von Jo Thompson
Für den Kerl, der mein Ron ist.
Hermine hatte ungefähr zwei Stunden lang neben dem dreckigen Wäschekorb gesessen, einmal war Neville rein gekommen, aber er hatte sie gar nicht bemerkt. Dann war Ron gekommen. Er hatte verschämt geguckt und wegen Seamus gefragt. Ob er was bemerkt hatte, Seamus habe nämlich die ganze Zeit so komisch geguckt und ihm am Ende sogar die Hand geschüttelt und gratuliert.
Bei diesen Worten war Hermine in lautes Gekicher ausgebrochen. So laut, dass Ron ihr den Mund zuhalten musste, bis sie sich beruhigt hatte.
„MMMHHM!“
„Ist was, Hermine?“
„MMMHHM!!!“
„Wa - Autsch!“
Er zog die Hand weg. „Du hast mir in die Hand gebissen, du Biest!“
„Biest? Du hast mir den Mund zugehalten!“
„Ja, du hättest ja auch die anderen geweckt!“
„Hätte ich nicht!“
„Klar hättest du!“
„Hör mal, hältst du mich für so unverantwortlich?“
„Nein, aber...“
„Na, also!“, sagte Hermins selbstbewusst, „ausserdem sind die Mauern hier so dick, da könnte man sonst was machen.“
„Sonst was?“ Ron grinste.
„Oh Merlin, Ron, reiss dich zusammen!“
Und er wurde rot, er wurde tatsächlich rot, obwohl sie es ihm vorhin fast besorgt hätte, wurde er rot. Hermine kicherte. Sie fand das wirklich süss!
„Du wirst noch was bekommen, Ronnie, aber jetzt gibt's nur einen Gutenachtkuss.“ Sie sagte das in demselben Tonfall, wie eine Mutter, die ihrem Kind erklärt, dass es vor dem Abendessen keine Süssigkeiten gibt.
Er lächelte. Sie sah ihn an, und bemerkte den roten Fleck an seinem Hals. „Oh, oh!“
„Was ist?“
„Du hast da was am Hals.“
„Was? Wo?“
Er drehte sich um und starrte in den Spiegel. „Oho!“, machte er, und grinste.
Sie verstand diesen Kerl echt nicht, mal schüchtern, dann wieder nicht. Hermine zog den Zauberstab.
„Was machst du da?“, fragte Ron.
„Ihn weg!“
„Oooh nein, das wirst du schön bleiben lassen.“
„Aber -“
„Wenn du schon nicht willst, dass wir das mit uns rumerzählen, übrigens ich hab immer noch keinen Plan warum nicht, dann lass mich wenigstens...“, er stockte, „... mit was von dir rumlaufen.“
Hermine wusste nichts zu entgegnen. Vielleicht wollte Ron auch einfach nur mit dem Knutschfleck angeben, aber schon diese Aussage machte die Sticheleien, die sie zu hören bekommen würde, wieder wett. „Na schön!“
Ron grinste stolz.
„Aber wenn jemand fragt -“
„Ja, schon klar, s war niemand!“
„Gut!“
„Wollen wir nicht -“
„NEIN.“
„Aber -“
Hermine seufzte und verdrehte die Augen. Dann tat sie das einzige, was in diesem Fall wirksam war: Sie küsste ihn. Kurz und flüchtig, aber doch liebevoll und zärtlich. Dann wisperte sie: „Gute Nacht. Schlaf gut.“
„Das werd ich sicher“, antwortete Ron.
Hermine drehte sich noch mal um und lächelte ihm zu, dann ging sie.
Am nächsten Morgen bemerkte Anfangs keiner was. Erst beim Frühstück, als Ron sich gerade eine halbe Tonne Rührei unter viel Gegrunze und Geschmatze rein schob, bemerkte Harry den rätselhaften Fleck an Rons Hals.
„Äääh, Ron, du hast da was.“
„Ach ja, wo?“
„Hier“, zeigte Harry. „Moment mal, ist das etwa...?“
Ron antwortete nicht, sondern schaufelte sich die nächste Gabel rein.
