von Hannah Abbott 13
Hinter ihnen räusperte sich jemand. Die beiden fuhren herum. Dort stand ein alter Mann, auf einen Stock gestützt. Er sah auf den ersten Blick aus wie ein Muggel. Er war nicht gerade groß, aber auch nicht klein. Er stand gebückt. Er trug Muggelkleidung. Sein Gesicht war faltig und seine kurzen Haare waren weiß. Er trug keine Brille, wie sonst wohl die meisten in seinem Alter.
„Verzeihen Sie bitte, wenn ich Sie störe.“, sagte er, seine Stimme zitterte, „Aber wissen sie, wessen Grab das ist, vor dem sie dort stehen?“ Er sagte es, als wüsste er selbst es ganz genau.
„Ja.“, antwortete Harry, „Irgendjemand namens Potter, nicht wahr?“
„Kannten Sie die Potters?“, fragte er. Seine Augen musterte sie prüfend. Sie waren leuchtend blau.
„Nein, nicht direkt. Wir haben nur von dem Grab gehört.“, log Lily, „Es ist komisch, dass ihre Namen nicht draufstehen, nicht wahr?“
Der alte Muggel nickte und kam noch ein paar Schritte näher. „Es ist sehr merkwürdig.“, sagte er mit gesenkter Stimme, „Vor ein paar Monaten standen noch ihre Namen auf dem Grab. Lily und James Potter. Aber von einem Tag zum anderen sind sie einfach verschwunden, als hätte man sie ausradiert. Es war an dem Tag, an dem hier so ein Tumult war, vielleicht haben Sie davon gehört. Aber dieses Grab hat schon eine komische Geschichte. Es ist nie jemand hergekommen, um es zu pflegen, jedenfalls habe ich keinen gesehen. Niemand hat je Blumen gebracht, bis auf letztes Jahr an Heiligabend. Dann lag eine Christrose dort. Nur dieses eine Mal in fast zwanzig Jahren.“
Der alte Mann machte eine Kunstpause. „Wissen Sie, ich erinnere mich noch genau an die Beerdigung. Es waren zwei noch sehr junge Leute, ein Ehepaar. Sie können nicht viel älter als zwanzig gewesen sein. Und sie hatten einen kleinen Sohn, ich weiß seinen Namen nicht mehr, er verschwand am selben Abend, an dem seine Eltern starben. Niemand hat je wieder etwas von ihm gehört, er ist auch nie hier her zurückgekehrt.“
Offenbar bereitete es dem Mann Freude, diese Alte Geschichte zu erzählen. „Aber noch merkwürdiger ist.“, fuhr er fort, „Dass Sie beide ihnen sehr ähnlich sehen. Wenn ich ihre Leichen nicht gesehen hätte, dann würde ich sagen, dass Sie Lily und James Potter sind. Das ist sehr merkwürdig.“
„Ich bin Harry Potter.“, sagte Harry, „Ich bin der Sohn.“ Er deutete auf das Grab ohne Namen und ohne Inhalt.
Die Augen des alten weiteten sich. „Sie?“, fragte er ungläubig, „Ich dachte, Sie kennen die Potters nicht.“
Harry nickte. „Ich ein Jahr alt, als meine Eltern starben. Ich habe sie nicht gekannt.“
Der Muggel nickte. „Stimmt, das hatte ich vergessen.“ Er rieb sich den Kopf. „Mit dem Alter lässt das Gedächtnis nach, junger Mann.“, erklärte er, „Aber machen Sie sich keine Sorgen darüber, Sie sind ja noch jung und haben Ihr ganzes Leben noch vor sich.“
Harry nickte. Doch er musste unweigerlich daran denken, wie er so oft nur um Haaresbreite am Tod verbeigeschrammt war. Lily bemerkte sofort, dass er es ihm nicht gut ging. Sie legte eine Hand auf seine Schulter.
„Wie kommt es, dass sie so viel über den Friedhof wissen?“, fragte sie den Mann.
„Ich habe fast mein ganzes Leben hier verbracht.“, er deutete auf die Kirche, in deren bunten Fenstern sich die letzten roten Strahlen der Sonne spiegelten, „Mein Vater war Pfarrer dort. Als ich noch ein Kind war, habe ich viel Zeit hier verbracht. Ich bin geblieben, als ich älter wurde. Ich kümmere mich um die Gräber, die keine Angehörigen haben. Mit der Zeit habe ich mich für die Geschichten hier interessiert. Jedes Grab hat eine Geschichte.“, er ließ den Blick über die vielen Reihen der Gräber schweifen, „Ich kenne sie fast alle. Nur eine fehlt mir. Es ist ein sehr altes Grab, man kann die Schrift kaum noch lesen. Ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, die Geschichte herauszufinden. Es liegt zu weit in der Vergangenheit. Dort hinten ist es.“ Er deutete in die Richtung, in der, wie Harry wusste, das Grab der Peverells lag.
„Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.“, schlug Harry vor.
Der alte lachte. „Das Grab ist älter als deine Urgroßeltern, Junge. Aber wenn du willst. Komm, ich zeige es dir.“
Er humpelte voran und Harry und Lily folgte ihm langsam.
„Darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen?“, fragte Lily nach einiger Zeit.
Der Alte lachte wieder. „Mein Name ist nicht wichtig. Es ist fast nichts unwichtiger. Aber dennoch ist er praktisch, nicht wahr?“, er zwinkerte, „Am besten nennen wir mich Samuel. Und mein Nachname hat hier nichts verloren.“
Harry nickte nur. Dieser Typ war schon ein komischer Kauz. „Herr Samuel, ist es nicht ein wenig merkwürdig, sein ganzes Leben auf einem Friedhof zu verbringen? Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist wirklich schön hier, aber es ist doch etwas einsam, wenn man immer nur die Toten um sich hat.“
Samuel lachte. „Nein, es ist nicht einsam. Es ist friedlich. Du kannst auf der ganzen Welt suchen, Junge, und du wirst keinen finden, der friedlicher ist als ein Toter.“
Das stimmte irgendwie schon, aber das hatte er nicht gemeint. „Der Tod ist einsam.“, murmelte er.
Diesmal lachte Samuel nicht. „Sieh dich um, Junge. Siehst du wie viele Menschen tot sind? Wie sollen sie denn einsam sein? Lass es dir von jemandem sagen, der etwas mehr Erfahrung hat als du, der Tod ist nichts Schlimmes. Im Alter ist es wie eine Erlösung.“
„Der Tod ist friedlich.“, stimmte Harry leise zu. Vor seinem geistigen Auge tauchten die Bilder von all den Leichen auf, die er gesehen hatte. Sie waren alle friedlich gewesen, zwar traurig, aber doch friedlich, ein ruhiger, ganz tiefer Schlaf. „Aber sterben ist schlimm.“ Er erinnerte sich nur zu gut an die paar Minuten, die er geglaubt hatte, sterben zu müssen. Die schlimmsten Minuten seines Lebens vielleicht. Er hätte sie alle zurücklassen müssen, er hatte gewusst, wie sehr es ihnen wehtun würde.
Harry spürte Lilys Hand auf seiner Schulter. „Es ist vorbei.“, flüsterte sie so leise, dass Samuel es sicher nicht hören konnte.
„Du meinst einen anderen Tod als ich, Junge. Ich meine alt und bereit dazu. Du meinst jung, noch lebensfroh und unternehmungslustig und keinesfalls schon gewillt, zu gehen. Das ist ein Unterschied, Junge, aber ich muss sagen, dass die meisten Menschen alt und eher friedlich sterben. Nicht in Angst und Schrecken.“
„Es sind genug Leute in Angst und Schrecken gestorben, als es sein darf. Und ich bin Schuld…“, seine Stimme wurde leiser und erstarb.
Lily drückte seine Schulter einmal ganz fest. „Hör auf, so einen Schwachsinn zu reden. Niemand ist tot und du bist an nichts Schuld.“
„Es war so knapp.“, flüsterte Harry, „Es war nur Glück. Es hätte alles so schlimm enden können. Ich hätte es nicht ausgehalten, ich kann es mir nicht mal vorstellen. Schon gar nicht, wo ich euch jetzt kenne.“
Samuel war stehengeblieben. Er musterte sie abwechselnd mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wissen Sie, ich weiß nicht, wovon Sie reden, aber wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, dann sagen Sie es mir.“
Harry versuchte mit aller Kraft, sich zusammenzureißen. Er wusste, dass er an nichts Schuld war. Er wusste, dass alles gut war. Er atmete tief durch.
„Geht’s wieder?“, fragte Lily.
