ihn stieß, seine Zunge in einen wilden Kampf verwickelte und er glaubte, das nicht mehr lange überleben zu können. Er rutschte ein Stück auf der Matratze hoch und schlug mit dem Kopf gegen das Bettgestell, ohne es auch nur wahr zu nehmen.
Er wurde hin und her geschleudert, bewegte sich einfach mit und hielt doch entgegen, umschlang den Anderen mit den Beinen und verlor sich irgendwo auf dieser Strecke. Draco kam schon lange vor Mick unter Schreien und Tränen zum Höhepunkt, doch es dauerte viele Minuten, ehe seine Atmung wieder normal ging und er sich wieder gefangen hatte.
Mick lag halb auf ihm zusammen gesunken, den Kopf in ein Kissen vergraben.
„Du wirst mich morgen früh hier zurück lassen, oder?“
„Ich könnte dich nicht beißen“, antwortete Mick, wobei er eher in das Kissen hinein sprach.
„Was war das gerade?“ Draco biss sich auf die ohnehin schon schmerzende Unterlippe.
„Es war nichts, Draco. Außer eine kleine Gefälligkeit unter Freunden. Ein paar Minuten Frieden und Glück für uns beide.“
„Danke“, flüsterte der Blonde in die entstehende Stille hinein. Mick antwortete nicht mehr und es dauerte wieder nicht lange, bis Draco einschlief.
Als er erwachte, war die Sonne schon längst aufgegangen. Sie schien klar und stechend durch die herunter gezogenen Jalousien. Er war allein.
Das Bett war unordentlich, roch nach Schweiß, nach ihm… und nach Menschen, die Liebe gemacht hatten. Nur, dass er der einzige war, der hier verbleiben würde.
Draco zog die Decke ein Stück wieder. Im Licht des Tages war die Welt wieder genau so hoffnungslos wie vorher. Es gab keine Liebe, keine großen Gefühle und keinen Märchenprinzen. Es gab nur harte Fakten, ihn, Perez und das Leben, das er irgendwie meistern musste. Warum, wusste er nicht. Mick hatte ihm eine halbe Stunde Urlaub geschenkt, eine Erinnerung, an die er sich vielleicht festklammern konnte, wenn er wieder einmal feststellen musste, dass die Zukunft nichts versprach.
Ein StĂĽckchen GefĂĽhl.


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