von Seraphin
Eine Woche Später. Harry betritt die Praxis mit einem flauen Magen. Die Therapeutin empfängt mit dermaßen fröhlicher Miene, dass er glaubt aus versehen doch in der geschlossenen Abteilung bei St.MUngos gelandet zu sein.
FTM wirft ihm äusserst wohlwollend die Hände entgegen, "Da sind sie nun wieder. Bitte kommen sie doch herein, ich habe den Raum schon für sie Vorbereitet."
Stolz führt ihn die Frau in das schmutzigste Zimmer, dass er seit langem gesehen hat. Überall Staub und Spinnweben, auf dem Boden krabbeln diverse Kleintiere herum. Die Stühle sind durch ein paar alte Obstkisten ausgetauscht, die Fenster sind mit fleckigen Zeitungen verdeckt. An den Wänden sind Zahlreiche Putzutensilien abgestellt.
"Sie haben doch von ihrer schweren Kindheit erzählt. Ich dachte sie fühlen sich vielleicht freier in ihren Erinnerungen, wenn ich Ihnen eine assoziativ-stimmulierende Atmosphäre anbiete." Ermuntert ihn FTM zu weiteren , inhaltsreichen Äusserungen.
H weiss nicht so recht was er dazu sagen soll."Äh...danke. Das ist...also das war sicher gut gemeint."
FTM fühlt sich bestätigt "Sie erkennen meine Leistung an."
"Hmm..." erwidert H. Ob die Frau mit den Dursleys verwandt ist?
Man setzt sich auf die morschen Obstkisten.
FTM beginnt freudestrahlend. "Ich wĂĽrde gerne auf ein Thema zu sprechen kommen, dass wir letzte Woche nur angeschnitten hatten. Sie sagten
(sie greift Klemmbrett und Kugelschreiber auf, die neben ihrer Kiste liegen), als die Schlange mit Ihnen gesprochen hat, da dachten Sie, sie wären verrückt?"
H erinnert sich "Ja, wissen sie. Wenn sie seltsame Stimmen hören, das macht Angst. Aber es lag ja eher an meinem Umfeld. In meiner Klasse haben mich alle für ein haariges Monster gehalten."
FTM findet ihren Verdacht erhärtet. "Interessant. Erzählen sie mehr darüber."
H leicht verstimmt. "Ja aber das stimmte doch gar nicht. Die Stimme war doch die Schlange. Die anderen Zauberer wollten mir nie was glauben. Also zum Beispiel in meinem vierten Schuljahr, da hat diese Kimmkorn doch behauptet ich sei Geltungssüchtig und labil, im fünften Schuljahr stand in allen Zeitungen, dass ich ein verlogener Irrer wäre...ja und in meinem siebten Schuljahr, da haben die Zeitungen dann vor mir gewarnt ich sei gemeingefährlich."
"Mir fällt da eine gewisse Regelmäßigkeit auf...".
FTM notiert: Wurde scheinbar schon frĂĽher psychologisch UNtersucht. Kontakt zu dieser Frau Kimmkorn aufnehmen, hat scheinbar erste Diagnose erstellt. Wieder zeigt sich ĂĽbersteigertes GeltungsbedĂĽrfnis, scheint zu glauben dass ihn jeder kennt.
H will sich verteidigen „Ist es den meine Schuld? Es gab eine Regierungsverschwörung gegen mich…“
FTM notiert: Die Anzeichen für Paranoia verhärten sich.
H schimpft erregt weiter. „Ja und das ist doch nun wirklich unfair. Also im ersten Jahr rette ich den Stein der Weisen, im zweiten Jahr rette ich alle vor der Kammer des Schreckens. Und nicht nur das…eine Spinne hat mich bedroht.“
„Na sie sind doch schon ein erwachsener Mann. Sie werden sich doch nicht von einer Spinne Angst einflössen lassen.“ Beschwichtigt ihn FTM.
H muss das klarstellen. „Na hören sie mal, die wollte uns auffressen. Ausserdem wollte sie ihre Brüder holen um uns Angst einzujagen.“
FTM notiert: Ausgeprägte Arachnophobie.
“ Im dritten Schuljahr rette ich die Schule vor der Krätze.“ Fährt H mit der Geschichte seines Leidgeprüften Lebens fort.
„In der Schule ist die Krätze ausgebrochen?“ unterbricht ihn FTM erschrocken.
FTM: Neue, beängstigende Enthüllungen über dieses Internat. Scheinbar Katastrophale, hygienische Zustände.
