von Godess_Artemis
Borgin & Burkes
Zu beiden Seiten der Straße drängten sich die seltsamsten Geschäfte mit den kuriosesten schwarzmagischen Gegenständen in den Auslagen, vermummte Gestalten tummelten sich Seite an Seite mit jungen Teenagern in der engen Gasse, drängten sich wortlos an Gellert vorbei ohne ihn groß zu beachten.
Ein gutes Gefühl wie er fand, endlich wurde er nicht mehr von allen Seiten begafft wie es in Deutschland und Durmstrang der Fall gewesen war. Aber vielleicht war ein Minderjähriger ohne Begleitung eines Erziehungsberechtigten ein alltägliches Bild hier in dieser Straße oder sie stellten sich einfach geschickter an ihn zu bespannen wer wusste das schon so genau! Auf jeden Fall war es ein befreiendes Gefühl, egal ob er es nun bemerkte oder nicht.
Interessiert lies Gellert seinen Blick von einer Straßenseite zur Anderen schweifen. So viel zu sehen und nur so wenig Zeit. Fast hatte er seinen kleinen Zusammenbruch schon vergessen, ein bisschen mehr Ablenkung und der bittere Nachgeschmack seiner Erinnerung würde sicherlich bald ganz verschwunden sein, verschlossen in den Tiefen seines Herzens, in dem schon unzählige andere Erinnerungen weggesperrt worden waren.
Er hatte Albus zwar - mit im Rücken gekreuzten Fingern - geschworen keinen Fuß hierein zu setzen, aber wenn dieser sich mehr um diese aufdringliche Französin scherte als um seine Wenigkeit, dann konnte ihm der Ältere ruhig für eine Weile gestohlen bleiben. Bockig lenkte Gellert seine Schritte auf den erstbesten Laden der ihm ins Auge sprang. In der Auslage des Geschäftes hing ein altes Ölportrait eines ziemlich grimmig dreinschauenden Magiers zusammen mit mehreren Orden des Merlin erster und zweiter Klasse, ein Set angestaubt aussehender Zaubertrankfläschchen war feinsäuberlich in einem Holzkästchen aufgebaut, direkt neben einem magischen Teeservice mit veilchenblauer Musterung und einem Schmuckset bestehend aus Kollier, Ohr- und Fingerringen aus Opal und einem kleinen Diadem mit Diamantbesetzung. Zielstrebig marschierte Gellert auf die Ladentür zu und trat ohne zu Zögern in das gruselige Halbdunkel des Geschäfts ein.
Kaum war der silberne Klang des kleinen Türglöckchens verklungen erschien auch schon ein etwa mittelalter leicht angegrauter Verkäufer im Anzug aus dem hinteren Teil des Geschäfts und beeugte misstrauisch den neuesten Kunden. „Guten Tag, junger Herr. Was kann ich für Sie tun?“
„Ich bin auf der Suche.“, antwortete Gellert ausweichend und lies seinen Blick ziellos umherschweifen.
„Nach etwas bestimmten?“, tastete sich der Verkäufer vorsichtig vor.
Einen Moment schwieg der Blonde sinnierend. Sollte er dem Mann alles erzählen? Nein, lieber nur soviel wie nötig war um zu bekommen was er wollte. „Ich suche einen bestimmten…Edelstein mit besonderen Fähigkeiten.“
„Rubin? Saphir? Smaragd? Verarbeitet in einem Ring, einer Kette oder einem anderen Schmuckstück?“, promt fiel die freundliche Maske ab und der geschäftsmässige Ton in der Stimme des Älteren stach deutlicher hervor.
„Ich bin nicht ganz sicher was das Material betrifft, aber mit absoluter Sicherheit kann ich sagen, dass er roh - also nicht in einem Schmuckstück verarbeitet worden sein muss.“, erwiderte Gellert jetzt nun doch leicht verunsichert fing sich aber fast augenblicklich wieder.
„Sie wissen also nicht welchen Edelstein? Haben Sie sonst noch irgendwelche Hinweise, die aufschlußreich für mich sein könnten?“, wollte der Verkäufer wissen während er gedanklich all seine Kontakte zu dubiosen Juwelieren durchging.
