von Jo Thompson
Und es geschah nur ein paar Tage vor jener Nacht. Jener Nacht, die alles verändern würde. Jener Nacht, in der ein weiterer grossartiger Zauberer diese Welt verlassen würde.
Es war ein wunderschöner Freitag. Die Sonne schien und der See wirkte blauer denn je. Es kostete jeden Schüler eine Menge Überwindung aufzupassen und nicht aus dem Fenster zu sehen. Harry war besonders schlimm dran. Morgens starrte er noch verträumt nach draussen, aber je näher der Abend desto nervöser wurde er. Er rutschte auf seinem Stuhl umher und beantwortete jede Frage falsch. Er war sogar so hibbelig, dass selbst Ron es nicht aushielt und ihm den Ellbogen mit voller Wucht in die Seite rammte. Das hatte allerdings nur den Effekt, dass Harry bei jeder Bewegung aufstöhnte. Nach Verwandlung war es so weit. Hermine rastete aus. Okay, sie wartete damit, bis Ron auf dem Klo war, aber trotzdem.
„Wirst du jetzt gefälligst damit aufhören?“ Sie liess Harry keine Zeit zum antworten. „Ich weiss ja, dass du nervös bist wegen deinem Stelldichein, aber das geht zu weit, verstanden?“
„Äääh, Stelldichein?!“
Hermine verdrehte die Augen: „Dein Rendez-Vous mit Ginny, du Schlaumeier! Hör mir doch zu. Ich hab dir doch gesagt, dass es keinen Grund gibt nervös zu sein, und ausserdem, wer sagt denn, dass ihr es heute wirklich macht?“
Harry sah sie alarmiert an. „Hat sie etwas gesagt?“ Er wusste, dass Hermine und Ginny gut befreundet waren.
Hermine lächelte. Ginny hatte ihr gesagt, dass Harry sie wegen heute gefragt hatte. Also, er hatte nicht gesagt, dass er mit ihr schlafen wollte, aber Ginny war schlau genug gewesen um von selbst drauf zu kommen. Sie hatte ihr erzählt, wie nervös Harry gewesen war, als er sie gefragt hatte, ob sie am Freitag schon was vorhabe. Fast so, als wären sie nicht zusammen und er würde sie um ein Date fragen.
Hermine wusste, dass Harry, wenn er nervös war unglaublich schnell sprechen konnte. Die Frage musste wohl so geklungen haben: „Hasstuamfreitawavor?“ Hermine lächelte breiter.
„Oh nein, sie weiss es, oder? Oh Merlin und Agrippa, sie findet es total plump oder?“
„Nein, sicher nicht!“ Sie fand es amüsant, dass Harry so Panik schob, aber vor allem fand sie es total unnötig. Sie stellte sich vor, was Ron in dieser Situation sagen würde. Bestimmt so was wie: „Hey Alter, lass mal die Panik stecken und zisch in Ruhe n Butterbier.“
„Aber sie weiss es, oder?“ Harry sah sie mit bettelnden Augen an.
Hermine spielte für Harry Ron, seit er mit Ginny zusammen war. Harry konnte Ron nicht mehr die ganzen Probleme erzählen, obwohl Hermine bezweifelte, dass der eine grosse Hilfe gewesen wäre, aber trotzdem... Was Hermine vor allem erstaunlich fand, war die Tatsache, wie oft die beiden über so was gesprochen hatten. Sie hatte immer gedacht, Jungs würden so was für sich behalten, aber wenn es darum ging dem jeweils anderen von seinen Erfahrungen zu erzählen, wurde wohl getratscht und geklatscht wie im Waschsalon.
„Oder? Oder? Oder?“, nervte Harry mit einem verzweifelten Gesicht.
„Hey Alter, lass mal die Panik stecken und zisch in Ruhe n Butterbier“, erwiderte Hermine und versuchte Rons schleppenden Tonfall hinzubekommen, wobei sie allerdings kläglich versagte.
Harry sah sie verdutzt an. „Was war das denn?“
„Das sollte Ron sein. Nicht gut?“
„Nicht gut.“
„Egal, hör zu Harry, es wird alles gut gehen, aber hör auf Erwartungen zu haben. Weder an dich noch an sie. Und schlaf nur mit ihr, wenn du wirklich willst.“
Harry sah fast ein wenig beleidigt aus. Fast, als hätte sie seine Männlichkeit in Frage gestellt. Er hatte Hermine nie erzählt, dass er damals im Griffindor Schlafsaal nicht mit Ginny hatte schlafen wollen. Das hatte Ginny ihr gesagt. Und sie hatte ihr auch erzählt, dass sie gleich am ersten Abend die drei Worte zu ihm gesagt hatte, doch er hatte nichts erwidert. Ginny war zwar der Meinung gewesen, dass seine Reaktion darauf besser gewesen war, als jedes Geständnis, aber Hermine wusste, dass Ginny hoffte, er würde es heute zu ihr sagen. Die wichtigste Nebensache der Welt war ihr anscheinend gar nicht so wichtig.
Harry sah währenddessen verlegen zu Boden. Hermine seufzte.
