von Hannah Abbott 13
Harry hörte doch noch etwas von Cho. Zwei Tage später kam ein Brief, in dem nur stand: Sorry, das wollte ich nicht. Es stand auch keine Unterschrift darunter, aber Harry hatte Chos Eule erkannt.
Das war auch genau der Tag, an dem seine Meldung in der Zeitung hätte erscheinen sollen. Das tat sie auch, nur dummerweise nicht so, wie Harry sich das vorgestellt hatte. Sie war nämlich zu einem ganzen Artikel breitgetreten worden. Sogar Satzstellung und Formulierungen wurden genauestens untersucht. Harry dankte Merlin, dass er vorher Lily und Hermine Kontrolle hatte lesen lassen, so wurde nämlich trotz aller Mühe nichts gefunden, was sich zu einem Skandal hätte ausweiten lassen.
Von diesem Tag an bekam Harry nicht mehr einen einzigen Liebesbrief.
Am ersten September brachte Harry Ginny, Ron und Hermine zum Bahnsteig 9 ¾. Der Abschied war weniger tragisch als befürchtet, denn Dumbledore hatte Ginny die Erlaubnis gegeben – solange sich ihre Noten nicht verschlechterten – das Schloss jedes Wochenende zu verlassen, um Harry zu besuchen. Allerdings nicht über Nacht. Aber das war natürlich trotzdem sehr viel besser als die seltenen Hogsmeade Wochenenden. Und im größten Notfall durfte Harry auch ins Schloss, was er aber – soweit es sich machen ließ – vermeiden wollte.
„Wir sehen uns bald, Schatz.“, Harry umarmte Ginny. Es tat ihm weh, sie gehen zu lassen. Seit fast vier Monaten hatten sie so gut wie keinen Tag verbracht ohne den anderen zu sehen.
„Weißt du, ich nehme es dir immer noch übel, dass du nicht mitkommst.“, sagte Ginny, und Ron, der mit Hermine in der Nähe stand, nickte heftig.
„Hey, ich werde Auror.“, sagte Harry, „Und außerdem würde ich das Geglotze nicht aushalten.“, fügte er hinzu und sah sich um. Tatsächlich wandten sich mehrere Leute, die ihn vorher beobachtete hatten, ertappt ab.
„Aber wir müssen es aushalten, was?“, sagte Ginny, „Ich will gar nicht wissen, was sie alles über mich reden werden.“
Harry verstand nicht, was sie damit meinte und sah sie fragend an.
„Oh, ich bitte dich, Harry.“, sagte sie, „Ich bin mit dem berühmtesten Zauberer Großbritanniens zusammen, nachdem wir uns letztes Jahr getrennt haben, was natürlich alle nicht so genau wissen. Dann gibt es da noch die ganzen Mädchen, die eifersüchtig auf mich sein werden und überall herumerzählen, ich würde mich in den Mittelpunkt stellen wollen.“
Harry lachte leicht. „Sag ihnen, meinen Ruhm würde ich ihnen geben, wenn ich könnte, aber dich will ich behalten.“
Ginny kicherte und boxte ihn in die Rippen.
„Wo wir schon beim Thema eifersüchtig sind.“, sagte Hermine trocken, „Lavender scheint sich wirklich zu freuen, mich zu sehen.“ Sie sah über ihre Schulter und die anderen folgten ihrem Blick. Lavender hatte tatsächlich einen leicht säuerlichen Gesichtsausdruck. Ron lief sofort rot an, als Lavender seinem Blick begegnete.
„Das wird ein lustiges Jahr.“, bemerkte er.
„Sie geht gar nicht wieder nach Hogwarts.“, meinte Hermine, „Sie hat das letzte Jahr immerhin nicht geschwänzt.“
Ron sah schlagartig erleichtert aus. „Ach, jaaaaa.“
Harry grinste.
Ein Pfiff ertönte und er drückte Ginny noch einmal fest an sich, bevor sie in den Zug stieg.
„Wir sehen uns.“, sagte sie. Sie sah aber trotzdem traurig aus.
Harry nickte. Als der Zug anfuhr, folgte er ihr mit den Augen, bis er sie nicht mehr erkennen konnte und er winkte bis der letzte Zipfel der Zuges in der Ferne verschwunden war.
Er seufzte. Es würde nicht leicht sein ohne sie. Aber es war seine Schuld, er hatte kein Recht, sich zu beklagen.
