von *Tonks*
Mittlerweile war es später Abend und die Hogwarts-Schüler hielten sich in ihren Gemeinschaftsräumen auf. Während Hermine und Ron an ihren Aufsätzen für Zauberkunst arbeiteten, saß Harry schweigend in einem großen Sessel. War er vielleicht doch zu hart zu Ginny gewesen? Er hatte sie ja schließlich auch zwei Mal betrogen, und sie hatte ihm verziehen. Er liebte sie, dessen war er sich sicher. Vielleicht sollte er noch einmal mit ihr sprechen? Er schaute sich im Gemeinschaftsraum um, doch sah sie nirgends. Wo war sie nur? Er hatte sie seit ihrem Gespräch am Morgen nicht mehr gesehen.
Dann sah er Seamus Finnigan auf ihn zu kommen.
"Hey Harry, hast du Dean gesehen? Er ist schon den ganzen Tag verschwunden.”
Harry überlegte kurz, dann kam ihm ein Gedanke.
„Nein, Seamus, habe ich nicht“,
knurrte er,
„aber ich kann mir schon denken, mit wem er unterwegs ist. Ginny ist schließlich auch nicht hier. So ein Kameradenschwein.“
„Wo ist dein Problem?“
fuhr Seamus ihn an,
„du bist doch selbst Schuld. Wenn du deine Freundin als Schlampe beleidigst, ist es kein Wunder, wenn sie mit dir Schluss macht. Und jetzt, wo sie Single ist, kann sie schließlich machen, was sie will. Außerdem hat Dean sich auch nicht beschwert, als Ginny ihn damals für dich sitzen gelassen hat.“
Dann drehte er sich um und verschwand.
Doch Harrys Laune hatte den Tiefpunkt erreicht, also ging er ohne sich von seinen beiden besten Freunden zu verabschieden ins Bett.
Am nächsten Morgen wurde er von einem lauten Geräusch geweckt. Es klopfte an der Tür.
„Ron, Ron, schnell, du musst raus kommen.“
Das war Hermines Stimme. Mensch, sie würde noch den ganzen Schlafsaal aufwecken.
Harry stand auf um Ron zu wecken.
„Los Ron, wach schon auf. Hermine möchte etwas von dir, es scheint wichtig zu sein.“
Endlich wachte Ron auf. In Windeseile zog er sich an und lief zur Tür hinaus.
„Mensch Hermine, was kann denn so wichtig sein, dass du mich um so eine Uhrzeit wecken musst? Es ist Sonntag!“
„Ginny ist die ganze Nacht nicht in ihrem Schlafsaal gewesen.“
„Was?!“ Ron war empört.
„Macht euch keine Sorgen“, mischte sich Harry ein, „Dean ist auch nicht da. Ich kann mir schon denken…“
„Hör auf, meine Schwester hin zu stellen, als sei sie eine Schlampe“ fuhr Ron seinen besten Freund an, „einmal habe ich das geduldet, aber es wird kein zweites Mal geben.“
„Beruhigt euch, Jungs“
sagte Hermine ruhig,
„Harry, ich glaube nicht, dass du Recht hast. Irgendetwas stimmt nicht. Ich habe mit Kendra gesprochen, ihr wisst schon, Ginnys beste Freundin. Sie sagt, Ginny war in den letzten Tagen total abwesend und hat Stunden lang Tagebuch geschrieben. Wir sollten uns wirklich darum kümmern.“
„Dann geh in ihren Schlafsaal und schau in ihr Tagebuch“ schlug Ron vor.
„Das kann ich nicht machen“ erwiderte Hermine, „das ist wirklich zu privat.“
„Aber wenn wirklich etwas nicht mit ihr stimmt? Wenn sie deshalb die ganze Nacht weg geblieben ist, muss es etwas Ernstes sein. Hermine, bitte! Es wird auch ganz bestimmt niemand erfahren.“
Hermine war hin- und hergerissen. Konnte sie wirklich die Privatssphäre ihrer Freundin verletzen? Sie überlegte.
„In Ordnung, ich mache es. Ihr wartet hier.“
Dann lief sie fort, in den Schlafsaal in dem Ginny schlief. Zum Glück waren die anderen Mädchen schon beim Frühstück, so konnte sie unbemerkt an Ginnys Koffer. Schnell fand sie das Tagebuch und brach den Schutzzauber, den Ginny anwendete, damit niemand hinein schauen konnte.
Hermine schlug das Buch auf. Was sie las, schockierte sie.
Sonntag, 5. Januar
…er hat mir das letzte Mal so weh getan, und jetzt muss ich ihn wieder sehen. Was will er bloß von mir? Ich glaube nicht, dass es nur um die Pläne des Ordens geht. Wenn ich nur mit jemandem darüber reden könnte…
Freitag, 10. Januar
Ich habe Dean alles von Malfoy erzählt, dass er ein Todesser ist und was er mir angetan hat. Es hat mir wirklich gut getan, dass er mir zugehört hat, aber ich weiß, dass ich es ihm nicht hätte erzählen dürfen. Ich habe ihn in Gefahr gebracht! Was soll ich bloß machen? Wenn Malfoy und seine Freunde ihn morgen finden, werden sie ihm vielleicht auch so schreckliche Dinge antun, wie mir. Ich habe solche Angst davor. Am liebsten würde ich aus Hogwarts weglaufen, dann müsste ich Malfoy morgen nicht sehen und Dean würde sich nicht wegen mir in Gefahr bringen müssen…
Hermine warf das Tagebuch zurück in den Koffer und rannte zurück zu Ron und Harry. Atemlos erzählte sie, was sie soeben herausgefunden hatte.
„Sie hat Ärger mit Malfoy. Er hat ihr irgendetwas angetan und sie gezwungen, sich gestern mit ihm zu treffen. Dean ist auch dabei, er wusste davon und wollte ihr helfen.“
Ron wurde blass.
„Und wo ist sie jetzt?“ fragte er besorgt, „Glaubst du, ihr ist etwas passiert?“
„Ja, Ron“, sagte Hermine leise,
„ich glaube, sie ist in Gefahr. Malfoy ist ein Todesser! Wir müssen sofort zu Dumbledore.“
Harry, Ron und Hermine rannten so schnell sie konnten zum Büro des Direktors, doch obwohl Harry das Passwort kannte, wollten sie beiden Wasserspeier die Tür nicht freigeben.
„Jetzt macht schon auf, ihr dämlichen Steinfiguren, wir müssen zum Direktor!“ schrie Harry, doch nichts geschah.
„Was machen wir denn jetzt?“ fragte Ron verzweifelt, „wir müssen uns beeilen, Ginny zu finden.“
„Wir gehen zu Professor McGonagall“, rief Hermine, „los, beeilt euch.“
Sie hatten Glück, Professor McGonagall war in ihrem Büro. Hermine erzählte ihr, was passiert war.
„Und sie sind sicher, dass Mister Malfoy etwas mit dem Verschwinden von Miss Weasley zu tun hat?“ fragte die strenge Lehrerin.
„Absolut!“ riefen die drei wie aus einem Munde.
„Gut, ich werde das überprüfen. Sie drei gehen zurück in ihren Gemeinschaftsraum, ich werde Sie dort so schnell wie möglich kontaktieren.“
Die drei Gryffindors wollten protestieren, doch als sie den strengen Blick ihrer Hauslehrerin sahen, nickten sie und verließen das Büro.
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