von Godess_Artemis
Paparazzi
SIE waren schon wieder da. Überall. Tag und Nacht. Wo er stand und ging. Seit er dieses verfluchte Dorf betreten hatte.
Resigniert seufzend linste Gellert durch die zugezogenen Jalousien des kleinen Reihenhäuschens, das er seit gut zwei Wochen zusammen mit seiner Großtante bewohnte. Sehnsüchtig warf er einen winzig kurzen Blick nach draußen. Wie gerne würde er jetzt draußen in der kühlen Abendluft stehen und sich den frischen Wind um die Nase wehen lies. Aber es ging nicht. Sobald er die Türschwelle betreten würde, wäre er einem unerträglichen Blitzlichtgewitter und aufdringlichen Reportern vom Tagespropheten und sonstigen Klatschblättern ausgesetzt. Sowie das letzte Mal und das Mal davor…
Energisch wandte der Blondschopf den Blick wieder ab. Nein, versuchte er sich einzureden, draußen gab es sowieso nichts das es wert gewesen wäre eine kleine Entdeckungstour zu wagen. Er wollte seiner Tante nicht noch größere Unannehmlichkeiten bereiten als er es jetzt schon tat. Am liebsten wäre er auf und davon, aber wohin? Zu seinen Eltern konnte er nicht zurück. Immerhin hatten sie ihn verstoßen nachdem er von der Schule geflogen war. Verzwickte Sache. Der einzige Mensch aus seiner Verwandtschaft, der das schwarze Schaf mit offenen Armen hatte empfangen wollen, war seine Großtante gewesen. Dank ihrer Großherzigkeit hatte er jetzt zwar ein Dach über dem Kopf, aber…
Er vermisste seine Freiheit. Es tat so weh eingesperrt zu sein!
Schützend rollte er sich zu einer kleinen Kugel zusammen und kuschelte sich in die Bettdecke ein. Es würde in wenigen Stunden schon wieder zu dämmern anfangen und er hatte noch kein Auge zugetan. Vielleicht würde die Welt morgen schon wieder ganz anders aussehen und der Medienrummel um ihn hätte sich endlich gelegt…
Es war nicht so…
Aber er hatte es ja ahnen müssen als er schon mit Mordskopfschmerzen aufgewacht war.
Dabei war der Rest des Morgens genauso verlaufen wie sonst auch. Er war um acht aufgestanden, hatte geduscht und sich dann angezogen. Als ihn dann seine Tante zum Frühstück gerufen hatte, war er gerade damit fertig geworden seine Frisur im richtigen Maße zu verstrubbeln. Zwar würde ihn sowieso niemand außer seiner Tante zu Gesicht bekommen, aber wenn die Futzis von der Presse ihn schon fotografieren mussten, dann wenigstens wenn er hammermäßig aussah. Wenn schon, denn schon.
Kaum hatte er sein karges Frühstück hinuntergewürgt, fing er schon wieder an sich unsäglich zu langweilen. Was tat er denn hier außer zu schlafen und zu essen???
Praktisch nichts!
Verärgert schnaubte er auf. Er würde sich doch nicht von so ein paar blöden Reportern die Hosen voll machen, Augen zu und durch. Es sei denn er konnte diese neugierigen Fotoheinis umgehen…
Vorsichtig lugte der Blondschopf aus einem der Fenster auf der Rückseite des Hauses. Perfekt hier gab es keine Bäume zum Verstecken und auf dem Nachbargrundstück konnte er auch keine verdächtigen Personen entdecken. Also nichts wie weg solange die Luft rein war.
Hektisch kletterte er aus dem Fenster und schwang sich elegant auf den Boden hinab. Endlich frei!!! Triumphierend sprintete Gellert durch das vertrocknete Gras, dass sich auf dem Grundstück trotz der täglichen heißen Bestrahlung durch die Sonne hatte behaupten können. Doch leider hatte er sich zu früh gefreut, kaum das er die Hälfte des Grundstückes durchquert hatte kamen die Reporter und Fotographen mit ihren Kameralinsen auf ihn zugelaufen und ein Blitzlichtgewitter sondergleichen setzte ein, noch schlimmer als je zuvor.
