Es ist was es ist... - Nicht vollkommen unschuldig
von Godess_Artemis
Sorry, dass es sich mit dem Updaten etwas gezogen hat *sich in die Ecke stellt und schämt* Aber ich wollte es einfach perfekt schreiben, ob mir das gelungen ist steht natürlich wieder auf einem ganz anderen Blatt Papier^^; dann kam auch noch jede Menge Arbeit und meine bevorstehende Zwischenprüfung in die Quere. Ich hoffe ihr seid mir nicht allzu böse und lasst trotzdem ein paar Kommis da. Mal sehen wie euch die Wende in diesem Kapitel gefällt. Los gehts!
Lg Artemis
Nicht vollkommen unschuldig!
Ächzend richtete sich der der ältere Gefangene auf und zupfte seine einfache graue Einheitskleidung, die die Gefangenen hier zu tragen hatten, - Gellert hoffte, dass es ein gutes Zeichen war, dass er keine Gefangenenkleidung bekommen hatte - zurecht bevor er sich in aller Seelenruhe die Gelegenheit nahm seinen neuen ?Zimmergenossen` unter die Lupe zu nehmen. Es dauerte etwas bis er seine verschlafenen Augenlider auseinanderbekam um den Eindringling näher zu begutachten, aber neugierig war der Gefangene schon mit wem er das zweifelhafte Vergnügen hatte seine Zelle teilen zu müssen.
Die letzten Gefangenen in diesem Teil Askabans waren schon vor Tagen in den Todestrakt verlegt worden, da sie einfach nicht gesund werden wollten und im Krankentrakt waren sie unnützlich immerhin nährten sie nicht den Hunger der Dementoren. Solange die Wächter nicht genügend Menschen hatten, die sie aussaugen konnten waren sie etwas ungemütlich zu den wenigen Gefangenen. In Hochzeiten waren hier die Zellen doppelt und dreifach belegt gewesen, aber das war zu Zeiten gewesen als der Magische Rat noch getagt hatte und viele Unschuldige hier gelandet waren. Heutzutage war in Askaban, so konnte man sagen, chronischer Gefangenenmangel, es gab zu viele Dementoren und zu wenige Insassen, weswegen es in letzter Zeit immer häufiger zu Übergriffen auch auf unbescholtene Bürger gekommen war. Das Ministerium hatte alle Hände voll zutun gehabt, diese Tatsache zu vertuschen und anscheinend hatte sie nun die ideale Lösung gefunden um die Wachen in Schach zu halten. In unregelmässigen Abständen kamen sogenannte ?Sündenböcke` nach Askaban, junge Magier und Hexen, die voller Wünsche und positiver Gefühle waren, die die Dementoren aufsaugen konnten um sich sattzuessen. Meistens waren es aber eher Kleinkriminelle ohne großartige Bekanntheit, die nur für wenige Tage blieben und dann wieder freigelassen wurden. Eine recht zweifelhafte Lösung, aber niemand konnte etwas gegen die Wächter ausrichten, es gab keinen Weg einen Dementoren zu töten und viele Menschen schliefen nur deshalb ruhig weil Askaban von ihnen bewacht wurde. Politik war eben nunmal ein schmutziges Geschäft.
So völlig in seine Gedanken versunken bemerkte der Ältere nicht wie er mit trübem, sicherlich nicht sehr einladendem Blick durch den Neuankömmling hindurchsah. Doch nach einer Weile des Grübelns gelangte er wieder zurück in die Gegenwart und fokusierte den Jüngeren an. Wie er vermutet hatte war es wieder einer der Sündenböcke. Sehr jung, vielleicht gerade mal volljährig geworden. Eine Weile blieben seine Augen an der geplatzten Lippe und einigen blauen Flecken auf dem Oberarm seines Gegenübers ruhen, die wie die Abdrücke von zwei greifenden Händen aussahen. Wütend verzog er voller glühendem Zorn das Gesicht, er verstand einfach nicht, wie man den jungen Leuten so etwas antun konnte. Sein bleiches Gesicht musste dem Jungen einen gewaltigen Schrecken eingejagt haben, jedenfalls duckte er sich schützend zusammen und schmiegte sich noch tiefer in die Schatten der Zelle. Sofort glättete sich das zornige Gesicht und nahm einen betroffenen Ausdruck an, er hatte den Kleinen eigentlich nicht gleich zu Anfang so verschrecken wollen. Es würde schon schwer genug werden sich in ein paar Tagen von seiner Bekanntschaft zu trennen, in dem sicheren Wissen, dass der Junge wieder frei sein durfte während er hier noch Jahre abzusitzen hatte. Gesellschaft war hier in Askaban sicher nichts schlechtes, sie half einem über die Schrecken hinweg und die körperliche Nähe einer anderen Person war oft trostspendend. Der Blonde machte einen niedergeschlagenen zerstörten Eindruck, vielleicht konnte er es schaffen etwas aus ihm herauszubringen wenn sie erstmal ins Gespräch gekommen waren. Informationen von außerhalb waren hier drinnen sehr kostbar da man total vom Rest der Welt abgeschottet war. Würde ihm das Wächtermännchen nicht jeden Tag hämisch vorsagen wieviele Tage er hier noch zu verbringen hatte, der Ältere wüsste nicht wie lange er schon in Askaban gefangen war. Er versuchte ein vertrauenserweckendes Lächeln aufzusetzen bevor er den Jungen mit leiser Stimme ansprach.
