von *Tonks*
Als Ginny wieder erwachte, hörte sie laute Jubelschreie. Die Tür wurde aufgerissen und Harry, Ron und Hermine kamen ins Zimmer gestürmt.
„Wir haben gewonnen!“ schrie Ron aufgeregt. „220 zu 30! Ist das nicht großartig? Ich war richtig gut, du hättest mich sehen sollen.“
Auch die anderen beiden freuten sich, doch Harry sah etwas nachdenklich aus.
„Malfoy war nicht da“ sagte er leise.
„Oh Harry“, stöhnte Hermine genervt, „jetzt fang bitte nicht wieder damit an. Ich bin wirklich der Meinung, dass du deine Kräfte auf die Schule fokussieren solltest, und nicht darauf, Malfoy zu beschatten.“
„Aber Hermine, ich könnte darauf schwören, dass…“
Im selben Moment kam Madam Pomfrey in den Raum.
„Miss Weasley, Sie sind wieder in Ordnung und können den Krankenflügel verlassen. Kommen Sie bitte übermorgen für eine Nachuntersuchung zu mir.“
Sie drehte sich wieder um und ging.
„Lasst uns bloß verschwinden“, sagte Ginny sofort, „bevor sie es sich anders überlegt und mir wieder so widerliche Tränke einflößen möchte.“
Sie lachten alle vier und liefen zum Gryffindor-Turm.
Während Ginny, Ron und Hermine sich sofort in ihre Lieblingssessel setzten, lief Harry hoch in den Jungen-Schlafsaal und holte die Karte der Rumtreiber aus seinem Koffer.
„Ach, Malfoy treibt sich also mal wieder im Siebten Stock rum. Das dachte ich mir“ sagte er zu sich selbst.
Er musste dringend einen Grund finden, dort hin zu gehen, und er hatte auch scho0n eine Idee. Zufrieden rollte er die Karte wieder zusammen und steckte sie zurück.
Er gesellte sich zu seinen Freunden und nach einigen Minuten beugte er sich zu Ginny rüber.
„Ich habe dich so sehr vermisst, als du im Krankenflügel warst. Wie wär’s? Möchtest du mich in den Raum der Wünsche begleiten?“ fragte er sie.
Ginny grinste. „Aber gerne. Geh du schon mal vor, ich möchte mich nur noch ein bisschen frisch machen.“
Sie ging in ihren Schlafsaal um sich für ihren Harry hübsch zu machen.
Als sie den Siebten Stock erreichte, war ihr etwas mulmig zumute. Und das zu Recht. Kaum bog sie um eine der vielen Ecken, wurde sie von hinten gepackt. Sie wollte aufschreien, doch jemand hielt ihr den Mund zu. Es war Zabini.
„Was hast du hier verloren? Hat Draco dich nicht eingehend genug gewarnt, ihm nicht hinterher zu schnüffeln? Mal sehen, was er dazu sagt. Er wird sich sicherlich freuen, dich wieder zu sehen.“
Er grinste hämisch. „Los, beweg dich, ich bringe dich zu ihm.“
„Nein, bitte nicht schon wieder. Mussten diese Slytherins ihr denn überall auflauern?“, dachte Ginny und sie spürte, wie sie zu schwitzen begann. Doch sie war nicht der Typ, der sich schnell unterkriegen ließ.
„Nimm deine Hände von mir, Zabini“, fauchte sie.
Zabini lachte und zog sie so nah an seinen Körper, dass sie seinen Atem spüren konnte.
„Schade, dass ich dich zu Draco bringen muss. Ich würde gerne etwas mehr Zeit mit dir allein verbringen, denn ich mag widerspenstige Frauen. Du hast sicherlich etwas mehr zu bieten, als die Mädchen, mit denen ich mich bisher vergnügt habe.“
„Was willst du von mir, du mieser Dreckskerl?“ sagte Ginny laut. Sie wollte ihre Unsicherheit überspielen.
„Das willst du gar nicht wissen“, entgegnete er und zog sie hinter sich her.