Harry nickte. „Es hat mich einfach eingeholt, ist wieder alles OK.“
Lily schüttelte den Kopf. „Du machst mich noch wahnsinnig. Im einen Moment muss man sich Sorgen machen, dass du dich gleich selbst umbringst und dann sagst du wieder, dass alles in Ordnung ist.“
Harry schüttelte den Kopf und wandte sich wieder Samuel zu. Er stand direkt vor einem Grab, das Harry ohne Schwierigkeiten als das von Ignotus Peverell erkennen konnte. Er hatte ganz vergessen, was sie hier wollten.
„Ist es das?“, fragte er, „Das Grab ohne Geschichte?“
Samuel war offensichtlich verwirrt, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er nickte traurig. „Es sagt dir auch nichts, nicht wahr?“, er sah aus, als hätte er sich, trotz der schienbaren Unmöglichkeit, Hoffnungen gemacht, „Es ist das Grab von Ignotus Peverell. Wie man sieht ist es sehr alt. Ich habe sehr viele Kirchenbücher durch gewälzt und gefühlte tausend andere Bücher, aber ich habe nichts gefunden. Sehen Sie das Zeichen?“, er deutete auf das Zeichen der Heiligtümer des Todes, das in den Grabstein graviert war, „Ich habe alles danach durchsucht, aber es scheint keine bekannte Bedeutung zu haben.“
Harry war froh, Samuel doch helfen zu können. Er erzählte ihm eine muggeltaugliche Kurzfassung der Heiligtümer des Todes. Da er erklärte, dass es sich um ein Märchen handelte, würde sich der alte Muggel nicht wundern, dass Zauberer darin vorkamen.
„Eine interessante Geschichte.“, murmelte der Muggel, „Ich danke dir, mein Junge. Und ich hoffe, dass du dir das nicht eben ausgedacht hast. Vielleicht ist an diesem Märchen ja doch etwas Wahres dran.“
Harry nickte. „Ja, es ist ganz bestimmt etwas Wahres dran.“ Er dachte an den Tarnumhang, der in seinem Zimmer lag, den Stein der Auferstehung, den hoffentlich nie wieder jemand zu Gesicht bekommen würde und an den Elder-Stab, der bei Dumbledore in Sicherheit war. Ihm fiel ein, dass er seinen Vater noch gar nicht nach den Peverells gefragt hatte.
„Wir sollten gehen.“, sagte Harry.
Samuel nickte. „Ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen, Junge. Und wenn nicht, dann hoffe ich, dass du dich an mich erinnerst.“
Harry nickte. Er glaubte, dass kein Detail dieses Tages je wieder aus seinem Gedächtnis verschwinden würde.
Samuel machte eine Verbeugung vor Lily und zwinkerte ihr zu. „Ich hoffe, dass wir uns auch mal wiedersehen, schöne Frau.“
Lily lachte und machte einen Knicks.
Als sie zurückgingen, war die Sonne verschwunden. Es wehte ein leichter Wind.
„Ich glaube, du hast ihm mit der Geschichte einen großen Gefallen getan.“, sagte Lily.
Harry nickte. „Gehört der restliche Abend uns?“, fragte er.
Lily lachte. „Klar. Wenn du möchtest gehört und auch noch der morgen und der übermorgen…“
Harry lachte auch. „Ich freue mich wirklich. Ehrlich, es ist toll, eine Mutter zu haben. Nur eigentlich hatte ich immer gedacht, dass sie etwas älter sein würde.“
„Ich hab eigentlich nichts dagegen.“, lachte Lily, „Ehrlich, so jung könnte ich immer bleiben, denke ich mal.“
Harry lachte wieder. „Dann bin ja am Ende noch älter als ihr.“
Zuhause angekommen setzten sie sich in den Garten, um noch zu reden.
„Wie seid ihr zusammengekommen, Dad und du?“, fragte Harry.
Lily lachte. „Gibt es einen besonderen Grund, warum du fragst oder bist du einfach nur neugierig?“
Harry druckste etwas herum. „Na ja, also ich weiß, dass du ihn gehasst hast. Und ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wie du deine Meinung geändert hast.“
Lily lachte wieder. „OK, ich erzähle es dir, aber nur, wenn du mir auch erzählst, wie du mit Ginny zusammengekommen bist, in allen Einzelheiten.“
Harry grinste. „Ich überleg es mir.“
Lily runzelte die Stirn. „Ich lösche dir alles wieder aus dem Gedächtnis, wenn du dich nachher weigerst.“, drohte sie. Dann lehnte sie sich zurück, schloss die Augen und begann zu erzählen: „Also, es ist am Ende unseres letzten Jahres in Hogwarts gewesen. Es war Mai und der erste sonnige Tag des Jahres. Praktisch die ganze Schule hat um den See im Gras gelegen. Ich auch, zusammen mit Alice. Wir haben gequatscht, na ja, eigentlich hat sie gequatscht und ich habe so getan, als würde ich zuhören.“, ein Grinsen huschte über Lilys Gesicht, „Sie hat über Frank geredet. Sie waren seit etwa sechs Monaten zusammen. Und sie sind glücklich gewesen. Alles perfekt. Sie waren verliebt, sie sind super miteinander ausgekommen, sie hatten viel Sinn für Humor und, soweit ich es beurteilen konnte, wären sie nicht mal im Traum auf die Idee gekommen, sich irgendwann mal in jemand anderen zu verlieben. Selbst jetzt noch nicht.