Ginny, die neben ihrem Bruder sass, beugte sich vor und beäugte ihren Bruder neugierig. Dann grinste sie. „Jaa, das ist eindeutig ein -“
„Oh, Ginny, hör mal, kannst du mir vielleicht, ääh, ne Feder leihen? Ich hab meine verloren.“
Ginny sah sie verblüfft an. Seit wann verlor Hermine was? Dann hellte sich ihre Mine auf. Na logisch. Aber hielten die beiden Harry wirklich für so blöd? Sie fand das Versteckspiel sowieso blöd, und sie verstand auch nicht so ganz, warum Hermine es geheim halten wollte. (Zwei Jahre später würde sie von Hermine erfahren, dass sie es damals selbst nicht gewusst hatte. „Es war wohl zum einen Intuition und zum anderen die Spannung“, sagte sie. „Die Spannung ein Geheimnis zu haben.“)
Auf jeden Fall hielt sie Hermine eine zerschlissene Feder hin, dann warf sie ihrem Bruder einen bedeutungsschweren Blick zu, den dieser allerdings gar nicht zu bemerken schien (Toast mit Speck) und küsste Harry zum Abschied. Auch der war abgelenkt. Sein Blick wanderte von Hermine zu Ron und wieder zurück. Ron hatte von Lavender nie einen Knutschfleck gehabt, das heisst, gehabt hatte er schon welche, aber die hatte er immer verschwinden lassen. Und jetzt nicht. Hatten seine Freunde etwa was miteinander? Es war das letzte Mal für lange Zeit, dass er Gelegenheit hatte, sich über die zwei Gedanken zu machen. Ginny, das war eines der Themen, welche ihn beschäftigten und das Nachsitzen bei Snape, wegen der Malfoy Sache nahm noch zusätzlich Zeit in Anspruch. Die Horcruxe, und natürlich das Generve von Hermine, war ebenfalls etwas, was ihm täglich durch den Kopf ging. In den kommenden Wochen würde Hermine nämlich immer sehr darauf bedacht sein, dass Ginny mehr lernte und was fast noch schlimmer war, sie ging sich immer öfters in die Bibliothek, um, zu Harrys grösstem Missfallen, etwas über den Halbblutpprinzen herauszufinden.
So wurde es Juni und Harry und Ginny hatten immer weniger Gelegenheit sich zu treffen, doch dann kam Hagrid.
„Eh, Harry“, grüsste er, als er den Dreien in der Eingangshalle über den Weg lief.
„Hi, Hagrid, was machst du denn hier?“
„Ooch, muss zu Dumbledore. Will Urlaub machen“, antwortete Hagrid, beinahe ein wenig verschämt.
„Urlaub machen?“
„Jaah, nächsten Freitag, bis Sonntagabend.“
„Wieso das denn?“
„Ooch, ich fahr nach Frankreich.“
„Frankreich?“, mischte sich Hermine ein, die bis jetzt nur daneben gestanden und sich mit Ron wegen McGonagall gekabbelt hatte.
(„Die spinnt doch, die alte Vettel, uns soviel aufzugeben!“
„Na hör mal, das ist ihr Job. Wir wollen ja schliesslich was lernen.“
„Ach wollen wir das?“
„Jaa, stell dir vor, es gibt tatsächlich Leute, die freiwillig in die Schule gehen.“
„Was sind n dass für Leute?“
„Ääh, wir zum Beispiel.“
„Ach, wir machen das freiwillig?“
„Jaa...“
„Warum?“
Darauf folgte nur Augenverdrehen.)
Hagrid nickte zur Antwort, und Hermine kicherte. Ron schaute sie erstaunt an. „Was ist denn?“
„Na überleg doch mal. Wer wohnt noch mal in Frankreich?“
„Ääh, Fleur?“
Hermine blickte ihn säuerlich an. Harry lachte und sagte an Hagrid gewandt: „Du besuchst doch wohl nicht Madame Maxime?“
„Und wenn? Wird doch wohl noch n Paar alte Freunde besuchen dürfen, oder?“
„Jaa klar, alte Freunde.“ Die drei grinsten sich an.
