von Hannah Abbott 13
„Ratet mal, was...“, begann Remus, doch er sah Harrys Gesichtsausdruck und verstummte, „OK, ich sag’s anders. Wisst ihr was letzte Nacht war?“
Harry, Ginny und Ron blickten verwirrt, doch Hermine sagte: „Vollmond, oder?“
„Genau.“
„Und was ist daran so toll?“, fragte Harry und runzelte die Stirn, „Moment, müsstest du nicht eigentlich noch ein Wolf sein?“
„Das ist es ja. Ich bin kein Werwolf mehr!“
Keiner sagte etwas, sie staunten nur.
„Irgendwie hatte ich mir etwas mehr Begeisterung vorgestellt.“, lächelte Remus.
„Ist das nicht unmöglich?“, fragte Hermine.
„Es ist unmöglich. Und doch ist es geschehen. Es ist viel Unglaubliches passiert in den letzten Tagen.“
„Ich werde bald denken, dass alles möglich ist. Wahrscheinlich fängt Teddy gleich an zu reden und zu laufen und Hermine wird dumm.“, murmelte Ron. Das löste die Spannung und brachte alle zum lachen, sogar Teddy gluckste in Remus Armen.
Remus stand auf „Ich werde dann mal gehen und es den anderen erzählen. Harry, wo sind James und Lily?“
„Zuhause, mit Sirius und Jess.“
„Warum bist du nicht bei ihnen?“
„Ich hatte einfach keine Lust mit ihnen zu reden. Und ich habe keine Lust immer der jüngste zu sein.“
„Harry, das ist das Risiko wenn man Eltern hat.“, lachte Remus, winkte und ging durch den Garten davon.
„Das wird eine wahre Babyflut geben, hab ich mir gerade überlegt. Immerhin wissen wir schon von einem.“, meinte Ginny.
„Ach ja?“, fragte Hermine.
„Das weißt du noch nicht?“ Harry blickte Ginny fragend an.
„Ich hab gedacht, das würdest du lieber selber sagen.“, antwortete Ginny.
Er zuckte die Schultern. „Also gut, ich bekomme eine kleine Schwester.“
„Und das hast du uns nicht sofort gesagt?“
„Ich hab’s vergessen.“
„Vergessen? Und woher weißt du, dass es ein Mädchen ist?“
„Weiß ich nicht. Aber Mum meint, es wird ein Mädchen. Aber-“
Harrys verstummte, denn in seinem Kopf dröhnte Dumbledores Stimme: „Heute um sechs Uhr Treffen vom ganzen Orden im Fuchsbau.“
Ein Blick in die Runde verriet Harry, dass auch die anderen Dumbledores Nachricht gehört hatten. Harry blickte auf seine Uhr. Es war schon halb sechs. Er hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war.
„Was er wohl will?“
Remus war vom Fuchsbau direkt nach Godric’s Hollow appariert. Nach Teddys Geschrei zu urteilen, mochte er Apparieren nicht besonders.
Er klopfte an die Tür und kurze Zeit später öffnete James.
„Hi, Moony.“ Ganz offensichtlich war es der Spitzname, der Remus zum Lachen brachte.
„Tag, Krone. Kann ich rein kommen? Ich habe ein gute Nachricht.“
„Klar, Tatze und Jess sind auch da.“
„Das weiß ich.“
„Woher das denn? Hast du hellseherische Fähigkeiten?“
„Nein, aber du hast einen Sohn.“ Die beiden standen jetzt im Flur.
„Hat der sich nicht mit Ginny irgendwo verkrochen?“
„Teilweise. Er scheint etwas genervt von euch.“
„Echt? Das hat er uns gar nicht gesagt.“
„Du kennst deinen Sohn eben zu wenig. Harry versucht alle glücklich zu machen.“
„Aber er ist erwachsen.“
„Das sagt der richtige. Harry hat eben nur wenig Erfahrung im Umgang mit Eltern.“
„Wenn du meinst. Aber was nervt ihn?“
„Also erstmal dein ‚Rate mal...’.“
„Deshalb haut man doch nicht ab.“
„Und ich würde sagen eure Gespräche, bei denen er nicht mitreden kann.“
„Gut, dann streichen wir das.“
Sie traten ins Wohnzimmer, wo Sirius und Jess eng aneinander gekuschelt auf dem Sofa saĂźen.
„Was ist denn mit euch los?“
Die beiden fingen wie auf Kommando an zu grinsen, tauschten einen Blick und sagten dann im Chor: „Wir werden heiraten.“
„Glückwunsch. Viel besser kann der Tag nicht mehr werden, oder?“
Plötzlich sprach Dumbledore in ihren Köpfen: „Heute um sechs Uhr Treffen vom ganzen Orden im Fuchsbau.“
Remus sah auf die Uhr. „Wir haben noch eine halbe Stunde.“
„Wie hat er das gemacht?“, fragte Jess.
„Es ist eben Dumbledore.“, vermutete James.
„Ist ja auch egal. Ich habe eine gute Nachricht.“, beendete Remus die Diskussion.
„Und die wäre?“
„Ich bin ein Mensch.“
„Das warst du schon immer.“
„Ich war ein Werwolf.“
„Tickst du noch ganz richtig?“
„Ich bin kein Werwolf mehr.“
„Bitte?“
„Ich - bin - kein - Werwolf - mehr.“
„Aber das ist doch unmöglich.“
„Wer ist den vor einer guten Woche nach über sechzehn Jahren von den Toten auferstanden? Du oder ich, Krone?“
„Pfff. Das ist was anderes.“
„Ich frage mich langsam, ob ich überhaupt noch irgendwem sagen sollte. Es freut sich sowieso kein Schwein.“
„Red keinen Stuss, Moony.“
Remus lachte.