„Hör mal, ihr werdet diese ganze Sache hinbekommen, und ihr werdet zusammen bleiben. Sicher!“ Vorerst vielleicht, aber es war wohl richtig gewesen, dass Hermine Wahrsagen abgewählt hatte.
Auf alle Fälle verfehlten diese Worte ihre Wirkung nicht. Harry atmete durch und sah sie dann an. „Danke.“
Hermine lachte. „Keine Ursache.“
Sie sahen sich an und lächelten beide. Dann kam Ron. Misstrauisch sah er sie an. „Was macht ihr?“
„Ich bringe Harry gerade bei, im Unterricht stillzusitzen.“
„Das schaffst du eh nicht.“
„Klar schaff ich das“, sagte Hermine selbstbewusst.
„Nee, das kriegst du nicht hin, Mädel.“
„Wie hast du mich gerade genannt?“
„Ääh, Mädel?“
„Was soll das denn?“
„Ehm nichts, ich dachte nur ?Alter' sei unpassend.“
„Ich bin kein Mädel, ich -“
„Ach, bist du nicht?“ Ron grinste.
„Neein, so meinte ich das nicht, ich -“
„Wie dann?“
„Unterbrich mich gefälligst nicht, dann sag ich's dir!“
So langsam fand Harry, dass es an der Zeit war, einzugreifen: „Leute! Leute, wir sollten gehen, die nächste Stunde fängt gleich an.“
Überrascht blickten die beiden Streithähne zu ihm und gleich darauf auf die Uhr. Sofort wurde Hermine hektisch: „Los, los, los! Oh Merlin, das schaffen wir nie. In zwei Minuten bis in den 3. Stock. Los bewegt euch.“
„Immer langsam Hermine, wir haben Zeit“, machte Ron einen auf cool.
„Zeit?“, japste Hermine empört.
Harry verdrehte nur die Augen: „Ich geb's auf!“
Als die Stunde zu Ende war, war Harry der erste, der aus dem Klassenzimmer raste. Hagrid war mittags abgereist und er hatte nun noch ungefähr dreieinhalb Stunden Zeit, um die Hütte ein wenig herzurichten.
Bei der Hütte angekommen, fiel ihm das erste Problem ein: Fang. Der Hund konnte unmöglich dabei sein.
Er ging hinein und streichelte dem riesigen Saurüden über den Kopf, dann gab er ihm zu Fressen. Während er dasass und dem Hund zusah wie er sein Futter frass, überlegte er was Ginny sich wohl wünschen würde. Frauen standen doch auf Kerzen, Blumen, Rosenblätter und solche Sachen, aber irgendwie bezweifelte er, dass Ginny das wichtig war. Er sah sich in der Hütte um. Der Boden war schmutzig und die Küche sah schrecklich aus. Hier merkte man, dass Hagrid weder richtig zaubern konnte, noch eine Frau hatte. Harry beschloss, erst mal aufzuräumen und sauber zu machen. Zuerst nahm er sich die Küche vor. Er hexte die Fliesen sauber und verräumte das Geschirr in den Schrank. Dann versuchte er den Boden zu reinigen, aber Fang war dabei ein grosses Hindernis. Kaum hatte Harry einen Fleck weggeputzt, schon sabberte Fang einen anderen hin. Eins war klar, der Hund musste raus. Harry suchte verzweifelt nach einem Knochen. Er fand keinen, allerdings sah er, dass die Vorratskammer prallgefüllt war. Er konnte ja für Ginny kochen. Jaa, das war die Idee. Er wusste, dass Ginny nicht Kochen konnte, aber er würde das schon hinbekommen. Oft genug hatte er für die Dursleys Frühstück machen müssen, da würde er doch wohl auch ein Abendessen hinbekommen, oder?
Er entschied sich, es zu versuchen. Er schnappte sich ein Steak aus dem Vorrastschahrank und lockte so Fang nach draussen. Dann band er ihn an die Stange an der vor drei Jahren der Hippogreiff Seidenschnabel angebunden gewesen war.
Dann ging er wieder rein. Ihm bleiben noch drei Stunden. Als der Boden sauber war, sah er sich die Wände an. Das Holz war an vielen Stellen braun geworden und um den Kamin herum war es gänzlich Schwarz. Er versuchte es mit verschiedenen Putzzaubern, doch alles was geschah, war, dass sich in den schwarzen Flecken hellere Stellen zeigten. Er merkte, dass es aussichtslos war und wandte sich der wichtigsten Sache zu: Dem Bett. Es war so gross, dass problemlos vier Personen darin Platz gehabt hätten, aber es müffelte und die Bezüge sahen schlimm aus. Er durchsuchte die Hütte nach neuem Bettzeug und fand schliesslich auch welches. Es sah aus, als wäre es noch nie benutzt worden. Harry vermutete, dass Hagrid es geschenkt bekommen hatte und es dann schlichtweg vergessen hatte.