-o-
Gellert, dem die ihn unangenehm stechenden Blicke nicht entgangen waren drückte sich schleunigst noch weiter in sein Eckchen zurück und machte sich so klein wie es nur ging. Er wollte nur keinen Ärger provozieren, nicht nachdem er wusste was der Kerl so verbrochen hatte und er keine Ahnung hatte wie lange er hier in dieser Zelle festsaß. Mit seinen Fäusten konnte er sich zwar prima gegen so ziemlich alles und jeden wehren, aber hier konnte er im Gegensatz zu früheren Kämpfen danach nicht fliehen. Falls er den Kerl verprügeln würde, gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Kerl fürchtete ihn danach und lies ihn in Ruhe oder der Ältere war erst Recht wütend und würde Gellert dann wenn er irgendwann nicht mehr genug Kraft hatte sich zur Wehr zu setzen etwas antun, worauf der Deutsche nun wirklich keinen Wert legte. Als der Blondschopf den Blick hob, starrte ihn der fremde Mann immer noch unverwandt an ohne ein Wort zu verlieren. Er lächelte nur seltsam geheimnisvoll.
Vielleicht war er stumm oder nicht gerade sehr gesprächig? Oder war das nur die Ruhe vor dem Sturm?!?
Gellert zog seine Beine bis an seine Brust heran und schlang seine Arme schützend um seinen frierenden Körper. Ein wenig Angst machten ihm die abschätzenden Blicke des Fremden schon, aber anders als in seiner Schulzeit in der Gellert oft gierigen Blicken ausgesetzt war, verunsicherte den Deutschen eher die schonungslose Direktheit, die aus den Blicken des Mannes sprach als das unterschwellige Interesse. Ein Interesse, das so unterschiedlich dem seiner Klassenkameraden war. Gellert kannte die mehr oder weniger verstohlenen Anzeichen für sexuelles Interesse an ihm und dieser Mann sandte nicht ein einziges davon aus. Eigentlich sollte das ihn beruhigen, aber vielleicht stumpfte die Mimik ja auch mit der Zeit hier ab und er täuschte sich.
Überrascht zuckte er zusammen als ihn der Fremde unvermutet doch noch ansprach. „Hallo, wer bist du denn?“, fragte der Ältere höflich. „Oder soll ich dich lieber siezen?“
„Fragst du das jeden der zu dir in die Zelle geworfen wird? Ist doch sowieso sinnlos dir meinen Namen zu verraten.“, fauchte Gellert wie eine angriffslustige Katze mit ausgefahrenen Krallen los. „Eigentlich müsstest du schon mal von mir gehört haben. Schließlich zerreissen sich die Zeitungen nur so das Maul über mich.“
„Tut mir leid, Zeitungen lesen wir hier nicht. Die Auroren die ab und an vorbeikommen bringen uns zwar manchmal welche mit aber es war schon lange keiner mehr da.“, entschuldigte sich der Fremde. „Vielleicht sollte ich mich anstandshalber zuerst vorstellen. Mein Name ist Percival. Darf ich dich jetzt um deinen Namen bitten, falls das nicht zuviel verlangt ist?“
Für einen Schwerverbrecher besaß Percival erstaunlich gute Manieren, er musste eine gute Kinderstube gehabt haben, schlußfolgerte Gellert. Der Mann war ihm eigentlich solange er Abstand hielt und nur ein bisschen quatschen wollte ganz sympatisch wie es den Anschein machte konnte man sich wenigstens mit dem Kerl gut und vernünftig unterhalten im Gegensatz zu den restlichen Durchgedrehten hier. Wie lange er wohl schon hier war? Zögerlich rang sich der 16jährige zu einer Entscheidung durch. „Ich heiße Gellert.“, meinte er bemüht ruhig und versuchte seinen zornigen Ausbruch vorhin zu entschuldigen. „Ich bin etwas verwirrt weißt du äh sie, ich war vor kurzem noch draußen und jetzt ausgerechnet hier zu sein macht mich doch etwas fertig mit den Nerven.“
„Wie ein Verbrecher siehst du wirklich nicht gerade aus.“ , stellte sein Mitgefangener wieder mit erstaunlich sanfter Stimme fest, Gellert wäre an dessen Stelle schon längst in die Luft gegangen wenn ein Dreikäsehoch ihn vorhin so angefahren hätte.