Völlig kopflos rannte der ehemalige Durmstrangschüler davon, nicht darauf achtend wo er hinlief bis ihn eine Hauswand stoppte - wobei nicht ganz stoppte, glücklicherweise stand ein Fenster im Erdgeschoss einen Spalt weit offen. Hastig hebelte er es schnell soweit auf, dass er hindurchschlüpfen konnte und schon war er vor den verwunderten Augen der Reporter verschwunden ohne ein weiteres Anzeichen zu hinterlassen.
Erleichtert atmete Gellert aus, er war vorerst in Sicherheit. Aber wie um Merlins Willen sollte er da wieder rauskommen? Er musste in Ruhe nachdenken, was sich nicht gerade als einfach gestaltete, da er heftiges Rippenstechen hatte und außerdem…
…und außerdem irritierte ihn die Anwesenheit eines zweiten Jungen dem er sich plötzlich und unerwarteterweise gegenübersah. Eines halbnackten nur mit einem Badehandtuch bekleideten Jungen seines Alters.
Albus Dumbledore starrte den blonden Jungen, der völlig aus der Puste schien und unter dem Fenster geduckt auf dem Boden saß, erschrocken an.
Ein lautes Knacken und Poltern hatte ihn auf sich aufmerksam gemacht und er war ohne weiteres aus dem Badezimmer gestürmt, in dem er gerade geduscht hatte, bevor er Frühstück machen wollte. Albus war nicht darauf vorbereitet gewesen, plötzlich einen wildfremden Jungen in seinem Alter vor sich zu haben - eigentlich hatte er gedacht, dass Aberforth mal wieder eine Ziege ins Wohnzimmer gelassen hatte, wie beim letzten Mal ... doch dann fiel ihm ja ein, dass Aberforth nicht einmal da war, sondern die Ferien bei seinem Freund verbrachte!
Wie peinlich ...
Er zog sich das Handtuch, was er notdürftig um seine Hüften geschwungen hatte, etwas enger und fasste sich endlich wieder.
„Wer bist du denn?“
Er hoffte inständig, dass dieser Junge kein kleiner Taschendieb war, denn in Godric's Hollow kam das häufig vor und sein Zauberstab lag noch im Badezimmer ...
„Wenn ich dir das sage, dann jagst du mich sicher wieder raus!“, erwiderte der Junge und etwas verzweifeltes lag in seiner Stimme. „Und es tut mir leid, wenn ich hier unbefugt eingebrochen bin, aber ...“
Er wandte verschämt seinen Blick ab, da er sich ärgerte, dass er diesen verdammten Journalisten nicht die Stirn geboten hatte - aber so viel Ärger durfte er nicht mehr veranstalten, nach dem Desaster in seiner Schule!
Albus war immer noch verwirrt, doch er kam nun zum Fenster und sah nach draußen. Zu seiner Überraschung sah er einen ganzen Haufen von Menschen mit Kameras und Notizbüchern, die sogar so schamlos waren und sein Grundstück betraten und das Haus umrundeten! Journalisten - das letzte, was er hier haben wollte!
Ohne weiter auf den Jungen zu achten, rannte er ins Badezimmer zurück, schnappte sich seinen Zauberstab, zauberte sich seine Klamotten an den Leib und ging nach draußen - seinen Zorn zurückhaltend.
„Was suchen Sie auf meinem Grundstück?!“, rief Albus und die Journalisten stürmten auf ihn zu.
„Wir haben gesehen, dass Gellert Grindelwald in Ihr Haus eingebrochen ist! Wenn Sie ihn doch bitte herausgeleiten würden?“, sagte einer.
Aus dem Augenwinkel sah Albus den Jungen, der zum Fenster rauslinste - sein verzweifeltes Gesicht regte sein Mitleid an.
„Nein, das tut mir leid - aber in meinem Haus ist niemand eingebrochen.“, sagte Albus höflich.
„Wir sind doch nicht bescheuert! Wir haben ihn gesehen!“, regte der Mann sich auf.
Jetzt wurde Albus es zu bunt!
„Verschwinden Sie sofort von meinem Grundstück! Das ist Hausfriedensbruch, was sie hier veranstalten, also weg! Sonst hetzte sich Ihnen allen einen Fluch auf, dass Ihnen hören und sehen vergeht!“, drohte Albus und hob dabei seinen Zauberstab.
Einschüchtern ließen diese Leute sich nicht, jedoch mussten sie das Grundstück verlassen, da Albus sonst das Ministerium einschalten könnte.
Zufrieden mit sich, ging Albus zurück ins Haus, wo er den Jungen im Wohnzimmer vorfand.
