von *Tonks*
Ginny hatte gehofft, dass er sie zurück in das Verlies zu Dean bringen würde, doch sie liefen direkt daran vorbei und betraten das daneben liegende.
Wollte man sie allein hier lassen, ohne Dean? Sie hoffte, dass es nicht so war, denn sie wollte nicht allein in diesem kalten Raum sein. Bei Dean fühlte sie sich wenigstens ein bisschen sicher. Aber hier, allein, würde sich die Angst sicherlich schnell in ihr ausbreiten. Angst, dass Harry sterben würde, Angst, ihre Familie nie wieder zu sehen, Angst um Dean.
Als Ginny in der Mitte des dunklen Raumes stand, hörte sie, wie die Tür verschlossen wurde und drehte sich um. Doch anstatt allein hier eingesperrt zu sein, war Lucius Malfoy noch da. Mit einem Schlenker seines Zauberstabes wurde der Raum hell erleuchtet. Mit einem zweiten beschwor er zwei Stühle hervor. Während der Erste Armlehnen besaß und weich gepolstert war, bestand der andere aus einfachem Holz und sah alles andere als bequem aus.
Malfoy setzte sich und bedeutete Ginny, es ihm gleich zu tun. Etwas zögerlich tat sie, was von ihr verlangt wurde.
„Miss Weasley“,
fing er an zu sprechen,
„ich habe einige Fragen an Sie. Ich warne Sie jedoch vorher, sollten Ihre Antworten nicht zufriedenstellend sein, werden Sie sich wünschen, nie geboren worden zu sein. Haben Sie mich verstanden?“
Ginny nickte. Sie wusste, was sie erwartete, wenn sie nicht redete. Aus eigener Erfahrung mit Draco Malfoy und von Dean. Als sie an Dean dachte, wurde ihr jedoch etwas klar. Er wusste nichts über den Orden, wahrscheinlich wusste er nicht einmal, dass er überhaupt existierte. Selbst wenn er gewollte hätte, hätte er Lucius Malfoy keine Informationen geben können. Und sie war sich sicher, dass Malfoy es wusste. Hatte er Dean wirklich nur zu seinem Vergnügen gefoltert? Und würde er es bei ihr genau so machen? Schließlich wusste sie auch nichts über die Pläne des Ordens, obwohl ihre ganze Familie dazu gehörte. Die Pläne wurden stets streng geheim gehalten.
Plötzlich wurden ihre Gedanken von Lucius Malfoys kalter Stimme unterbrochen.
„Miss Waesley, ich nehme an, Ihre ganze Familie ist im Phönixorden?“
Ginny blickte auf und nickte.
„Sicherlich können Sie mir einige Dinge über den Orden erzählen? Warum zum Beispiel wurde mein Haus ständig von Auroren beobachtet? Und zwar von Auroren, die gute Verbindungen zum Orden haben?“
Ginny wusste, dass es wegen ihr war. Sie hatte Harry kurz nach Weihnachten diesen Brief geschickt. Der Brief, in dem stand, dass Malfoy etwas im Schilde führte. Doch das wollte sie nicht verraten, sie hatte viel zu viel Angst vor Lucius Malfoy. Wenn er erfuhr, was sie getan hatte… Sie wollte überhaupt nicht daran denken. Also blieb ihr nur die Möglichkeit zu lügen und zu hoffen, dass Malfoy dies nicht bemerkte.
„Nein, Sir“,
sagte sie mit zittriger Stimme,
„ich weiß nicht viel über den Orden. Ich weiß nur, dass man Ihr Haus und das der Lestranges durchsucht hat.“
„Und welche Pläne hat der Orden? Was haben sie vor?“
„Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, dass sie niemals zulassen werden, dass Harry sich stellt. Sie werden alles tun, um mich und Dean hier raus zu holen, aber sie werden Harry nicht opfern.“
Ginny klang verzweifelt. Sie wusste, dass niemand vom Orden zulassen würde, dass Harry sich stellte. Aber würde er es trotzdem tun? Sie wusste, dass er nicht zögern würde, wenn es darauf ankam. Sie konnte nur hoffen, dass Dumbledore ihn würde aufhalten können.
„Es ist wirklich bedauerlich, dass Sie mir nicht mehr erzählen möchten“,
sprach Lucius Malfoy mit seiner emotionslosen Stimme,
„allerdings hat mein Sohn mich bereits darauf hingewiesen, dass man Ihnen erst zeigen muss, was gut für Sie ist. Crucio!“
Ginnys gesamter Körper verkrampfte sich. Als sie damals dachte, die Schmerzen von Draco Malfoys Fluch waren das Schlimmste, was sie je erlebt hatte, hatte sie sich getäuscht. Lucius Malfoys Fluch war noch stärker und schmerzhafter.
Sie kippte von dem Stuhl und lag nun auf dem kalten Steinboden. Sie schrie und schrie doch dann verließen sie ihre Kräfte und sie verstummte. Langsam ließen die Krämpfe nach. Ginny wollte versuchen, sich aufzurichten, doch sie hatte keine Kraft dazu. Sie spürte, wie ihr ganzer Körper zitterte, vor Schmerzen und vor Angst.
„Nun, Miss Weasley“,
hörte sie wieder Lucius Malfoys aalglatte Stimme,
„sind Sie sich immer noch sicher, dass sie nichts über die Pläne des Ordens wissen?“
Sie nickte. Sie wusste ja wirklich über nichts Bescheid, aber wie konnte sie Malfoy nur davon überzeugen? Sie musste sich etwas einfallen lassen, denn sie war sich sicher dass er sie so lange weiter foltern würde bis er ihr glaubte.