Es ging eine Weile, bis er es geschafft hatte, den zirkuszeltgrossen Bezug über das Bett zu bekommen. Dann versuchte er, die Felle, die auf dem Bett lagen, samtig zu bekommen. Es waren ungefähr fünf Stück. Drei davon verbannte er unters Bett, denn sie fühlten sich mehr stachelig als sonst was an. Am Ende war er dennoch ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis. Es sah einladend aus und die zwei übrigen Felle schimmerten goldig und weich.
Dann machte er sich in der Essecke zu schaffen. Die Tischdecke liess er so, auch wenn sie voller Flicken war und alt aussah. Es gab dem ganzen etwas Gemütliches, fand er. Er suchte Geschirr raus und fand sogar Teller ohne Sprünge. Glücklich betrachtete er sein Werk. Er hatte sogar ein paar schöne Kerzen in die Mitte des Tisches gestellt. Jetzt fehlte nur noch das Essen.
Er ging zum Vorratschrank und griff sich Nudeln und die zwei restlichen Steaks. Was konnte man dazu noch machen? Salat? Ginny hasste Salat. Sie nannte es ?fades Grünzeug'. Eine Suppe? Vielleicht, aber so wie es aussah, gab es bei Hagrid so was wie Fertigsuppe nicht und Harry hatte nicht den blassesten Schimmer, wie man Suppe ohne Fertigpackung kochte. Schlussendlich entschied er sich für Karotten.
Schon nach zehn Minuten merkte Harry, dass er es nicht hinbekommen würde. Ein Herd mit Feuer war schliesslich etwas ganz anderes als die moderne Elektroküche bei den Dursleys. Die Karotten hatte er zwar geschnitten, aber er wusste weder wie würzen, noch wie kochen. Bei den Nudeln war das Wasser übergekocht und die Steaks waren innen noch Roh und aussen schon fast schwarz. Ginny würde in einer halben Stunde hier sein und er bekam nicht mal die Nudeln hin. Was war er doch für ein Versager. Konnte zwar gegen Voldemort kämpfen, aber er bekam nicht mal ein einfaches Abendessen für seine Freundin hin. Das würde doch sogar Neville schaffen. Oh Merlin, was wenn Ginny ihn für Neville verlassen würde? Panisch schnappte er nach Luft. Dann wurde ihm bewusst, wie bescheuert das war und atmete zweimal tief durch. „KREACHER!“, rief er dann.
Knall. „Ihr habt gerufen, Meister Harry?“
„Hi, Kreacher. Hör mal, ich brauche deine Hilfe. Könntest du mir helfen Abendessen zu kochen.“
„Für wie viele Personen, Meister?“
„Zwei.“
„Jawohl, Meister.“
Harry hätte schwören können, dass der Hauself für einen Augenblick spöttisch gelächelt hatte.
Man konnte vieles über Kreacher sagen, aber er verstand etwas von seinem Handwerk, auch wenn es in den vielen Jahren der Einsamkeit gelitten haben musste. Nach einer Viertelstunde duftete es in der Hütte herrlich und nach zwanzig Minuten war alles aufgetischt.
„Danke sehr, Kreacher!“
„Meister.“
Harry überlegte fieberhaft, wie er sich erkenntlich zeigen konnte, doch ihm fiel nichts ein, was dem Hauself gefallen könnte. Schliesslich entschloss er sich, ihm nächstes Jahr etwas aus dem ehrwürdigen Haus der Blacks mitzubringen.
„Du darfst gehen, Kreacher.“
Der Elf verbeugte sich, und verschwand. Harry glaubte ihn noch etwas von wegen Unfruchtbarkeit murmeln zu hören, aber er war sich nicht sicher. Auf jeden Fall war nun alles bereit.
Er sah aus dem Fenster und erkannte eine Gestalt mit rotem Haar auf die Hütte zulaufen. Sein Herz klopfte schneller. Ginny! Er bemerkte, dass sie keine Schuluniform trug. Augenblicklich sah er an sich herunter. Er hatte immer noch seinen Schulumhang an. Seine Krawatte war gelockert und seine Hose vom Kochen bekleckert. „Na toll“, dachte er, „Du siehst mal wieder Klasse aus Harry.“
Er entschied sich, den Umhang und die Krawatte auszuziehen.
Nun stand er in der schwarzen Hose und dem weissen Hemd mit dem Griffindor-Logo vor dem Spiegel. Nervös fuhr er sich durchs Haar. Es sah noch viel strubbeliger aus, als sonst. Oder bildete er sich das nur ein? Er knüpfte das Hemd noch ein wenig weiter auf, so dass seine Haut ein bisschen mehr zum Vorschein kam.
Da klopfte es an der Tür. „Einen Moment!“, rief er und stopfte hastig seine Krawatte und denn Umhang unters Bett. Dann ging er zur Tür. Er atmete tief durch, dann öffnete er sie.
Okay, erst mal danke für die vielen Kommis und entschuldigung wegen der langen Wartezeit. Und nochmal sorry: ich weiss s ist ein fieser Cliff und ich hab gesagt ihr kriegt diesmal den langersehnten Teil, aber ich trau mich einfach nicht so recht an diese wichtige Sache ran... Aber sagen wir mal, wenn ihrs bis zu 198 Kommis schafft, bekommt ihr das nächste Chap schon nächsten Mittwoch! :)
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