von Seraphin
Beta: AnnitheChaos
1. Sitzung
Harry betritt den Raum. Er ist hier in der Praxis der Psychologin Anke Fläuming-Tropf-Mühlweiher. Vor ihm steht eine Frau mittleren Alters. Sie trägt eine dicke Brille, mehrere Schals, Birkenstock Latschen und ein afrikanisch wirkendes Gewand. Das mausgraue Haar zu einer Turmfrisur aufgeplustert, das wirkt, als wäre ihr nach allzu vielen Gesprächen irgendwann der Kopf explodiert.
Sie lächelt ihn freundlich, aufmunternd an. "Guten Tag Mr. Potter, ich bin Anke Fläuming-Tropf-Mühlweiher. Wollen Sie es lieber im Liegen oder im Sitzen machen?"
Harry ist gleichermaßen entsetzt und verwirrt:
"Wie bitte?"
Hilfe, die Frau schien keine Zeit verlieren zu wollen.
FTM lächelt verständnisvoll und deutet hinter sich auf einen Sessel und ein Sofa. "Die Therapie. Möchten sie unsere Gespräche lieber im Sitzen oder im Liegen führen?"
H: "Im Sitzen."
FTM deutet auf den Sessel, auf den Harry sich setzten soll, setzt sich auf einen Stuhl ihm gegenüber, nimmt sich ein Klemmbrett und einen Kugelschreiber, schlägt die unrasierten Beine übereinander und lächelt so mitfühlend sie kann.
FTM: "Nun, schön dass Sie sich dazu entschlossen, haben Hilfe anzunehmen. Beschreiben Sie doch bitte in kurzen Worten das Problem. Wenn es Ihnen schwer fällt, ihre Gefühle in voller Bandbreite zu benennen, so dürfen sie diese auch gerne als Wetterbericht oder Kochrezept äußern."
Harrys Verwirrung hält an, er zögert, aber sagn muss er es ja doch.
H: "Hallo, ich bin Harry Potter. Der Junge, der lebt."
FTM: "Offensichtlich, und wie schön, dass Sie dies erkannt haben. Ich bin Anke Fläuming-Tropf-Mühlweiher, ich lebe auch. Ist es nicht ermutigend das wir beide schon etwas gemeinsam haben?"
H: "Äh,...Nein so nennt man mich nur seit...also ich beginne einfach mal am Anfang"
FTM: "Sehr schön."
H: "Ja also...äh. Ich bin ein Waisenkind"
FTM notiert: Verspürt das Bedürfnis als Kind behandelt zu werden.
H: "Als ich ein Jahr alt war, starben meine Eltern, da sie einen Fluch abbekamen."
FTM: "Sie starben weil man sie beleidigt hat?"
H. schüttelt energisch den Kopf: "Nein, nein...sie wurden verzaubert. Ein Fluch ist eine Zauberwaffe. Ich bin auch ein Zauberer, ich bin sehr berühmt in der Zauberwelt. Jeder kennt mich, weil ich immer noch lebe"
FTM notiert: Leidet scheinbar unter Größenwahn.
FTM: "Haben Zauberer denn so eine geringe Lebenserwartung, dass sie dafür berühmt werden, volljährig zu sein?"
FTM notiert: Lebt in einer Traumwelt. Möglicherweise wird er zu weiteren Verbalisationen ermutigt, wenn man ihn auf dieser Ebene anspricht.
H: "Natürlich nicht. Mein Lieblingslehrer wurde sogar etwa 140...und er starb nicht mal an Altersschwäche".
FTM zieht die Augenbrauen hoch. Beschließt aber Harry im Glauben zu lassen und lächelt.
FTM: "Interessant. Erzählen Sie doch mehr von Ihrer Kindheit."
H: "Ja gut, also mit 11 hat mir Hagrid gesagt das ich ein Zauberer bin und damals bekam ich auch meinen Zauberstab."
FTM lächelt wohlwollend. "Jaja, mit beginn der Pubertät geht es vielen Jungen so."
H :"Wieso Jungen? Die Mädchen haben doch auch alle einen Zauberstab."
FTM notiert: Hat offenbar keine heterosexuellen Erfahrungen bis jetzt. Bezeichnet seinen Penis als Zauberstab. Neuer Hinweis auf Größenwahn.
