von *Tonks*
„Mann, Ginny, merkst du dass du hier von Malfoy sprichst?“
rief Dean aufgebracht.
„Natürlich, oder hältst du mich für so durchgeknallt, dass ich nicht weiß, wovon ich spreche?“
schrie Ginny ebenso aufgebracht zurück.
„Bei dem Blödsinn, den du hier von dir gibst, bin ich mir wirklich nicht sicher ob ich dich für verrückt halten soll.“
„Dean, bitte glaub mir doch. Er will sich ändern.“
„Du bist echt so was von naiv“, sagte Dean verächtlich.
„Nein, bin ich nicht. Ich habe ihm auch nicht sofort geglaubt. Aber er hat mich irgendwie überzeugt.“
„Und wie hat er das gemacht? Hat er dich wieder mal mit Flüchen gequält um dich zu zwingen, das zu sagen, was er hören möchte?“
„Nein, hat er nicht. Er hat mir zwei Mal geholfen.“
„Warum hätte er das tun sollen?“
„Weil er sich ändern möchte. Versteh das doch endlich.“
Es war wirklich verdammt schwer, Dean zu überzeugen. Ginny konnte das ja irgendwie verstehen, sie war ja anfangs auch misstrauisch. Aber irgendwann musste er ihr doch glauben, und sie würde alles daran setzen, ihn bald zu überzeugen.
„Und warum hat er uns hierher gebracht, wenn er doch eigentlich ein guter Mensch ist?“
fragte Dean triumphierend.
Er war sicher, dass Ginny darauf keine Antwort parat hatte.
Er konnte einfach nicht nachvollziehen, warum Ginny sich so leicht von Malfoy um den Finger wickeln ließ. Er hatte ihr so viele schreckliche Dinge angetan, das konnte sie doch nicht einfach vergessen.
„Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass es ihm Leid tut. Er ist zum Todesser geworden, um seinem Vater zu beweisen, dass er kein Schwächling ist. Er wollte, dass sein Vater einmal stolz auf ihn sein konnte.“
„Sag mal, kann es sein, dass du jetzt auch noch Mitleid mit ihm hast?“
„Nein, ich habe kein Mitleid. Ich verachte diese Entscheidung. Aber er hat noch eine wichtige Entscheidung getroffen, und das war die Richtige. Versuch doch bitte, ihm zu vertrauen.“
Dean dachte einen Moment darüber nach.
„Okay, wenn du mir einen guten Grund nennst, ihm zu vertrauen, werde ich es versuchen.“
Jetzt musste Ginny gute Argumente finden. Während sie darüber nachdachte, fragte sie sich, warum sie sich eigentlich so sehr für Draco einsetzte. Im Grunde konnte es ihr ja egal sein, ob Dean ihm vertraute oder nicht. Aber irgendwie wollte sie nicht, dass Dean schlecht von Draco dachte.
Verdammt, jetzt nannte sie ihn auch schon beim Vornamen. Was war nur los mit ihr? Wie konnte sie sich nach der jahrelangen Feindschaft nur dazu hinreißen lassen? Moment, jahrelange Feindschaft stimmte ja eigentlich nicht. Zumindest nicht so richtig. Draco Malfoy war der Erzfeind ihres Bruders und dessen bester Freunde Hermine und Harry, aber zu ihr war er nie so gemein gewesen wie zu ihnen. Und umgekehrt verabscheute sie ihn auch nicht ganz so sehr wie die Anderen es taten.
„Okay, Dean. Der erste Grund ist, dass er mir, wie ich schon sagte, zwei Mal geholfen hat. Wenn er nicht dagewesen wäre, hätte Zabini es wahrscheinlich noch einmal getan, und zwar direkt vor deinen Augen.“
Dean nickte langsam. Allein der Gedanke daran machte ihn unfähig, etwas zu sagen.
„Und der zweite Grund ist, dass wir im Grunde nichts zu verlieren haben.“
„Wie meinst du das?“
„Wenn du ihm nicht vertraust, und du Recht damit haben solltest, dass er uns nur was vorspielt, wird sich hier für uns nichts ändern. Sollte er es aber ernst gemeint haben, wovon ich ausgehe, wird er uns helfen. Klar, er wird uns nicht hier heraus holen können, aber er wird es uns etwas angenehmer machen, genau wie Professor Snape.“
„Gut, du hast Recht“,
gab Dean nach einem kurzen Zögern zu,
„aber erwarte nicht von mir, dass ich ihm jetzt jedes Mal um den Hals falle, wenn ich ihn sehe. Und wo du Snape erwähnst, sollen wir ihm von Malfoy erzählen?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir damit noch etwas warten. Wir sollten erst mal sehen, wie die Situation sich entwickelt.“
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Zur selben Zeit dachte auch Draco Malfoy über seine Entscheidung nach. Jetzt, wo er wusste, dass er Ginny Weasley irgendwie glücklich gemacht hatte, hatte er keine Zweifel mehr an der Richtigkeit dieser Entscheidung.
