von Hannah Abbott 13
Nach einem wundervollen Essen von Mrs Weasley gingen Harry und Ginny mal wieder in den Obstgarten.
„Was ist dein größter Wunsch?“, fragte Ginny.
Er lächelte. „Ich habe alles.“
„Das glaub ich dir nicht.“
„Wie wär’s, wenn wir nachgucken gehen?“
„Wie denn?“
„Vertrau mir.“ Er fasste sie am Arm und apparierte mit ihr. Als die beiden wieder atmen konnten sah Ginny, dass sie vor dem von Ebern flankierten Tor von Hogwarts standen.
„Was wollen wir hier?“
„Vertrau mir.“, wiederholte Harry. Er zog seinen Tarnumhang aus seiner Tasche und warf ihn über sie beide. Sie gingen zusammen zum Schloss hoch.
„Das ist Einbruch.“, murmelte Ginny.
„Ich darf hierhin. Dumbledore hat es mir erlaubt.“
Harry führte Ginny über das Gelände ins Schloss und dort durch einige Gänge. Schließlich standen sie vor einer Tür. Die beiden gingen hinein. Es war eindeutig ein nicht mehr genutztes Klassenzimmer. Tische und Stühle waren an der Wand aufgestapelt, sogar ein Papierkorb stand in einer Ecke.
Doch das eigentlich Bemerkenswerte war ein Spiegel an der gegenĂĽberliegenden Wand. Er stand auf zwei klauenartigen FĂĽĂźen, die wie der Rahmen reich golden verziert war. Der Spiegel war wirklich gewaltig, er reichte bis fast zur Decke. Oben am Rahmen waren einige Worte eingraviert: NERHEGEB Z REH NIE DREBAZ TILT NANIEDTH CIN. Die Worte wollten einfach keinen Sinn ergeben.
Harry zog den Tarnumhang herunter und erklärte: „Das ist der Spiegel Nerhegeb. Er zeigt einem seinen Herzenswunsch.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe ihn schon einmal benutzt. Und Ron auch. Ich habe erst nicht verstanden, was er macht, aber Dumbledore hat es mir erklärt.“
„Wann?“
„Vor sechseinhalb Jahren an Weihnachten.“
„Was bedeutet die Schrift?“
„Es ist Spiegelschrift. Da steht: ‚Nicht dein Antlitz aber dein Herz begehren’“
„Und was hast du gesehen? Und was Ron?“
Er lächelte wieder. „Was Ron gesehen hat, sage ich dir nicht. Das ist seine Angelegenheit. Ich habe meine Eltern gesehen. Mal sehen, was es jetzt ist.“ Er trat vor den Spiegel.
Zuerst sah er nur sich selbst und das düstere Klassenzimmer hinter sich, aber dann erschienen Personen um ihn herum. Viel mehr als beim letzten mal. Im Hintergrund standen alle seine Freunde, also der ganze Phönixorden und noch einige andere. Direkt hinter ihm standen Ron, Hermine, James und Lily. Neben ihm stand Ginny, wie alle anderen glücklich lächelnd. Er wirkte älter und Ginny auch.
Vor ihnen standen drei Kinder, die er nicht kannte und er sah sie sich grĂĽndlich an.
Der größte war ein Junge. Er hatte Harrys strubbelige Haare, aber sie waren rot und sein Gesicht, aber Ginnys Augen. Er grinste und legte dem etwas kleineren Jungen neben ihm einen Arm um die Schulter.
Dieser Junge sah aus wie Harry und hätte das Spiegelbild seines kleinen selbst sein können, aber ohne Narbe auf der Stirn, und ohne Brille.
Ein kleines Mädchen blickte zu ihm hoch. Sie sah fast genauso aus wie Ginny, leuchtend rote Haare und hellbraune Augen. Es war völlig klar, dass es Ginnys und seine Kinder sein mussten.
MĂĽhsam wandte er den Blick von den Spiegelbildern ab und sah Ginny an.
Sie blickte erwartungsvoll zurück: „Und?“
„Erst musst du dir deinen Traum ansehen.“, und er zog sie zu sich vor den Spiegel. Komischerweise konnte er seinen Traum immer noch sehen, doch nach Ginnys Gesichtsausdruck zu urteilen, sah sie auch etwas. Er blickte wieder in den Spiegel. Ginnys ganze Familie stand nun hinter ihr und er begriff: Sie hatten beide denselben Traum. Er legte den Arm sanft um Ginnys Schultern. Sie sah ihn verwirrt an: „Siehst du das auch?“
„Kommt drauf an, was du siehst.“
„Ich und du. Und meine Familie. Und deine Eltern. Und drei Kinder, zwei Jungen und...“, sie verstummte.
Er lächelte noch breiter: „Ja, das sehe ich auch.“
„Ganz sicher?“
„Ja, ganz sicher.“
Sie strahlte.
„Wir sollten gehen.“ Er warf den Tarnumhang wieder über sich und seine Freundin.
„Aber...“
„Das ist nicht gut, glaub mir. Es ist nicht gut, wenn wir nur unseren Träumen nachhängen und vergessen zu leben. Das hat Dumbledore gesagt und er hatte Recht. Ich habe damals deswegen Albträume bekommen.“
„Was denn für welche?“ Ginny war wieder die alte.
„Ich habe immer wieder geträumt, dass meine Eltern in einem grünen Blitz verschwinden. Und damals war ich erst elf. Es war sehr schlimm für mich.“
„Das wäre auch für einen Erwachsenen schlimm.“
Harry widersprach ihr nicht, denn sie hatte recht.
Den Rest des Weges gingen sie schweigend, beide in denselben wundervollen Vorstellungen versunken.
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