von Hannah Abbott 13
Harry lachte.
Seine Eltern sahen wegen diesem schnellen Sinneswandel erstaunt aus, aber auch erfreut.
„Könnt ihr mir das Haus zeigen?“
Lily und James sahen nun noch verwirrter aus: „Harry, was...?“
„Ich hab mich halt um entschieden. Und ist es verboten, gute Laune zu haben?“
„Okay.“, meinte James misstrauisch, drang jedoch nicht weiter auf ihn ein.
Sie gingen durch das Haus. Es wirkte bewohnt, als wären die Eigentümer nur kurz Einkaufen gegangen. Das Haus war hübsch eingerichtet, aber nicht irgendwie besonders und doch ganz anders als das Haus der Dursleys oder der Fuchsbau. Es war etwas Chaotisch, gerade richtig, wie Harry fand. Aber es war geräumiger als der Fuchsbau und nicht so vollgestopft. Alle Räume waren hell und freundlich. An den Wänden hingen Bilder von verschiedenen Personen, viele davon zeigten jedoch einen kleinen Jungen mit schwarzen strubbeligen Haaren, den Harry als sich selbst erkannte.
Erst als sie im Obergeschoss bei dem Raum angekommen waren, der das Kinderzimmer gewesen sein musste, geschah etwas Besonderes.
Es war nicht das Zimmer eines Einjährigen, es war das Zimmer eines Teenagers. Es musste sich verändert haben, wie das ganze Haus. Nur mit dem Unterschied, dass das übrige Haus sich ‚nur’ repariert hatte und dieses Zimmer nie so gewesen sein konnte.
Harry hatte sich insgeheim immer genau so ein Zimmer gewĂĽnscht.
Der Raum war quadratisch, klein aber gemütlich, etwas größer als Rons Zimmer. Gegenüber der Tür war ein großes Fenster und das Sonnenlicht erhellte den ganzen Raum. Rechts von der Tür war ein altertümlicher Ofen. Daneben ein Nachttisch und ein Bett. Hinten, rechts, vor dem Fenster stand ein Schreibtisch. An der linken Wand standen ein Kleiderschrank und ein Regal.
Die Wände waren in einem hellen Blau gestrichen, genau wie alle Möbel, die Fensterbank und der Teppich, der auf dem Holzboden lag.
An der Wand über dem Bett hingen Bilder von Hogwarts, Harrys ehemaligen Quidditchmannschaft, Ron, Hermine, Ginny, Luna und Neville. Auch ein Foto von der gesamten Familie Weasley und eins von ihm, Harry, und seinen Eltern und von Sirius und Remus. An den anderen Wänden hingen Poster von der englischen Quidditch-Nationalmannschaft und der Montrose Magpies, seiner Lieblingsmannschaft.
„Was ist denn hier passiert?“, fragte Harry.
„Das ist dein Zimmer, Harry.“
„Aber... aber... wer hat das gemacht? Und warum... Das... das ist toll!“
„Ich glaube langsam überrascht mich nichts mehr.“, murmelte James. Er ging zum Kleiderschrank und öffnete die Tür: „Hey, Harry. Sind das deine Sachen?“
Harry stellte sich neben ihn und nahm einige KleidungsstĂĽcke heraus.
„Nein, Dad. Das habe ich noch nie gesehen. Moment, das ist meins. Aber das kenne ich nicht. Und das auch nicht. Das ist mein alter Quidditchumhang, den habe ich doch bei den Dursleys gelassen. Wo kommt der denn her?“
Lily stand vor dem Regal. Harry legte die Klamotten zurĂĽck, ging zu seiner Mutter und sah sich ebenfalls die Dinge auf dem Regal an.
Auf dem obersten Brett standen seine ganzen Schulbücher. Darunter das Besenpflegeset, das ihm Hermine zu seinem 13. Geburtstag geschenkt hatte und das Spickoskop, auch von Hermine. Auch die zerstörten Horkruxe und die beiden Hälften des Schnatzes lagen da. Darunter lagen die Karte des Rumtreibers, die Scherbe von Sirius Spiegel, eine Schokofroschkarte von Dumbledore. Auch einige Sachen, die Harry noch nie gesehen hatte, aber von denen er glaubte, sie gut gebrauchen zu können.