„Warum hast du das getan? Du hättest mich verpfeifen können!“, krächzte er.
Albus musterte ihn berechnend.
„Nun ja, Gellert Grindelwald, ich habe so einiges über dich gehört, aber erstens geht es mich nichts an und zweitens wäre das unmenschlich, würde ich dich dieser gierigen Meute aussetzen.“, erwiderte Albus.
Nun lächelte Gellert leicht.
„Danke - wie heißt du eigentlich?“
„Albus Dumbledore.“
„Nun, Herr Lebensretter, es ist mir eine Freude dich kennen zu lernen!“, witzelte Gellert.
Albus wusste nicht recht, was er davon halten sollte, so fragte er einfach: „Möchtest du mit frühstücken? Ich wollte gerade Essen machen.“
„Ähm - ja, klar! Gerne!“
„Warum bist du eigentlich gleich rausgestürmt, als du die Journalisten gesehen hast? Doch sicher nicht wegen mir?“, fragte Gellert, während er an seinem Brot herumkaute und Albus seine kleine Schwester Ariana in die Küche führte und setzte sie auf den Stuhl, dann bot er ihr etwas zu essen an.
„Meine Schwester, Ariana.“, erklärte Albus auf die fragenden Blicke hin. „Und nein, nicht wegen dir, sondern wegen ihr.“
Gellert musterte das kleine Mädchen mit blonden Haaren, die in ihr Brot biss und etwas abwesend wirkte.
„Sie - sie ist geistig labil ... ein paar Muggel haben ihr damals Schmerzen zugefügt und seitdem hat sich ihre Magie nach innen gekehrt ... sie ist eigentlich eine Gefahr, doch meine verstorbenen Eltern wollten nicht, dass man sie wegsperrt ...“, erklärte Albus murmelnd, da er noch nie jemand fremden das erzählt hatte. „Deshalb bin ich so ausgeflippt, weil ich nicht wollte, dass sie Ariana bedrängen, wenn sie das herausgefunden hätten.“
„Das tut mir leid.“, sagte Gellert.
„Muss es nicht, es ist nun einmal so ... und warum sind sie hinter dir her? Du scheinst doch nett zu sein, ganz das Gegenteil, was die Presse behauptet hatte.“
Und Gellert erzählte ihm nun alles und Albus hörte zu und hatte Verständnis für ihn.
„Jetzt muss ich nur noch durch diese Meute unentdeckt wieder zurückkommen.“, murmelte Gellert.
„Das ist kein Problem.“, sagte Albus und Gellert starrte ihn an.
„Wie?“
Albus lächelte. „Nimm doch den Desillusionszauber!“
Gellert starrte ihn an, als hätte er noch nie im Leben einen Menschen gesehen. Warum zum Teufel noch mal war er selber nicht darauf gekommen? Mein Gott, wie peinlich war das denn?
Doch Albus sah nicht aus, als würde er sich über ihn lustig machen.
Gellert stand auf.
„Danke, das werde ich machen ... ähm ... sehen wir und irgendwann mal wieder?“, fragte er.
Albus erhob sich ebenfalls.
„Wenn du mir sagst, wo du wohnst, sicher!“
„Also - nein, ich komm besser zu dir - ich will ja nicht, dass diese Journalisten dich auseinandernehmen.“
Albus lachte. „Ist gut - auf wiedersehen!“
Gellert ging zur Tür und hob seinen Zauberstab, doch bevor er den Unsichtbarkeitszauber über sich sprach drehte er sich noch mal zu Albus um, der ihm gefolgt war.
„Ach eines noch ...“
Albus sah auf und Gellert grinste.
„Ich muss zugeben, du hast einen echt geilen Body!“
Und mit den Worten war er verschwunden und ließ den knallroten Albus einfach stehen, bis zum nächsten mal ...
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*bg* Und und und? *ganz hibbelig rumhüpft* Wie hat's euch gefallen? Wie fandet ihr unsere beiden Schnuckel diesmal? Ich muss gestehen, es hat mir verdammt viel Spaß bereitet diesmal das Thema 'Hetzjagd durch die Presse' zu verarbeiten, denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass zumindest einer der beiden Zauberergenies nicht davon betroffen war!
Wie dem auch sei! Featherwing und ich wünschen euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und wir hoffen, dass ihr uns auch 2009 als Leser treu bleiben werdet.
*wunderkerze anzünd* Bis näääächstes Jahr!!! *wink*
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