von BlackWidow
„Da seid ihr ja endlich, ihr Weitgereisten!“ wurden sie ungeduldig von einem rothaarigen, einohrigen Mann begrüßt.
„George, du bist schon da! Entschuldige, dass wir so spät sind, aber wir konnten uns nicht so schnell von den Lupins trennen. Dafür haben wir einen Gast mitgebracht, über den sich unsere Schwägerin besonders freuen wird,“ begrüßte Ginnys ihren Bruder.
„Bonjour, Mademoiselle, isch 'abe schon viel von Ihnen ge'ört,“ sagte George mit einer tiefen Verbeugung und küsste Leonies Hand, worüber die Potters, Ron, Hermine und Teddy herzlich lachen mussten.
Nach der allgemeinen Begrüßung meinte er, dass er ein bisschen früher gekommen sei, weil er am Grab noch etwas vorbereiten wollte, das Molly Weasley sicher nicht gutheißen würde.
„O, George, mach bitte keiner Ärger!“ jammerte Hermione, die schon die schlimmsten Vorahnungen hatte.
„Ist nichts, was meinem geliebten Zwillingsbruder nicht gefallen hätte. Und schließlich gilt ihm heute die Ehre und nicht unserer verehrten Frau Mama.“
Mit einem lauten Plopp kamen die restlichen Weasleys, deren Familienstärke durch Heirat einiger Kinder schon ziemlich unüberschaubare Ausmaße angenommen hat, am Friedhof an.
Molly Weasley hatte sich wieder mal selbst übertroffen, so viele Sorten an Kuchen und Pasteten wurden aufgetischt. Gerade, als sie in die bei solchen Anlässen üblichen Tränen ausbrechen wollte, gab es einen lauten Knall. Darauf ging direkt über Fred Weasleys Grab ein Feuerwerk los, das sich Muggel in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen könnten. Als die Feuerwerkskörper wieder herniederfielen, verwandelten sie sich in lauter patronusähnliche kleine Wiesel, die ehrfüchtig riefen: „Fred, du wirst in unseren Herzen immer weiterleben!“
Darauf folgte erst einmal Stille, denn selbst Molly war von Georges Feuerwerk so gerührt, dass sie sich erst beruhigen musste, bevor sie den alleinstehenden Zwilling unter Tränen in die Arme schloss.
Beim anschließenden Mahl konnte Teddy im Flüsterton Leonie darüber aufklären, dass auch Fred im Kampf gegen Voldemort gestorben war, ebenso wie Teddys Eltern. Leonie fühlte sich ganz klein angesichts der Tatsache, dass sie nur aus Geschichtsbüchern gelernt hatte, was in diesem Kampf passiert war. Und nun lernte sie an einem Tag so viele Menschen kennen, die dies alles selber miterlebt hatten, die geliebte Menschen verloren haben, als sie für eine bessere Welt gekämpft hatten. Trotzdem machte sie sich Gedanken darüber, ob man denn immer Gewalt einsetzen muss, um gegen Gewalt zu kämpfen. Kann man damit das Böse wirklich auf Dauer beseitigen? Oder wohnt das Böse immer unter uns? Sie wurde aus diesen trüben Gedanken aufgeschreckt, als sie auf Französisch von einer sehr schönen Frau angesprochen wurde. Die restliche Zeit auf Freds Grab verging für die beiden Französinnen wie im Flug, weil sie sich viel zu erzählen hatten. Fleur war vor Jahren selber Schülerin in Beauxbatons, und so wurden gemeinsame Lehrer durch den Kakao gezogen, alte Geschichten aufgewärmt, und eben all die Dinge besprochen, die ehemalige Schüler verbindet.
Bei Einbruch der Dunkelheit fingen die Grabbesucher dann an, sich zu verabschieden. Fleur lud Leonie ein, mit Ted einige Tage bei ihr zu verbringen, was sie dann gleich mit Ginny und Harry absprach.
„Wie kommt es eigentlisch, dass wir 'ier an die Grab keine kleine bisschen gefroren 'aben, wo doch so kalter Winter ist?“ wunderte sich Leonie. Ron erklärte ihr stolz, dass seine Frau Hermione sich auf solche Zauber besonders gut verstünde.
„Sie hat eine unsichtbare Schutzwand um das Grab herumgezaubert und darin unsichtbares Feuer gemacht. Sie hat uns in unserer Schulzeit schon oft mit kleinen Feuern, die man in einem Glas herumtragen konnte, vor dem Erfrieren im Pausenhof gerettet. Ja, meine Frau ist einfach eine Superhexe!“ schloss der vor Stolz fast berstene Ron seine Rede.
Dann war es Zeit für alle, den Friedhof zu verlassen, denn die Potters hatten ja einen weiteren Grabbesuch vor sich. Und mit einem Plopp apparierten alle in verschiedene Richtungen.
Auf dem Friedhof von Godric's Hollow mussten sie einige Schutzzauber anwenden wegen der Muggel, die sich dort zusammen mit Zauberern aufhielten. Der Besuch dort war vergleichsweise kurz, was wohl teilweise damit zusammenhing, dass man sich trotz all dieser Zauber vor Muggeln in Acht nehmen musste, aber vermutlich auch eine andere Ursache hatte. Harrys Eltern waren nun schon sehr lange tot, und auch wenn Harry immer um sie trauern und es bedauern würde, sie nie kennengelernt zu haben, so zählten wohl die Personen, die eine längere Zeit seines Lebens mit ihm zusammen verbracht hatten, viel mehr. Ihnen hatte er mehr zu sagen... Außerdem war Hermione nicht mehr dabei, die sich auf diese besonderen Feuerzauber verstand, und so wäre es nach mehr als einer Stunde ziemlich ungemütlich geworden. Es wurde nochmal mit Butterbier auf die allzu früh Verstorbenen angestoßen, dann machten sich alle außer Harry auf den Heimweg. Er wollte noch kurz mit seinen Eltern alleinsein, bevor er dann zurück zum Grimmauldplace apparierte, wo die anderen schon das Abendessen gerichtet hatten, das diesen ereignisreichen Tag abschloss.
Man ging fast wortlos zu Bett, denn es war nicht nur körperlich anstrengend gewesen, all die Verstorbenen aufzusuchen.
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