H "In meinem ersten Jahr in Hogwarts, in dem Zauberinternat, das ich besuchte, also da lernt man Zaubertränke zu brauen, man lernt sich verwandeln und fliegen. Ich bin ein guter Flieger. Ich fange immer den goldenen Schnatz."
FTM notiert: Konsumiert in der Schule wohl regelmäßig LSD, hat Halluzinationen und denkt, er kann fliegen. Bei jeder Therapie die Fenster geschlossen halten.
H: "Ja also dann in meinem zweiten Jahr, als die Kammer des Schreckens geöffnet wurde, da begann ich auf einmal eine Stimme zu hören. Die redete immer davon, dass sie jemanden töten wollte. Zuerst dachte ich, ich sei verrückt…"
FTM notiert: Störungsbewusstsein?
H: "Aber dann erkannte ich, dass das die Stimme einer Schlange war."
FTM: "Hmm...konnten noch andere Menschen diese Stimme hören?"
H : "Äh...nein. Nur ich...aber ich bin ja auch ein Parselmund."
FTM notiert: Audidative Halluzinationen. Gewaltphantasien, die er auf eine Schlange projiziert. Das Penisthema scheint ihn sehr zu beherrschen.
FTM: "Was bitteschön ist ein Parselmund?"
H: "Es bedeutet das ich mit Schlangen sprechen kann..."
FTM: "Das kann ich auch."
H: "Nein, also wir können uns richtig unterhalten."
FTM "Waren Sie als Kind oft einsam? Ich meine, hatten sie viele Gesprächspartner bevor die Schlange zu ihnen sprach?"
H: "Hä? Nein, also jetzt wo sie es erwähnen. Gut...nach dem Tod meiner Eltern bin ich bei Onkel, Tante und Cousin aufgewachsen, die mochten mich aber nicht und haben mich in die Besenkammer gesperrt."
FTM: "Hmm...ist es den möglich, dass die Kammer des Schreckens eine imaginäre Rekapitulation ihrer Jugend in der Besenkammer ist?"
H. weiß nicht so recht was dies bedeutet, beschließt, es aber für alle Fälle zu bestreiten.
H: "Nein, wirklich...und Du- weißt- schon- wer war doch auch dort."
FTM: "Nein, weiß ich nicht."
H: "Was wissen sie nicht?"
FTM: "Ich weiß nicht wer...und bitte sagen Sie SIE zu mir. Eine professionelle Distanz dürfte unsere Gespräche fruchtbarer werden lassen. Es sei denn, sie verbinden mit der Anrede SIE die frühkindliche Abneigung ihrer Tante und übertragen diese auf mich." Sie lächelt mitfühlend, stellt die Beine nebeneinander und blickt ihn aufmunternd an. Harry wird die Frau langsam unheimlich.
H: "Nun ich habe von ihm wohl noch nicht erzählt. Wissen Sie, es gibt da einen Mann, der hat es auf mich abgesehen seit ich klein war. Das macht mir Angst."
FTM tätschelt ihm ermutigend die Hand.
FTM: "Gleichgeschlechtliche Annäherungsversuche verwirren viele junge Männer."
Harry würgt angeekelt.
H: "Nein so ist das nicht mit mir und dem dunklen Lord."
FTM notiert: Männliche, dominante Person im näheren Umfeld, die sexuelles Interesse an ihm hat. Klient nennt ihn "Lord". Penisthema weiter ausbauen.
H: "Also ich habe kein sexuelles Interesse an Voldemort."
FTM: "Wem?"
H: "Na der dunkle Lord heißt Voldemort. Aber eigentlich wird er er-dessen-Name-nicht genannt-werden-darf genannt. Oder "Du-weißt-schon-wer“. Niemand will seinen Namen aussprechen."
FTM: "Ja, sein Name ist wirklich schwer auszusprechen. Sie nennen ihn also anders. "
H: "Also jedenfalls will ich nicht...äh...und er auch nicht, glaube ich."
FTM notiert: Verdrängte Bedürfnisse
H: "Also er ist besessen von mir, er verfolgt mich seit Jahren und will mich töten. Ihm verdanke ich auch diese Narbe...also, die hat er mir verpasst als ich ein kleiner Junge war.“
FTM notiert: Verdacht auf frühkindliche Hirnschädigung. Fühlt sich von den latent sexuellen Annäherungsversuchen eines anderen Mannes bedroht.