„Mister Malfoy“,
sagte Ginny leise,
„bitte glauben Sie mir. Ich weiß wirklich nichts. Sie müssen mir glauben. Bitte.“
Dabei schaute sie in Lucius Malfoys Gesicht. Er schien ungeduldig zu werden.
„Wollen Sie mir wirklich erzählen, dass weder Sie noch Ihr kleiner Freund etwas über den Orden wissen?“ brüllte er, dann hob er erneut seinen Zauberstab.
„Nein!“
schrie Ginny,
„bitte tun Sie mir nichts. Ich sage die Wahrheit. Dean wusste nichts vom Orden, nicht einmal, dass er existiert. Und niemand erzählt mir von den Plänen, sie wollen alles geheim halten.“
„Nun, das glaube ich Ihnen sogar“ sagte Lucius Malfoy genüsslich,
„allerdings könnte es sein, dass es mir Spaß macht, Sie ein wenig zu quälen und mich für all den Ärger zu rächen, den Ihr Vater mir bereitet hat.“
Sein Mund verzog sich zu einem schmalen Lächeln als er in Ginnys angsterfüllte Augen blickte. Er war sich sicher, dass sie beinahe alles tun würde, um nicht noch einmal einen Cruciatus von ihm ab zu bekommen. Er hatte Recht.
„Mister Malfoy“,
flehte Ginny verzweifelt,
„bitte lassen Sie mich gehen. Ich tue alles, aber bitte lassen Sie mich gehen.“
Gerade, als Malfoy antworten wollte, klopfte es an der Tür.
„Vater“,
rief eine Stimme, die Ginny sehr bekannt vor kam,
„Vater, der Lord möchte dich sehen. Sofort.“
„Ich werde schon noch eine Chance für meine Rache bekommen“,
zischte Malfoy Ginny noch zu bevor er sich umdrehte und mit wehendem Umhang den Raum verließ.
Nun war sie allein. Allein in einem kleinen, kalten Verlies in den Kerkern von Malfoy Manor, wo sie sich in eine Ecke gesetzt und den Kopf auf die Knie gelegt hatte. Sie hatte so sehr gehofft, dass man sie zu Dean zurück bringen würde, aber man ließ sie allein. Sie wusste, dass er in dem Verlies direkt nebenan war. Würde er sie wohl hören können, wenn sie seinen Namen rief? Ginny fühlte sich so verlassen wie noch nie. Wie lange würde es wohl dauern, bis man sie und Dean hier raus holen würde? Würden sie Dean überhaupt retten können? Was, wenn man ihn umbringen würde? Schließlich nützte er den Todessern zu nichts.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen als die Tür ihres Verlieses erneut geöffnet wurde. Voller Angst, Lucius Malfoy könnte zurück gekommen sein, rutschte sie noch weiter zurück, doch sie wusste, dass es ihr nichts nützen würde.
Tief in eine Ecke gekauert blickte sie auf um zu sehen, wer hinein gekommen war und atmete beinahe erleichtert auf, als sie feststellte, dass es nicht Lucius Malfoy war sondern Blaise Zabini. Vielleicht würde er sie auch mit dem Cruciatus oder anderen schlimmen Flüchen quälen, aber es konnte nicht so schlimm sein wie bei Malfoy.
„Na, Schätzchen, hast du mich schon vermisst?“ höhnte Zabini.
„Träum weiter“ flüsterte Ginny.
Sie traute sich nicht, anders als damals in Hogwarts, ihm gegenüber eine große Klappe zu haben. Zu groß war die Angst, wieder Schmerzen ertragen zu müssen.
„Ach weißt du“,
sprach er leise während er auf sie zu kam und sich neben ihr auf dem kalten Steinboden niederließ,
„eigentlich ist es mir egal, ob du mich vermisst, denn ich bekomme so oder so was ich will.“
Er legte seine Hand auf Ginnys Oberschenkel und schob sie langsam unter ihren Rock.
Ginny reagierte blitzschnell und schlug seine Hand weg.
„Lass deine dreckigen Hände von mir“ fauchte sie, in der Hoffnung dass er von ihr ablassen würde.
Sie erinnerte sich an den Tag, an dem Draco Malfoy ihr gesagt hatte, er habe ihren Körper einem guten Freund versprochen. Nun befürchtete sie das Schlimmste.
Zabini schien ihre Gedanken lesen zu können.
„Kleine, ich an deiner Stelle wäre nicht so frech. Draco hat mir versprochen, dass ich dich haben kann, und ich werde nicht darauf verzichten. Du hast die Wahl: entweder du lässt es zu und bereitest uns beiden ein paar schöne Stunden, oder ich hole mir das, was ich will, mit Gewalt.“
Ginny war hin und hergerissen. Sollte sie alles über sich ergehen lassen? Sich nicht wehren und hoffen, dass alles schnell vorbei war? Oder sollte sie sich wehren? Vielleicht konnte sie irgendwie an seinen Zauberstab zu kommen, dann könnten sie und Dean von hier fliehen. Aber zu was war Zabini fähig? Wie weit würde er gehen um zu bekommen, was er wollte?
„Nun, hast du dich entschieden?“
hörte sie Zabinis Stimme ganz nah an ihrem Ohr, doch sie reagierte nicht.
Sie spürte, wie seine Hände sich auf ihren Körper legten und sich bewegten. Langsam schob eine er Hand unter ihren Pullover und glitt ihren Bauch hinauf, immer höher bis…
Ginny holte tief Luft, dann hob sie die Hand und schlug ihm hart ins Gesicht.
Einen Moment lang starrte Zabini sie perplex an, dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. Er sah richtig wütend aus.
„Das hättest du besser nicht tun sollen, Ginevra Weasley. Ich verspreche dir eins: du wirst es bereuen.“
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