
von Dr. S
„Komm mit, Draco“, verlangte Snape. Seine Stimme ging im wahrsten Sinne des Wortes runter wie Öl. Man konnte das Beben, welches sich durch Dracos Körper zog, wahrscheinlich spüren, sogar dann sehen wenn man nicht direkt hinter ihm stand, wie Snape in diesem Moment.
Draco schüttelte den Kopf, sich so sicher, dass er nicht noch ein weiteres Mal ablehnen konnte. Das ganze Jahr hatte er Snapes Bitte in sein Büro zu kommen einfach ignoriert und man musste ihm nicht sagen, dass jeder andere Schüler dafür bestraft worden wäre. Jetzt aber, mit Snape so nah, dass Draco den markanten Geruch einatmen konnte, sich nicht sicher war, ob er davon abgestoßen oder angezogen wurde, bewegten seine Füße sich beinahe selbst und es kostete Draco so viel Mühe sich um diese Uhrzeit überhaupt aufrecht zu halten, dass er letzten Endes nachgab.
Er drehte sich auf den Absätzen herum, versuchte wütend auszusehen und spürte den warmen Hauch von Snapes Atem seine Nase heraufziehen, als er das Kinn reckte, seinen Professor von oben herablassend betrachten wollte. Und es fiel ihm so schwer. Draco scherte sich wenig darum, dass es jeden anderen hätte zurückweichen lassen. Für ihn war Snapes Geruch etwas Vertrautes, etwas, das ihn an schönere, bessere Zeiten erinnerte und dementsprechend oft wälzte er sich des Nachts in seinem Bett herum, wünschte sich das genau dieser Duft in den Schlafsaal ziehen würde.
„Komm mit mir.“ Und Draco wünschte sich so sehr, dass es dieses Mal um mehr ging. Snape konnte nicht mit dieser Stimme zu ihm sprechen und von nichts wissen. Wie von selbst folgte er Snape, geleitet von dieser Stimme bis in die Räume des neuen Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Jetzt konnte er nicht falsch liegen.
Dracos Stimme war leise, kaum hörbar, selbst die Stille in diesem Raum schien ihn zu übertönen. „Ich sage nichts.“ Dabei wollte er so gerne. Er hatte Snape immer vertraut und er brauchte kompetentere Hilfe, aber vor allem brauchte er mentalen Beistand. Jemand, der ihm sagte, dass er es schaffen würde und nicht in ein paar Monaten so tot sein würde, wie er sich schon längst fühlte.
„Ich weiß.“
So kalt… Am liebsten hätte Draco die Augen geschlossen und sich selbst darum bemitleidet, die Kälte in dieser Stimme verdient zu haben. Er hatte Snapes Vertrauen verspielt und damit nicht einmal die schmerzhafte Vorstellung von Wärme verdient.
Seine grauen Augen fixierten die schwarzen Tiefen, die Snape sein Eigen nennen durfte, und Draco wollte sie erneut beim bloßen Anblick wieder schließen. Snapes Züge zeugten von Ärger. Eine Grausamkeit für Dracos Herz.
Aber immer noch das kleine Lichtlein in seiner Dunkelheit. Snape hätte ihn niemals mitgenommen, wenn er von vorneherein wusste, dass niemand etwas aus Draco herausbekommen würde. Da steckte mehr dahinter.
Und Draco hatte nichts mehr zu verlieren, die Gewissheit seines bevorstehenden Misserfolges so klar vor Augen. Was er jetzt wollte, war diese Emotion verschwinden lassen, hoffte, dass seine Zunge ihm seinen Wunsch erfüllen konnte, als er seinen Lehrer küsste.
Erst jetzt merkte er, wie unglaublich kalt ihm sein musste, wenn Snapes Zunge, die seine zurückgedrängt hatte, ihn regelrecht von innen wärmte. Er schmeckte so bitter, so wie Draco es sich immer vorgestellt hatte. Snapes Kuss gab seinen Lungen neue Luft, kein Licht mehr, aber so konnte er selbst in der Dunkelheit leben.
Es sah nicht nur so aus, Snapes Haar war wirklich fettig, so sehr, dass Draco glaubte sich nie wieder die Hände eincremen zu müssen. Dennoch hoffte er nicht abzurutschen, krallte sich haltsuchend fest und ließ Snape nicht zurückwichen, zog ihn sogar noch dichter, bis er glaubte selbst durch den schweren Umhang hindurch die hervorstehenden Rippen spüren zu können. Was er sich nicht einbildete, nicht einbilden konnte, war die Härte, die gegen seine Hüfte drückte.
Es lohnte sich also doch, Risiken einzugehen…
Snapes Finger auf seiner Hüfte zu spüren war so befremdlich und trotzdem reichte diese Berührung alleine schon aus, damit Draco sich in einer hastigen Bewegung den Schulumhang von den Schultern riss, ihn achtlos auf dem Boden aufkommen ließ, sich nicht um den dort liegenden Staub scherte, nicht einmal mehr das raschelnde Geräusch des Stoffes wahrnahm.
Fingernägel kratzten über Dracos Haut, bevor Snape ihm das Hemd über den Kopf zog. Die Kratzer hinterließen ein Brennen, jedesmal ein bisschen stärker, wenn Snape wieder darüber fuhr und er hatte eine halbe Ewigkeit dafür, scherte er sich doch nicht einmal ansatzweise darum, dass Draco schwer mit den vielen Knöpfen seiner altmodischen Robe zu kämpfen hatte.
Nach Luft schnappend drehte Draco den Kopf leicht seitlich, spürte augenblicklich die nasse Zunge an seinem Kiefer entlang streichen und noch lange danach die sich ausbreitende Gänsehaut auf der fast sofort auskühlenden Haut.