Die Stimme des Fremden weckte ein vertrautes Gefühl in Gellert, das er auch oft seiner Großtante gegenüber empfand. Das Gefühl von einer Mutter oder einem Vater beschützt und geliebt zu werden. Nur mit aller Mühe konnte er den Impuls unterbinden, immerhin war er Gellert Grindelwald, jüngster Gewinner des Trimagischen Turniers und angehender Revolutionär! Er hatte nicht einmal das Mitgefühl seines Vaters notwendig um in dieser Welt zu bestehen warum sollte er den Trost eines völlig Fremden von Nöten haben, der vermutlich auch noch selbst jede Menge mehr Dreck am Stecken hatte als sich der Blonde in seinen schlimmsten Träumen ausmalen konnte?
Gellert schüttelte den Kopf wie um eine lästige Fliege loszuwerden. Nein, er brauchte nichts um stark zu sein, was für ein dummer Gedanke hier vor dem Fremden losheulen zu wollen. Für einen Schwerverbrecher musste Gellert allerdings zugeben hatte der Fremde eine erstaunlich beruhigende ?Aura`, die blauen Augen stahlten neugierig, aber nicht bedrohlich, unter den grau-braunen Ponysträhnen hervor und auch die Körperhaltung drückte Gelassenheit und innere Ruhe aus. Gellert fragte sich im Stillen, ob es an der langen Haft liegen konnte oder am Selbstbewusstsein lag, dass sich sein Gegenüber so locker gab.
„Bist du stumm oder hat es dir nur die Sprache verschlagen?“, fragte sein Mitgefangener nach als Gellert noch nicht geantwortet hatte.
„N-nein.“, antwortete der Deutsche zurückhaltend, fast schon schüchtern. „Ich war nur etwas in Gedanken.“, ergänzte er mit festerer Stimme.
„Hm, ja ist wohl das Einzige was man hier ?Sinnvolles` tun kann.“, murmelte der Ältere mehr zu sich selbst als Gellert und rutschte etwas näher, was Gellert mit einer Mischung aus emporkriechender Angst und Misstrauen beobachtete. „Beantwortest du mir jetzt eine Frage? Weshalb bist du hier? Ich meine du wirkst auf mich nicht wie ein klassischer Verbrecher.“
Der Blondschopf erinnerte sich wieder an die Drohung des kleinen Männchens, dass der Kerl anscheinend auf kleine Jungs stand und so platzte es aus ihm ungewollt heraus. „Ich bin schon 19, da kann man keine Klassik erwarten.“
Verdutzt über diese Aussage richtete sich Gellert's Mitgefangener im Sitzen zu seiner vollen Größe auf, die selbst wenn man nicht auf der falschen Seite der Gitterstäbe hockte noch etwas durchaus einschüchterndes hatte. Nervös knetete Gellert seine Finger - Percival immer fest im Auge behaltend, sobald er zu nahe kam würde er in die nächste Ecke flüchten nahm er sich vor -, er kam sich fast ein bisschen vor wie bei einer Gardienenpredigt seiner Tante. Sollte er die Wahrheit sagen oder doch lieber noch eine weitere Lüge zu seinem Karma hinzufügen? Abschätzend welche Reaktion ihn wohl erwarten würde antwortete er deshalb mit fester Stimme. „Ich habe einen Unverzeihlichen Fluch ausgesprochen.“ Welchen von den dreien wusste er nichtmal selbst, war ja nebensächlich - hauptsache es schreckte den Pseudo-Sugardaddy ab.