FTM: "Er ist also eher ein Stalker?"
Harry kennt das Wort, überlegt kurz. Da die Frau wohl etwas schwer von Begriff ist, nickt er.
H :"Nun ja. Er wollte mich umbringen, hat es aber nie geschafft. Deswegen bin ich berühmt. Ich habe ihn besiegt als ich ein Baby war. Jetzt ist er aber wieder da und will mich immer noch."
FTM notiert. Größenwahnsinn mit Gewaltphantasien nehmen bedenkliche Formen an. Hielt sich schon als Baby für gewalttätig.
FTM: "Fühlen sich noch andere Menschen von diesem Mann verfolgt?"
H: "Nein, also ausdrücklich hat er es nur auf mich abgesehen."
FTM :"Nun, in gewisser Weise romantisch, nicht? Sie sagen also, dass Sie ihm wichtiger sind als alle anderen Menschen? Sie sind der Einzige für ihn?"
Harry fühlt sich irgendwie missverstanden.
H: "So würde ich das nicht sagen. Also, er hat es besonders auf mich abgesehen, aber eigentlich will er alle kriegen."
FTM: "Sie spüren Eifersucht..."
H entsetzt: "NEIN!!!"
FTM ist durch den plötzlichen Gefühlsausbruch beunruhigt. Möchte zu einem anderen Thema übergehen.
FTM: "Ich sehe etwas auf ihrer rechten Hand."
H hebt die Faust hoch, so dass sie die "Ich darf keine Lügen erzählen" Narbe sehen kann.
H: "Ja, in meinem fünften Jahr in Hogwarts musste ich das machen. Ich musste mich immer selbst bestrafen wenn ich gesagt habe, das Voldemort wieder hinter mir her sei."
FTM :"Hmm...die Beziehung zu diesem Mann erscheint ihnen falsch. Sie mussten sich bestrafen wenn sie davon sprachen."
FTM notiert: Verdrängt sexuelles Interesse an V.
H: "Nein, das wollte ich nicht. Umbridge, die Kröte, hat mich dazu gezwungen. Sie zwang mich, mir diese Worte in die Hand zu ritzen."
FTM nickt nachdenklich. Notiert: Halluzinationen von Schlangen und Kröten. Die Kröte zwang ihn zur Selbstverletzung. Borderlinepersönlichkeit sollte in Betracht gezogen werden. Außerdem fortgeschrittene, wahnhafte Schizophrenie mit paranoiden Zügen. Leidet unter seiner unterdrückten Homosexualität.
FTM: "Volde...Volde...Foltermord? Beschreiben sie ihn doch mal."
H: "Er sieht aus wie eine Schlange auf Beinen. Er ist auch ein Parselmund."
FTM notiert: Das Penisthema. Mann wird als Schlange beschrieben, offenbar Oralsex. Mann wird als Parselmund bezeichnet. Muss das Wort nachschlagen, scheint eine gewisse Oralsextechnik zu sein.
FTM: "Ist Foltermord so alt wie sie?"
H schüttelt den Kopf. "Nein, er ist so um die 70 oder 80 glaube ich. Und...Voldemort. Er ist ganz weiß, hat keine Haare usw."
FTM: "Nun ja, sie empfinden ihn also als gebrechlichen, alten Skinhead?"
H: "Nee, gebrechlich ist der nicht. Der ist der größte Zauberer, den es wohl im Moment gibt."
FTM notiert: Idealisiert den älteren Mann. Hebt ihn sexuell in den Himmel. Memo an mich: UNBEDINGT Parselmund nachschlagen.
H: „Obwohl er zur dunklen Seite gehört. Die meisten Parselmünder sind böse. Ich nicht, das ist verwirrend. Ich gehöre nämlich zur guten Seite der Zauberei."
FTM: "Wie oft haben sie als Junge etwa Star Wars gesehen?"
H: "Äh? gar nicht?"
FTM: "Möglicherweise unterdrücken Sie da etwas. Jeder Mensch hat auch dunkle Seiten. Vielleicht wären Sie auch auf dieser Seite, wenn Sie nicht so sehr versuchen würden, gut zu sein."
