von Godess_Artemis
Sakura-Hime, Kirschblütenprinzessin
In aller größter Hast lief Albus die Straßen entlang, bog mehrmals in schmälere Seitengässchen ab und nahm einen Schleichweg als Abkürzung, um rasch an sein Ziel zu kommen: Den Tante-Emma-Laden in der Ortsmitte, unmittelbar neben der Dorfkirche.
Wir brauchen noch Milch für die Pfannkuchen!, ertönte die gebieterische Stimme seines kleinen Bruders immer noch in seinen Ohren, obwohl er diesen schon längst weit hinter sich in ihrem Zuhause in Godrics Hollow zurückgelassen hatte.
Von weitem konnte er schon erkennen, dass etwas seltsames bei dem Laden vorging. Eine riesige Menschenmasse hatte sich vor dem winzigen Gebäude versammelt und verstopfte die gesamten Zufahrtsstraßen. Albus befürchtete schon, dass er es nicht bis Ladenschluss schaffen würde die Milch zu kaufen. Keuchend legte er eine kleine Zwangspause ein und reihte sich in die Schlange aus wartenden Leuten ein. Seine Seiten stachen ihm fürchterlich und er bekam nur schwer Luft. Für einen kurzen Augenblick der Schwäche erlaubte er es sich, sich vorzubeugen und seine schwitzigen Handflächen auf seinen Knien abzustützen. Seine Brille hing gefährlich weit vorne auf seiner Nasenspitze und wenn er sich nicht mit einer ruckartigen Bewegung wieder aufgerichtet hätte, wäre sie ihm bestimmt von der selbigen gerutscht.
Verdutzt hielt er inne als er wenige Meter von sich entfernt, auf eine blonde Schönheit aufmerksam wurde, die entspannt gegen den magischen Kirschbaum, der zum Laden gehörte, lehnte und mit kühlen Blicken die Schaulustigen von sich fernhielt.
Verwirrt blinzelte Albus noch einmal, um festzustellen, dass Sie ein Er war. Die blonden Locken und die schmächtige Statur hatten ihn im ersten Moment auf eine falsche Fährte gelockt. Doch nun bei genauem Hinsehen konnte er erkennen, dass die Person zerfetzte, ausgewaschene Jeans trug und noch dazu fehlten die fein angedeuteten Konturen von Brüsten, die sich unter normalen Umständen auf dem dünnen Stoff des T-Shirts abzeichnen würden…
Errötend wandte Albus den Blick ab. Hatte er gerade darüber nachgedacht, dass dieser Kerl hübscher als jedes Mädchen war, das er aus der Schule kannte?!?
Schnell drängte sich Albus durch die gaffende Menschenmenge und kurz darauf verschluckte ihn die beruhigende Dunkelheit des kleinen Ladens. Der Besitzer winkte ihm kurz zu als er ihn erkannte und vertiefte sich wieder in die Zeitung, die auseinandergefaltet vor ihm lag.
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Diese gaffenden Säcke!, dachte der Junge mit den blonden Haaren verächtlich. Als würden die Mädchen auf ihn fahren und als würde jeder Junge, der ihn ansah sofort schwul werden, weil er doch so engelsgleich aussah. Es war schon manchmal ein Fluch diese Schönheit, doch es war auch nützlich ...
Dieser eine Junge hatte sich errötend weggedreht ... dabei sah er doch gar nicht so übel aus! Na ja, diese Hormone mal wieder ...
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Erste Reihe…
Zweite Reihe…
Dritte Reihe…
Auf der linken Seite…
Zweites Fach von oben…
Ja, da waren die Milchtüten, noch genau zwei Stück waren übrig und die schnappte sich Albus und packte sie auf die Verkaufstheke.
„Das macht dann einen Sickel und vier Knuts.“, meinte der Verkäufer gelangweilt, ohne sich die Mühe zu machen von seiner Zeitung aufzusehen.
Albus händigte ihm das Geld aus und erhielt seine Waren daraufhin in einer Plastiktüte verpackt zurück. Mit einem knappen Gruß war er aus dem Laden in das grelle Sonnenlicht hinaus verschwunden. Und wieder fiel sein Blick auf den fremden Jungen, der immer noch am Kirschbaum lehnte. Nur hatte sich die Menschenmenge mittlerweile zerstreut. Plötzlich schnellten die Augen des Blondschopfes in die Höhe und trafen auf Albus zeitweilig wieder glasigen Blick. Und Albus wusste, dass es um ihn geschehen war, wusste, dass dieser blonde Junge etwas besonderes war. Und noch bevor er wusste was er tat war er schon direkt vor dem fremden Jungen.
Kirschblüten tänzelten vom lauen Sommerwind umhergewirbelt durch die Luft und ließen sich Schmetterlingen gleich auf allem das sie erreichen konnten nieder. Es sah fast so aus als würde es rosa Blüten schneien. Es war ein faszinierendes Schauspiel, dass alle Leute im Vorbeigehen lächelnd beobachteten.
Ein heftiger Windstoss fegte über den Vorplatz des kleinen Ladens und rauschte durch die Äste des Baumes, welcher daraufhin einen weiteren Schwall Blüten über die Menge ergoss.