Er verstand jedoch nicht, weshalb sie so glücklich ausgesehen hatte, nachdem er mit ihr gesprochen hatte. Konnte es sein, dass sie…nein, das war unmöglich. Sie hasste ihn sicherlich noch immer. Oder doch nicht? Der Gedanke daran, dass sie ihn vielleicht auf irgendeine Art doch nett fand, erzeugte ein leichtes Kribbeln in ihm. Dieses unbekannte Gefühl war merkwürdig, aber irgendwie auch schön. Er hatte einmal von Pansy gehört, wie es sich anfühlte, verliebt zu sein. Aber sicher hatte sie das nur gesagt, um sich an ihn ran zu schmeißen. Und außerdem war Pansy ein Mädchen. Da war das doch bestimmt anders als bei Jungen, oder?
Draco war noch nie so verwirrt. Man konnte nicht behaupten, dass er keine Erfahrung mit Mädchen hatte. Doch ein solches Gefühl hatte er nie verspürt, wenn er mit ihnen zusammen war.
War er vielleicht doch verliebt? Verliebt in Ginevra Weasley, dieses wunderschöne rothaarige Mädchen mit den leuchtenden Augen, deren Familie in den Augen seines Vaters zu dem größten Abschaum zählte und dessen Leben er, Draco Malfoy, zerstört hatte?
Als er etwas länger darüber nachdachte, wusste er, dass die Antwort ´Ja` war.
Aber er war sich auch sicher, dass sie niemals ein Paar werden würden. Selbst wenn sie ihn auch mochte, wäre es unmöglich. Spätestens nachdem der Dunkle Lord besiegt war, würde er in Askaban landen. Es sei denn, es gäbe eine Möglichkeit, vorher offiziell auf Dumbledores Seite zu wechseln. Oder zumindest Dumbledore wissen zu lassen, dass er kein Todesser mehr sein wollte. Ja, es gab eine Möglichkeit. Er würde Dumbledore einen Brief schreiben und ihm seine Entscheidung mitteilen. Vielleicht würde er ihm ja glauben und ihm und seiner Mutter helfen.
Sehr geehrter Professor Dumbledore,
ich schreibe Ihnen in einer dringenden Angelegenheit. Ich muss diesen Brief per Muggelpost schicken, da ich Angst habe, dass die Todesser meine Eule abfangen und kontrollieren, also bitte, falls Sie mir antworten möchten, schicken Sie auf keinen Fall eine Eule.
Ich möchte Ihnen eine wichtige Entscheidung mitteilen, die ich schon viel früher hätte treffen müssen. Spätestens, als sie mir das Angebot dazu gemacht haben.
Ich möchte kein Todesser mehr sein. Ich möchte nie wieder Menschen etwas Böses antun.
Ich weiß, das wirkt für Sie sicherlich unglaubwürdig, aber lassen Sie mich meine Entscheidung erklären.
Ich musste damals Todesser werden weil mein Vater es wollte. Er hat mich mein ganzes Leben lang nie ernst genommen und mich immer für einen Schwächling gehalten. Als er wollte, dass ich ein Todesser werde, sah ich die Chance, ihm das Gegenteil zu beweisen, ihn Stolz zu machen. Nur deshalb habe ich Ginevra Weasley so schreckliche Dinge angetan und sie und Dean Thomas entführt.
Ich weiß, dass ich diese Tat nicht entschuldigen kann. Ich hätte das niemals tun dürfen. Wenn ich wirklich stark wäre, hätte ich mich gegen die Todesser gestellt, deren Ansichten ich niemals geteilt habe.
Jetzt bin ich bereit, diesen Schritt zu gehen und das erste Mal selbstständig eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung, die weder von meiner Erziehung, noch von meiner Familie, noch vom Dunklen Lord beeinflusst wurde. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich frei.
Ich bin bereit, mich von meiner Familie abzuwenden. Auch wenn ich sicherlich eine lange Zeit nur Misstrauen auf mich ziehen werde, hoffe ich doch, dass Sie mir irgendwann vergeben können.
Ich würde alles tun, um Ginevra und Dean hier heraus zu bringen, doch ich weiß wirklich nicht, wie ich das machen soll. Deshalb versuche ich, sie zu schützen. Bitte, holen Sie die beiden schnell hier heraus.
Falls Sie diesen Brief bis hier her gelesen haben, möchte ich Sie an dieser Stelle um einen Gefallen bitten: helfen Sie mir. Helfen Sie mir, mich endgültig von den Todessern abzuwenden und bitte helfen Sie auch meiner Mutter.
Ich weiß, dass sie nur Todesserin geworden ist, weil mein Vater es so wollte. Sie hat sich zwar niemals gegen den Lord gestellt und hat ihre Arbeit immer getan. Doch nicht aus Überzeugung, sondern aus Pflichtbewusstsein meinem Vater gegenüber. Sie hatte niemals Spaß daran, Menschen zu foltern und zu töten. Manchmal habe ich sie sogar weinen sehen, wenn sie jemanden hatte umbringen müssen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals zu Ihnen sagen würde, aber bitte lassen Sie mich nicht im Stich.
Draco Malfoy
So ihr Lieben, dann verabschiede ich mich für die nächsten 2 1/2 Wochen. Allen, die auch in den Urlaub fahren wünsche ich viel Spaß.
Aber vorher hinterlasst mir doch noch einen Kommi :-)
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