von Godess_Artemis
Verdrehte Wahrheit
Albus blickte Gellert und dem fremden Auroren noch eine ganze Weile nach, selbst als sie schon längst im Verhörraum verschwunden waren. Er spürte instinktiv die Gefahr, die diesmal von den Gesetzeshütern ausging, auch wenn er sich nicht erklären konnte warum oder was diese Leute gegen sie beide in der Hand hatten. Eines war es sich allerdings bewusst: Gellert stand ein härteres Verhör bevor als ihm. Sein zugeteilter Verhörpartner wirkte im Vergleich zu Gellert's äußerst mitfühlend und etwas bedrückt. Albus war fast dankbar, dass mit ihm so sorgsam umgegangen würde, wäre die Besorgnis um seinen Freund nicht dauernd präsent.
Der große Spanier berührte ihn vorsichtig an der Schulter um ihn auf sich aufmerksam zu machen und in den Verhörraum zu führen. Die locker auf seiner Schulter ruhende Hand brachte ihn etwas auf den Boden zurück, auch wenn er eigentlich äußerst angespannt sein müsste fühlte sich Albus in Ramirez` Gegenwart um einiges wohler als bei dessen Lehrmeister. Sanft drückte ihn der Auror auf den Stuhl und setzte sich ihm gegenüber auf einen weiteren Stuhl.
Ramirez lies dem verwirrten und zutiefst beunruhigten Albus erst einmal Zeit sich zu beruhigen bevor er sich mit dem Oberkörper seinem Gesprächspartner entgegenlehnte um den Beginn des Verhörs zu markieren. Diese ganze Sache war ihm äußerst unangenehm da er ein heimlicher Fan der Artikel war die bei ?Transformation Today` und anderen nominierten Fachzeitschriften unter Albus` Namen veröffentlich worden waren. Aber er hatte schon früh gelernt, dass es besser war Beruf und Privatleben nicht miteinander zu vermischen also bemühte er sich um Professionalität. Den mitfühlenden Tonfall konnte er dennoch nicht ganz aus seiner Stimme verbannen, er war sich zu hundert Prozent sicher, dass sein Vorbild niemals in kriminelle Aktivitäten verwickelt sein konnte.
Nervös räusperte sich der Spanier und lächelte Albus beruhigend an, bevor er das Gespräch eröffnete. „Mr. Dumbledore, ich weis, dass es für sie äußerst unangenehm ist außgerechnet als Jugendvertreter des Zauberergamots in einem doch recht brenzligen Fall befragt zu werden. Aber ich bin mir sicher, dass wir dieses Missverständnis aus der Welt schaffen können. Sie würden schließlich nie etwas tun, das gegen das Gesetz verstossen würde, nicht wahr? Sie sind ein anständiger junger Mann.“
Albus schluckte betroffen. „Ja, ich denke schon. Wieso?“ Worum ging es hier eigentlich? Hatte er irgendetwas verbrochen?
„Nun ja, es gibt da in einem Fall ein paar merkwürdige Fingerabdrücke und wir können uns nicht erklären wie sie dahingekommen sind.“, erläuterte Ramirez dem ratlosen Teenager sachlich mit ruhiger Stimme.
„Aha, welche Fingerabdrücke denn?“, fragte der ehemalige Gryffindor seltsam unberührt, eine Taubheit hatte von ihm Besitz ergriffen, die er sich nicht erklären konnte.
Ramirez atmete tief durch bevor er die Bombe platzen lies. „Die ihrigen. Mr. Dumbledore können sie sich irgendwie erklären wie ihre Fingerabdrücke auf einen Zauberstab gelangen konnten der nicht ihrer ist?“
„Nun ja, wahrscheinlich als ich bei Ollivanders war...“, für diese simple Erklärung musste Albus nicht mal eine Sekunde nachdenken. Wieso kamen die Auroren da nicht selbst drauf?