James streckte die Hand nach der Karte des Rumtreibers aus und hob sie hoch: „Harry, ist das...?“
„Ja, das ist die Karte.“
„Wo hast du die her?“
„Fred und George haben sie mir im 3. Jahr gegeben, damit ich mit den anderen nach Hogsmeade gehen konnte. Die beiden haben sie aus Filchs Büro geklaut.“
Lily sah erstaunt und auch etwas streng aus: „Wieso durftest du nicht nach Hogsmeade? Hattest du was angestellt?“
Harry grinste: „Wie man’s nimmt.“
„Das heißt?“
„Onkel Vernon und Tante Petunia haben die Einverständniserklärung nicht unterschrieben.“
„Ich muss wohl nicht fragen, warum, oder? Und sonst?“
„Ich habe Onkel Vernons Schwester Magda aufgeblasen... Geschah ihr Recht.“
„Ach ja? Ich kann’s mir vorstellen.“
„Sie hat gesagt, ich wäre geistlich unterbelichtet, genau wie meine Eltern und ihr wärt faule Rumtreiber gewesen, Säufer. Ihr hättet euch betrunken zu Tode gefahren und mich zurückgelassen als Last für ihre anständigen, hart arbeitenden Verwandten.“ Er schnitt eine Grimasse.
James und Lily lachten.
Harry setzte sich auf das Bett und sah sich die Fotos genauer an. Es waren Bilder von all seinen Freunden. Und es waren viele Fotos. Alle waren mit Stecknadeln an der Wand befestigt.
Ein Bild vom ganzen Schloss mit blauem Himmel.
Eins von Hagrid und Fang vor seiner HĂĽtte, Grawp stand dahinter, nur seine Beine waren zu sehen.
Dumbledore, hinter seinem Schreibtisch, die Fingerspitzen zusammengelegt, und zwinkernd.
Gryffindors Quidditchmannschaft, Oliver Wood, Angelina Johnson, Alicia Spinnet, Katie Bell, Fred und George Weasley und er selbst, im Alter von 11 Jahren, alle glĂĽcklich lachend.
Ein Foto von ihm, Ron, Hermine, Ginny, Neville und Luna vor etwa einem Jahr auf den Ländereien von Hogwarts, in einem Augenblick ohne Sorgen, vor Dumbledores Tod.
Die ganze Familie Weasley, Bill, Charlie, Percy, Fred, George, Ron, Ginny, Molly und Arthur, vor dem Fuchsbau und vor der zweiten Schreckensherrschaft von Voldemort.
Das Bild, das Sirius in seinem frĂĽheren Schlafzimmer an die Wand geklebt hatte, mit James, Remus, Sirius und Peter in der Schule.
Das Foto des ursprünglichen Phönixordens, das ihm Mad-Eye von fast drei Jahren geschenkt hatte und eins des neuen Phönixordens, wie er vor drei Jahren gewesen war.
Die gesamte DA, alle lächelnd.
Eins von ihm und Ginny, Arm in Arm, beide vor GlĂĽck strahlend.
Eins von James und Lily, ebenfalls Arm in Arm, auch beide vor Glück strahlend, und auch ungefähr im gleichen Alter, die beiden Pärchen sahen sich fast unheimlich ähnlich, zwei Mädchen mit langen, roten Haaren, die eine mit braunen, die andere mit grünen Augen, und zwei Jungen mit strubbeligen, schwarzen Haaren, der eine mit grünen, der andere mit braunen Augen.
Ein Foto von Harry, einen Arm um Ron und einen um Hermine gelegt, bevor Lord Voldemort zurĂĽckgekehrt war, bevor Cedric gestorben war.
Die vier Schulchampions des Trimagischen Turniers, Fleur, Krum, Cedric und Harry selbst.
Ein Bild von Sirius und James, beide glĂĽcklich grinsend, bevor Voldemort angegriffen hatte.
Ein Foto von Remus und Tonks mit Teddy, ausnahmsweise alle mit Remus Haar- und Augenfarbe, sie sahen sehr glĂĽcklich aus.
Remus, Sirius, James und Harry.
Ein Bild von Neville.
Ein Bild von Luna.
Ein Bild von Ginny.
Ein Bild von Ron.
Ein Bild von Hermine.
Das Foto, das Hagrid Harry in dem Fotoalbum geschenkt hatte, von der Hochzeit von James und Lily, Sirius als Trauzeuge und im Hintergrund Remus, alle glĂĽcklich.
Und ein Foto, das Harry verwirrte, er vielleicht 5 Jahre alt, wieder strahlend vor GlĂĽck, auf dem SchoĂź seiner Mutter, der sein Vater einen Arm um die Schultern gelegt hatte.
„Mum, Dad, seht mal, was ist das? Das gab es doch nie, oder?“
„Harry, das ist Magie.“, James lächelte. Das half Harry auch nicht. Er wandte seinen Blick ab und der fiel auf den Nachttisch, dort stand neben einer Lampe und einem Buch über Quidditch, noch ein Foto von ihm und Ginny, diesmal in einem Rahmen, doch diesmal hatte er keine Narbe. Sie beide sahen noch glücklicher aus als auf dem anderen Foto an der Wand und wieder Arm im Arm.