Sie unterhielten sich eine Weile, dann sah Remus auf die Uhr: „Wir müssen uns beeilen.“
Tatsächlich waren sie fast die letzten, die an der Grenze des Fuchsbaus auftauchten.
Von allen Seiten wurden sich fröhlich begrüßt. Auch Dora war da. Sie schloss Remus in die Arme, aber vorsichtig, um den kleinen Teddy nicht zu zerdrücken.
Dann trat Dumbledore in den Garten und sofort verstummten alle.
Dumbledore begann zu reden: „Einen wunderbaren Tag wünsche ich euch allen. Und wenn ich so nachdenke, werden die letzten Tage für einige von euch sicher zu den schönsten in eurem Leben gehören. Es freut mich in einer so schönen Zeit wieder zu euch zu treten, auch wenn es nicht mein Verdienst ist. Nach allem was ich weiß. ist der Orden komplett, was er schon seit kurz nach der Gründung nicht mehr war.
Wir haben mehr Mitglieder denn je, und das in einer Friedenszeit. Sehr viele von uns, wie auch ich, sind im Kampf gestorben, fast die Hälfte von uns wäre nicht hier, wäre Harry nicht gewesen.“ Alle Blicke wandten sich zu Harry, der errötete. Dumbledore zwinkerte ihm wieder einmal zu. „Tut mir sehr Leid, Harry, aber es ist nun mal die Wahrheit. Ich werde dieses Thema nicht weiter vertiefen, sondern alle bitten Harry nicht zu löchern. Wie ich ihn kenne, wird er euch alles sagen, wenn er bereit ist und ich hoffe, dass ihr euch alle bis dahin geduldet. Es ist seine Entscheidung.
Doch nun wollen wir nicht mehr von der Vergangenheit, sondern von der Zukunft sprechen.
Wie schon gesagt, haben wir einen stärkeren Orden denn je und, wie es aussieht, nichts zu tun. Wir haben seit Voldemorts Tod noch mehr Mitglieder: Fred, George, Ginny, Ron und Percy Weasley, Harry Potter, Neville Longbotton, Luna Lovegood und Dobby. Das war klar, denke ich.
Es gibt aber noch einen weiteren Beitritt, jemand, der früher mal ein Todesser war, jemand, der als aller erster Voldemorts größtes Geheimnis erkannte und versuchte ihn zu töten. Er starb dabei. Keiner von unserer Seite hat ihn vermisst oder sich Gedanken über die Todesursache gemacht. Wir dachten alle, er wäre den Todessern beigetreten, aber nicht bereit gewesen alles zu tun, was von ihm verlangt wurde und deshalb wäre er von Voldemort getötet worden.
Einer, ein einziges intelligentes Wesen kannte die wahre Geschichte, doch niemand kam je auf die Idee ihn zu fragen. Wer fragt schon einen Hauself?
Erst Harry, Ron und Hermine hat er es erzählt, die ganze Geschichte. Er war auf unserer Seite und ist für sie bereitwillig und sehr schmerzhaft gestorben. Wir hatten uns sowohl in ihm, als auch in seinem Bruder geirrt. Die Brüder, von denen einer starb, ohne dass wir uns darum scherten, und der andere unschuldig nach Askaban gebracht wurde, weil wir ihm nicht vertrauten. Regulus und Sirius Black hatten es nicht leicht und ich muss sagen, dass ich nichts dazu beigetragen habe, zumindest Sirius sein Leben zu erleichtern.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen entschuldigen, weil ich nicht ehrlich zu euch war.“
Harry war nicht besonders an der Rede interessiert, obwohl er große Hochachtung vor Dumbledore hatte. Er konnte die Lobeshymnen auf sich selbst einfach nicht mehr hören. Er hatte keine Lust, dass ihn der Orden noch mehr wie einen Helden behandelte. Warum verstand keiner, dass er nur seine Ruhe haben wollte? War es denn so schwer zu begreifen? Er wollte doch nur ein ganz normales Leben, doch dieser Wunsch war nicht besonders leicht zu erfüllen. Er hatte sich damit abgefunden, berühmt zu sein, er hatte sich auch damit abgefunden, der Auserwählte zu sein, aber es war fast unerträglich von allen gelobt zu werden. Er beschloss, sich lieber über seine Freunde zu freuen, anstatt sich seiner Depression zu ertränken.
Auch Ginny machte sich Gedanken über dieses Thema. Warum musste ausgerechnet Harry das alles ertragen? Er hatte doch schon genug gelitten. Er hatte Voldemort besiegt und hunderte Leben gerettet. Konnte man ihm da nicht mal diesen Wunsch erfüllen? Sie wusste genau, dass Harry in der Zukunft mit ihr zusammen sein wollte, er hatte ihr gesagt, er würde sie für immer lieben und sie liebte ihn auch. Gestern hatte Hermine ihr gesagt, sie wären ein perfektes Paar. Ihr war klar, dass Harry mit allem fertig werden würde. Harry war stark. Er hatte schon viel Schlimmeres ertragen und doch... Es war einfach ungerecht.
Dumbledore hatte dem Orden die neue Kommunikationsart erklärt, die er, Harry, schon kannte. Er sagte außerdem, jeder im Orden müsse einen Schwur ablegen.
Das taten alle, und dann war das Treffen vorĂĽber. Die meisten Leute gingen nach Hause, nur Molly, Arthur, Ron, Hermine, Ginny, Harry, James und Lily blieben. Harry war froh, dass sie ihn alle normal behandelten.
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