von Hannah Abbott 13
„Harry, mach die Augen zu.“
„Das ist doch nicht etwa einer deiner unglaublich amüsanten Witze, oder, Dad?“
„Mach die Augen zu! Ich bin dein Vater und du musst mir gehorchen.“
„Ich glaub ’s auch. Ich bin längst volljährig. Na gut, aber wehe, wenn das ein Scherz ist, dann wirst du keine ruhige Minute mehr haben.“, gab Harry nach und schloss die Augen. Er spürte, dass er von einem Zauber leicht hochgehoben wurde und aus dem Zimmer schwebte. Er bewegte sich noch eine Weile vor sich hin, bis er endlich wieder auf dem Fußboden landete.
„Du kannst die Augen aufmachen.“, das war Lilys Stimme.
Harry öffnete die Augen. Er stand in der Küche, durch die eine Girlande gespannt war, mit der Aufschrift: Happy Birthday, Harry. Auf dem Tisch standen ein riesiger Kuchen und ein Stapel Geschenke und Karten. Der Kuchen war mit rotem Zuckerguss überzogen und mit Blau war eine Achtzehn darauf gemalt, am Rand standen achtzehn brennende Kerzen.
Die vier setzten sich und jeder bekam ein Stück von dem Geburtstagskuchen. Er schmeckte köstlich, trotz seines giftigen Aussehens.
„Mach ma’ die Gschenge uf.“, mampfte Sirius, an seinem zweiten Stück Kuchen kauend, „Schuerst meins.“ Er deutete mit der vollen Kuchengabel auf das größte Paket. Lang und dünn. Es sah verdächtig nach einem Besen aus.
Bevor Sirius sich mit Lily über seine Tischmanieren auseinandersetzen konnte, griff Harry danach und riss das Papier ab. Es war ein Besen. Er erkannte die Bauweise. Es war der neue Flammenpfeil, der Nachfolger des Feuerblitzes. Er sah umwerfend aus.
„Der dritte Besen.“, grinste Harry zu Sirius, „Kann es sein, dass du mir nur Besen schenkst?“
Sirius schluckte einen Mund voll Kuchen runter. „Wenn du sie immer zu Kleinholz verarbeitest.“, grinste er zurück, „Was soll ich denn machen? Ich kann es Krone doch nicht länger zumuten, nicht mit seinem Söhnchen Quidditch zu spielen.“
„Damit ich ihn platt machen kann.“, ergänzte James.
„Was hast du denn für einen Besen?“
„Oh. Einen Komet 260. Das ist ein Problem.“
„Womit wir geklärt hätten, wer hier wen platt macht.“, grinste Harry seinen Vater an.
James brauchte sich nicht einmal mehr eine Antwort auszudenken, denn in genau dem Moment segelten fünf Eulen mit weiteren rosa Briefen in die Küche.
Schnell band Harry sie los, verkleinerte sie und stopfte sie in die Hosentasche, das von Sirius gegrinste „Das wird noch lustig heute.“ ignorierend.
„Arme Ginny.“, murmelte er.
„Willst du’s ihr sagen?“
„Klar. Sonst wird’s nur noch schlimmer wenn sie’s doch erfährt.“
Sogar Sirius hatte dazu ausnahmsweise nichts zu sagen.
Es wurde ein fröhliches Frühstück und ein ebenso amüsanter Vormittag.
Harrys beste Freunde kamen, wie von Ginny angekündigt, um drei Uhr.
„Hi, Harry. Herzlichen Glückwunsch.“, Hermine umarmte ihn freundschaftlich.
„Ja, Mann.“, Ron klopfte ihm auf die Schulter.
„Hi.“, Ginny umarmte ihn und küsste ihn kurz.
Die vier gingen hinter das Haus, wo James ein paar Stühle aufgebaut hatte. Auf dem Tisch stand der Geburtstagskuchen, zumindest der Teil, der noch nicht - Größtenteils von Sirius - aufgegessen worden war.
Es waren noch keine anderen Gäste da. Sie würden erst um vier Uhr kommen.
„Gehen wir mal kurz in dein Zimmer? Ich möchte dir dein Geschenk geben.“, fragte Ginny.
„Klar.“
„Was ist das?“, fragte Ginny als sie das Zimmer betraten und sie den inzwischen aus dreiundzwanzig Briefen bestehenden rosa Stapel auf Harrys Schreibtisch sah.
„Geburtstagsgrüße, Liebesbriefe.“
„Beantwortest du sie?“
„Natürlich nicht. Ich liebe dich, schon vergessen? Mit solchen Briefen könnte man Sirius eine Freude machen, aber nicht mir. Du weißt doch, dass ich es hasse, berühmt zu sein.“
„Ich weiß.“
Sie schwiegen.
„Ich wusste nicht, was ich dir schenken soll.“
„Du musst mir nichts schenken.“
Sie überging das.
„Ich wusste nicht, was du brauchen könntest. Nichts allzu Großes, weil du das nicht mitnehmen kannst.“
Harry erkannte, worauf sie hinauswollte und beschloss mitzuspielen.
