von Hannah Abbott 13
Es war die Hochzeit. Ginny schwebte, so kam es ihr vor. Sie waren genau an der Stelle, an der Harry ‚Ja, ich will.‘ sagen musste, doch daraus wurde nichts. Er sagte etwas völlig Falsches: „Schatz, ich habe noch eine Überraschung für dich.“
Ginny fuhr aus dem Schlaf. Harry sprach in ihrem Kopf.
„Ich warte im Obstgarten. Bring Badesachen mit. Beeil dich.“
Ginny rieb sich die Augen und warf einen Blick auf die Uhr. Es war zehn vor zwölf. Sie hatte keine halbe Stunde geschlafen.
Schnell stand sie auf und zog sich ihren Bikini unter das T-Shirt, in dem sie schlief. Dann nahm sie ihre Jacke vom Stuhl. Es war zwar warm, aber wenn Wind wehte war es nachts doch etwas frisch, das hatte sie in den letzten Wochen gelernt.
Sie schlich durch ihr Zimmer, um Hermine nicht aufzuwecken, doch sie war nicht mehr da. Ihre Zimmertür stand einen Spalt offen. Wahrscheinlich hatte sie sich zu Ron geschlichen.
Auf Zehenspitzen ging sie die Treppe runter, durch die Haustür und in den Obstgarten. Harry wartete dort. Er trug eine Badehose und unter seiner Jacke konnte sie das T-Shirt erkennen, das sie ihm zum Geburtstag geschenkt hatte und von dem sie wusste, dass er es zum Schlafen anzog.
„Hi.“, sagte er leise.
Er hatte eine Tasche in der Hand, Ginny konnte nicht erkennen, was darin war.
„Gib mir deine Hand.“, wies er sie an und Ginny tat es.
„Ich kann uns doch apparieren.“, schlug sie vor.
Harry lachte. „Erstens weißt du nicht, wo wir hinwollen, und zweitens möchte ich gerne in einem Stück ankommen.“
Ginny schob die Unterlippe vor, doch sie wusste genau, dass er recht hatte. Sie konnte noch nicht richtig apparieren.
Ginny schloss die Augen, als sich ihre Finger berührten. Harry lachte, bevor die beiden apparierten.
Ginny hielt die Augen noch geschlossen, als sie angekommen waren. Harry drückte sanft ihre Hand.
„Sie dich um.“, sagte er.
Ginny öffnete die Augen und das erste, was sie sah, war Harry. Er hatte sein Gesicht dicht zu ihrem geneigt und musterte sie gespannt.
Hinter ihm war ein Wald. Ginny drehte sich um. Sie standen am Ufer eines kleinen Sees. Es war schon fast Vollmond und das Mondlicht spiegelte sich in der glatten, unbewegten Oberfläche. Das Ufer bestand aus runden, weißen Steinen. Ginny hatte keine Schuhe an, sie spürte die Steine unter ihren Füßen. Sie waren kühl.
Alles war schwarzweiß. Es war ein unglaubliches Bild.
Sie drehte sich wieder zurück zu Harry und öffnete den Mund, um ihm zu sagen, wie schön und wundervoll sie das alles fand, doch sie bekam kein Wort raus. Sie fiel ihm einfach nur um den Hals.
Harry küsste sie, als in der Ferne eine Kirchturmuhr Zwölf schlug.
Als der letzte Glockenschlag in der Ferne verklungen war, löste sich Ginny sanft von Harry.
„Du bist einfach genial.“, flüsterte sie ihm in Ohr. Harry lachte leise.
„Ich hätte keinen besseren auf der ganzen Welt finden können als dich.“, fuhr Ginny fort. Sie spürte, dass Harry strahlte vor Glück.
„Ich liebe dich, Harry. Du bist so unglaublich. Das war der schönste Geburtstag in meinem ganzen Leben.“
Sie wollte ihn wieder küssen, doch Harry hielt sie ein Stück von sich weg.
Seine Haare waren pechschwarz im Mondlicht und seine Haut ganz weiß. Seine Augen funkelten. „Ginny, ich liebe dich auch. Du bist das wichtigste in meinem Leben. Du bist hübsch, und klug, und lustig, und einfach…“, Harry rang um Worte, „Du raubst mir den Atem. Jedes Mal, wenn wir uns berühren, könnte ich schwören, dass ich schwebe. Ich liebe dich, genauso wie du bist. Du musst nicht reich sein, du musst mir nichts beweisen. Du bist einfach perfekt, genauso, wie du bist.“
Er sah ihr tief in die Augen und Ginny konnte sehen, dass er genau das ausgesprochen hatte, was er auch fühlte.
„Wir bleiben für immer zusammen, oder?“, flüsterte sie.
Harry lächelte. „Bis das der Tod uns scheide.“
Auch Ginny lächelte. „Selbst dann sind wir noch zusammen, da bin ich mir ganz sicher.“
Harry nickte und zog sie wieder an seine Brust. Er hielt sie sehr fest.