„Na, auf jedn Fall wollt ich jemanden von euch fragn ob er Fang füttern könnt...“
„Klar“, sagte Harry, „mach ich.“
Hermine sah ihn schief von der Seite an. Und als Hagrid verschwunden war, und sie immer noch nicht aufhörte, fragte Harry ungeduldig: „Was ist denn?“
Hermine lächelte süffisant und hob die Brauen. „Naa, die Hütte steht zwei Nächte lang leer. Du weißt aber schon, dass sie lernen muss!“
Harry presste die Lippen zusammen. Ron starrte verwirrt von einem zum andern. „Was meinst du damit?“
Hermine zuckte mit den Schultern und lief in die grosse Halle.
„Was meint sie damit?“
Harry sah ihn an und war froh, dass er es nicht wusste. „Komm, lass uns was essen.“
„Au ja, klasse, bin schon fast am verhungern!“
Das wirkte eben immer.
Die Hütte würde leer stehen. Für zwei Nächte! Wenn das keine Gelegenheit war. Harry musste sich eingestehen, dass Hermine Recht hatte. Also nicht, dass Ginny lernen musste, dass tat sie ohnehin schon zu genüge. Es war eher Hermines Tipp gewesen, der ihn auf diese Gedanken gebracht hatte.
Er und Ginny allein in der Hütte... Vielleicht ein paar Kerzen und ein bisschen Romantik. Natürlich, er würde die Hütte herrichten müssen, und das würde einige Zeit in Anspruch nehmen, aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr verfestigte sich der Gedanke in seinem Kopf. Er würde mit Ginny schlafen.
Hermine ahnte, was in Harrys Kopf vorging. Während des ganzen Mittagessens und in den Nachmittagslektionen sprach er wenig und starrte verträumt durch die Gegend.
Sie würde ihm allerdings nicht helfen. Also, sie würde Ginny nichts sagen, aber sie würde auch nicht Schmiere stehen oder so. Das hatte sie sich vorgenommen. Ausserdem war sie irgendwie eh dagegen. Klar die Hütte, das hörte sich erstmal gut an, aber man wusste nie, und es war halt auch verflucht nahe am Verbotenen Wald. Aber sollte Harry das doch machen. Vielleicht hatte sie ja dann auch ein wenig Ruhe mit Ron. Tatsächlich hatten die beiden sich nicht alleine treffen können, seit der Sache im Gryffindor Schlafsaal. Also sie hatten ab und zu zwei Minuten wenn Harry weg war. Knutschend in einer dunklen Ecke.
Manchmal fragte Hermine sich, warum sie es geheim hielt. Aber sie war davon überzeugt, dass sie das Richtige taten. Sie fühlte es einfach.
Sie merkte, dass es Ron nervte, aber er hatte sich nicht mehr beschwert. Klar, er hatte ein paar Mal eine Bemerkung fallen lassen, wenn Ginny und Harry öffentlich knutschten, aber es war wohl weniger der Neid als das ?unzüchtige' Verhalten seiner Schwester. Als er Hermine davon erzählt hatte, konnte diese nur die Augen verdrehen. Sie hatte ?Lav-Lav' gemurmelt und Ron den Mund gehalten.
Eigentlich hatte sich zwischen ihnen nicht viel geändert. Es war genau so, wie Hermine es sich immer gewünscht hatte. Weder ihre täglichen Kabbeleien, noch ihre unterschiedlichen Meinungen hatten sich geändert. Das war, was Hermine gefürchtet hatte.
Auch wenn sie es sich selbst nicht eingestehen wollte: Sie liebte das Streiten mit Ron. Es war einfach herrlich. Blöd und lustig zugleich. Auch wenn sie sich noch so nervte, der Kerl konnte sie doch wieder zum Lachen bringen.
Aber sie merkte auch ganz deutlich, dass sie mehr Macht über ihn hatte als früher. Sie fand es äusserst amüsant.
Die drei waren draussen gewesen, am See und Hermine hatte ihre Freunde abgefragt. Alle drei hatten ihre Umhänge nicht dabei, weil es so warm gewesen war und trugen so nur Hemd und Hose, beziehungsweise Rock.