Nicht weit entfernt stand Malfoy mit Crabbe und Goyle.
„Hey Draco, schau mal, was ich dir mitgebracht habe.“
Malfoy drehte sich um und sah plötzlich sehr wütend aus, als er Ginny sah.
„Ich dachte, es interessiert dich vielleicht, dass sie hier herumgeschnüffelt hat. Vielleicht solltest du sie an das erinnern, was du ihr bereits in der ersten Tagen klarmachen wolltest?“
Wieder setzte Zabini sein fieses Lächeln auf.
Ginny fragte sich, wie er es schaffte, so viele Mädchen rumzukriegen. Zwang er sie, sich mit ihm zu treffen, oder konnte er auch charmant sein?
Malfoy riss sie aus ihren Gedanken.
„Rumgeschnüffelt hat sie also?“
Er wandte sich an Ginny: “Ich dachte, ich hätte mich klar genug ausgedrückt, als ich sagte, dass ich keine Schnüffelei von Potter und seinen Freunden dulde. Und da du zu seinen Freuden gehörst, gilt das auch für dich.“
„I-Ich…Ich habe nicht rumgeschnüffelt. Wollte…Raum d-der Wünsche“ stotterte Ginny und schämte sich, dass sie ihre Nervosität so offen zeigte.
„So, so, in den Raum der Wünsche. Triffst du dich dort etwa mit Potter? Wir haben ihn schließlich hier oben gesehen. Er wollte mal wieder spionieren, darauf wette ich. Aber er scheint sich mit den Geheimgängen wirklich nicht allzu gut auszukennen.“
Nun bekam Ginny wirklich Angst. Malfoy wusste, dass Harry in der Nähe war. Er war davon überzeugt, dass Harry ihm nachspioniert, und sie dafür bestrafen. Aber er wollte doch nur ein bisschen mit ihr allein sein. Er hatte bestimmt nicht rumgeschnüffelt, und das musste sie Malfoy klar machen. Doch dann fiel ihr etwas ein: hatte Hermine nicht zuvor im Krankenflügel darüber gesprochen, dass Harry Malfoy nicht hinterher spionieren soll? Warum lief er direkt in seinen Schlafsaal, statt sich im Gemeinschaftsraum zu ihnen zu setzen? Ihr Gesicht färbte sich rot.
„So ein Mistkerl“, dachte sie, „Ich wette, er wusste, dass Malfoy hier oben ist und hat mich benutzt. Er brauchte einen Grund, um hier her zu kommen.“
Sie war wütend. Das hätte sie ihrem Freund wirklich nicht zugetraut. Nur wegen ihm war sie jetzt in Schwierigkeiten. Trotzdem konnte sie ihn nicht verraten.
„Warum hat Potter hier rumgeschnüffelt? Los, rede endlich.“
„Er hat nicht rumgeschnüffelt. Glaubst du wirklich, du bist so wichtig, dass Harry nichts Besseres zu tun hat, als dir hinterher zu laufen?“ sagte sie selbstsicher.
Dann schaute sie in sein Gesicht.
Er sah überrascht aus, doch seine Augen spiegelten Zorn wieder.
„So solltest du wirklich nicht mit mir reden, wenn du solche Schmerzen wie damals im Zug nicht noch einmal erleben möchtest“ sagte er bedrohlich. „Was macht Potter hier?“
„Es geht dich nichts an“ spie Ginny ihm entgegen, „Aber sei beruhigt, er ist sicher nicht wegen dir hier.“
Sie hoffte, dass Malfoy ihr glaubte, denn wenn nicht, würde er Harry sicher suchen und zur Rede stellen. Und sie wollte sicher gehen, dass sie die Erste war, die Harry fand. Sie würde sich schließlich nicht gefallen lassen, so ausgenutzt zu werden.
„Ich hoffe, du lügst mich nicht an“ flüsterte Malfoy, „denn das könnte unangenehm für dich werden.“
Ginny schüttelte den Kopf. Sie hatte das Gefühl, Malfoy überzeugt zu haben. Doch dann fiel ihr etwas ein…
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