Ich habe mich für Alice gefreut, ich habe mich ehrlich für sie gefreut. Aber trotzdem war ich neidisch, weil sie so ein Glück hatte und ich nicht. Irgendwie waren Jungs und ich damals zwei Sachen, die sich nicht vertragen haben.“, Lily lächelte wieder, „Seit ich in der fünften mit Severus zusammen gewesen war und er sich als dümmer als ein Flubberwurm herausgestellt hatte, hatte keinen Jungen mehr an mich ran gelassen.
Na ja, wie auch immer. Zu dem Zeitpunkt war ich schon in James verliebt, seit drei Monaten.
Ich hatte mir gewünscht mich zu verlieben und es dann auch getan. Ich war nicht gerade glücklich darüber, natürlich nur damals. Irgendjemand hatte wohl den Satz ‚Ich will mich verlieben, egal in wen.‘ wörtlich genommen, habe ich geglaubt. Leider war damals die Mehrheit der Mädchen in Hogwarts in James verliebt.
Ich hatte auch vor, ihm einen Schritt entgegen zu kommen. James hatte mich nämlich immer um ein Date gebeten. Das Problem war nur, dass er an dem Tag damit aufgehört hatte, an dem ich beschlossen hatte, nächstes Mal ‚Ja‘ zu sagen. Aber selbst fragen wollte ich nicht. Ich wollte nicht bei ihm angekrochen kommen, dazu war ich zu stolz.
Und ich habe nicht gewusst, ob er das mit dem Date ernst gemeint hatte oder ob ich nur eine weitere Herausforderung war. Immerhin konnte er jedes Mädchen haben, außer mir.“, Lily öffnete die Augen kurz und zwinkerte Harry zu, „Der Himmel ist strahlend blau gewesen, dass weiß ich noch genau. Plötzlich hat Alice aufgehört zu plappern und ich habe auch Schritte gehört. Hallo., hat jemand gesagt. Ich habe sofort gewusst, wer dieser Jemand war. Ich habe gewusst, dass er mich angesehen und sich mit der Hand nervös das Haar zerzaust hat. Und ich habe gewusst, dass ich in ihn verliebt war.
James hat tatsächlich da gestanden. Hallo., hab ich gesagt. Meine Stimme hat nicht annähernd so fest geklungen, wie ich gehofft hatte.
Alice hat uns beide nur komisch angeguckt und sich dann zu einigen anderen Gryffindor Siebtklässlern gesetzt.
Ich habe James nicht angesehen. Ich habe nur den See angestarrt.
James hat auch nichts gesagt. Er hat sich neben mich ins Gras gesetzt. Wir haben eine Weile nichts gesagt. Dann habe ich ihn kurz angeguckt. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, wie immer.“, Lily öffnete die Augen wieder, die sie beim Erzählen wieder geschlossen hatte. Sie musterte Harrys Haare und lachte leise, „Früher hatte mich das immer gestört. Ich weiß gar nicht mehr, warum. James hat seine Hände angeguckt. Er hat traurig ausgesehen.