Ginny wusste nachher nicht mehr, wie lange sie dort gestanden hatten, reglos in der warmen Nacht.
„Gehen wir schwimmen?“, fragte Harry irgendwann.
Ginny nickte. Schwimmen war gut. Das Wasser war bestimmt ganz warm.
Harry zog sich sein T-Shirt über den Kopf und war schon untergetaucht, als Ginny ihren Fuß ins Wasser hielt. Es war wirklich warm, sehr angenehm. Schnell tauchte sie hinter Harry her.
Der See war nicht tief, in der Mitte vielleicht zwei Meter, aber wo sie jetzt waren konnte Harry noch bequem stehen, Ginny musste sich auf die Zehenspitzen stellen.
Sie schlang die Arme um Harrys Hals und die Beine um seine Hüfte.
Harry grinste. Er drehte sich, so dass Ginny fast abrutschte.
„Lass das.“, murmelte sie und küsste ihn. Sofort hörte Harry auf und erwiderte den Kuss.
Es war wunderbar, fand Ginny, doch irgendwann unterbrach Harry den Kuss und wurde rot. Ginny verstand erst nicht, was passiert, war, doch dann bemerkte sie, dass sich in seiner Badehose etwas bewegt hatte.
Sie wurde ebenfalls rot und löste sich von ihm.
„Komm.“, sagte Harry und reichte ihr eine Hand. Gemeinsam stiegen sie aus dem Wasser.
Harry nahm ein großes Handtuch aus der Tasche, die er bei sich gehabt hatte.
Sie beiden setzten sich nebeneinander mit dem Blick zum See. Harry legte das Handtuch um ihre Schultern.
Ginny lehnte sich an seine Schulter. Wollte Harry mit ihr schlafen? Und wenn ja, wollte sie es auch? War sie bereit dazu? Immerhin kannte sie Harry schon seit Jahren. Sie waren verlobt. Sie würden heiraten und Kinder bekommen. Warum also nicht?
„Ich muss mit dir reden.“, sagte Harry.
Ginny schwieg.
„Ich wollte es dir eigentlich nicht so sagen sondern etwas taktvoller, aber das hat sich ja wohl erledigt.“, er machte eine Pause, „Ginny, ich möchte dich zu nichts drängen. Wenn du nicht willst, dann ist das völlig OK für mich. Ich würde gerne wissen, ob du… ob wir… ob wir miteinander schlafen.“
Ginny sah, dass er sie von der Seite beobachtete. Sie nickte. Sie war bereit. Sie liebte Harry über alles. Gab es einen Grund, warum sie noch warten sollten? Nein, es war alles perfekt.
Harry musterte sie immer noch. „Bist du dir sicher? Ich meine, nichts wäre schlimmer für mich, als wenn du das gegen deinen Willen machen würdest. Ich möchte nicht, dass du nachher Angst vor mir hast oder so… Es macht mir nichts aus, wirklich. Ich liebe dich, Ginny.“
Ginny dachte daran, dass sie vor weniger als einer Stunde mit Hermine genau darüber gesprochen hatte. Sie hatte befürchtet, dass Harry genau das denken würde. Dass sie das für ihn tun wollte.
„Harry, ich möchte es wirklich. Du weißt, dass ich sonst nicht machen würde. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich liebe dich, Harry. Wir sind sogar verlobt.“
Harry schwieg eine Weile. „Hast du schon vorher darüber nachgedacht?“, fragte er dann, „Oder habe ich dich eben erst ernsthaft auf die Idee gebracht?“
„Ich… ich hab mich schon gefragt, ob du es willst. Immerhin sind wir alt genug, oder?“
Harry sah auf den See. „Weißt du, es war mir nie so wichtig, Sex meine ich. Es war einfach kein Platz dafür in meinem Kopf. Aber jetzt…“
Ginny lächelte. „Du musst dich doch nicht rechtfertigen.“
Harry sah sie an und fragte: „Warum? Weil die Hälfte der Jungs in Hogwarts andauernd träumen, mit dir zu schlafen?“
Ginny lachte, auch wenn es eigentlich nicht lustig war. War Harry etwa eifersüchtig? „Das sagt der, dem zum Geburtstag die halbe Zaubererwelt Briefe geschrieben hat, was?“
Harry schüttelte den Kopf. „Vergiss es einfach. Es muss ja nicht jetzt sein, es war nur so eine Idee von mir, ist überhaupt kein Problem…“, seine Stimme wurde immer leiser, war aber bestimmt.
Jetzt schüttelte Ginny den Kopf. „Und was ist, wenn ich es unbedingt möchte?“
Harry sah sie erstaunt an, doch bevor er etwas sagen konnte, küsste sie ihn.
Irgendwann mussten sie beide nach Luft schnappen und Harry murmelte: „Bist du dir sicher? Ich will nicht, dass…“
„Vertrau mir.“, murmelte Ginny und legte ihre Lippen wieder auf seine.
Und er tat es. Warum sollte er auch nicht?
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel