von Godess_Artemis
Hide and seek
„Er ist ein komischer Kerl. […] Er war auch als Baby schon komisch. Hat kaum jemals geschrien, wissen Sie. Und dann, als er ein wenig älter wurde war er ... sonderbar.“
Aufmerksam lauschte Albus Dumbledore der Heimleiterin und je länger er ihr zuhörte, was sie über den 11-jährigen Jungen zu berichten hatte, desto mehr beschlich ihn ein Gefühl, das ihn vage an der Richtigkeit seiner Entscheidung zweifeln lies. Aber er hatte entschieden, dem Jungen eine faire Chance zu geben, selbst wenn er aus einer Familie berühmt berüchtigter Schwarzmagier kam.
Some things are certain
Some things feel strange
I'll show you one thing
The smile on your face is gonna change
“Magie?[…]Ist das … ist das Magie, was ich kann?”
„Was kannst du denn?“
„Ganz viel. Ich kann machen, dass Dinge sich bewegen, ohne dass ich sie anfasse. Ich kann machen, dass Tiere tun, was ich will, ohne dass ich sie dressiere. Ich kann machen, dass Leuten, die mich ärgern, böse Dinge zustoßen. Ich kann machen, dass es ihnen wehtut, wenn ich will.[…] Ich habe gewusst, dass ich anders bin. Ich hab gewusst, dass ich besonders bin. Ich hab immer gewusst, dass da irgendwas ist.”
Die Reaktion des Jungen bestärkte nur Albus ungutes Gefühl. Sollte er es wirklich erlauben, dass dieser durchaus gefährliche Junge in die Lage kam, in Hogwarts zu studieren und seine Mitschüler zu terrorisieren. Nachdenklich beobachtete er Riddle’s Gesicht. Was für ein gewaltiger Unterschied zu vorhin. Wilde Glückseligkeit spiegelte sich in ihm wider. Die feinen Züge des Jungen wirkten mit einem Male gröber als vorhin – tierhafter.
Für die Dauer eines Augenblicks schob sich plötzlich eine alte Erinnerung vor Albus inneres Auge. Er sah einen etwas älteren blonden Jungen als Riddle vor sich sitzen, der ihn mit seinen durchdringenden stechend-blauen Augen ansah und dann herzlich zu lachen anfing.
„Komm schon, Al. Zieh doch nicht dauernd so ein trauriges Gesicht!“, sagte der blonde Junge. Aber sein Kamerad schien ihm nicht richtig zuzuhören. Alles was er zustande brachte war den Blondschopf von unten her böse anzufunkeln. „Wie kann man am frühen morgen schon so abartig gut gelaunt sein?“, schimpfte Albus. Lässig lies sich der andere neben ihm aufs Bett plumsen und lehnte sich zu ihm herüber: „Vielleicht, weil du mich jeden morgen so liebevoll weckst?“, raunte er ihm mit tiefer Stimme ins Ohr. Die gewünschte Reaktion lies nicht lange auf sich warten, prompt nahm Albus die Farbe seines ehemaligen Hauses in Hogwarts - sprich Gryffindor-Rot – an. „Kein Grund sich gleich so zu schämen. Hast wohl Angst deine Freunde könnten es erfahren?“, harkte der blonde Junge nach. Als Albus keine Anstalten machte ihm zu antworten fing er an zarte Küsse in dessen Nacken zu hauchen, was dazuführte, dass Albus geniesserisch die Augen schloss und wohlig aufseufzte. Mit einem gewaltigen Ruck, der Albus erschrocken aufkeuchen lies, zog der andere Junge ihn auf seinen Schoss, um seinen Nacken anschliessend mit spielerischen Bissen zu traktieren. „Aaaahhh. Gellert. Hör auf. Ich hab’s kapiert… Gott, Merlin…würdest du… könntest du bitte…“, flehend drehte Albus seinen Kopf zu dem Verursacher seiner süßen Qualen und blickte ihn hilflos an ohne einen zusammenhängenden Gedanken zu fassen, geschweige den auszusprechen. „Jaaa?“, kam es nur gedehnt vom anderen. „Ich würde gerne.. könnten wir vielleicht jetzt ähm..“, druckste Albus unsicher herum. „Ich denke, ich habe dich verstanden, Al.“, erwiderte der andere lachend.“Und findest du es immer noch so schlimm früh morgens aufzustehen?“ „Nein“, kam es gequält vom Älteren,“Ich denke nicht. Aber im Moment habe ich ein viel dringendereres Problem. Würdest du dich bitte gleich darum kümmern?“, bat er hoffnungsvoll. Das raue Lachen gegen seinen Haaransatz war ihm Antwort genug und so drehte er sich schwungvoll nach hinten um und küsste seinen Begleiter leidenschaftlich auf den Mund. „Oho. So früh am morgen und schon so scharf auf mich? Wo ist nur der zurückhaltende schüchterne Schulsprecher geblieben, der mir Manieren bebringen wollte?“, tadelte der Blonde, als er wieder zu Atem kam. „Der liegt gerade im Bett und wartet darauf, dass ich wieder aufwache.“, erwiderte Albus vorlaut bevor sie beide in schallendes Lachen ausbrachen.
Es gelang ihm nur mit Gewalt, sich von den lachenden Jungen aus seiner Erinnerung abzuwenden.
Das vor ihm war der echte Junge, die beiden unterschieden sich so krass als würde man Tag und Nacht miteinander vergleichen. Dumbledore’s nachsichtiges Lächeln erlosch.
I heart the mourning
I saw the signs
I keep on searching
'Cause I'm curious and walk across the line
In dem Jungen steckte ein gwaltiges kriminelles Potenzial. Allein schon die GerĂĽchte, die er von Mrs. Cole, der Heimleiterin erfahren hatte beunruhigten Albus zutiefst.
„Er macht den anderen Kindern Angst.“
„Sie meinen er quält sie?“
„Ich denke, ja. Aber es ist schwierig, ihn dabei zu ertappen. Es gab Vorfälle…schlimme Dinge…[…] Billy Stubbs Kanninchen… also Tom hat behauptet, dass er es nicht getan hat, und ich kann mir nicht vorstellen, wie er es hätte tun können, aber trotzdem, es hat sich ja nicht selbst am Dachbalken aufgehängt, oder?[…] Aber der Teufel soll mich holen, ich wüsste doch zu gerne, wie er da rauf gekommen ist. Ich weiß nur, dass er und Billy sich am Tag vorher gestritten hatten. Und dann beim Sommerausflug – wir gehen einmal im Jahr mit ihnen raus aufs Land oder ans Meer, wissen Sie – nun, Amy Benson und Dennis Bishop waren von da an nicht mehr ganz richtig im Kopf, und alles, was wir aus ihnen rausgekriegt haben, war, dass sie mit Tom Riddle in eine Höhle gestiegen sind. Er hat geschworen, dass sie einfach nur ausgekundschaftet hätten, aber irgendwas ist dort drin vorgefallen, da bin ich sicher. Und, nun ja, es gab eine Menge Dinge, merkwürdige Dinge…[…] Ich glaube nicht, dass ihn viele vermissen werden.“
Er würde den Jungen scharf im Auge behalten müssen. Nicht nur zum Schutz seiner Mitschüler, sondern auch um ihn vor sich selbst zu schützen. Noch war es für ihn nicht zu spät. Der Junge könnte sich bessern, er könnte etwas aus seinem Leben machen. Nur weil er jetzt so war musste das nicht zwingend so bleiben. Dumbledore wusste er machte sich nur etwas vor, aber er klammerte sich an jede noch so schwache Hoffnung.
„Der erste Eindruck täuscht oft.“
Nein, er wollte jetzt nicht schon wieder an ihn denken. An seine blonden Locken, die strahlend blauen Augen, die blitzenden weissen Zähne, die er jedesmal entblösste, wenn er schallend lachte, sein akzentuiertes Englisch, die Art seinen Namen auszusprechen…
Nein, er musste sich zusammennehmen!!! Das war Vergangenheit! Er wĂĽrde ihn nie wieder sehen.
Maybe you are a good boy
Maybe you are a bad boy
I hardly know the role you chose to play.
Maybe you are a good boy
Maybe you are bad boy
But in the end I'll find out anyway
Wo oh oh oh
Wo oh oh oh
Er würde sich Zeit lassen mit seiner Beurteilung des Jungen, er würde ihn beobachten und dafür sorgen, dass schon nichts geschah. Er würde ihm gegenüber kritisch und objektiv sein, wie es sich für einen Lehrer gehörte. Aber er würde ihn nicht vor allen anderen Kollegen anschwärzen. Der Junge sollte eine faire Chance auf ein friedliches Leben haben. Die Zeit würde schon zeigen, ob er ein „Guter Junge“ war oder ob sich Albus doch nicht getäuscht hatte. Auf jeden Fall würde er sich davorhüten, den Jungen jemals nah an sich heranzulassen.
Above all the secrets you keep
Auch in Hogwarts gab es während der Schulzeit einige mysteriöse Zwischenfälle. Doch ohne konkrete Beweise konnte er nichts gegen den Junge ausrichten. Wenigstens umgarnte er ihn nicht, sowie die anderen Lehrer. Augenscheinlich ärgerte er sich selbst über seine Gedankenlosigkeit mit der er sein Inneres und seine wahren Ansichten preisgegeben hatte.
Wo oh oh oh
Wo oh oh oh
It's like hide and seek
Es war ein klein wenig wie Räuber und Gendarm zu spielen.
Tom schmiedete seine perfiden Pläne und rekrutierte nach und nach immer mehr seiner „Freunde“ als treue Gefolgsleute, die später alle seine Todesser wurden. Während Dumbledore versuchte ihn mit Argusaugen zu bewachen und seine Pläne zu durchkreuzen und zunichte zu machen. Aber Dumbledore konnte nicht jede Tat verhindern und so kam es zum ersten Mord an einer Schülerin, in der Geschichte von Hogwarts.
I don't feel sorry
To track you down
Would you let me wonder ?
Ever since the day came around
Der Junge hatte ihn auf eine fast schon morbide Art und Weise fasziniert, als er ihn zum ersten Mal erblickte. Rein äußerlich gesehen hatten er und der blonde Junge von damals rein garnichts gemein, aber wenn man tiefer blickte konnte man die gleiche wilde Entschlossenheit, die gleiche Einsamkeit und das gleiche Streben nach Anerkennung deutlich sehen. Albus fühlte sich seit fast einem halben Jahrhundert wieder glücklich. Vielleicht legte er es aber auch immer wieder darauf an enttäuscht zu werden? War er wirklich so masochistisch veranlagt? Oder er wollte einfach nur wieder gutmachen, was er damals verbockt hatte?
Maybe you are a good boy
Maybe you are a bad boy
I hardly know the role you chose to play.
Maybe you are a good boy
Maybe you are a bad boy
But in the end I'll find out anyway
Wo oh oh oh
Wo oh oh oh
Above all the secrets you keep
But until that day
Er hatte sich getäuscht. Der Junge von damals hatte sich im Laufe der Jahre in ein ausgewachsenes Monster verwandelt. Die Zeit, die er im Ausland verbracht hatte, hatte er genutzt um dunkle Künste zu lernen und seinen Körper zu verstümmeln. Der gereifte Mann, der vor kurzem zu ihm gekommen war und sich um eine Lehrstelle als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste beworben hatte, besaß kaum noch Ähnlichkeit mit dem kleinen Jungen, den er vor gefühlten Jahrhunderten kennengelernt hatte. Mit Bitterkeit musste Albus sich eingestehen, dass ihn seine Gefühle in die Irre geführt hatten. Dieser Junge war nicht sein Freund von damals gewesen, doch die heraufbeschworene Erinnerung an seinen blonden Engel hatte ihn wieder mal in seiner Entschlusskraft beeinträchtigt. Seufzend verlies er das Zauberergefängnis Nurmengard, in welchem sein blonder Freund von damals jetzt schmorte. „Wie ich es hasse früh aufzustehen.“, meinte er zu niemand bestimmten bevor er Richtung Hogwarts aufbrach.
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