Der angehende Auror winkte ab. „Oh, nein ich glaube wir verstehen uns falsch. Kein gestohlener Zauberstab - naja nicht in diesem Sinne - er war gebraucht. Vom Sohn unseres Ministers.“
Der Brite überlegte kurz. Der Name lag ihm schon fast auf der Zunge, er hatte ihn schon desöfteren gehört. Sein Körper stand vielleicht noch unter Schock, aber sein Gehirn schien noch hervorragend arbeiten zu können. Jedenfalls spuckte es nach kurzer Suchanfrage das gewünschte Ergebnis aus. „Mr. Spavins Sohn Alexander?“
„Ja.“, Ramirez nickte schlicht, was Albus unruhig werden lies. Seine Abdrücke auf dem Zauberstab des Ministersohns?
„Wieso sollten meine Fingerabdrücke...?“, wisperte er tonlos.
Ramirez sah ihn mitleidig an. Ja, das hatte er sich schon gedacht. „Sie können sich das nicht erklären?“
Betroffen schüttelte Albus den Kopf und starrte vor sich auf die Tischplatte. Ihm war gerade so richtig nach weglaufen zumute. Warum hatte man ihn deshalb hergeholt? Nur wegen seiner Aussage oder doch etwas viel Schlimmeren? Hatte er irgendetwas verbrochen? „Nein, ich meine ich war gestern noch ganz harmlos unterwegs einkaufen in der Winkelgasse und nun sitze ich hier und werde verhört. Sie müssen verstehen, dass ich momentan etwas überfordert bin!“
Dem jungen Auror gefiel die blasse Gesichtsfarbe des etwas Jüngeren garnicht, dieser sah aus als würde er jeden Moment umkippen. Wenn man nach dem verschlafenem Aufzug des 17jährigen und dessen knurrenden Magen ging, hing es wohl mit dem Schock auf den nüchternen Magen zusammen. Zuvorkommend wollte Ramirez wenigstens ein Getränk anbieten damit es sein Gegenüber etwas angenehmer hatte. Vielleicht konnte er den Brünetten nachher noch auf einen Espresso oder einen Tee in der Mensa einladen. „Möchten sie vielleicht kurz etwas trinken?“
„Ja, das wäre nicht sehr schlecht. Ein Wasser wenn es geht.“, schaffte es Albus erschöpft und total übermüdet zu krächzen, bevor er auch schon wieder in Schweigsamkeit verfiel.
Mit einem Schwenk seines Zauberstabes beschwor Ramirez ein leeres Glas und füllte es mit dem hervorquellenden Wasser aus der Spitze desselben. Obwohl es zum Schluss randvoll war schwappte nicht ein einziger Tropfen der klaren Flüssigkeit über als er es Albus herüberschob.
„Also nun nochmal alles von vorne was sie über den gestrigen Tag wissen, am besten konzentrieren wir uns vor allem auf den Nachmittag.“, nahm der Spanier ihr ursprüngliches Gesprächsthema wieder auf und schenkte Albus einen nachdenklichen Blick, den dieser resigniert erwiderte. „Also...nach dem Mittagessen bin ich in die Winkelgasse gegangen um eine Bekannte zu besuchen, die ich vor kurzem getroffen hatte und wollte mich ein bisschen mit ihr unterhalten. Ich bestellte mir einen Hanami-Eisbecher und wir redeten derweil miteinander. Dann kam es zu einem Streit...“
An dieser Stelle unterbrach ihn der Auror kurz um nachzuhaken. „Zwischen ihrer Bekannten und ihnen?“
Albus schluckte, die Wahrheit konnte er unmöglich ganz preisgeben also entschied er sich für einen Mittelweg. Er nippte kurz an seinem Getränk bevor er zögerlich antwortete. „Nein, zwischen einem Freund, der mitgekommen war und mir. Die Bekannte half mir ihn dann zu suchen als ihre Schicht zu Ende war, da er fortging. Wir suchten bei Ollivanders, in den anderen Eiscafés, in Florish und Blotts. Ich war sehr verzweifelt als wir ihn selbst zusammen nicht finden konnten. Gegen fünf oder so gaben wir die Suche schließlich auf und gingen getrennte Wege nach Hause. Ich traf ihn später wieder und wir sprachen uns aus.“
„Ihre Bekannte heißt wie?“, fragte Ramirez nach, zur Überprüfung des Alibis würde er das Mädchen wohl oder übel ebenfalls befragen müssen.