„Professor… Ich… werde nichts sa…“ Snapes Finger hinderten ihn am Sprechen genauso am verlangenden Stöhnen, als die andere Hand in seine Hose fuhr und seine Erregung sanft umschloss. Zu sanft… Die Augen zusammenkneifend biss Draco dafür umso härter auf Snapes Zeigefinger, konnte den dumpfen Seufzer trotzdem nicht unterdrücken.
Die Türklinke bohrte sich in seine Taille, als Snape ihn in sein Schlafzimmer drängte. Der heftige Aufprall würde einen Bluterguss hinterlassen, da war Draco sich sicher, so schmerzhaft wie es war, als er mit dem Rücken auf die Matratze gepresst wurde.
Endlich… Endlich konnte er Snape den Umhang von den Schultern streifen, durfte die blasse Haut unter seinen Fingern fühlen und konnte kaum genug davon kriegen. Tief grub er die Finger zwischen die Schulterblätter, welche noch mehr hervorstachen, als Snape sich aufstützte und Draco in einer einzigen Bewegung die Hose herunterzog. Dass er das überhaupt konnte grub für einen kurzen Moment Sorgenfalten in seine Stirn, die Draco entfernte, als er mit den Nägeln über den hageren Rücken kratzte. Der Schmerz auf dem fahlen Gesicht machte es nicht besser, weshalb Draco die – trotz des leidenschaftlichen Kusses – immer noch blassen Lippen wieder verschloss, Snape in einer fast flehentlichen Geste zwischen seine Beine zog und in den warmen Mund stöhnte, als er nackte Haut an seiner fühlte.
Er fühlte sich erdrückt, als würde allein die Berührung ihn langsam verätzen und es nur noch seine Knochen seien, die sich immer wieder gegen Snapes Körper schoben. Aber genau dieses Gefühl erinnerte ihn daran, dass er noch immer am Leben war, dass das sein Herz war, das so schnell schlug und gegen seine Brust hämmerte, nur unsichtbar weil Snape ihn perfekt bedeckte. Beinahe genoss er das Brennen, als er ihn weitete um leichter eindringen zu können. Draco schrie nicht auf, biss sich lieber auf die Unterlippe, so fest, das Blut sein Kinn hinunterlief und tatsächlich von Snape mit der Zunge entfernt wurde, bevor er sie erneut fast zu tief in Dracos Mund schob. Wieder wurde ihm die Kälte, die ihn umgab bewusst, als Snapes Arme sich fest um ihn schlossen. Das verlorene Gewicht betrauerte er nicht, als Snape ihn so lockerleicht hoch- und auf sich ziehen konnte. In dieser Position konnte Draco sich viel besser festklammern, das Gesicht in Snapes Halsbeuge vergraben, die Stirn gegen die fahle Haut pressen und, das Wichtigste, Snapes Herzschlag spüren. Das Blut pulsierte sonst immer nur vor Zorn in seiner Halsschlagader, aber jetzt, da war Draco sich sicher, gab es einen anderen Grund für das drückende Gefühl, welches er rhythmisch an seiner Wange fühlen konnte.
Langsam, wahrscheinlich um ihn nicht wehzutun, drang Snape in ihn ein. Dabei hätte Draco sich das bisschen Schmerz fast gewünscht, so aber fühlte es sich nur warm an, voller, als ob er nicht mehr aufnehmen konnte. Der Schmerz kam noch, als Snape gröber nach oben stieß, sich bis zum Anschlag in den Jüngeren schob, der kräftig nach Luft schnappte.
Die langen Finger gruben sich tiefer in seine Hüfte, als wenn Snape das hier genauso brauchen würde, wie Draco, der sich jetzt willenlos in einen gleichmäßigen Rhythmus bringen ließ. Immer wieder spürte er die Spitze von Snapes Erregung gegen den einen Punkt stoßen, der ihm zwar keine Erlösung verschaffte, aber das unbändige Verlangen weiterzuleben, nur für so einen Moment hier.
„Schau mich an“, verlangte Snape und Draco schlug die Augen auf, realisierte kurz darauf seinen Fehler, aber es war zu spät um irgendeine Art Mauer zu errichten.
Ruckartig und mit all der Kraft, die er aufbringen konnte, stieß er den Älteren von sich, jaulte vor Schmerz auf, aber die physische Qual interessierte ihn im Moment gar nicht. Er hatte Snape in seine Gedanken gelassen, auch so ein kurzer Moment reichte einem geübten Legilimentiker, vor allem, wenn sein „Opfer“ gerade in einem Meer von Verlangen ertrank. Draco hatte es in dem Rausch von Gefühlen gar nicht bemerkt… und nun würde er die Konsequenzen seiner Unachtsamkeit tragen müssen.
Tränen standen ihm in den Augen, als er sich in Snapes Decke wickelte, ängstlich an das Kopfende rutschte und den Blick abwandte, nervös auf seiner Unterlippe herumkauend.
Oder… Oder wurde er am Ende paranoid?
Draco vernahm überdeutlich das Rascheln von Stoff und zuckte zusammen, als die Tür ins Schloss fiel, ihm nicht einmal ein letztes Wort geschenkt wurde. Dabei wünschte er sich jetzt doch nur ein paar knappe Wörter, vielleicht auch voller Spott und Hohn, Hauptsache Snape, der ihm sagte, dass es nicht so schlimm war…
Vielleicht… wenn er wartete?
Draco rollte sich ganz klein zusammen und umschlang seine zitternden Knie. Snapes Geruch stieg ihm in die Nase, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, brachte aber dennoch ein kleines Lächeln auf Dracos bleiches Gesicht.
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