Unverständnis zierte mit einem Mal das Gesicht seines Gesprächspartners, der schon wieder ein Stückchen nähergerutscht war. Diese Neuigkeit schien ihn nicht abzuschrecken, ganz im Gegenteil er beobachtete Gellert nun erst recht mit durchdringendem Blick. Hörte der so schlecht oder wollte er ihn wirklich angraben und das Gespräch war nur Ablenkung?
„Einen unverzeihlichen Fluch? Darum bist du hier? Hast du einfach rumgespielt oder gabs dafür einen Grund?“
„Ich weis es nicht.“, rutschte es dem 16jährigen unbedacht heraus, bevor er sich bremsen konnte.
„Du weißt es nicht, obwohl du den Fluch ausgesprochen hast?“, fragte der Mitgefangene ungläubig. „Warst du betrunken oder was?“
„Nö.“, meinte Gellert und schielte zu der Wand hinüber um den Blicken ausweichen zu können. „Ich war nicht dabei...ich meine jetzt nicht einen Black Out oder so sondern dass man mir was unterschieben will.“, im Stillen verfluchte er sich für seine Feigheit, aber wenn er den Fremden so näher rutschen sah purzelten ihm die Worte nur so aus seinem Mund ohne dass er kontrollieren konnte ob er lieber die Wahrheit sagen oder lügen wollte.
„Wieso sollte man dir was unterschieben wollen?“, winkte der Ältere ab, obwohl er die Antwort innerlich schon erahnte.
„Zur falschen Zeit am falschen Ort? Was weis ich. Nach deren Meinung bin ich das was ich nicht sein darf.“, antwortete Gellert betrübt und machte sich schon innerlich darauf gefasst ausgelacht zu werden. „Ich bin anders. Ich denke anders.“
„Das ist doch kein Verbrechen!“, erwiderte der Erwachsene beharrlich und ernsthaft an Gellert interessiert, was den Jungen angenehm überraschte.
Ein Kinderschänder würde doch schon längst auf ihn losgehen, wenn er doch nicht fliehen konnte, oder? Zumindest eine Sorte davon? Vielleicht wollte der Mann aber auch nur zuerst sein Vertrauen gewinnen, damit er ihm nachher einreden konnte, dass er aus freiem Willen mit ihm geschlafen hatte?
„Gibt es draußen jemanden der deine Unschuld beweisen könnte?“
In Gellert keimte ein winziger Hoffnungsschimmer auf. „Es gibt da jemanden, den ich liebe, der mir helfen könnte.“, meinte der Teenager vage. „Jemanden ohne dessen Kraft ich meine Träume vielleicht nicht verwirklichen kann. Ich weis allerdings nicht mal ob ...was mit der Person passiert ist während ich verhört worden bin.“
„Hast du etwa dieses besondere Mädchen mitreingezogen oder so? Ist ihr Vater etwa schuld, dass du hier bist?“, hakte der Ältere mit leicht vorwurfsvollem Unterton nach.
Gellert überlegte einen Moment. Ihr Vater? IHR?!? Ein Mädchen? Oh, natürlich dachte der Mann er würde über ein Mädchen reden immerhin war er ein Junge. Vielleicht war es besser den Fremden im Ungewissen über seine Neigung zu lassen, die Sache mit dem Kinderschänder mal beiseite gestellt?
„Nein, ihr Vater ist nicht das Problem, eher...wir selbst - besonders ich.“, erklärte Gellert. „Ich habe alles kaputtgemacht, weil ich nicht schnell genug ans Ziel kommen konnte.“, ergänzte er niedergeschlagen. „Ich war in der Nokturngasse bei ein paar zwielichtigen Typen.“
„Okay, mehr brauche ich glaub ich nicht zu wissen. Du bist also da in Schwierigkeiten geraten? Tja, hier drin dürftest du vor ihnen sicher sein, wenn die Dementoren nicht wären.“, schlußfolgerte der Ältere. „Und jetzt machst du dir Sorgen, dass die Kerle von deiner Beziehung herausfinden könnten und dann deiner Freundin wehtun?“ Wenn sie nicht auch schon hier gefangen ist, fügte er in Gedanken hinzu.