Wie zartrosa Tropfen nieselten sie auf die beiden in Gedanken versunkenen Jungen nieder. Sie blieben in den Haaren, in der Kleidung hängen und Albus hätte sogar beinahe eine verschluckt.
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Den hat es ja voll erwischt. Aber das geht allen so, die mich sehen. Und wie er ihn so musterte, wusste er, dass sich dieser Junge auf einen Blick Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Leise lächelnd wartete er noch eine Weile, bis er vielleicht etwas tat oder sagte, doch als nichts der Gleichen kam, schlug er Kapital.
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„Wie lange willst du mich eigentlich noch anstarren?“, wisperte der Blondschopf und zog Albus an seinem Kragen zu sich her. „Keine Lust, etwas Neues auszuprobieren?“
„Wa..?“, Albus schwacher Protest wurde von den hauchzarten Lippen geschluckt, die sich auf die seinigen gelegt hatten und im selben Moment hörte die Welt um sie herum auf sich zu drehen.
Für eine Weile fühlte Albus nur das heftige Pochen seines Herzens.
Das beängstigend laute Rauschen seines Blutes in seinen Ohren.
Das prickelnde Gefühl von Hunderten von Augenpaaren, die sie beobachten konnten und doch nur Augen für ihre Einkäufe hatten und einfach ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen in die Läden zu ihrer Linken und Rechten stürmten.
Die bebenden Lippen, die sich ungeschickt aufeinander pressten.
Seine zitternden Hände, die seine Einkaufstüte einfach fallen ließen und sich stattdessen um die Hüfte des anderen schlangen.
Und die Kirschblüten, die über ihre erhitzten Wangen und sonstige freigelegte Haut striffen.
Zögerlich löste sich der Kuss und Albus warf einen peinlich berührten Blick über die Schulter.
Sch*** Paranoia!
„Du solltest in Zukunft nicht so offensichtlich deine Absichten zur Schau stellen. Könnte dich eines Tages in Schwierigkeiten bringen.“, wisperte der Blonde verführerisch und streichelte mit dem Daumen sanft über Albus' leicht geöffnete Lippen, was diesem ein unartikuliertes Keuchen entlockte.
Beschämt senkte Albus den Kopf und hielt sich die Hand über den Mund.
Was hatte er gerade eben getan? Wieso hatte er diesen Jungen geküsst und vor allem wieso hatte ihn der fremde Junge zurückgeküsst?
Albus war zutiefst verwirrt. Und es war ihm unangenehm.
Wer sie hätte alles sehen können!
Panisch drehte er sich um und wollte schon in aller Hast einen überstürzten Abgang hinlegen als er am Ärmel zurückgehalten wurde: „Hast du hier nicht irgendwas vergessen?“
„Was denn jetzt noch?“, fuhr Albus auf. „Hab ich mich denn vor dir noch nicht genug zum Affen gemacht?“
„Hey, ich wollte dir nur deine Einkaufstüte zurückgeben.“, meinte der andere Junge etwas verstimmt. „Mist, sieht aus als wären deine Einkäufe hinüber.“
„Oh.“, Albus' Wut sackte in sich zusammen. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht…ich meine vorhin als ich sie wegen dings fallen gelassen habe müssen sie…ach vergiss es. Danke ich muss jetzt los.“
Aus dem Hintergrund ertönte eine Albus nur allzu bekannte Stimme. Die seiner Nachbarin Bathilda Bagshot: „Ach nein, Albus. Wie schön dich hier zu treffen! Wie ich sehe hast du dich schon mit meinem Neffen Gellert angefreundet….“
Neffe? Gellert?
Die rüstige alte Dame packte ihre Einkaufstüten in die Hände der abwehrenden Teenager und bugsierte die beiden durch die Straßen zurück zu ihrem Haus. Gellert begleitete Albus noch bis zu dessen Haustür und öffnete ihm - ganz Gentleman - die Tür, wo sie von einem aufgebrachten Aberforth empfangen wurden.
„Wo hast du denn die Milch gelassen?“, fragte sein Bruder vorwurfsvoll.
Betreten schwieg er bis Gellert lasziv grinsend eine kleine Packung des gewünschten Produkts von irgendwoher hinter seinem Rücken hervorzauberte.
„Bitte sehr, hier die Milch.“, meinte der Blondschopf vergnügt ob Albus' verblüfftem Gesichtsausdruck, reichte Aberforth die Packung und wandte sich dann wieder zurück an seinen Freund. „Wenn sie uns ausgeht kann ich ja dann zu euch kommen und sie mir zurückholen.“, schnurrte er Albus ins Ohr und sorgte dafür, dass bei Albus im Kopf gleich ein nicht jugendfreies Szenario nach dem anderen abspielte. Denn egal was man ihm nachsagte, auch Albus war durchaus nur ein spätpubertierender Teenager mit Hormonproblemen.
Stumm nickte er nur und schwenkte seine biologisch-nicht abbaubare umweltverschmutzende Plastikeinkaufstüte mit seinem ebenso umweltunfreundlichen und momentan absolut nutzlosen Inhalt als er mit einer einladenden Geste die Haustüre aufhielt: „Willst du nicht noch zum Abendessen bleiben?“
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