Ich habe ihn angestarrt und offenbar hat er das bemerkt. Er hat unsicher gelächelt, viel sympathischer als er es sonst immer gemacht hatte. Wir sahen uns in die Augen. Er hatte die schönsten Augen, die ich je gesehen habe.“, Lily machte eine kurze Pause und seufzte, „Seine Stimme ist leise gewesen, als er angefangen hat, zu sprechen. Ich kann seine Worte auswendig.“, sie grinste, und ahmte dann James Stimme nach, „Lily, ich weiß, dass ich dich nerve., hat er gesagt, Lily, ich möchte dich noch mal fragen, ob du mit mir ausgehen willst. Ich wollte schon ja sagen, aber er hat mich unterbrochen. Warte., hat er gesagt, Ich möchte dir etwas erklären. Lily, es tut mir Leid, dass ich dich nur zum Spaß um ein Date gebeten habe. Aber das ist lange her. Ich meine es ernst. Ich weiß, dass du nein sagen wirst und ich werde dich von jetzt an in Ruhe lassen. Du kannst so tun, als hätte es mich nie gegeben. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe, Lily. Ich meine es ernst. Ich weiß auch, dass ich einen sehr schlechten Ruf habe, aber das mit dir ist etwas anderes. Ich kann an nichts anderes denken, als an dich. Ich liebe es, wenn du lachst. Ich liebe deine Augen, ich liebe einfach alles an dir. Du bist die beste, Lily, die beste, die ich je getroffen habe und auch je treffen werde.“, Lily lächelte, „Es ist so wunderschön, was er zu mir gesagt hat. Das schönste, was jemand je zu mir gesagt hat. Er hat fast geweint, aber er wollte es mir nicht zeigen. Ich gehe dann und lasse dich in Ruhe., hat er gesagt. Als er aufstehen wollte, habe ich ihn festgehalten. Und wenn ich ja sage?, habe ich ihn gefragt.
Er konnte es nicht glauben. Du willst ja sagen?, hat er gefragt. Ich konnte nur nicken und ich habe dann auch richtig geweint.“, Lily grinste wieder, „Und dann haben wir uns geküsst. Du hast keine Ahnung, wie gut er küssen kann. Einfach unglaublich.“, Lily grinste und Harry war kurz davor, die Augen zu verdrehen. Das gehörte zu den Sachen, die er nicht wissen wollte.
„Und dann hat er mich auch noch gefragt, ob ich wirklich seine Freundin sein wollte.“, Lily zwinkerte Harry wieder zu, der die ganze Szene vor seinem geistigen Auge gesehen hatte. „Sogar Sirius hat keine dumme Bemerkung gemacht, James muss ihn wirklich mit mir genervt haben.“, fügte Lily noch hinzu.
Harry dachte nach. Er konnte es sich bei James wirklich nicht vorstellen, dass er zu so etwas fähig war. Er war teilweise wirklich wie ein kleines Kind.
„Jetzt bist du dran.“, erinnerte ihn Lily.
Harry überlegte kurz, ob er etwas erfinden sollte, doch er entschied sich schnell dagegen. „Es war nicht so romantisch.“, erklärte er.
„Macht nichts.“, meinte Lily, „Ich will es trotzdem hören.“
Harry schwieg noch kurz, dann fing er an zu erzählen. „Ginny war eigentlich schon in mich verliebt, als sie zum ersten Mal nach Hogwarts kam. Ich habe das natürlich damals noch nichts ernst genommen. Ich habe mich erst in der sechsten Klasse in sie verliebt. Damals hatte sie einen Freund, aber es lief nie so ganz gut zwischen den beiden.“, Harry konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, „Es war ein Samstag, an dem ein Quidditchspiel war. Ginny hat auch in der Mannschaft gespielt. Snape hatte mir für den Tag Nachsitzen aufgebrummt, im Nachhinein sollte ich ihm sogar dankbar sein. Als Snape mich hat gehen lassen, war das Spiel schon vorbei. Ich bin gleich hoch in den Gemeinschaftsraum. Alle haben gefeiert, Ginny hatte den Schnatz gefangen. Sie ist auf mich zugelaufen und ich habe sie einfach geküsst. Ich habe gar nicht nachgedacht. Alle haben und zugesehen und danach geklatscht.“, Harry grinste. Er erinnerte sich an den unglaublich dummen Gesichtsausdruck von Romilda Vane. Eigentlich wollte er an dem Punkt Schluss machen, doch da hatte er die Rechnung ohne Lily gemacht.
„Und dann?“, fragte sie.
Harry seufzte. „Wir sind raus aufs Schlossgelände, runter zum See. Wir haben ein bisschen gequatscht, geküsst, was man halt so macht…“
Lily zog die Augenbrauen hoch. „Habt ihr miteinander geschlafen?“
Harry wurde rot. „Nein.“, sagte er. Obwohl er es sich wünschte. Ginny war einfach unglaublich. Aber eben deshalb ging es nicht. Wenn er sie fragte und sie merken würden, dass er sich wünschte, würde sie es machen, egal ob sie es wollte oder nicht. Sie liebte ihn, deshalb würde sie so handeln. Und er liebte sie, und deshalb fragte er sie nicht.
Was war das Leben doch kompliziert.
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