„Naja, so ungefähr. Wir wurden beide verhaftet und gleichzeitig verhört, seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört. Wer weis, möglicherweise ist sie sogar auch hier irgendwo. Sie-sie ist sehr schwach, also ich meine nicht körperlich - eher geistig labil, meine ich. So einen schweren Vertrauensbruch wie ich ihn mir geleistet habe würde sie nicht verkraften - und ich auch nicht. Obwohl ich ihr versprochen hatte, nicht dorthin zu gehen...“, seufzte Gellert betrübt und starrte seine Finger an, die nervös an seiner Kleidung herumspielten.
Der Brünette versuchte auf das Thema näher einzugehen um etwas aus dem Jungen herauszubekommen. „Du sabotierst also selbst eure Beziehung.“, tippte der Erwachsene um die kurze Stille zu überbrücken und das Gespräch am Laufen zu halten, leicht erhob er sich von seiner Pritsche. „Weil du Angst vor Nähe hast? Oder Verantwortung wegen ihrer Krankheit?“
Gellerts Kopf bewegte sich ruckartig nach oben. „Nein.“, antwortete er sich energisch verteidigend und ballte die Fäuste. „Ich versuche doch Verantwortung zu übernehmen! Ich bin doch schließlich hier!“
„Aber nicht wegen deiner Freundin.“, erwiderte der Ältere trocken und setzte sich nahe Gellert's Ecke hin und tätschelte mit der ausgestreckten Hand etwas unbeholfen den blonden Haarschopf. „Sondern weil du - wie du selbst gesagt hast - anders bist. Ein Kleinkrimineller sozusagen.“
Unangenehm berührt schüttelte Gellert die streichelnde Hand ab, irgendwie hatte er das dringende Bedürfnis seine Haare zu waschen. Der ältere Gefangene lies seine Hand widerstandslos sinken und platzierte sie auf einer der bebenden Fäuste des 16jährigen, der als Reaktion darauf seine Hände unter seinem Shirt versteckte, wo er hoffte dass der andere ihn nicht schon jetzt anfassten wollte.
„Eigentlich will ich nur meinen Traum verwirklichen, aber dafür stellen sich mir dauernd Leute in den Weg. Diese Erwachsenen begreifen einfach nicht, dass die Zeit für einen Neuanfang der Zaubererwelt gekommen ist und wir uns nicht mehr wie im Mittelalter verstecken müssen.“, ereiferte sich Gellert, tapfer darum bemüht gefasst zu bleiben, obwohl er innerlich um seine Unversehrtheit zitterte. „Meine Freundin wollte mir dabei helfen, aber nun glaube ich, dass sich alle Pläne in Luft auflösen sobald sie von meinem Fehltritt erfährt.“ Gellert senkte betroffen den Blick. „Sie liebt mich glaube ich nicht als ganze Person, es gibt einfach immer wieder zu krasse Gegensätze in unseren Persönlichkeiten.“, flüsterte er traurig. „Sie mag nur meine Sonnenseite, während ich mich zuerst in den Schatten in ihrem Herzen und dann Hals über Kopf ganz in sie verliebt habe. Aber ich mag ihre Kraft und ihr Licht genauso wie ihren Schatten. Sie dagegen hätte nur Angst vor meiner dunklen Seite.“
„Wegen dieser dunklen Seite bist du hier.“, stellte der ältere Zauberer mit trauriger Stimme fest. Ach wie gut konnte er die Gefühle des Jungen nachvollziehen. „Deine dunkle Seite muss vor den anderen verborgen werden, deshalb nimmst du sogar das hier auf dich. Also muss etwas ähnlich schlimmes passiert sein, damit du das kleinere Übel verschweigst. Hm, wir sind uns fast ein bisschen ähnlich.“, überlegte er. „Nur dass ich teilweise zu Recht hier bin - immerhin habe ich meine geliebte Tochter gerächt.“, gab er freimütig und mit ehrlichem Gesichtsausdruck zu.
Unglaubig klappte Gellert der Mund auf. Wie verdreht war der Kerl denn im Oberstübchen??? Bei soviel ?Unlogik` konnte Gellerts Verstand nicht mehr mithalten, vielleicht hatte er auch von Anfang an nichts kapiert. „Sie haben diese drei Jungen wegen ihrer Tochter vergewaltigt?“
„Vergewaltigt?!? Was haben sie dir denn über mich erzählt? Ich habe niemanden verge... Ich wurde wegen Zauberei an Muggeln verurteilt!“, erwiderte Percival entsetzt und blickte Gellert mit durchdingendem Blick an. „Das musst du mir glauben.“
„Mir hat dieses Rumpelstilzchen gesagt, du hättest dich an den Jungen vergriffen oder zumindest wollte er - oder sie, keine Ahnung welches Geschlecht das Teil hat - es so klingen lassen.“, versuchte Gellert den aufgebrachten Gefangenen zu besänftigen.