Dann hatte es angefangen wie aus Kübeln zu schütten. (Ron: „Scheisse, es pisst!“) Sie waren so schnell wie möglich ins Schloss zurückgerannt, aber als sie in der Eingangshalle angekommen waren, waren sie alle drei klatschnass. Natürlich hatte das Peeves wieder als Wasserballon-Einladung empfunden und sie alle drei bombardiert. Spätestens da klebten ihnen die Klamotten am Körper und die weissen Blusen wurden äusserst durchsichtig.
Natürlich hatte Hermine ausgerechnet an diesem Tag einen schwarzen BH an und man sah ihn komplett durch. Ihr Hemd klebte an ihrem Körper wie eine zweite Haut und Ron lief der Sabber förmlich aus dem Mund. Na ja, das Bild wurde einigermassen zerstört, als Peeves einen Ballon nach Ron warf, der genau an seinem Ohr zerplatzte. Auch Hermine kam nicht so einfach davon: Ein knallroter Ballon landete genau auf ihrem Hintern.
Harry kam nicht umhin zu grinsen. „Tja, auch Geister sind Männer“, war sein Kommentar dazu.
Hermine blickte ihn säuerlich an und wie auf Kommando flog ein Ballon auf Harry zu. Harry hechtete zur Seite und landete prompt in einer Pfütze zu Slughorns Füssen. Das Wasser spritzte auf und der teure Umhang seines Zaubertranklehrers war durchnässt.
„Nun Mr. Potter, ich schätze zwar ihren Einsatz, aber das hätte nun wirklich nicht sein müssen.“
Harry rappelte sich auf: „Natürlich Professor, tut mir Leid.“
Ron grinste und Hermine schüttelte den Kopf. Slughorn trocknete sich mit seinem Zauberstab. Gerade nahm Peeves ein paar Fünftklässlerinnen, unter denen auch Ginny war, ins Visier. Die Mädchen um sie herum stoben auseinander, doch sie blieb stehen. Als dann ein pinker Wasserballon auf sie zuraste, zog sie blitzschnell den Zauberstab und lenkte den Ballon auf Peeves zu. Der flog durch ihn durch und er lachte gackernd: „Muahhahaha, das Weiblein klein vom Potterlein, das mag nicht den Peeves-Reim.“
„Stimmt, du erbärmlicher Poltergeist! Aber ich sag dir was: Wer so verzweifelt reimt, dem bald kein - Oh, guten Tag Herr Baron!“
Peeves schoss herum, und als er nichts sah, und sich wieder zu Ginny umdrehte, hatte die sich schon Harry geschnappt und war die Treppe raufgerannt.
Slughorn sah den beiden nach und schmunzelte. Er sah, dass Hermine das gleiche tat. Sein Blick flog zu Ron. Wie gebannt starrte er Hermine von der Seite an.
Ihr Hemd schien durch und man konnte ihre Konturen mehr als deutlich erkennen.
„Miss Granger, Sie sollten sich vielleicht was anderes anderes Anziehen, sonst wird Mr. Weasley zu einem sehr leichten Ziel für Peeves.“
Überrascht Blickte Hermine an sich runter. Dann sah sie Ron an. Sein Mund stand offen und er starrte - nun, sagen wir mal - ihren Oberkörper an.
„Ron! Ron!“
„Was ist?“
„Sie mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!“
„Tu ich doch!“
„Jaa, aber Ron, stell dir vor, ich hab auch schöne Augen.“
„Oooh, ja, ähh, ich meine natürlich!“, rettete er sich und zwang sich nicht dauernd auf ihre Brüste zu glotzen. „Oh, scheisse!“
„Was?“
„Kopf runter!“
Der nächste Ballon von Peeves flog durch den Raum sie duckten sich. Dann packte Ron Hermine an der Hand und zog sie die Treppe rauf. Auch, als sie schon lang nicht mehr rannten, liess er ihre Hand nicht los.
Okay, erstens tut mir echt Leid, dass ihr so lange auf dieses Schrott-Chap warten musstet. Das nächste wird dann das Ersehnte sein! Hoffe, ich krieg trotzdem ein paar Kommis...
Glg, Jo
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