„Das ist dann auch Magie, oder?“
„Vielleicht wird es ja doch real, Harry. Nur die Narbe wird bleiben, der Rest ist möglich. Und wenn ich ehrlich bin, Harry, dann saht ihr Heute fast ganz genauso aus.“, sagte Lily mit sanfter Stimme.
Wieder schwiegen sie alle drei eine Weile.
„Ähm... ich hab Hunger.“, sagte Harry, und wie zur Unterstützung seiner Worte ließ sein Magen ein lautes Knurren hören.
Lily lachte „Du bist wie dein Vater.“
Sie gingen wieder hinunter in die KĂĽche und zu ihrer Verwunderung fanden sie dort frisches Essen.
„Ich liebe Magie.“, sagte Harry, nachdem er ein Käsebrot gegessen hatte.
„Harry, jetzt muss du uns aber von dir erzählen.“
„Was wollt ihr wissen?“
„Fang am Anfang an.“
„Also gut.“ Er fing an zu erzählen. Von seinem Leben bei den Dursleys, seiner Berühmtheit in der Zaubererwelt und seinen Freunden Ron und Hermine.
Er war gerade bei dem Ausbruch von Sirius als James ihn unterbrach: „Wie wäre es, wenn du im Garten weiter erzählst? Draußen ist es schön.“
Sie gingen in den Garten und setzte sich auf ein paar Gartenstühle, die James irgendwo ausgegraben hatte. Harry erzählte weiter, langsam wurde seine Stimme rau. Ab und zu fragten James oder Lily etwas. Insgesamt wirken sie stark beeindruckt und Harry vermutete, dass er mehr erlebt hatte als sie geglaubt hatten.
Nach anderthalb Stunden war er fertig, hatte seine ganze Lebensgeschichte erzählt. Er hatte nur einige kleine Dinge ausgelassen, zum Beispiel, dass er mit Cho zusammen gewesen war, oder dass es Snape gewesen war, der ihm gesagt hatte, dass er sterben musste. Er hatte eine Ahnung, dass es seine Eltern entweder nichts anging oder es einfach nicht nötig war, sie damit zu beunruhigen.
„Jetzt seid ihr dran.“
„Harry, du vergisst, dass wir ganz normal waren. Wir waren nichts Besonderes. Und du vergisst auch, dass wir nur etwa 3 Jahre älter waren als du jetzt, als wir starben. Fast unser ganzes Leben waren wir nur in Hogwarts.“
„Ich weiß, Mum. Aber...- eigentlich habt ihr ja ihr recht. Ich weiß viel über euch.“
„Da sind wir jetzt aber gespannt.“, meinte James, offenbar interessiert.
„Ihr müsst wissen, dass ich nicht nur von Leuten über euch gehört habe, die euch mochten.“
„Wen meinst du, Harry?“, fragte James.
„Snape. Er hat mir von dir erzählt, Dad. Nichts besonders Freundliches, aber recht hatte er.“
„Du hast Snape geglaubt?“, fragte James, jetzt erstaunt, „Er hat dir natürlich nichts Nettes erzählt. Natürlich mochte er mich nicht. Er war doch nur eifersüchtig auf mich. Weil ich gut in Quidditch war, weil ich gut aussah, weil ich beliebt war. Und am Ende weil Lily und ich geheiratet haben.“
Harry schüttelte den Kopf: „Das was ich gesehen habe war etwas Anderes. Er hatte dir nichts getan, an dem Tag an dem ihr eure ZAG Prüfungen in Verteidigung gegen die Dunklen Künste geschrieben habt. Es war einfach nur widerlich.“
„Woher weißt du das?“, fragte jetzt Lily, sie schien erstaunt, dass Harry wusste, was ausgerechnet an diesem Tag geschehen war.
„Er hat es mir gezeigt.“
„Wer?“
„Snape.“
„Warum sollte er ausgerechnet dir genau das sagen?“
„Um zu beweisen, dass er auf unserer Seite war.“
„Dass er von James und Sirius kopfüber aufgehängt wurde und mich Schlammblut genannt hat, sollte beweisen, dass er gegen Voldemort war? Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“
„Das meinte ich nicht.“
„Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!“
„Ich denke nicht, dass er damit einverstanden sein würde, wenn ich euch das erzähle. Zumindest nicht dir, Dad.“
„Dann nicht... Und was weißt du sonst noch?“, sagte James, der offensichtlich erkannt hatte, dass er Harry nicht dazu bringen konnte, seine Meinung zu ändern.
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