Er sah auf die Uhr. Er musste sich beeilen, James und er wollten sich vor dem Ministerium treffen, heute würde die Aurorenausbildung beginnen.
Nach einigen Wochen zog der Alltag bei Harry ein. Die Woche über war er im Ministerium und büffelte abends noch lange Zauber und Kampftechniken. Am Wochenende traf er sich mit Ginny, sie unternahmen etwas – mal mit, mal ohne James und Lily.
Harrys Ausbildung zum Auror machte ihm sehr viel Spaß, nicht zuletzt weil man Sirius tatsächlich auf die Anfänger losgelassen hatte. Harrys Vermutung, dass Kingsley ihn keinem anderen zumuten wollte, schien genau ins Schwarze zu treffen. James machte so ziemlich jeden Schwachsinn mit, den Sirius fabrizierte, bis Kingsley ihnen sagte, er würde sie sofort in den Kindergarten versetzten, wenn sie nicht mit dem Quatsch aufhörten.
Von da an war die Ausbildung zwar weit weniger lustig aber deutlich lehrreicher. Es war für Harry immer noch unangenehm, durch das Ministerium zu gehen, da er von allen Seiten beglückwünscht wurde, doch auch das hatte sich gebessert, seit Mad-Eye, der wohl die einzige Ausnahme war (er hatte Harry kein Wort des Dankes entgegengebracht, wofür Harry ihm außerordentlich dankbar war), gedroht hatte, jeder der Harry nerven würde, hätte ab diesem Moment einen Finger weniger. Doch die etwas klügeren unter den Ministeriumszauberern wussten, dass Kingsley das nicht dulden würde und fuhren mit ihrer Dankerei und Grüßerei fort.
Genau ein Jahr nach der Verlobung (an Ginnys achtzehntem Geburtstag) schwebten Harry und Ginny vor dem Traualtar. Natürlich wurde die Hochzeit in den Zeitungen breitgetreten, mitsamt Vermutungen, wann man über die Scheidung berichten konnte. Doch dazu kam es nicht.
Harry wohnte bis zur Hochzeit im Haus von Lily und James, dann zog er zusammen mit Ginny in das Haus ein, das es zum achtzehnten Geburtstag bekommen hatte. Und da es so leer war, lud er auch noch Ron und Hermine ein, bei ihnen zu wohnen. Da letzte was er wollte, war Einsamkeit und Langeweile, und mit den drei Mitbewohnern konnte er darauf auch lange warten.
Harrys kleine Schwester Sandra Lily wurde im Januar 1999 geboren („Was hab ich gesagt?“, meinte Lily, „Ich wusste, dass es ein Mädchen wird.“) und Jess und Sirius Tochter Moira nur drei Monate später („Hey, Tatze, reife Leistung.“, grinste James).
Nach ihrem Abschluss fing Ginny als Jägerin bei den Holyhead Harpies an. Hermine begann eine Ausbildung im Ministerium. Was genau sie lernte, war Harry ein Rätsel, doch er tröstete sich damit, dass er in dieser Situation nicht alleine war. Selbst Ron hatte keine Ahnung. Er hatte ebenfalls eine Stelle bei einem Qudditchteam bekommen, als Hüter bei den Chudley Cannons. Es war größtenteils ihm zu verdanken, dass die Cannons nicht mehr letzte, sondern nur noch vorletzte bei der Meisterschaft waren.
Ginny und ihre Mannschaft gewannen ein Spiel nach dem anderen. Ginny schaffte es sogar in die Nationalmannschaft und zur Weltmeisterschaft, die England knapp gegen Bulgarien gewann. (Ron gefiel es sehr gut, Krum geschlagen zu sehen, vor allem, da er sie alle sehr freundlich begrüßt hatte. Harry vermutete, dass er immer noch eifersüchtig war, obwohl Krums Beziehung mit Hermine jetzt schon so lange zurücklag.)
Harry hatte seine Ausbildung zum Auror in Rekordgeschwindigkeit gemeistert und als einer der besten überhaupt die Prüfung bestanden. (Auch das wurde dick und breit in der Zeitung gemeldet, mitsamt Verdacht auf Bestechung. Harry glaubte langsam, dass wirklich zu wenig wichtige Sachen passierten.) Außerdem war er wohl der einzige Auror der Geschichte, der nicht einen einzigen UTZ hatte.
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