„Deshalb hab ich mir dann gedacht, dass ich dir gerne was geben würde, das dich an mich erinnert, weißt du, falls du vielleicht eine von diesen Veela triffst, wenn du weg bist und machst, was auch immer du machst.“
Er lächelte: „Ich glaub ehrlich gesagt, zu irgendwelchen Verabredungen wird es unterwegs wohl kaum Gelegenheit geben.“
„Das ist der Silberstreif, auf den ich gehofft habe.“, flüsterte sie und trat noch näher an ihn heran. Er schloss sie in seine Arme. Sie küsste ihn wie nur ein einziges mal zuvor, an seinem letzten Geburtstag.
Hinter ihnen krachte die Tür auf.
„Oh, Verzeihung.“, Ron ging rückwärts wieder aus dem Zimmer und Harry machte die Tür vor seiner Nase zu.
„Das wollte ich auch letztes Jahr machen.“
Sie wollten gerade weitermachen, wo sie aufgehört hatten, als vier Eulen mit den Krallen ans Fenster klopften.
„Nicht schon wieder.“, stöhnte Harry, „Das geht schon den ganzen Tag so.“ Er öffnete das Fenster und band den Eulen die Briefe ab. Sonderbarer Weise war einer von ihnen weiß.
Er warf die drei rosafarbenen zu den anderen dreiundzwanzig Exemplaren auf den Schreibtisch und ließ sich mit dem weißen neben Ginny aufs Bett sinken.
Er las, Ginny an seine Schulter gelehnt:
Hallo Harry,
ich würde es verstehen, wenn du diesen Brief sofort zerreißt und nicht weiter beachtest.
Ich wollte dir nur sagen, dass es mir sehr Leid tut, was zwischen uns passiert ist. Ich wollte nie, dass es so passiert. Ich würde mich gerne wieder mit dir vertragen. Ich weiß, dass es nicht richtig war, was ich getan habe.
Ich würde mich sehr freuen, wenn du morgen um halb vier zu Florean Fortescues Eissalon kommen würdest.
Cho
„Sie glaubt wirklich, dass ich darauf reinfalle?“ Ungläubig starrte er auf den Brief. „Aber was bezweckt sie damit?“
„Vielleicht hofft sie, dass du sie noch liebst?“
„Dann ist sie ziemlich optimistisch, oder? Und außerdem ist sie doch bestimmt wieder mit Cedric zusammen.“
„Du möchtest trotzdem da hin, oder?“ Ginny kannte ihn einfach zu gut.
„Wie wär’s wenn wir sie reinlegen?“
„Und wie?“
„Ich tue so, als wäre ich total verknallt und würde mich freuen. Und du sitzt am Tisch daneben und wenn du nicht mehr willst, dann kommst du einfach und wir lassen das ganze auffliegen. Ich bin gespannt, was sie vorhat.“
„Meinetwegen. Aber lass uns jetzt in den Garten gehen. Ohne das Geburtstagskind kann man schlecht feiern, oder?“
Die Feier war sehr schön. Der ganze Orden des Phönix war eingeladen und noch einige andere. Neville war mit seinen Eltern gekommen. Luna hatte ihren neuen, und wie Harry vermutete ersten, Freund Rolf mitgebracht. Susan und Hannah aus Harrys Jahrgang in Hufflepuff waren auch gekommen. (Hannah warf Neville auffällig viele Blicke zu.)
Seamus und Dean waren da.
Dora, Remus und Teddy mit Ted und Andromeda.
Die ganze Familie Weasley, Molly und Arthur, Bill mit Fleur, Fred mit seiner neuen Freundin Kim, die das ganze etwas erstaunt beäugte, denn sie war der einzige Muggel, George war mit Angelina Hand in Hand gekommen und Percy mit Audrey, nur Charly war allein.
Auch Hagrid, McGonagall und Dumbledore waren eingeladen. Snape nicht, denn Harry fürchtete, dass er, James und Sirius sich gegenseitig aufspießen würden.
Jess hatte sich für kurze Zeit von Sirius Lippen getrennt und unterhielt sich mit Lily und Alice.
Die Party wäre perfekt gewesen, wenn nicht im Laufe des Nachmittages noch rund zweiundzwanzig weitere Eulen mit rosa Briefen gekommen wären. Harry beschloss, sie bei Gelegenheit mal durchzulesen und jeder, die sich mit ihm treffen wollte, eine Absage zu schicken. Den Rest wollte er verbrennen, damit sie Sirius oder James nicht in die Hände fielen.
Es gab noch einen kleinen Zwischenfall, als Hermine einen Käfer auf dem Büffet entdeckte und einen blauen Blitz auf ihn zuschoss, sodass fünf Sekunden später eine wütende Rita Kimmkorn in der Schüssel mit Kartoffelsalat saß.
Zum Glück war Kingsley anwesend, der ihr versprach, sie würde noch eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Verstoßes gegen das Registrierungsgesetz für Animagie bekommen.
Die Reporterin verschwand, aber nicht bevor Neville sich ihre Flotte-Schreibe-Feder und ihren Notizblock geschnappt und in Flammen hatte aufgehen lassen.
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