„Hmpf. Diese Mistkröte. Ich würde mich niemals an einem Kind vergreifen!“, meinte der Ältere mit Nachdruck und ballte die Hände zu Fäusten. „Aber welcher Vater könnte da seelenruhig mit den Kerlen weiterhin Tür an Tür leben, die seiner einzigen Tochter so - so wehgetan haben, dass sie sich weigert ihre Magie zu entfalten.“, knurrte er. „Deine Idee mit ?Zauberern und Muggeln friedlich miteinander anstatt aneinander vorbei leben zu lasssen` ist zwar schön in der Theorie, aber nicht realisierbar. Unsere Kinder bleiben trotzdem angreifbar, sie werden sogar noch leichter zu Opfern der Muggelkinder.“
Irgendetwas schien bei Gellert zu klingeln, aber er wusste nicht genau was. Die Aussage eben hatte tief in seinem Gedächtnis irgendetwas berührt, er kam nur nicht drauf was es gewesen war, deshalb ignorierte er dieses seltsame Gefühl vorerst mal. Vielleicht fiel es ihm ja später von ganz alleine wieder ein. „Deshalb will ich ja etwas ändern.“, freute sich Gellert, dass der Fremde wenigstens teilweise mit ihm einer Meinung zu sein schien - und dass er anscheinend nicht an einen fiesen Vergewaltiger geraten war. „Wir haben immerhin die Macht also warum sollten wir sie nicht einsetzen um uns gegen so etwas zu wehren? In Amerika gibt es sogar Gesetze, die das befürworten!“
„Tja, für mich ist es zu spät. In drei Jahren ist meine Strafe dafür sowieso abgesessen und ich kann von hier weg.“, murmelte der gedankenverloren. „Wie lange musst du noch hierbleiben?“
„Keine Ahnung, mir sagt ja niemand was! Mich haben sie einfach aus meinem Zimmer gekloppt damit sie mir was anhängen konnten, dass ich gar nicht getan habe.“, grummelte Gellert, als ein leises unnatürliches Rascheln, begleitet von einem tiefen Röcheln, ihn allerdings unterbrach.
„Was war das? Was passiert da draußen?“, fragte er änstlich als er unnatürliche klamme Kälte auf sich zukriechen fühlte, die sich bis in die tiefsten Winkel seines Körpers zu fressen schien.
„Sie kommen wieder mal.“, knurrte der Erwachsene. „Der Bastard schickt sie ab und an zu mir um mich zu bestrafen. Es ist sein persönliches Vergnügen dabei zuzusehen wie die Gefangenen nach und nach ihren Verstand hier drinnen verlieren. Komm lieber etwas näher zu mir her, nicht dass sie auf dich gleich als erstes losgehen. Sie sind schon lange nicht mehr ?gefüttert` worden.“
Schockiert hörte der 16jährige sich die Erzählungen des Mitgefangenen an und entschloss sich lieber auf die gutgemeinten Ratschläge zu hören. Lieber wurde er von dem anderen vielleicht begrabbelt als todsicher für ein nettes Mittagessen der Dementoren draufzugehen. Abwartend lehnte er sich an den fremden Körper als der Brünette fürsorglich die einzigen zwei Decken im Raum um sie schlang, damit sie wenigstens etwas vor der Kälte, die die Dementoren verbreiteten geschützt waren. Angespannt warteten sie darauf was passieren würde. Durch die Gitterstäbe war als erstes eine ausgezehrte Hand zu sehen ehe ein schwarzer Kapuzenumhang folgte unter dem sich die Dementoren immer verbargen.
„Wie's aussieht geht der Spaß nun erst richtig los.“, keuchte Gellerts Mitgefangener als nicht weniger als zehn Dementoren auf sie zu schwebten.
Stossgebete zum Himmel schickend hoffte Gellert nur, dass er einfach aufwachen möge und dieser Alptraum ein Ende hätte. Er wollte doch nur seine Träume leben, war ihm den kein Neuanfang vergönnt oder verzieh man ihm seine Fehler nicht?
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Spinnen hasse ich, aber Ratten finde ich echt cool, mir haben die Szenen mit Krätze also gar nichts ausgemacht.
Rupert Grint