H nickt „Ron´s Hausratte hat sich mit Voldemort verschworen um meine Eltern umzubringen und dann hat er es meinem Paten in die Schuhe geschoben. Der kam dafür dann auch in´s Gefängnis. Er ist aber geflohen weil er dann ein Hund war und Flöhe hatte.“
FTM überlegt was sie gesundheitsförderndes und wahrnehmungsverbesserndes dazu sagen könnte. Klient hat ja scheinbar in seinen schizophrenen Schüben eine Kleintierphobie entwickelt. Scheint eine enge Beziehung zu seinem Hund entwickelt zu haben. Hygienische Zustände waren aber auch hier bedenklich.
„Sie haben den Hund noch bei sich?“
H schnieft und wischt sich die Augen „Nein, er wurde getötet. Er hat mir aber sein Haus verlassen.“
FTM notiert: Klient sollte lernen mehr vom Leben einzufordern. Jedoch ist die HundehĂĽtte wohl scheinbar eine Verbesserung zur Besenkammer.
Damit ist H aber noch lange nicht am Ende. „ Also weiter. In meinem vierten Jahr dachten alle ich wäre Größenwahnsinnig weil ich gegen meinen Willen bei einem Wettkampf gewonnen habe. Am Ende bekam ich dann einen Pokal…da war aber noch Cedric dabei. Der Pokal hat uns beide zu Voldemort gebracht. Der hat Cedric leider zuerst genommen und ich musste mich dann retten.“
FTM glaubt langsam zu verstehen „Das war sicher sehr verletzend, dass der Herr Foltermord den Cedric vor ihren Augen genommen hat?“
„Oh ja. Ich dachte die ganze Zeit…: Nimm doch mich und nicht ihn.“ Seufzt H mit gramerfüllter Stimme.
FTM: Hemmungen V gegenüber mögen in Eifersucht begründet sein. H sah V mit einem Mitschüler zusammen. Seit dem verleugnet H wohl seine Gefühle zu V.
„Haben sie mit jemandem darüber gesprochen?“ Der arme Junge, schon so viele Jahre verleugnet er V.
H überlegt, dann beginnt er langsam zu sprechen„Ja natürlich. Ich habe das sofort meinem Schulleiter erzählt. Im ganzen fünften Schuljahr haben wir ja dann das ganze Land davor gewarnt, dass V sie auch kriegen wollte.“
FTM zieht die Augenbrauen hoch „Nun übertreiben sie aber doch etwas. Ist da nicht zu viel Eifersucht im Spiel?“
„NEIN!!! Verstehen sie doch, er kriegt sie alle. Nur mich nicht. Dafür bin ich doch so berühmt. Aber man muss die Leute doch vor ihm warnen. Deswegen haben ja alle gesagt, das ich verrückt sei.“ führt H das entsetzliche Spiel weiter aus.
H ist ganz verzweifelt. Versteht die Frau den nicht, wie gefährlich das alles war?
FTM notiert: Chronische Eifersucht nimmt manische ZĂĽge an. Behauptet V wollte sexuellen Kontakt mit ganzem Land haben. Memo an mich: V ist Parselmund und scheinbar sexuell sehr aktiv. Sollte ihn auch mal zu einer Therapie einladen.
H versucht erneut FTM den ernst der Lage klar zu machen. „In meinem sechsten Schuljahr wollte ich dann meinen Schulleiter vor Voldemort retten.“
„Aber der Mann war doch schon uralt.“ wirft H ein.
„Und krank…V hat ihn krank gemacht. Aber der jagt trotzdem alles was er kriegen kann. Jedenfalls, am ende ist dann der Schulleiter Dumbledor ja doch gestorben. Hmm…aber vorher hat er mir nochviel über V´s unglückliche Kindheit erzählt. Ich wusste dann, dass es mein Lebensziel war V das Handwerk zu legen.“ Weiss H stolz zu berichten.
FTM notiert: Memo an mich. V UNBEDINGT!!!! auch mal einladen. Der nimmt wohl wirklich alles was er kriegen kann, selbst alte, kranke Männer. Klient aber diese Absichten nicht sagen.
Scheinbar scheint Klient jedoch langsam seine Gefühle zu V zu erkennen. Räumt interesse am anderen Mann ein.
H: „Und in meinem siebten Schuljahr haben dann Hermine, Ron und ich jagt auf ihn gemacht.“
FTM ist nun doch besorgt um V´s Gesundheit „Hmm…sie zu dritt? Ist das nicht ein bischen viel für einen Mann alleine?“
„Jetzt haben sie mal bloß kein Mitleid. Außerdem ist der doch auch oft von seinen Leuten umgeben. So alleine wäre der nicht gewesen.“ erwidert H schroff.
FTM notiert: Klient ĂĽberkompensiert die vormalige Scheuheit mit Gruppensexfantasien.