Gellert dachte angestrengt nach. Stimmt er hatte so gut wie keinen Hinweis, der überhaupt die Existenz des Steines belegte, aber von seinen Nachforschungen wusste er, dass der Stein im Besitz der Peverells gewesen war. „Es muss ein sehr sehr alter Stein sein, mehrere hundert Jahre alt und vermutlich innerhalb der Blutlinie der Peverells weitervererbt worden.“
„Na das ist doch schonmal ein Anfang! Warten Sie bitte einen Augenblick.“
Mit einer gemurmelten Entschuldigung verschwand der Angestellte oder der Inhaber - Gellert wusste es nicht so genau - hinter dem Tresen und kramte ein zerlesen aussehendes Buch hervor, anscheinend war es ein Buch über die Abstammung verschiedener reinblütiger Familien.
„Hm, die Blutlinie ist leider schon ausgestorben und die Besitztümer wurden auf die letzten vier Töchter vor etwa … siebzig Jahren aufgeteilt.“, erinnerte sich der Verkäufer vage als er über den Namen Peverell stolperte. „Keine Ahnung ob sie überhaupt noch am Leben sind oder den Stein sogar schon verpfändet haben. Die Familie Peverell war noch nie sehr wohlhabend, aber vor wenigen Jahren wurde ein Großteil des Familienvermögens gepfändet, weil die Frauen ihre Steuern und Schulden nicht zahlten. Aber vielleicht haben Sie Glück und in den Verliesen von Gringotts liegt der Edelstein irgendwo in einem der Hochsicherheitsverliese des Ministeriums.“
Gellert war nahe dran die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Lief denn heute verdammt nochmal alles schief?!? „Dann dürfte es äußerst schwer werden an das gewünschte Objekt heranzukommen, das Ministerium wird ihre eingetriebenen Schulden nicht so einfach hergeben.“
Bedauernd klappte der Ältere das Buch wieder zu. „Naja, falls Sie an einem anderen Sammlerobjekt interessiert wären, hätte ich hier ein wunderbares Stück für Sie. Einen magischen Becher mit dem Wappen von Helga Hufflepuff, für den ich damals als ich ihn der Familie ihrer letzten Nachkommen abgekauft habe ein kleines Vermögen hingeblättert habe. Leider nun ja scheint er mir seine magischen Fähigkeiten bis heute nicht offenbaren zu wollen…“
Gellert versuchte sich an einem Lächeln aber es sah eher so aus als hätte er furchtbare Zahnschmerzen. „Tut mir leid, aber soviel Bargeld habe ich nun doch wieder nicht bei mir.“
„Nun gut, falls Sie noch etwas sehen sollten das Ihnen gefällt zögern Sie nicht mich zu rufen. Ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung, sehen Sie sich beispielsweise dieses Armstumpf an, wird auch Hand des Ruhmes genannt. Leuchtet nur den Dieben und Scharlatanen.“, gab der Mann immer noch nicht auf.
„Sehe ich aus wie ein Dieb? Oder ein Scharlatan?“, brüskierte sich der Deutsche und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Zufrieden stellte er fest, dass er ein ganzes Stück größer war. Doch das nützte ihm jetzt auch nicht viel, er wollte einfach nur weg von hier.
„Warten Sie doch! Es lag nicht in meiner Absicht…“, stotterte sein Gegenüber kleinlaut, erschrocken über seinen Faux-pas.
Mit einem lauten Knall schlug die Ladentür zu und der Verkäufer war nun wieder ganz alleine, mit seinem schlechten Gewissen und der Sicherheit einen potenziellen Kunden vergrault zu haben, in dem düsteren Geschäft.
Merlin, was war Gellert froh eine Entschuldigung so mundgerecht geliefert zu bekommen um den Laden hinter sich zu lassen. So unangenehm hatte er sich selten in der Gegenwart eines anderen Menschen gefühlt und zudem hatte er keine Information zu dem Auferstehungsstein bekommen. Doppelter Frust! Also das nächste Geschäft.
Auf ein neues sagte er sich und wandte sich nach links. Er kam nicht weit, schon nach wenigen Metern lief er mitten in eine weitere Person…
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