Kapitel 6: "Glauben ohne zu begreifen"
Tränen in den Augen des Kaisers ... Ja, das ließ sich natürlich übertragen ... Dumbledore hatte als einziger seine Tränen gesehen ... Vielleicht war der alte Mann sogar der erste, dem er jemals so sein Herz ausgeschüttet hatte ... Unfreiwillig freilich ... Aber war das denn wirklich ein „Schatz“ ?
Ungläubig schüttelte Severus den Kopf, ehe er sich wieder Dumbledore zuwandte und sich leise, fast zaghaft vergewisserte: „Sie meinen also, ich gebe Ihnen etwas?“
Das zu akzeptieren schien ihm weitaus schwerer zu fallen als den bloßen Sinn der Worte zu begreifen, die er soeben gehört hatte.
Dumbledores Lächeln wurde noch ein wenig breiter. Dann erwiderte er: „Ja, sehr viel sogar. So viel, dass es ein Leben aufwiegt. Du bist mir nichts schuldig geblieben.“
Dabei war der Blick aus seinen leuchtend blauen Augen so aufrichtig, seine Stimme so sehr voll ehrlicher Überzeugung, dass Severus einfach nicht mehr länger zweifeln konnte. Mit dem leisen Anflug eines Lächelns murmelte er: „Dann muss ich das wohl glauben. Begreifen kann ich es aber nicht. Das müssen Sie mir nachsehen. Ich bin es nicht gewohnt, dass jemand freiwillig länger als nötig in meiner Nähe bleibt, sich mit meinem Seelenleben befasst und das tatsächlich auch noch als ... als ... als Geschenk, als Schatz empfindet.“
Nach wie vor milde lächelnd gab Albus Dumbledore zurück: „Es hat auch niemand verlangt, dass du es begreifst, Severus. Du mutest der Welt ja auch zu, dich genau so zu nehmen wie du bist - ohne es zu begreifen. Jeder tut das im Grunde. Und sollte es auch. Deshalb verlange ich keinesfalls, dass du es begreifst. Nicht jetzt. Nicht sofort. Allerdings vielleicht ... mit der Zeit.“
Dankbar blickte Severus Snape in diese blitzenden blauen Augen, die ihm aufmunternd zuzwinkerten, und nickte wortlos. Doch dabei umspielte jetzt tatsächlich ein winziges Lächeln seine blassen Lippen. Ja, dachte er, das war wirklich der Mann, der voller Überzeugung predigte, die Liebe sei die stärkste Form von Magie, mächtiger noch als die Fähigkeiten des Dunklen Lords. Und vielleicht ... vielleicht hatte er ja tatsächlich Recht!
Eine Weile verharrten sie so, eingehüllt in einvernehmlichem Schweigen, und Severus bemerkte, dass ihn dies besser wärmte als jede Decke oder jedes Kaminfeuer es vermocht hätten. Es war so einfach, und doch so allumfassend. Für viele war es eine Selbstverständlichkeit, für Severus Snape jedoch eine Kostbarkeit: Geborgenheit. Vertrauen.
Als Dumbledore dann die Stille brach, war es, als hätte er Severus' Gedanken gelesen: „Eine einzige Sache würde ich den ungeheuer weisen Worten der kleinen Nachtigall aus dem Märchen noch gerne hinzufügen: Ja, sie ist unermesslich reich, reich vor allen anderen, weil sie Tränen in den Augen des Kaisers gesehen hat, weil sie auf den Grund seiner Seele hinabblicken durfte. Noch reicher wäre sie allerdings, wenn sie irgendwann auch ein wenig Zuneigung, ein paar zarte Keime von Vertrauen in den Augen des Kaisers entdecken würde. Wenn du also weiterhin der Ansicht bist, du müsstest es wieder gut machen, du müsstest mir noch mehr zurückgeben, nun dann ... denk darüber nach.“
Und dieses Mal erreichte das Lächeln auch Severus Snapes tiefschwarze Augen, als er antwortete: „Ich glaube, darüber muss ich gar nicht allzu lange nachdenken.“
Nun, das war's! Schade, denn die Geschichte zu schreiben hat mir richtig Spaß gemacht.
Jetzt ist sie abgeschlossen und ich würde mich daher mehr denn je über ein paar letzte Kommentare freuen (Gesamteindruck von der FF, War das ein würdiger Abschluss?, ...)!
Alles Liebe,
halbblutprinzessin137
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