H: "Genau, das hat der sprechende Hut auch gesagt."
FTM: "Der sprechende Hut?"
FTM notiert. "Halluzinationen seriell und nicht episodenhaft. Klient imaginiert ständig seine Gedanken auf Gegenstände.
H: "Ja, der sagt den Schülern, wo sie hingehören. Aber nur auf der Begrüssungsfeier."
FTM: "Sie hören den Hut nur auf einer Feier sprechen?"
H : "Genau..."
FTM notiert: Eventuell mal im Internet nach dieser Schule suchen. Kollektiver Drogen- und Alkoholabusus.
FTM: "Was sagen eigentlich die Lehrer an dieser Schule dazu, dass Sie Zaubertränke brauen?"
H : " Snape, mein Lehrer, also der findet meine Zaubertränke furchtbar. Er macht viel bessere."
FTM: "Ihr Lehrer braut selbst...Zaubertränke?"
H: "Natürlich. Snape macht die Besten, die es gibt. In meinem sechsten Jahr in Hogwarts habe ich einmal ein paar alte Rezepte von ihm nachgebraut. Danach bekam ich flüssiges Glück geschenkt und war der Liebling aller Lehrer. Außer bei Snape, der hasst mich"
FTM ist geschockt. Eine Schule bei der Drogen und Alkoholmissbrauch auf dem Stundenplan steht. Beschließt das noch einmal anzusprechen.
FTM: "Stört das den Schulleiter den nicht?"
H: "Dumbledore? Natürlich nicht...das war übrigens der, der so mit 140 gestorben ist. Der Zaubertranklehrer, Snape, hat ihn getötet. Dumbledore wollte das aber so. Er wollte nicht vom Wolf gefressen werden."
FTM rückt die dicke Brille zurecht. Das beunruhigt sie doch sehr.
FTM notiert: Offenbar ist Drogen - und Alkoholabusus auch unter den Lehrern wohlwollend verbreitet. Schulleiter wurde auf Verlangen hin getötet. Litt offenbar unter Verfolgungswahn, fürchtete sich vor Wölfen. War aber offenbar schon recht alt und scheinbar Dement (geistiger Abbau).
FTM: "Nun Mr. Potter. Wenn ihr Schulleiter schon...etwas älter war, wäre es nicht denkbar, dass er an Altersschwäche gestorben ist?"
H : "Nein. Snape hat ihn verflucht und ihn dann vom Schulturm geschmissen. Ich sagte doch, Dumbledore hat sich das gewünscht."
FTM: "Haben sie schon vorher solche masochistischen Züge bei ihrem Schulleiter bemerkt?"
H: "Hä?"
FTM notiert: Schulleiter hatte scheinbar eine Sado - Maso Beziehung mit einem Lehrer, der Drogen verherrlicht.
FTM: "Standen sie und der Schulleiter sich sehr nahe? Sie erwähnen ihn oft..."
H: "Oh ja, er war mein Mentor und mein großes Vorbild. Und er konnte Voldemort nicht leiden."
FTM: "Konnte Foltermord denn ihren Mentor leiden?"
H : "Nein, also eher nicht."
FTM notiert: Klient fühlt sich von älteren Männern angezogen. Schulleiter starb, möglicherweise Eifersuchtsproblematik zwischen Schulleiter und dem V-Mann. Beide hatten Interesse am Klienten.
FTM: "Nun, leider ist unsere Stunde vorbei. Wir sehen uns nächste Woche um die gleiche Zeit?"
H: "Ich denke ja, falls ich zu spät kommen sollte, benutze ich einfach Hermines Zeitumkehrer."
FTM: "Gute Idee." Sie lächelt erneut so gesundheitsfördernd sie kann. Der junge Mann wäre sicher beunruhigt wenn man ihn allzu deutlich auf seine Wahnvorstellungen anspricht.
FTM: "Eine Frage hätte ich noch. Wie gedenken sie die Therapie zu bezahlen?"
H: "Ich habe bergeweise Gold..."
FTM notiert: Einer langwährenden Therapie steht nichts im Weg.
FTM schüttelt Harry die Hand, geleitet ihn zur Tür und verabschiedet ihn.
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