Erneut glaubt FTM ein Muster in H´s Verhalten zu erkennen „Also ich rekapituliere. Sehe ich das richtig, dass sie ständig dabei waren irgendjemanden vor irgendetwas zu retten?“
H nickt eifrig. „Genau…“
FTM notiert: Multiple Retterfantasien. Helfersyndrom. Versucht seine Eifersucht auf V zu überwinden, indem er sich fiktive Tierbedrohungen ausmalt und dann ein ganzes Schuljahr damit zubringt um Haustiere zu quälen. Wahnvorstellungen. Neigt zu Gewaltausbrüchen hierbei.
„Nun aber wollen wir auch auf weitere Erlebnisse zu sprechen kommen. Ich spüre eine gewisse Traurigkeit von Ihnen ausgehen. Wie war den die Kindheit mit Onkel und Tante. Ihre frühkindlichen Erlebnisse…schilden sie doch typische Unterhaltungsmuster.“
H überlegt, aber was soll er da sagen. „Ja also wir haben uns nie Unterhalten. Ich musste ja immer in der Besenkammer sein.“
FTM notiert. Verdacht auf frühkindliche, soziale Deprivation. Geistige Retardierung ist anzunehmen. Sätze sollten einfacher Formuliert werden.
“ Ja mein drittes Schuljahr. Da wurde ich von Dementoren verfolgt. Das sind so vergammelnde Kreaturen die überall schlechte Laune verbreiten.“ fährt H fort und schüttelt sich wenn er an die Verweser denkt.
FTM schreibt. DEMENTohren…Klient hat eine negative Einstellung zu älteren Menschen. Möglicherweise deswegen Hemmungen die sexuelle Attraktion zu den älteren Männern in seiner Umgebung zuzugeben.
“Immer wenn ich die gesehen hab, bin ich in Ohmacht gefallen und hab Stimmen gehört.“ erinnert sich H voller grauen.
FTM notiert: Klient war offensichtlich auf einem Konzert einer Band mit älteren Männern. Dementoren könnte der Name dieser Band sein. Klient wurde vor Begeisterung Ohnmächtig.
FTM sieht auf ihre Uhr.
FTM ´s Blick fällt erneut zur Uhr „Oh wie schade…nun ist es wohl schon wieder Zeit die Sitzung zu unterbrechen. Ich würde mich aber sehr freuen, sie in der nächsten Woche wiederzusehen.“
H seufzt: „Naja…gut.“
FTM hat noch eine Idee. H scheint ja viel verdrängt zu haben „Aber wissen sie, es wäre vielleicht nicht schlecht wenn wir noch jemanden dazu holen würden. Oft erkennt man Wahrheiten und Begebenheiten ganz anders, wenn man eine neue Perspektive dazu holt.“
grübelt angestrengt nach „Hmm…wie sie meinen. Aber wen? Also Dumbledor weiss viel über mich, der ist aber tot. Mein Pate ist auch Tod, der meine ehemaliger Lehrer Lupin hat gerade Vollmond, Hermine und Ron machen gemeinsam Urlaub in Australien bei Hermines Eltern, weil die den Namen ihrer Tochter vergessen haben und denen muss man das jetzt wieder sagen. Die müssen jetzt hinfahren um denen das wieder zu sagen.“
FTM ist entsetzt „Die Eltern haben den Namen ihrer eigenen Tochter vergessen?“
H zuckt die Achseln. „Die kennen die nicht mal mehr…“
FTM notiert: Freunde scheinen aus ähnlich desolaten Familienverhältnissen zu kommen. Besser andere Quellen wählen.
H rutscht unbequem auf dem Stuhl herum. „Naja…Snape weiß viel, der konnte gut mit Dumbledor, hat ihn ja dann auch ihm zulie
be umgebracht. Aber der kann mich nicht leider und hält mich für irre.“
„Laden wir ihn ein und sprechen drüber.“ Freut sich FTM; den dieser S scheint einiges erzählen zu können.
H macht ein Gesicht, als wäre er aus versehen in´s Katzenklo gelatscht.
FTM hat noch eine Idee während sie sich ihre Notitzen durchliest.„Und den Foltermord laden wir auch ein. „
H fällt vor Schreck vom Stuhl. FTM sieht das als Zeichen von Entzücken.
Die Therapeutin verabschiedet ihn mit einem besonders aufmunterndem lächeln.
„Also gut, wir sehen uns nächste Woche…“
H geht jetzt erst mal ein Butterbier trinken. Therapie mit Snape und Voldemort? Schlimmeres kann er sich in seinem leiderfahrenen Leben nicht mehr vorstellen.
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