„Michelle...Michelle Benoir, heisst sie glaube ich. Beim Nachnamen bin ich mir nicht ganz sicher, aber sie arbeitet seit Beginn der Ferien bei Fortesques` Eiscafé. Dort müssten sie sie auf jeden Fall finden können.“, antwortete Albus nach kurzem Überlegen.
Es war schwer für Ramirez sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen, doch er hasste es wann immer jemand unschuldig verdächtigt wurde und diesem Fall schien ihm sein Riecher mal wieder den richtigen Weg gewiesen zu haben. „Hm, gut. Ich glaube ihnen Mr. Dumbledore. Sie sind ein aufrichtiger junger Mann. Sie würden niemals solch ein abscheuliches Verbrechen begehen, vermutlich war es nur ein dummer Zufall. Aber das nächste Mal sollten sie besser aufpassen, man weis nie welche Grausamkeiten sich hinter der freundlichen Maske eines Menschen verbergen.“
Mit dieser kryptischen Bemerkung schob er Albus ein leeres Blatt Papier zu und rollte ihm einen Stift über den Tisch zu. „Wenn sie mir einen großen Gefallen tun könnten geben sie mir bitte eine Schriftprobe damit wir sie vollständig ausschließen können.“, bat Ramirez. „Sie können danach gehen“
„Und was soll ich schreiben?“, fragte Albus.
„Einfach was ihnen gerade einfällt oder das Alphabet in groß und klein.“, schlug ihm der Spanier vor.
Stumm bekritzelte der ehemalige Gryffindor das Papier und reichte Ramirez Stift und Papier als er fertig war.
„Gut, danke für ihr Erscheinen, kommen sie gut nach Hause.“, murmelte der Auror kaum verständlich.
Die beiden jungen Männer schüttelten die Hände zum Abschied und Ramirez begleitete den Brünetten noch bis zur Tür, die er ganz Gentlemen für seinen Besucher aufhielt. „Auf Wiedersehen.“, murmelte er die Umstände bedauernd unter denen sie beide sich getroffen hatten. „Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder unter besseren Vorzeichen. Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen.“
„Ja, ich wünschte es mir auch.“, meinte Albus traurig und blickte in Richtung der restlichen Verhörräume.
„Keine Sorge.“, beschwichtigte ihn Ramirez, dem der leidende Blick nicht entgangen war auch wenn er sich keinen rechten Reim daraufmachen konnte. „Wenn Mr. Grindelwald irgendwas mit dem Fall zutun hat, wird er, wenn er nicht in das Verbrechen verwickelt war nichts zu befürchten haben. Es wäre nur dumm von ihm hierherzukommen, wenn er Alexander verletzt oder getötet hätte. Glauben sie mir das ganze klärt sich schon irgendwie auf.“
Albus wollte nicht so recht daran glauben, sein Instinkt sagte ihm überdeutlich dass da noch jede Menge Ärger auf ihn zukam. Schließlich kehrte Ramirez wieder zurück an seine Arbeit und lies den grübelnden 17jährigen alleine am Aufzug zurück. Schweigend in seine Gedanken vertieft wartete er auf die Rückkehr seines Freundes.
Er wartete vergeblich.
Ähm, bitte nicht umbringen, aber das Kapitel ist schon wieder zu Ende^^ Ich weiß es ist fies genau bei so einem Cliff aufzuhören, aber hey dafür gabs schließlich zwei Kapitel auf einmal. Was mit Gellert in der Zwischenzeit passiert ist, erfahrt ihr im nächsten Kapitel! Also tippt euch die Finger wund mal gucken ob es dann vielleicht sogar schon etwas eher weitergeht *schmunzel*
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